Stolec (Dobra)

Stolec
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Stolec (Polen)
Stolec
Basisdaten
Staat:Polen
Woiwodschaft:Westpommern
Powiat:Police
Gmina:Dobra
Geographische Lage:53° 33′ N, 14° 19′ O
Höhe:15 m n.p.m.
Einwohner:243 (2013[1])
Postleitzahl:72-003
Telefonvorwahl:(+48) 91
Kfz-Kennzeichen:ZPL
Wirtschaft und Verkehr
Straße:LubieszynDobieszczynNowe Warpno
Eisenbahn:(kein Bahnanschluss)
Nächster int. Flughafen:Stettin-Goleniów



Stolec (deutsch Stolzenburg) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es ist ein Teil der Landgemeinde Dobra (Daber) im Powiat Policki (Pölitzer Kreis).

Geographische Lage

Stolec liegt im östlichen Vorpommern, etwa 14 Kilometer westlich der Stadt Police (Pölitz) und 22 Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums von Stettin.

Geschichte

Schloss des ehemaligen Ritterguts Stolzenburg.
Stolzenburg südlich des Stettiner Haffs, nordwestlich von Stettin und westlich der Stadt Pölitz auf einer Landkarte von 1905.
Dorfkirche.
Stele zum Gedenken an Jürgen Bernd Wilhelm v. Ramin, † 1792.

Vom 13. bis ins 16. Jahrhundert hinein hatte die Familie von Blanckenburg Stolzenburg als Besitz. 1544 verkaufte Erasmus von Blankenburg Stolzenburg als Lehn-Rittergut an die Familie von Ramin.[2] Zu Lebzeiten des Landrats Jürgen Bernd von Ramin († 1775), der Teile des Gutsbezirks von Gläubigern einlöste, wurde der Gutsbezirk Stolzenburg zu einem der größten und wirtschaftlich erfolgreichsten im Landkreis Randow.[3] Um 1865 gab es in dem Gutsbezirk Stolzenburg außer den landwirtschaftlichen Betrieben eine Glashütte, bereits 1663 gegründet, für die Massenproduktion grüner Glaswaren, drei Teeröfen, eine Ziegelei, eine Spiritus-Brennerei und eine Bockwindmühle.[2]

1869 mussten die Ramin das Gut aufgeben und es ging in der Folge durch verschiedene Hände, darunter auch der Sohn des „Kleinbahnkönigs“ von Pommern Lenz. 1929 wurde die Produktion in der Glashütte eingestellt. Letzter Besitzer des 2000 ha großen Gutes war 1945 Franz Stock.[4]

Anfang der 1930er Jahre hatte die Gemarkung der Gemeinde Stolzenburg eine Flächengröße von 24,4 km², und auf dem Gemeindegrund standen zusammen 43 Wohngebäude an 13 verschiedenen Wohnorten:[5]

  1. Altes Mühlengrundstück
  2. Arbeitergehöft Eichfeuer
  3. Böhningshof
  4. Entepöhl
  5. Forsthaus Eichfeuer
  6. Forsthaus Thur
  7. Kleinbahnhaltepunkt Stolzenburg
  8. Lenzen
  9. Oberförstereigehöft Stolzenburg
  10. Seeberg
  11. Seemühle
  12. Stolzenburg
  13. Ziegelei

Im Jahr 1925 wurden in der Gemeinde Stolzenburg 454 Einwohner gezählt, die auf 97 Haushaltungen verteilt waren.[5]

Das Dorf mit dem Gut gehörte bis 1939 zum Landkreis Randow. Bei der Auflösung des Kreises Randow im Jahre 1939 kam es zum Landkreis Ueckermünde. Hier gab es oft Verwechselungen, denn im Landkreis Ueckermünde gab es damals bereits einen Ort namens Stolzenburg nordwestlich von Pasewalk, der seit 1962 in die Gemeinde Schönwalde eingemeindet ist. 1939 betrug die Einwohnerzahl des Dorfes 287.

Bis 1945 war Stolzenburg Haltepunkt an der Bahnstrecke StövenDaberHinterseeNeuwarp der Randower Bahn.

Das Dorf gehört zu den Teilen Pommerns, die nach dem Zweiten Weltkrieg unter polnische Verwaltung gestellt wurden. Die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben und durch polnische Bürger ersetzt. Lediglich die früher bedeutungsvolle Stolzenburger Glashütte blieb bei Deutschland. Sie bildete bis 1999 die selbständige Ortschaft Glashütte und ist heute Teil der Gemeinde Rothenklempenow.

Nach 1945 errichteten die Polnischen Grenztruppen (WOP) in Stolec einen Wachturm. Bis 1992 gab es hier einen staatlichen Landwirtschaftsbetrieb (PGR).

Entwicklung der Einwohnerzahl

  • 1862: 235[6]
  • 1925: 454, darunter 79 Katholiken[5]
  • 1933: 306[7]

Kirche

Die vor 1945 in Stolzenburg anwesende Bevölkerung gehörte mit großer Mehrheit dem evangelischen Glaubensbekenntnis an. Unter den 1925 gezählten 454 Einwohnern befanden sich 375 Protestanten und 79 Katholiken.[5]

Dorfkirche

Das Kirchengebäude, eine Backsteinkirche mit einem Fachwerkturm, wurde von 1731 bis 1735 dank der Initiative von Jürgen Bernd von Ramin errichtet. Der barocke Altar wurde 1735 von Erhard Löffler geschaffen, der auch die Altäre in der Nachbarkirche in Böck und in der Jakobi-Kirche in Stettin schuf.

Über 200 Jahre war die Kirche evangelisches Gotteshaus. 1945 wurde sie entschädigungslos zugunsten der polnischen katholischen Kirche enteignet.

Evangelische Kirchengemeinde

Stolzenburg war ein eigenständiges Kirchspiel, in das die Filialkirche Blankensee und die Orte Eichfeuer, der Ausbau von Entepöl, Pampow und die Stolzenburger Glashütte eingepfarrt waren. Auf Wunsch und Arrangement des damaligen Randower Landrates Jürgen Bernd von Ramin wurde im Jahre 1732 der Pfarrsitz von Stolzenburg nach Blankensee verlegt. Er ließ in Blankensee auf eigene Kosten ein Pfarrhaus bauen. Bis 1937 behielt die Pfarrei den Namen Kirchspiel Stolzenburg, erst danach erhielt es die Bezeichnung Stolzenburg-Blankensee. Pfarrsitz blieb Blankensee, das zum Kirchenkreis Pasewalk im Westsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union gehörte. Im Jahre 1940 zählte das Kirchspiel 1826 Gemeindeglieder. Das Kirchenpatronat hatte zuletzt Rittergutsbesitzer Franz Stock inne, der auch im Nachbarkirchspiel Böck ein Mitspracherecht hatte.

Heute werden die evangelischen Kirchenmitglieder vom Pfarramt der St. Trinitatiskirche in Stettin (ehemals St. Gertrudenkirche) in der Diözese Breslau der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen betreut.

Evangelische Pfarrer

Bis 1732 war Stolzenburg Pfarrsitz, danach wechselte er nach Blankensee:

  1. Jürgen Bähr, 1618
  2. Franciskus Maaß, bis 1656
  3. Philipp Reimarus, 1657–1693
  4. Johann Friedrich Kanzow, 1695–1731
  5. Johann Jakob Schaukirch, 1732–1738
  6. Jakob Wittke, 1738–1741
  7. Georg Amtsberg, 1742–1758
  8. Johann Christoph Schütze, 1758–1801
  9. Christoph Leonhard Ludwig Spangenberg, 1802–1843[8]
  10. Wilhelm Jordan, 1843–1853
  11. Gustav Hermann Dittmar, 1854–1872
  12. Franz Emil Julius Kapp, 1873–1890
  13. Wilhelm August Louis Hökel, 1892–1916
  14. Max Lesko, 1916–1926
  15. Christreich Reck, 1927–1936
  16. Günther Knaak, 1937–1945

Römisch-katholische Kirchengemeinde

Die seit 1945 in dem Dorf angesiedelten polnischen Bürger sind überwiegend römisch-katholischer Konfession. Die Dorfkirche wurde Filialkirche der katholischen Pfarrei Dobra (Daber), ebenso wie die Kirche in Rzędziny (Nassenheide). Die Pfarrei Dobra gehört zum Dekanat Szczecin-Pogodno im Erzbistum Stettin-Cammin.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Hans Moderow: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart, Teil I: Der Regierungsbezirk Stettin. Stettin 1903.
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtuns Vor- und Hinterpommern. Teil I: Allgemeine Einleitung und die Beschreibung des Preußischen Vorpommern, Stettin 1779, S. 234–235, Nr. 66 (Online).
  • Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Flechsig-Buchvertrieb, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-439-X, S. 364
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 2, Anklam 1865, S. 1713–1718 (Online)

Weblinks

Commons: Stolec – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Główny Urząd Statystyczny, Online-Abfrage als Excel-Datei: Portret miejscowości statystycznych w gminie Dobra (Szczecińska) (powiat policki, województwo zachodniopomorskie) w 2013 r. Fortschreibung des Zensus 2011 (polnisch, abgerufen am 21,01,2016)
  2. a b Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 2, Anklam 1865, S. 1713-1718.
  3. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtuns Vor- und Hinterpommern. Teil I: Allgemeine Einleitung und die Beschreibung des Preußischen Vorpommern, Stettin 1779, S. 234-235, Nr. 66.
  4. Hubertus Neuschäffer: Vorpommerns Schlösser und Herrenhäuser. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft 1993, S. 188, ISBN 3-88042-636-8
  5. a b c d Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Gemeinde Stolzenburg im ehemaligen Kreis Randow in Pommern. (2011).
  6. Berghaus (1865), S. 1714.
  7. Michael Rademacher: Pommern – Kreis Randow. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Spangenberg Eduard Otto in der Datenbank Saarland Biografien.

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(c) Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
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