Straßenbahn Santa Teresa

Triebwagen 11 des Bondinho in der Rua Joaquim Murtinho (2008)

Die Straßenbahn Santa Teresa im gleichnamigen Stadtteil von Rio de Janeiro in Brasilien besteht seit dem 19. Jahrhundert und ist ein Wahrzeichen der südamerikanischen Großstadt. Neben der Straßenbahn Braunschweig ist sie die weltweit letzte mit einer Spurweite von 1100 Millimetern. Von 2011 bis Anfang 2016 war der Betrieb unterbrochen. In Brasilien werden elektrische Straßenbahnen als Bonde bzw. verniedlicht Bondinho bezeichnet, als letzte im Land wird die Straßenbahn Santa Teresa mit dem Ausdruck „Bondinho“ gleichgesetzt.[1]

Geschichte

Triebwagen des Bondinho bei der Fahrt über den Aqueduto da Carioca

Die Bahn ist seit 1877 kontinuierlich in Betrieb, wurde anfänglich von Pferden gezogen, jedoch bereits 1896 elektrifiziert. Sie ist damit die älteste elektrische Bahn Südamerikas. Zunächst verkehrte sie in Santa Teresa zwischen Largo do Curvelo im Osten und Largo da França im Westen. 1890 erfolgte eine Verlängerung in westlicher Richtung bis zur Estação Silvestre, 1896 in östlicher Richtung über das ehemalige Aquädukt Aqueduto da Carioca aus dem 18. Jahrhundert (häufig „Arcos da Lapa“ genannt). In den 1950er Jahren begann der schrittweise Abbau des in seiner Blütezeit sehr weitläufigen Straßenbahnnetzes in Rio de Janeiro. Bis 1967 wurden bis auf die zwei Linien nach Santa Teresa alle Strecken stillgelegt.

Gleisplan des Bondinho und der Corcovado-Bergbahn
Vollbesetzter Straßenbahnwagen an der Haltestelle Carioca (2010)

Zuletzt fuhr die Straßenbahn ab der Endhaltestelle nahe der Praça Felix Laranjeiras im Stadtteil Centro über den Carioca-Aquädukt und via Rua Joaquim Murtinho sowie Largo do Curvelo zum Largo do Guimarães. Dort führt eine kurze Stichstrecke zum Betriebshof Talleres del bondinho de Santa Teresa mit dem Museu do Bonde, und die Linie teilt sich. Ein Streckenzweig führt nordwestlich zum Largo das Neves, der andere in südwestlicher Richtung via Praça Odilo Costa und Largo da França bis Dois Irmãos.

Ab dem Innenstadthaltepunkt muss bezahlt werden, unterwegs darf auf den Wagen aufgesprungen werden, wobei nicht gezahlt werden muss. Allerdings besteht weder ein Anspruch auf einen Sitzplatz, noch darauf, dass die Bahn anhält, wenn man absteigen will.

Aufgrund eines schweren Unfalls im August 2011, der sechs Tote zur Folge hatte, ist der Betrieb der Straßenbahn seither eingestellt. Im November 2013 startete ein auf 110 Millionen Real budgetiertes Projekt für die Beschaffung neuen Rollmaterials und für die Sanierung der Strecke.[2] Es war geplant, ab März 2014 das Teilstück von der nördlichen Endstation via Carioca-Äquedukt und Rua Joaquim Murtinho bis zum Largo do Curvelo in Betrieb zu nehmen. Bis zum Beginn der Fußballweltmeisterschaft (in Rio de Janeiro ab 15. Juni 2014) sollte ein zweites Teilstück bis zur Praça Odylo Costa folgen, bis Jahresende der letzte Streckenabschnitt bis zum Bahnhof Silvestre.[3] Die Bauarbeiten haben sich allerdings soweit verzögert, dass Ende Mai 2014 davon ausgegangen wurde, den regulären Verkehr auf dem ersten Streckenabschnitt frühestens im August aufnehmen zu können.[4] Nach weiteren Verzögerungen wurde gehofft, die Bahn im Laufe des Jahres 2015 wieder in Betrieb nehmen zu können, rechtzeitig vor den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro.[5] Nach ersten Testfahren zu Beginn des Jahres 2016 dauert es vermutlich noch bis zum Jahr 2017, bis die komplette Strecke wieder regelmäßig befahren wird.[6] Inzwischen sind zwei Linien im Betrieb. An jeder Haltestelle stehen Betriebsangehörige zu Auskünften und Hilfestellungen bereit.

Fahrzeuge

Wagen 17 ist ein Replikat aus dem Jahr 2014

Im Jahr 2010 waren sieben zweiachsige Triebwagen vorhanden, von denen jeweils zwei im Einsatz stehen. Die Seiten der früher grün, mittlerweile kräftig gelb lackierten Fahrzeuge sind offen, die Öffnungen können mit braunen Stoffrollos verschlossen werden. Die Wagen weisen 32 Sitzplätze auf Holzbänken auf, sie beziehen den Fahrstrom über Stangenstromabnehmer aus einer Oberleitung. Die Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h wird selten ausgefahren, durchschnittlich waren die Fahrzeuge mit 20 km/h unterwegs.[1]

2013 wurden beim brasilianischen Hersteller T'Trans 14 historisierende Neubauten bestellt. Ende 2014 waren fünf (Nummern 16 bis 20) dieser Replikate ausgeliefert.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Santa Teresa Tramway – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Solveig Flörke: Die Gelbe von Rio. In: Straßenbahn Magazin. Nr. 3, 2010, S. 54 ff.
  2. Santa Teresa terá bondes de volta em 2014, diz governo. Editora Abril SA, 8. November 2013, abgerufen am 14. Juni 2014 (portugiesisch).
  3. Bondes de Santa Teresa voltam a functionar em junho de 2014. Empresa Brasil de Comuicaçao, 8. November 2013, abgerufen am 14. Juni 2014 (portugiesisch).
  4. Novo bonde de Santa Teresa entra em fase de testes na fábrica. Governo do Rio de Janeiro, 28. Mai 2014, abgerufen am 14. Juni 2014 (portugiesisch).
  5. Bondinho de Santa Teresa passa por testes. In: O Dia. 29. September 2014, abgerufen am 1. Oktober 2014 (portugiesisch).
  6. „Tudo Bem“: Rückkehr von Rios beliebter Bimmelbahn. In: tagesschau.de. 6. Januar 2016, abgerufen am 6. Januar 2016.

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Bondinho de Santa Teresa na Estação Carioca 02.jpg
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Bondinho de Santa Teresa na Estação Carioca
BondeAndRackRailwayRioDeJaneiro2005.png
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Gleisplan der Bonde und der Corcovado-Zahnradbahn in Rio de Janeiro 2005
Packed tram 11 climbing Rua Murtinho on Rio de Janeiro's Santa Teresa line in 2008.jpg
Autor/Urheber: AHLN, Lizenz: CC BY 2.0
Santa Teresa Tram car 11, packed with a full load of passengers, climbing a steep section of Rua Joaquim Murtinho about 300 metres west of the junction with Rua Muratori, westbound.
Arcos lapa visto santa teresa.jpg
Autor/Urheber: Halleypo, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Arcos da Lapa visto de Santa Teresa. Fotografia tirada do Museu da Chácara do Céu com teleobjetiva.
At Rio de Janeiro 2019 512.jpg
(c) Photograph by Mike Peel (www.mikepeel.net)., CC BY-SA 4.0
T'Trans-built replica-vintage tram 17 just west of Largo do Guimarães on Rio de Janeiro's Santa Teresa Tramway, en route to Dois Irmãos.