Steven Lindsey

Steve Lindsey
Steve Lindsey
LandUSA
OrganisationNASA
ausgewählt8. Dezember 1994
(15. NASA-Gruppe)
Einsätze5 Raumflüge
Start des
ersten Raumflugs
19. November 1997
Landung des
letzten Raumflugs
9. März 2011
Zeit im Weltraum62d 22h 33min
ausgeschieden15. Juli 2011
Raumflüge

Steven Wayne „Steve“ Lindsey (* 24. August 1960 in Arcadia, Kalifornien) ist ein ehemaliger US-amerikanischer Astronaut.

Ausbildung

Steve Lindsey hat seine Wurzeln im Süden des US-Bundesstaates Kalifornien: in Arcadia, unweit von San Diego geboren, wuchs er im Nachbarörtchen Temple City auf. Nach seinem Diplom 1978 an der Temple City High School studierte Lindsey in Colorado Springs (Colorado) an der United States Air Force Academy (USAFA), die er 1982 mit einem Bachelor in Ingenieurwissenschaften beendete.

Militärlaufbahn

Lindsey trat nach dem Besuch der USAFA seinen aktiven Dienst in der US-Luftwaffe an und wurde zunächst auf der Reese Air Force Base in Texas zum Piloten ausgebildet. 1984 wurde er auf den Luftwaffenstützpunkt Bergstrom versetzt, der sich ebenfalls in Texas befindet, und war dem 12. taktischen Aufklärungsgeschwader zugeteilt gewesen. Hier diente er die nächsten drei Jahre als Ausbilder, bis er 1987 am Air Force Institute of Technology (AFIT), dessen Campus auf der Wright-Patterson Air Force Base in Ohio liegt, sein Studium fortsetzte. Sein letztes Uni-Jahr stellte eine besondere Herausforderung für Lindsey dar, weil er „nebenbei“ auch die United States Air Force Test Pilot School in Kalifornien besuchte. 1990 machte er dann sein Magisterdiplom zum Luftfahrtingenieur sowie sein Testpilotenexamen (mit Auszeichnung).

Anschließend wurde Lindsey nach Florida auf die Eglin Air Force Base zum 3247. Testgeschwader versetzt. Dort war er für die nächsten drei Jahre stellvertretender Leiter der Advanced Tactical Air Reconnaissance System Joint Test Force sowie Kommandeur einer F-16-Flugstaffel. Im Herbst 1993 besuchte er am Air Command and Staff College auf der Maxwell Air Force Base in Alabama einen zehnmonatigen Offizierslehrgang. Zurück auf der Luftwaffenbasis Eglin, zeichnete er bis zu seinem Wechsel zur NASA für die Waffenzulassung der Flugzeugmuster F-16 „Fighting Falcon“, F-111 „Aardvark“, A-10 „Thunderbolt II“ sowie F-117 „Nighthawk“ verantwortlich.

Astronautentätigkeit

Steven Lindsey wurde als einer von zehn Pilotenanwärtern mit der 15. Astronautengruppe im Dezember 1994 ausgewählt. Aus insgesamt 2.962 Bewerbern, die den formalen Auswahlkriterien entsprachen, waren 121 Finalisten hervorgegangen. Diese wurden im Sommer 1994 ins Johnson Space Center (JSC) nach Houston in Texas zu Tests, Bewerbungsgesprächen und medizinischen Untersuchungen eingeladen. Die einjährige Grundausbildung begann die Astronautengruppe im März 1995.

Lindsey arbeitete nach seinem Basistraining an der Software der Shuttle-Hauptcomputer und war an der Entwicklung des „gläsernen Cockpits“ beteiligt. Das Multifunction Electronic Display Subsystem (MEDS), wie es die NASA nennt, ersetzt das aus den 1970er-Jahren stammende Cockpit der Raumfähren: die alten monochromen Bildschirme werden durch moderne Displays ersetzt, außerdem ist der Energieverbrauch geringer und einzelne Komponenten können bei Bedarf von den Astronauten während des Fluges ausgewechselt werden.

Am 14. Juli 2011 gab die NASA bekannt, dass Lindsey die NASA zum 15. Juli verlassen wird.[1]

STS-87

Mitte November 1996 wurde Lindsey als Pilot für seinen ersten Flug nominiert und nahm das Training für STS-87 auf. Es war ein Spacelab-Flug, der am 19. November 1997 begann und die Bezeichnung „United States Microgravity Payload 4“ trug. Dabei führten die beiden Missionsspezialisten Winston Scott und Takao Doi zwei Weltraumausstiege (EVAs) durch. Bei der ersten EVA fingen sie den zu Beginn des Fluges ausgesetzten Forschungssatelliten SPARTAN ein, der in ein unkontrolliertes Taumeln geraten war. Außerdem erprobte man erstmals die sogenannte AERCam, eine etwa 40 Zentimeter große Kugel, die mit einem Lageregelungs- und einem Kamerasystem ausgestattet, schwer zugängliche Strukturen erkunden kann. Scott ließ ihn aus der Nutzlastbucht schweben und Lindsey kontrollierte AERCam mittels Fernbedienung vom Cockpit aus.

Nach seinem ersten Flug ins All übernahm Lindsey ab Anfang 1998 die Schulung seiner Astronautenkollegen. Drei Monate lang lehrte er Landetechniken und zeigte, wo der optimale Aufsetzpunkt liegt oder wie das korrekte Ausrollen des Orbiter aussehen muss.

STS-95

STS-95 war Lindseys zweiter Einsatz als Pilot. Das Training begann nach seiner Ernennung Mitte Februar 1998. Die 9-Tage-Mission, die am 29. Oktober 1998 begann, stellte den 25. Flug des Orbiters Discovery dar. Neben dem erneuten Einsatz des SPARTAN-Satelliten von STS-87, der im Jahr zuvor Probleme mit der Lageregelung zeigte, befand sich auch das Spacehab-Modul mit einer Reihe von Experimenten in der Ladebucht. Vor allem jedoch richtete sich die gesamte Aufmerksamkeit auf ein Besatzungsmitglied. Der erste Mensch der USA, der die Erde umkreist hat, der inzwischen 77-jährige Senator John Glenn, flog als Nutzlastspezialist mit. Er war im Februar 1962 mit „Friendship 7“ ins All gestartet und landete nach nur drei Erdumläufen wieder. Auf eigenen Wunsch wurde er für STS-95 rekrutiert, für flugtauglich befunden und absolvierte das gesamte Training mit der übrigen Crew.

Zu Beginn des Jahres 1999, im Anschluss an seine zweite Mission, war Lindsey Vizevorsitzender im sogenannten Space Shuttle Cockpit Council, der sich der Gestaltung und Funktion von Anzeigen, Schaltern und sonstigen Bedienelementen im Orbiter befasst.

STS-104

Ende September 2000 bekam Steve Lindsey sein erstes eigenes Kommando übertragen. STS-104 war die zehnte Mission (ISS-7A) des Space Shuttles zur Internationalen Raumstation (ISS). Die Atlantis brachte im Juli 2001 die Luftschleuse Quest zur ISS, die während drei EVAs installiert wurde.

Danach arbeitete Lindsey als Verantwortlicher im Astronautenbüro für die ISS. In dieser Funktion koordinierte er das Training und die Einsätze seiner Kollegen, war Ansprechpartner für Zulieferunternehmen und ähnliches.

Sein zweiter Einsatz als Kommandant sollte STS-119 sein. Mitte Dezember 2002 gab die NASA bekannt, dass er zusammen mit Mark Kelly und den Missionspezialisten Carlos Noriega und Michael Gernhardt Anfang 2004 zur ISS fliegen werde. Neben drei weiteren Missionsspezialisten sollte eine frische dreiköpfige ISS-Besatzung an Bord sein. Die Crew sollte also zehn Personen umfassen, denn die abgelöste ISS-Wachmannschaft sollte mit Lindsey & Co. wieder zur Erde zurückkehren.

STS-121

Ein halbes Jahr nach dem Columbia-Absturz wurde Lindsey im Dezember 2003 einer neuen Mission zugeteilt. Statt STS-119 sollte er jetzt STS-121 kommandieren. Dieser Flug war nach STS-107 zusätzlich ins Flug-Manifest aufgenommen worden. Da STS-119 viel später durchgeführt werden sollte, zu dem Zeitpunkt aber nicht so viele trainierte Astronauten zur Verfügung standen, wurde Lindsey umbesetzt. STS-121 wurde nach mehreren Verschiebungen im Juli 2006 durchgeführt. Hauptaufgaben waren einmal nachzuweisen, dass die nach STS-107 und STS-114 angegangenen Verbesserungen am Space Shuttle funktionieren und zum anderen, die ISS mit Gütern zu versorgen und deren zweiköpfige Besatzung durch Thomas Reiter zu verstärken. Damit arbeiten seit der ISS-Expedition 6 wieder drei Raumfahrer auf der Station. Außerdem führte die Shuttle-Crew drei Außenbordarbeiten durch, bevor der Flug nach zwei Wochen zu Ende ging.

STS-133

Am 1. Oktober 2006 übernahm Lindsey das Amt des Chef-Astronauten der NASA.[2] Am 18. September 2009 wurde Lindsey als Kommandant für die Mission STS-133 zur ISS nominiert.[3] Der Start fand am 24. Februar 2011 statt, die Landung am 9. März. Lindsey war damit der letzte Kommandant der Raumfähre Discovery.

Ehrungen

Lindsey wurde 2015 in die Astronaut Hall of Fame aufgenommen.[4]

Privates

Lindsey, der von Oktober 2006 bis Oktober 2009 das Astronautenbüro der NASA leitete, ist verheiratet und hat drei Kinder. Im Oktober 2009 trat Peggy Whitson das Amt des Chef-Astronauten der NASA an. Steven Lindsey bereitete sich ab diesem Zeitpunkt auf das Kommando der Shuttle-Mission STS-133 vor.

Siehe auch

Commons: Steven W. Lindsey – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. NASA Astronaut Steve Lindsey Leaves The Agency. 14. Juli 2011, abgerufen am 14. Juli 2011 (englisch).
  2. Chris Bergin: Rominger resigns, Lindsey to replace. nasaspaceflight.com, 22. August 2006, abgerufen am 19. September 2009 (englisch).
  3. NASA names crew for final space shuttle mission. Spaceflight Now, 18. September 2009, abgerufen am 19. September 2009 (englisch).
  4. Space Coast Daily: NASA Inducts Four Heroes Into U.S. Astronaut Hall Of Fame. 1. Juni 2015, abgerufen am 3. Juni 2015 (englisch).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Sts-87-patch.svg
The STS-87 patch is shaped like a space helmet symbolizing the Extravehicular Activity (EVA) on the mission in support of testing of tools for the assembly of the International Space Station (ISS). Earth is shown reflected on the backside of the helmet. The Space Shuttle Columbia forms the interface between the Earth and the heavens, the back and front sides of the helmet in profile. The three red lines emerging from Columbia represent the astronaut symbol as well as the robot arm, which was used to deploy and retrieve the Spartan satellite.
The text 'µg' represents the payloads studying microgravity science in space on this United States Microgravity Payload (USMP-4) mission. Gold flames outlining the helmet visor represent the corona of the Sun, which will be studied by Spartan. The flag of Ukraine is next to the name of the payload specialist who is the first person from that nation to fly on the Space Shuttle.
Sts-104-patch.svg
STS-104, International Space Station (ISS) assembly mission 7A, marks the completion of the initial assembly phase of ISS. The 7A crew will install, activate, and perform the first space walk from the Joint Airlock. The Joint Airlock will enable crews to perform space walks in either United States or Russian spacesuits while recovering over 90 percent of the gases that were previously lost when airlocks were vented to the vacuum of space. This patch depicts the launch of Space Shuttle Atlantis and the successful completion of the mission objectives as signified by the view of the ISS with the airlock installed. The astronaut symbol is displayed behind Atlantis as a tribute to the many crews that have flown before. The hard work, dedication, and teamwork of the airlock team is represented by the ISS components inside the payload bay which include the Joint Airlock and four high pressure gas tanks containing nitrogen and oxygen. In the words of a STS-104 crew spokesperson, "The stars and stripes background is symbolic of the commitment of a nation to this challenging international endeavor and to our children who represent its future."
STS-95 Patch.svg
The STS-95 patch, designed by the crew, is intended to reflect the scientific, engineering, and historic elements of the mission. The Space Shuttle Discovery is shown rising over the sunlit Earth limb, representing the global benefits of the mission science and the solar science objectives of the Spartan Satellite. The bold number '7' signifies the seven members of Discovery's crew and also represents a historical link to the original seven Mercury astronauts. The STS-95 crew member John Glenn's first orbital flight is represnted by the Friendship 7 capsule. The rocket plumes symbolize the three major fields of science represented by the mission payloads: microgravity material science, medical research for humans on Earth and in space, and astronomy.
STS-133 patch.svg
Das STS-133 Missionsemblem basiert auf Skizzen des verstorbenen Künstlers Robert McCall, sie waren die letzten Werke seiner langen und herausragenden Karriere. Im Vordergrund steigt ein einsamer Orbiter in einen dunkelblauen Himmel über einer wirbelnden feurigen Rauchfahne auf. Ein Sternenregen umgibt den Orbiter und eine von oben beleuchtete Mondsichel formt den Hintergrund des Aufstiegs. Die Nummer der Mission, STS-133, schmückt die Mitte des Emblems und die Namen der Crewmitglieder sind auf einer himmelblauen Umfassung der Szene aufgezählt. Das Shuttle Discovery wird im Aufstieg auf einer flammenden Rauchsäule dargestellt, so als ob gerade eine Mission beginnt. Es ist jedoch nur der Orbiter, ohne die Feststoffraketen und den externen Tank, so wie am Missionsende. Dies kennzeichnet die Beendigung der betriebsfähigen Phase der Discovery und den Anfang ihrer neuen Rolle als Symbol des stolzen Vermächtnisses von NASA und Nation in der menschlichen Raumfahrt.
STS-121 patch.svg
The STS-121 patch depicts the Space Shuttle docked with the International Space Station (ISS) in the foreground, overlaying the astronaut symbol with three gold columns and a gold star. The ISS is shown in the configuration that it will be in during the STS-121 mission. The background shows the nighttime Earth with a dawn breaking over the horizon. STS-121, ISS mission ULF1.1, is the final Shuttle Return to Flight test mission. This utilization and logistics flight will bring a multipurpose logistics module (MPLM) to the ISS with several thousand pounds of new supplies and experiments. In addition, some new orbital replacement units (ORUs) will be delivered and stowed externally on ISS on a special pallet. These ORUs are spares for critical machinery located on the outside of the ISS. During this mission the crew will also carry out testing of Shuttle inspection and repair hardware, as well as evaluate operational techniques and concepts for conducting on-orbit inspection and repair.
Steven W. Lindsey.jpg
Astronaut Steven W. Lindsey, commander.