Stimme der Frau
Die Stimme der Frau war eine Zeitschrift der kommunistischen Frauenbewegung in Österreich. Sie war die älteste Frauenzeitschrift Österreichs und erschien von 1945 bis 1993.
Geschichte
Die Stimme der Frau erschien als Wochenzeitschrift im Wiener Globus-Verlag, dem Parteiverlag der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ). Sie wurde anfangs vom Zentralen Frauenkomitee der KPÖ herausgegeben, später vom Bund Demokratischer Frauen Österreichs.
Die erste Ausgabe erschien am 27. Oktober 1945 in einer Auflage von 50.000 Exemplaren. Erste Chefredakteurin war die Pharmazeutin und frühere Spanienkämpferin Renée Dürmayer (1907–1978).[1][2] In der Redaktion arbeiteten im Laufe der Jahre verschiedene ehemalige Widerstandskämpferinnen mit, darunter Anna Hornik-Strö(h)mer (1891–1966)[3][4] und Gertrude Springer (1922–2015).[5]
Über die Anfangsphase der Zeitschrift berichtete die antifaschistische Widerstandskämpferin Irma Schwager auf einem Symposium der Alfred Klahr Gesellschaft am 16. April 2005 in Wien. In ihrem Referat Kommunistische Frauenpolitik in der Nachkriegszeit beschrieb sie diese Zeit folgendermaßen:
„Die Artikel behandelten Probleme des Friedens und der Frauenrechte bis zur praktischen Hilfe und Beratung (Kochen, Nähen, Mode, Erziehung, Lesestoff usw.). Der größte Teil der Auflage wurde von uns Kommunistinnen – den so genannten Werberinnen wöchentlich zu den Frauen verschiedensten Alters und unterschiedlichster Herkunft gebracht. So konnten viele persönliche Kontakte hergestellt werden.“[6]
Neben trivialen Alltagsthemen waren politische Themen, die Bewahrung des Friedens und die Durchsetzung und Stärkung der Frauenrechte zentrale Themen der Zeitschrift. Am 20. März 1948 meldete der Wiener Kurier, das Landesgericht für Strafsachen in Wien habe die sofortige Beschlagnahme von Nummer 12 der Stimme der Frau angeordnet. Dies sei erfolgt „wegen des auf Seite 8 erschienenen Artikels Gedanken einer Frau zum Staatsvertrag“.[7]
Im August 1951 wurde ein Interview mit der Parteifunktionärin und Widerstandskämpferin Rosa („Rosl“) Kranz (1906–1965) veröffentlicht.[8][9] Auch andere bekannte Persönlichkeiten wie die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky (1897–2000), die als Mitglied der KPÖ an der Planung des Globus-Verlagsgebäudes beteiligt war und sich auch in der überparteilichen Friedensbewegung engagierte, publizierte in der Stimme der Frau.[10]
Als die KPÖ, der einzige Finanzier der Zeitschrift, 1993 die Subventionierung einstellte, konnte die Stimme der Frau nicht mehr fortgeführt werden. Die letzte Ausgabe erschien im März 1993 nach mehr als vier Jahrzehnten der Publikation. Die Funktion der Chefredakteurin hatte zuletzt Bärbel Mende-Danneberg inne.
Im November 1993 folgte die Gründung der Zeitschrift [sic!] Forum für feministische GangArten als Nachfolgeprojekt.[11]
Weblinks
- Eintrag zur Stimme der Frau in der Österreichischen Nationalbibliothek
- Stimme der Frau in der Zeitschriftendatenbank ZDB (ZDB-ID 642594-X)
Einzelnachweise
- ↑ Dürmayer Renée. In: BiografiA. Abgerufen am 18. November 2025.
- ↑ DÖW - Erinnern - Biographien - Spanienarchiv online – Spanienfreiwillige: D - Dürmayer, Renée, Mag. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Abgerufen am 18. November 2025.
- ↑ Gerhard Oberkofler: Für Brot und Frieden. In: zeitungderarbeit.at. 13. Juli 2024, abgerufen am 18. November 2025.
- ↑ Hornik Anna. In: BiografiA. Abgerufen am 18. November 2025.
- ↑ Gertrude Springer. In: gedenkort.at. Abgerufen am 18. November 2025.
- ↑ Irma Schwager: Irma Schwager: Kommunistische Frauenpolitik in der Nachkriegszeit. In: kpoe.at. 16. April 2005, abgerufen am 18. November 2025.
- ↑ Letzte Nummer der KP-Zeitschrift „Stimme der Frau“ beschlagnahmt. In: Wiener Kurier. 20. März 1948, S. 8 (Digitalisat).
- ↑ Im Waisenhaus faßte ich den Vorsatz. In: Stimme der Frau. Globus, Wien 25. August 1951 (Interview mit Rosa Kranz).
- ↑ Kranz Rosa. In: BiografiA. Abgerufen am 18. November 2025.
- ↑ Anna Stuhlpfarrer: Architektur. Politik. Geschlecht. Neue Perspektiven auf Leben und Werk Margarete Schütte-Lihotzkys. In: H-Soz-Kult. 13. März 2019, abgerufen am 18. November 2025.
- ↑ Martina Madner: Feminismus ist Kämpfen – auch ums eigene Überleben. In: derstandard.at. 1. Mai 2007, abgerufen am 18. November 2025.