Stieglitz (Adelsgeschlecht)
Stieglitz ist der Name eines deutschen Reichsadelsgeschlechts, das auf eine bürgerliche protestantische Familie des Leipziger Patriziats zurückgeht. Davon zu unterscheiden ist die deutsch-jüdische Familie Stieglitz aus Arolsen, aus der Ludwig Stieglitz in den russischen Adelsstand erhoben wurde.
Geschichte
Als der Leipziger Ratsherr Christian Ludwig Stieglitz (1724–1772) 1765 in Wien gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm Ludwig um die Bestätigung seines Adels nachsuchte, beriefen sie sich darauf, dass ihr Vorfahr Bartholomäus Stieglitz, Bürgermeister in Pilsen, 1583 von Kaiser Rudolf II. als Stieglitz von Tschenkau (Čenkov) geadelt worden sei. Dessen Sohn Kaspar (nach anderen Quellen der Enkel: Melchior 1599–1659), sei im Dreißigjährigen Krieg als Protestant nach Sachsen geflohen, wo die Familie seither ansässig war. Im Adelsdiplom von 1765 wurde diese Ursprungssage anerkannt. Ausschlaggebend für die Nobilitierung war jedoch, dass Christian Ludwig und Wilhelm Ludwig, die Söhne des langjährigen Bürgermeisters Christian Ludwig Stieglitz (1677–1758), seit zwei Generationen zur führenden Bürgerschaft in Leipzig gehörten (vgl. Hohenthal, Richter). Im Adelsdiplom wird das „privilegio de non usu“ genannt. Dies nahm Christian Ludwig Stieglitz (1724–1772) wie auch sein gleichnamiger Sohn Christian Ludwig Stieglitz (1756–1836), als Mitglieder des Leipziger Rats in Anspruch. Erst der Vertreter der nächsten Generation, Christian Ludwig Stieglitz (1803–1854), der in der königlichen Residenzstadt Dresden lebte, suchte 1846 um die königlich-sächsische Anerkennung zum Tragen des Adelsprädikates nach, die ihm auch gewährt wurde. Die Familie besaß mit dem Stieglitzens Hof eins der größten Anwesen am Leipziger Markt, das Christian Ludwig Stieglitz (1677–1758) 1733 aus zwei vorhandenen Häusern zu einem zusammenziehen und mit einer Renaissance-Fassade versehen ließ.
Die Nachkommenschaft des Wilhelm Ludwig von Stieglitz, der seit 1778 kursächsischer Major war, hat im Herzogtum Sachsen-Altenburg fortbestanden, wo sie in Mannichswalde begütert war. Wilhelm Ludwigs Tochter Charlotte Sophie (1776–1839) heiratete 1799 den Dresdner Stadtgouverneur Heinrich Adolph von Gablenz (1762–1843) und wurde die Mutter des späteren österreichischen Generals Ludwig Karl Wilhelm von Gablenz. Durch Einheiraten in die erzgebirgische Hammerherrenfamilie von Elterlein wurde Wilhelm Ludwigs jüngster Sohn Christian Ludwig von Stieglitz zum Hammerwerksbesitzer auf Breitenhof und Neidhardtsthal. Zum Haus Mannichswalde gehört Thuisko von Stieglitz (1808–1881), der königlich-sächsischer Generalleutnant und Chef des General-Stabs wurde. Unter seinen Kindern heirateten die Töchter Charlotte (1866–1947) Karl Ludwig d’Elsa und Priska (1870–1947) 1893 Adolph von Carlowitz, letztere war die Mutter von Esther von Kirchbach. Der Sohn Georg von Stieglitz (1848–1912) wurde sächs. Generalleutnant, der Sohn Robert von Stieglitz (1865–1933) Diplomat und letzter sächs. Gesandter an den süddeutschen Höfen.
Heinrich Ludwig von Stieglitz (1762–1824), der jüngste Sohn von Christian Ludwig Stieglitz (1724–1772), heiratete 1802 die Irin Charlotte, geb. Atkinson, und wanderte 1802 nach Irland aus. Drei seiner sechs Söhne, Frederick Lewis, Francis Walter und Robert William von Stieglitz wanderten 1829 weiter nach Tasmanien aus und gehörten dort zu den ersten europäischen Pionieren und wurden zu bedeutenden Großgrundbesitzern. 1830 folgte ihnen Henry Lewis von Stieglitz (1808–1890), 1839 der jüngste Sohn Charles Augustus von Stieglitz (1819–1885).
Nach ihnen ist der Ort Stieglitz auf Tasmanien benannt, ebenso der verlassene Goldminen-Ort Steiglitz, Victoria, in Australien.
Standeserhebungen und Adelsanerkennungen
- Reichsadel: Diplom vom 5. Dezember 1765 für die Gebrüder Christian Ludwig Stieglitz, Ratsherrn in Leipzig und Wilhelm Ludwig Stieglitz, kursächsischer Premierlieutenant
- Königlich sächsische Adelsanerkennung: 1846 für Christian Ludwig Stieglitz, Appellationsrat in Dresden
Baron Stieglitz-Brockdorff
- Königlich dänisches Freiherrenpatent mit Namens- und Wappenvereinigung 1790 für Wilhelm Theophilus Stieglitz (* 1749; † 1802), verheiratet seit 1787 mit Baronesse Charlotte Amalie Brockdorff (* 1752; † 1811), geborene Baronesse Brockdorff, Erbtochter der Baronie Scheelenborg, geschiedene Baronin Buchwald-Brockdorff. Er war landgräflich hessen-kasselscher Forstjunker und starb am 5. August 1802 in Pyrmont (Niedersachsen). Das Ehepaar Stieglitz-Brockdorff hinterließ keine Söhne, die Familie auf Baronie Scheelenborg wurde aber über eine Tochter, Sophie Frederica Baronesse Stieglitz-Brockdorff (* 1790; † 1874), verheiratete Baronin Juel-Brockdorff (Iuel-Brockdorff), in weiblicher Linie fortgesetzt.[1][2]
Besitzungen in Deutschland
- Stieglitzens Hof in Leipzig
- Mannichswalde
- Schloss Langburkersdorf in Neustadt in Sachsen 1884–1916[3]
- Friedenthal bei Hildburghausen 1896–1930
Wappen
Wappen der geadelten Patrizier Stieglitz
Schild der Länge nach geteilt: rechts in Gold ein auf einem unten aus der Teilungslinie hervorkommenden, grünen Strauch (Distelstrauch) sitzender, nach rechts sehender Stieglitz (Distelfink) und links in Silber ein auf einem grünen Hügel aufrecht stehender, links sehender, gekrönter, roter Adler mit ausgebreiteten Flügeln, der im Schnabel drei blaue Blumen trägt. Auf dem Schild steht ein gekrönter Helm, aus dem zwischen einem offenen, von Silber und Rot, mit gewechselten Farben, quer geteilten Adlersfluge, ein im Ellbogen nach rechts gekrümmter, geharnischter Arm aufwächst, der in der Faust ein Schwert mit goldenem Griff nach oben und links schwingt. Die Helmdecken sind rechts blau und golden, links rot und silbern.
Wappen der baltischen Barone Stieglitz
Die baltisch-russischen Barone Stieglitz, ursprünglich aus Arolsen, führen ein ähnliches Wappen: Schild geteilt und unten gespalten; oben in Blau ein goldenbewehrter, rotgezungter schwarzer Adler, aus der Teilungslinie wachsend; unten vorne in Rot drei (1:2) goldene Bienen, hinten in Silber ein schräglinker grüner Distelzweig, oberhalb mit vier, unterhalb mit drei roten Blüten, auf der untersten der oberhalben Blüten stehend und linksgekehrt, ein naturfarbener Stieglitz; auf dem Schild die (französische) Baronskrone, darauf der Helm mit rechts blau-silbernen, links rot-silbernen Decken, gekrönt mit der gleichen Baronskrone.[4]
Wappen der dänischen Barone Stieglitz-Brockdorff
Das Wappen Stieglitz-Brockdorff ist gleich dem der Barone Vietinghoff-Scheel, von denen die später brockdorffsche Baronie Scheelenborg ursprünglich stammt. Der kurländische Stamm der Vietinhoffs führt im Hauptschild des vermehrten Baronswappens (und in der Helmzier) in Blau eine goldene Mitra und erinnert damit an die Bischofskandidatur ihres Stammvaters von 1404/1405, der schwarze Doppeladler in Gold ist ein kaiserliches Gnadenzeichen der Vietinghoffs, im Herzschild eine Variante des vietinghoffschen Stammwappens, in Gold ein roter Schräglinksbalken, belegt mit drei silbernen Jakobsmuscheln. Baronskrone auf dem Hauptschild und auch die Schildhalter, zwei braune Greife, entstammen dem Vietinghoffschen Baronswappen. Auf der Baronskrone über dem Hauptschild des Wappens der Barone Stieglitz-Brockdorff vorne aber einwärts gekehrt ein geflügelter silberner Fisch (Wappentier der Brockdorffs), die untere Spitze der Schwanzflosse auf der dritten vorderen Perle der siebenperligen Baronskrone, hinten ein naturfarbener Stieglitz (Wappentier der Familie Stieglitz), stehend auf der fünften Perle.[1][2]
Bedeutende Vertreter
- Christian Ludwig Stieglitz (1677–1758), deutscher Jurist, Ratsherr und Bürgermeister
- Christoph Ludwig Stieglitz (1687–1768), deutscher lutherischer Theologe.
- Christian Ludwig Stieglitz (1724–1772), deutscher Jurist, Ratsherr und Mineraloge
- Christian Ludwig Stieglitz (1756–1836), deutscher Jurist, Ratsherr und Dompropst
- Christian Ludwig Stieglitz (1803–1854), deutscher Jurist, Historiker und Freimaurer
- Frederick Lewis von Stieglitz (1803–1866), australischer Pionier[5]
- Karl Rawdon von Stieglitz (1893–1967), australischer Landbesitzer, Historiker und Autor[6]
- Thuisko von Stieglitz (1808–1881), königlich-sächsischer Generalleutnant
- Georg von Stieglitz (1848–1912), königlich-sächsischer Generalleutnant, auf Burkersdorf[7]
- Caroline Elisabeth Gräfin von Schwerin-Zinzow,[8] geborene Priŝka von Stieglitz (1883–1966), Gutsbesitzerin von Mannichswalde
- Klaus von Stieglitz (1924–2011), Pfarrer, Superintendent, Schriftsteller
- Sylvia von Stieglitz (* 1955), deutsche Politikerin
Literatur
- Sir Bernard Burke: A genealogical and heraldic history of the colonial gentry. Band 1. Harrison, London 1891, S. 383 f.
- Christoph Franke: Genealogisches Handbuch des Adels. B (Briefadel), Band XXIV, Band 129 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 2002, S. 380–431. ISBN 3-7980-0829-9.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel, 1925. Justus Perthes, Gotha 1924.
- Petr Mašek: Šlechtické rody v Čechách, na Moravě a ve Slezsku od Bílé Hory do současnosti. II. Band (N-Ž). Argo Praha 2010, S. 304–305. ISBN 978-80-257-0294-9.
- Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch des Adels. B (Briefadel), Band XI, Band 57 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1974. ISBN 3-7980-0757-8.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Teil B (Briefadel) 1940. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft, Justus Perthes, Gotha 1939.
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon Band 9, Friedrich Voigt, Leipzig 1870, S. 38.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Hans Rudolf Hiort-Lorenzen, Anders Thiset: Danmarks Adels Aarbog 1894. Elfter Jahrgang, Kopenhagen 1894, S. 425. Emilie Stieglitz
- ↑ a b Skeel & Kannegaard Genealogy: Stieglitz-Brockdorff baron coat of arms
- ↑ Langburkersdorf. In: Historisches Sachsen. Das Portal für die Schlösser, Burgen und historischen Ruinen im Freistaat Sachsen. Abgerufen am 11. Dezember 2023.
- ↑ Baltisches Wappenbuch. Wappen sämmtlicher, den Ritterschaften von Livland, Estland, Kurland und Oesel zugehöriger Adelsgeschlechter. 1882.
- ↑ K. R. Von Stieglitz: Von Stieglitz, Frederick Lewis (1803–1866) in: Australian Dictionary of Biography. Band 2, Melbourne University Press, 1967, S. 556–557. adbonline.anu.edu.au.
- ↑ im Jetson, von Stieglitz, Karl Rawdon (1893–1967) In: Australian Dictionary of Biography. Band Supplementary, Melbourne University Press, 2005, S. 390–391 (adbonline.anu.edu.au).
- ↑ Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem 1905, Julius Sittenfeld, Berlin 1905, S. 80, S. 332.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. 1942, Teil A (Uradel). Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil A. Gräfliche Häuser des spätestens um 1400 nachgewiesenen ritterbürtigen deutschen Landadels und ihm gleichartiger Geschlechter (Deutscher Uradel), 115. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1941-11-22, S. 504–505.
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Coat of arms of the von Stieglitz
Scheelenborg er en gammel hovedgård, som nævnes første gang i 1280, gården blev kaldt Eskebjærg fra 1280 til 1680, kaldt Scheelenborg fra 1680. Gården ligger i Stubberup Sogn, Bjerge Herred, Kerteminde Kommune. Hovedbygningen er opført i 1843.
Stieglitzens Hof (Markt 13) und Engel-Apotheke (Markt 12) vor 1891.
The family of Rittmeister Wilhelm Ludwig von Stieglitz (1736-1796), his mother, wife, and children
Coat pf arms of Baron_Stieglitz family