Stiftung Datenschutz

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Die Stiftung Datenschutz wurde im Januar 2013 von der Bundesrepublik Deutschland als Stiftung privaten Rechts gegründet. Sie ist gemeinnützig und verfolgt keine gewerblichen Interessen. Die Stiftung wurde eingerichtet, um den Selbstdatenschutz der Bürger durch Aufklärungsmaßnahmen und Bildungsprogramme zu stärken.

Aufgaben der unabhängigen Einrichtung sind die Förderung des Schutzes der Privatsphäre und die Sensibilisierung für den Wert von Privatheit und persönlichen Informationen. Ziel ist die Etablierung eines Dialogforums, das Vorschläge für eine praxisgerechte und wirksame Datenpolitik entwickelt.

Vorgeschichte

Bereits im Koalitionsvertrag von 2009 hatten CDU/CSU und FDP die Gründung der Stiftung vereinbart. Wegen anhaltender Diskussionen über die Ausstattung und die genauen Aufgaben der Stiftung sowie die Besetzung und Kompetenzen der Gremien[1] verzögerte sich die Gründung mehrfach; die im Bundeshaushaltsplan 2011 eingeplanten 10 Mio. € mussten zunächst in eine Treuhandstiftung überführt werden.[2]

Sitz, Organe, Stiftungskapital

Die vom Bund gestiftete gemeinnützige und rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts hat ihren Sitz in Leipzig. Stiftungsorgane sind der die Geschäfte führende Vorstand, der die Geschäftsführung überwachende Verwaltungsrat und der beratende Beirat. Gründungsvorstand ist der Jurist Frederick Richter,[3] zuvor Referent der FDP-Bundestagsfraktion für Rechtspolitik und davor Referent beim Bundesverband der Deutschen Industrie.[4] Die Stiftung wurde von der Bundesrepublik Deutschland als Stifterin mit einem Stiftungsvermögen von zehn Millionen Euro ausgestattet. Nach der Beschlussvorlage der Regierungskoalition zur Gründung der Stiftung konnten in den ersten fünf Jahren ihres Bestehens aus dem Stiftungskapital maximal 200 T€ für laufende Ausgaben entnommen werden.

Reaktionen auf die Gründung

Der Deutsche Bundestag hat die Stiftungsgründung mehrheitlich begrüßt;[5] in einem Gegenantrag wurde deutliche Kritik geäußert.[6] Diese bezog sich vor allem auf die Unabhängigkeit der Stiftung und ihre finanzielle Ausstattung. Die Opposition bezweifelte, dass mit der vorgesehenen finanziellen Ausstattung die satzungsgemäßen Aufgaben zu erfüllen sein würden.

Daten- und Verbraucherschützer kritisieren insbesondere die Besetzung des Beirates: Von den 34 Mitgliedern sollten nur drei von den Datenschutzbehörden benannt werden, zwei von der Verbraucherschutzseite; 14 Plätze sind für Vertreter der datenverwendenden Wirtschaft vorgesehen, bis zu 9 Sitze für Bundestagsabgeordnete.[7] Im November 2012 haben die Datenschutzbeauftragten von Bund und Ländern erklärt, dass sie ihre Sitze im Beirat solange nicht wahrnehmen werden, bis ihnen eine geänderte Satzung mehr Plätze zugesteht. Die Datenschutzbeauftragten monierten auch, dass sie nicht im z. T. zur Verschwiegenheit verpflichteten Beirat mitarbeiten könnten, da sie gleichzeitig für datenschutzrechtliche Beaufsichtigung u. a. von Stiftungen zuständig seien.[8] Die Stiftung Warentest, die Verbraucherzentrale und die Oppositionsparteien schlossen sich dem Boykott an.[4] Dennoch sehen die Datenschützer das Vorhaben noch nicht als endgültig gescheitert an.[9] Seit Frühjahr 2014 entsendet auch die SPD-Bundestagsfraktion Vertreter in den Stiftungsbeirat.[10] Seit Februar 2019 entsenden alle im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien Abgeordnete in den Stiftungsbeirat.[11]

Im Juni 2015 forderte die Bundesdatenschutzbeauftragte, die Bundesregierung müsse „Konzeption und Finanzierung der Stiftung neu überdenken“.[12]

Die aus der Bundestagswahl von 2017 hervorgegangene Große Koalition hat im Koalitionsvertrag festgelegt (S. 129), die Arbeit der Bundesstiftung fördern zu wollen.[13] Im November 2020 beschloss die Koalition schließlich eine Aufnahme der Stiftung in die institutionelle Förderung; im Bundeshaushalt 2021 wurde eine Zuwendung von 700.000 € festgelegt.[14]

Aktivitäten

Die Auftaktveranstaltung zu den Aktivitäten der Stiftung war im November 2013 eine Podiumsdiskussion zu Thema „Was ist uns Privatheit wert?“.[15] Seither versammelt die Stiftung im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe "DatenTag" regelmäßig prominente Expertinnen und Experten, um zu verschiedenen aktuellen Themen aus ihrem Tätigkeitsbereich zu diskutieren.[16]

Aufklärungsbemühungen richtete die Stiftung bereits an verschiedene Zielgruppen: Privatpersonen (Broschüre „Ihr gutes Recht im Datenschutz“[17]), Kinder (Themenspecial „Datenschutz“[18] in dem von den Landesmedienanstalten betriebenen Portal Internet-ABC[19]) und Beschäftigte in kleinen und mittelständischen Unternehmen (Broschüren zum Datenschutz in der betrieblichen Praxis[20]). Im Jahr 2015 beteiligte sich die Stiftung an einer Studie zum Datenschutz im Personalmanagement.[21]

Die Bedeutung der Datenschutz-Grundverordnung für Verbraucher, Wirtschaft, Datenschutzaufsichtsbehörden und Wissenschaft behandelte die Stiftung in einer öffentlichen Veranstaltung im Herbst 2015.[22]

Einen Blick in die Zukunft des Datenschutzes werfen Autoren wie Peter Schaar oder Sabine Leutheusser-Schnarrenberger im Sammelband „Zukunft der informationellen Selbstbestimmung“,[23] den die Stiftung Datenschutz im April 2016 vorlegt. In der Reihe "DatenDebatten" erschienen in den Folgejahren Bände zur Debatte um ein etwaiges Dateneigentum, zur digitalen Gesundheitsfürsorge und zum Datenschutz im vernetzten Fahrzeug.[24]

Im März 2017 legte die Stiftung die erste umfassende Studie zu Personal Information Management Services (PIMS) vor.[25] Softwarelösungen wie Personal Information Management Services (PIMS) speichern und verwalten persönliche Daten und schaffen so einen auf die Bedürfnisse des Users abgestimmten Schutz der Privatsphäre.

Die Stiftung hat in den Jahren 2017, 2018 und 2019 einen mit jeweils 5000 Euro dotierten Journalistenpreis für ausgewogene Berichterstattung zum Datenschutz verliehen. Erster Preisträger war im Oktober 2017 der Journalist Adrian Lobe, 2018 wurde Laura Cwiertnia ausgezeichnet.[26] Anlässlich der Bundestagswahl 2017 veröffentlichte die Stiftung erstmals eine Broschüre, mit der die Wahlkämpfenden dazu angehalten werden sollten, mit personenbezogenen Daten der Bürger sensibel und gesetzeskonform umzugehen; die Publikation "Datenschutz im Wahlkampf" wird seither regelmäßig aktualisiert.[27] Auch 2017 entstand aus einer Kooperation mit der Initiative D21 eine Broschüre zur digitalen Ethik.[28]

Das Recht auf Datenportabilität aus § 20 der DSGVO untersuchte die Stiftung in einem im Dezember 2017 abgeschlossenen Projekt.[29] Dabei entstand auch ein Erklärfilm,[30] der das Recht für Verbraucher veranschaulicht.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „DatenTag“[31] diskutierten im Januar 2018 die Spitzen von Datenschutz, Verbraucherschutz und Werbewirtschaft mit Vertretern des europäischen Parlaments den Stand des Gesetzgebungsverfahrens zur ePrivacy-Verordnung.[32]

Zum Start der Datenschutz-Grundverordnung im Mai 2018 hatte die Bundesstiftung die Informationsplattform "DSGVO-Info" eingerichtet, in der auf alle Kurzpapiere der Datenschutzaufsichtsbehörden und diverse weitere Handlungsanleitungen zur Umsetzung des neuen Datenschutzrechts von Kammern und Verbänden verlinkt war. Unter dieser Bezeichnung finden sich derzeit bei der Stiftung verschiedene eigene Papiere zu Einzelpunkten der DSGVO-Implementierung.[33]

Seit März 2019 hält die Bundesstiftung sämtliche Tätigkeitsberichte aller Datenschutzbehörden Deutschlands sowie der EU-Ebene im Zentralarchiv für Tätigkeitsberichte der Bundes- und der Landesdatenschutzbeauftragten sowie der Aufsichtsbehörden für den Datenschutz (ZAfTDa) bereit.[34] Darunter befinden sich mittlerweile über 600 Tätigkeitsberichte der deutschen und europäischen Datenschutzbehörden seit 1971.[35]

Seit Februar 2021 widmet sich die Stiftung Datenschutz zwei neuen Tätigkeitsschwerpunkten: Dem Datenschutz im Ehrenamt[36] und dem Verhältnis von Datenschutz und Gleichstellungsrecht.[37] Für Vereine und bürgerschaftlich Engagierte führte die Stiftung im März 2021 eine Webinar-Reihe mit der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt durch.[38]

Weblinks

Einzelnachweise, Anmerkungen

  1. Zeit online: Stiftung Datenschutz ist auf dem Weg zum Papiertiger, abgerufen am 6. Februar 2013
  2. Dimitri Immermann: Die Stiftung Datenschutz - Eine verfassungs-, stiftungs- und datenschutzrechtliche Betrachtung. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-8305-3793-9, S. 65 ff.
  3. https://www.stiftungdatenschutz.org/ueber-uns/personen
  4. a b Deutschlandradio: Streit um die Stiftung Datenschutz (Kommentar vom 31. Januar 2013)
  5. Antrag der Regierungsparteien zur Stiftungsgründung (PDF; 66 kB)
  6. Gegenantrag der Opposition zur Stiftungsgründung (PDF; 73 kB)
  7. Beirat der Stiftung, Stand Januar 2015 (Memento desOriginals vom 30. Juni 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/stiftungdatenschutz.org
  8. Spiegel online vom 9. November 2012: Verzicht auf Mitarbeit: Stiftung Datenschutz ohne Datenschützer
  9. Computerbild vom 20. Dezember 2012: Stiftung Datenschutz: Chance oder Desaster? (Memento desOriginals vom 1. Januar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.computerbild.de
  10. https://www.stiftungdatenschutz.org/ueber-uns/beirat
  11. Helmut Stoltenberg: Beirat der Stiftung Datenschutz. Abgerufen am 16. Mai 2021.
  12. Deutscher Bundestag – Datenschutzbericht vorgelegt. In: www.bundestag.de. Abgerufen am 8. Januar 2016.
  13. Bundesregierung | Koalitionsvertrag vom 14. März 2018. Abgerufen am 5. Juli 2018.
  14. Haushaltsausschuss: Drucksache19/23324 (S. 42). In: Ergänzung zu den Beschlussempfehlungen zum Haushaltsgesetz 2021. Deutscher Bundestag, 4. Dezember 2020, abgerufen am 16. Mai 2021.
  15. Podiumsdiskussion „Was ist uns Privatheit wert?“ 27. November 2013, abgerufen am 11. Dezember 2013.
  16. Stiftung Datenschutz: DatenTag - Stiftung Datenschutz. Abgerufen am 16. Mai 2021.
  17. Broschüre „Ihr gutes Recht im Datenschutz“. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Stiftung Datenschutz, archiviert vom Original am 22. Februar 2016; abgerufen am 30. November 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/stiftungdatenschutz.org
  18. Datenschutz | Hobby & Freizeit | Für Kinder | Internet-ABC. In: www.internet-abc.de. Abgerufen am 8. Januar 2016.
  19. Archivierte Kopie (Memento desOriginals vom 17. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.internet-abc.de
  20. Broschüren zum Datenschutz in der betrieblichen Praxis. (PDF) Abgerufen am 17. Mai 2021.
  21. HR und Datenschutz, Studie zum Datenschutz im Personalmanagement. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 24. April 2017; abgerufen am 10. Oktober 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bitkom-consult.de
  22. Podiumsdiskussion: „EU-Datenschutzgrundverordnung: Bleibt alles anders?“ Stiftung Datenschutz, 5. November 2015, abgerufen am 10. November 2015.
  23. Buch Zukunft der informationellen Selbstbestimmung. Abgerufen am 17. Mai 2021.
  24. Stiftung Datenschutz: DatenDebatten - Stiftung Datenschutz. Abgerufen am 16. Mai 2021.
  25. Studie "Neue Wege bei der Einwilligung im Datenschutz – technische, rechtliche und ökonomische Herausforderungen". Abgerufen am 17. Mai 2021.
  26. aberratio GmbH, Hamburg www.aberratio.de: Journalistenpreis der Stiftung Datenschutz: Deutsche Fachpresse. Abgerufen am 16. Mai 2021 (deutsch).
  27. Datenschutz im Wahlkampf. Abgerufen am 17. Mai 2021.
  28. Stiftung Datenschutz: Digitale Ethik. Abgerufen am 17. Mai 2021.
  29. Projektseite zum Recht auf Datenübertragbarkeit. Abgerufen am 17. Mai 2021.
  30. https://www.stiftungdatenschutz.org/fileadmin/Redaktion/Video/171127_SDS_ErklA__rfilm_Master__DE_Subs_.mp4
  31. https://www.datentag.de/
  32. „Grundrechte neu bewerten“: Debatte um ePrivacy-Verordnung bleibt von Extremen geprägt. Abgerufen am 5. Juli 2018.
  33. Stiftung Datenschutz: DSGVO-Themen - Stiftung Datenschutz. Abgerufen am 16. Mai 2021.
  34. Zentralarchiv für Tätigkeitsberichte der Bundes- und der Landesdatenschutzbeauftragten sowie der Aufsichtsbehörden für den Datenschutz. Abgerufen am 13. Mai 2021.
  35. Zentralarchiv für Tätigkeitsberichte der Bundes- und der Landesdatenschutzbeauftragten sowie der Aufsichtsbehörden für den Datenschutz - ZAfTDa. Stiftung Datenschutz, 19. März 2019, abgerufen am 25. März 2019 (Verwaltung aller Tätigkeitsberichte aller Datenschutzbehörden).
  36. Stiftung Datenschutz: Ehrenamt - Stiftung Datenschutz. Abgerufen am 16. Mai 2021.
  37. Stiftung Datenschutz: Datenschutz- und Antidiskriminierungsrecht - Stiftung Datenschutz. Abgerufen am 16. Mai 2021.
  38. Stiftung Datenschutz: Datenschutz im Ehrenamt: Webinare von Stiftung Datenschutz und DSEE. Abgerufen am 16. Mai 2021.

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