Stinkstrauch

Stinkstrauch

Stinkstrauch (Anagyris foetida)

Systematik
Ordnung:Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie:Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie:Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Tribus:Thermopsideae
Gattung:Anagyris
Art:Stinkstrauch
Wissenschaftlicher Name
Anagyris foetida
L.
Illustration
Blätter
Blüten

Der Stinkstrauch, auch Stinkholz oder Stinkbaum (Anagyris foetida),[1] ist eine Pflanzenart aus der Gattung Anagyris in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Sie ist im Mittelmeerraum verbreitet.[2]

Beschreibung

Fruchtstand
Hülsenfrucht und Samen

Vegetative Merkmale

Der Stinkstrauch wächst als laubabwerfender, wintergrüner und trockenheitstoleranter, reich verzweigter Strauch oder selten als kleiner Baum, der Wuchshöhen von 1 bis 4 Metern erreicht.[3][4][5][6] Er ist dornenlos.[4][5] Pflanzenteile, besonders die Laubblätter, sind übelriechend.[4][5] Er ist im Sommer blattlos und blüht im Herbst und Winter.[2][7] Die Borke ist gräulich und im Alter rissig bis furchig.[8][9]

Die wechselständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert. Der behaarte und bis 2 Zentimeter lange Blattstiel ist oberseits rinnig.[5] Die Laubblätter des Stinkstrauch (Anagyris foetida) erinnern an jene des Goldregens (Laburnum anagyroides). Die Blattspreite ist dreizählig unpaarig gefiedert. Die fast sitzenden bis kurz gestielten, ganzrandigen, 3–7 Zentimeter langen Blättchen sind schmal-eiförmig bis -lanzettlich bis elliptisch oder schmal verkehrt-eiförmig, -eilanzettlich, spitz bis stumpf, manchmal eingebuchtet, mit stachelspitzigem oberen Ende,[3] bewimpert und unterseits seidig behaart.[4][5][10][11] Sie sind öfters leicht eingefaltet. Die zwei kleinen Nebenblätter sind verwachsen.[3]

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Dezember bis Mai.[4] In seitenständigen oder stammblütigen, kaulifloren,[2][12] relativ kurzen, traubigen Blütenständen[3] befinden sich bis zu 12 hängende Blüten. Die seidig behaarten Blütenstiele sind bis 1 Zentimeter lang.[2][4][5][12]

Die duftlosen,[2] zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind zu einem 8 bis 10 Millimeter langen, glockenförmigen und seidig behaarten, gräulich-weißen,[2] gezähnten Kelch verwachsen. Die gelbe Blütenkrone ist 18 bis 25 Millimeter lang und besitzt die typische Form einer Schmetterlingsblüte. In der Blütenkrone beträgt der Winkel zwischen Fahne und Flügeln sowie Schiffchen nur 15° bis 30°.[2] Die dunkel gefleckte und eingefaltete[12] Fahne ist 12 bis 16 Millimeter lang und 20 bis 18 Millimeter breit, das obere Ende ist stumpf. Die Fahne ist nur etwa halb so lang wie das Schiffchen. Die Flügel sind 18 bis 22 Millimeter lang und nur 5,5 bis 8 Millimeter breit.[4][5] Die 10 ungleichen Staubblätter, mit verschiedenen Antheren, sind frei. Der gestielte und längliche Fruchtknoten ist leicht seidig behaart.[5] Die minimale Narbe ist pinselförmig.[13] Es ist ein Diskus im Kelch vorhanden.[2][12][14]

Die gegliederte, geschnäbelte und mit einem kurzen Karpophor gestielte Hülsenfrucht mit beständigem Kelch ist 6 bis 20 Zentimeter lang sowie 1,5 bis 3 Zentimeter breit, kahl, flach und an beiden Enden spitz.[4][5] Die Frucht öffnet sich oder auch nicht und enthält bis 8 Samen.[10] Die bohnen- und leicht nierenförmigen, bis 1–1,5 Zentimeter großen und abgeflachten, harten, glatten Samen sind violett und teils gelblich gefleckt.[3][5][12]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18.[15]

Vorkommen

Anagyris foetida ist im Mittelmeerraum verbreitet.[2] Es gibt Fundortangaben für Marokko, Tunesien, das nördliche Algerien, nördliche Libyen, Saudi-Arabien, Jemen, Zypern, den westlichen-zentralen Iran, den nördlichen Irak, Israel, das westliche Jordanien, Libanon, das westliche Syrien, die Türkei, Albanien, Griechenland, Kreta, Kroatien, Italien, Sardinien, Frankreich, Korsika, Sizilien, Spanien und Portugal.[16][17] Im südlichen Australien ist sie ein Neophyt.[18]

Der Stinkstrauch wächst an Felshängen, in Macchien, an Straßenrändern meist in Meeresnähe. Er kommt auch öfter aus Kultur verwildert vor.[4]

Taxonomie

Die Erstveröffentlichung von Anagyris foetida erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, S. 374.[19]

Inhaltsstoffe

Aus Blättern des Stinkstrauches wurden Anagyrin, Baptifolin, Isorhamnetin und Syringin-4-O-β-D-glucopyranosid extrahiert. Von den ersten drei wurde ihre Zytotoxizität nachgewiesen. Außerdem wurden Scopoletin und das Cumarin-Derivat 5-Hydroxy-7-methoxycumarin isoliert.[20] Daneben sind viele weitere Inhaltsstoffe, wie Cytisin, enthalten.[21][22]

Nutzung

Das Holz, Stinkholz, des Stinkstrauchs wurde früher wegen seiner Giftigkeit zur Herstellung von Lanzen und Pfeilspitzen verwendet.[13] Pflanzenteile des Stinkstrauch wurden auch als Heilmittel genutzt.[4] Die Samen und die Blätter dienen als Brech- oder Abführmittel, dies ist schon bei Plinius und Dioskurides erwähnt.[23][24]

Literatur

  • Alois Pokorny: Österreichs Holzpflanzen. 1864, S. 387 f.
  • G. López González: Guía de los árboles y arbustos de la Península Ibérica y Baleares. 2ª Edición, Mundi-Prensa, 2004, ISBN 84-8476-210-6, S. 350 f.
  • Ana Ortega-Olivencia, Pilar Catalán: Systematics and evolutionary history of the circum-Mediterranean genus Anagyris L. (Fabaceae) based on morphological and molecular data. In: Taxon. Volume 58, Issue 4, 2009, S. 1290–1306, doi:10.1002/tax.584018, PDF.
  • Marilena Idžojtić: Dendrology. Academic Press, 2019, ISBN 978-0-12-819644-1, S. 73.
  • Eduard Winkler: Vollständiges Real-Lexikon. Erster Band: A–L, Brockhaus 1840, S. 84 f.
  • V. H. Heywood, P. W. Ball: Leguminosae. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 2: Rosaceae to Umbelliferae, 1968, ISBN 0-521-06662-X, S. 85 f, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.

Weblinks

Commons: Stinkstrauch (Anagyris foetida) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thesaurus of Agricultural Organisms. Volume One: A to M, Derwent, Chapman and Hall, 1990, ISBN 0-412-37290-8, S. 56.
  2. a b c d e f g h i Ana Ortega-Olivencia, Pilar Catalán: Systematics and evolutionary history of the circum-Mediterranean genus Anagyris L. (Fabaceae) based on morphological and molecular data. In: Taxon. Volume 58, Issue 4, 2009, S. 1290–1306, doi:10.1002/tax.584018, PDF.
  3. a b c d e V. H. Heywood, P. W. Ball: Leguminosae. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea, Volume 2: Rosaceae to Umbelliferae, 1968, ISBN 0-521-06662-X. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. a b c d e f g h i j Peter Schönfelder, Ingrid Schönfelder: Die neue Kosmos-Mittelmeerflora. Franckh-Kosmos-Verlag Stuttgart 2008. ISBN 978-3-440-10742-3. S. 200.
  5. a b c d e f g h i j Datenblatt bei Flora Vascular.
  6. Guy Dovrat et al.: Drought-adapted plants dramatically downregulate dinitrogen fixation: Evidences from Mediterranean legume shrubs. In: Journal of Ecology. Volume 106, Issue 4, 2018, S. 1534–1544, doi:10.1111/1365-2745.12940.
  7. Anagyris foetida – an underutilized Mediterranean nitrogen-fixing shrub. auf regenerag.org, 12. April 2018.
  8. Bernd Kendzior: Die wild wachsenden Fabaceae der maltesischen Inseln. Dissertation, Uni Marburg, 2008, (PDF; 10,5 MB).
  9. Baumkunde (Bilder).
  10. a b Pokorny: 1864.
  11. Malta Wild Plants (Bilder).
  12. a b c d e Marilena Idzojtic: Dendrology.
  13. a b G. López González: Guía de los árboles y arbustos de la Península Ibérica y Baleares.
  14. Francisco J. Valtueña et al.: Nectar Production in Anagyris foetida (Fabaceae): Two Types of Concentration in Flowers with Hanging Droplet. In: International Journal of Plant Sciences. 168(5), 2007, S. 627–638, doi:10.1086/513482, online auf researchgate.net.
  15. Anagyris foetida bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
  16. Anagyris foetida im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 25. Januar 2022.
  17. Datenblatt Anagyris foetida bei International Legume Database Information Service = ILDIS – LegumeWebWorld Database of Legumes, Version 10.38, 2010.
  18. Datenblatt Anagyris foetida (Fabaceae) bei Global Compendium of Weeds - HEAR.
  19. Anagyris foetida bei Tropicos.org. In: 2022-01-25. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
  20. G. Innocenti, S. Dall'Acqua, G. Viola, M. C. Loi: Cytotoxic constituents from Anagyris foetida leaves. In: Fitoterapia. Band 77, 2006, S. 595–597, doi:10.1016/j.fitote.2006.06.012.
  21. F. A. Bisby u. a.: Phytochemical Dictionary of the Leguminosae. Volume 1, Chapman & Hall, 1994, ISBN 0-412-39770-6 (2 Bände), S. 71 f.
  22. Ernst Schmidt: Ausführliches Lehrbuch der Pharmaceutischen Chemie. Dritte Auflage, Zweiter Band, Vieweg, 1896, S. 1479.
  23. P. H. List, L. Hörhammer (Hrsg.): Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 4. Auflage, Dritter Band: Chemikalien und Drogen (Am–Ch), Springer, 1972, ISBN 978-3-642-80563-9 (Reprint), S. 71 f.
  24. Roderich König (Hrsg.): Plinius Naturkunde. 2. Auflage, Sammlung Tusculum, Bücher XXVI/XXVII, Patmos, 2007, ISBN 978-3-7608-1606-7, S. 292 f.

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