Sternthal (Boitzenburger Land)
Sternthal ist ein Wohnplatz im Ortsteil Wichmannsdorf der Gemeinde Boitzenburger Land (Landkreis Uckermark, Brandenburg). Die Siedlung wurde 1823 als Vorwerk gegründet und 1824 offiziell benannt.
Lage
Sternthal liegt 2,5 km südwestlich von Wichmannsdorf an der Straße von Wichmannsdorf nach Herzfelde. Die Siedlung liegt auf 88,6 m ü. NHN.
Geschichte
Das Vorwerk Sternthal wurde 1823 aus zwei Bauernhöfen in Wichmannsdorf geschaffen, die separiert und besonders zusammengelegt wurden. Dazu gehörten 416 Morgen Schläge, 41 Morgen Wiesen und Brüche und 300 Morgen Hutung in der Kienheide. 1824 wurde das Vorwerk offiziell Sternthal genannt.[1] Das Urmesstischblatt 2747 Boitzenburg von 1825 hat das Gut als Sternenthal verzeichnet.
1820 war die Herrschaft Boitzenburg (ab 1856 Grafschaft Boitzenburg) Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg (1803–1868) durch Losentscheid (zwischen ihm und seinem älteren Bruder Friedrich Ludwig) zugefallen. Zunächst übernahm allerdings Kriegsrat Samuel Gottlieb Bandelow als Vormund des noch minderjährigen Grafen Adolf Heinrich die Verwaltung der Güter.[2] Lindensee und Sternthal entstanden noch in der Zeit der Vormundschaft bzw. der Verwaltung durch Samuel Bandelow. Ab etwa 1827 übernahm Adolf Heinrich die volle Verwaltung seiner Güter. 1840 bestand das Gut aus einem Wohnhaus und Wirtschaftsgebäuden und gehörte zum Gutsbezirk Wichmannsdorf. Es hatte acht Bewohner. 1860 gab es bereits drei Wohnhäuser und vier Wirtschaftsgebäude. Der Ort hatte 42 Einwohner. Auf Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg[2] folgte sein Sohn Adolph Graf von Arnim-Boitzenburg (1832–1887). Er war Oberpräsident der Provinz Schlesien. 1871 werden nur zwei Wohnhäuser und 21 Bewohner genannt.[3]
1871, 1874 und 1879 ist es unter dem Gutsbezirk Lindensee aufgeführt.[3][4][5] Es gehörte damals dem Oberpräsidenten a. D. Adolph Graf von Arnim-Boitzenburg (1832–1887). Er ließ Lindensee und Sternthal durch den Oberamtmann Junk verwalten. Der Gutsbezirk Lindensee hatte damals zusammen mit Sternthal eine Gesamtgröße von 426,59 Hektar, davon 375,36 Hektar Acker, 21,28 Hektar Wiesen, 1,73 Hektar Hutung (Weide) und 28,22 Hektar Wasser. Der Grundsteuerreintrag belief sich auf 5947 Mark.[5] Ab 1885 ist die Größe des Rittergutes Lindensee nur noch mit 217 Hektar angegeben, davon 190 Hektar Acker, 16 Hektar Wiesen, 5 Hektar Hutung und 6 Hektar Wasser; Sternthal ist nicht mehr erwähnt, ebenso 1896 und 1903.[6][7] Graf Adolf von Arnim-Boitzenburg war 1887 gestorben. Ihm folgte sein Sohn Graf Detlof von Arnim-Boitzenburg nach. Warum nun Sternthal nicht mehr in den Handbücher des Grundbesitzes genannt ist, ist nicht bekannt.
1907 und 1914 sind nun unter dem Gutsbezirk Lindensee das Mühlengut Rummelpforter Mühle, das Rittergut Lindensee und das Rittergut Sternthal aufgeführt.[8][9] Es ist nur die Größe des Gutsbezirkes insgesamt angegeben (426 Hektar; wie 1879!), nicht jedoch die Größe der einzelnen Güter. Separat für die einzelnen Güter ist jeweils der Tierbestand ausgewiesen. Er betrug für das Gut Sternthal 23 Pferde, 82 Stück Rindvieh, davon 52 Kühe und 40 Schweine.[8] 1907 und 1914 war ein Johannes Millies Pächter des Gutes Sternthal.[8][9]
Für 1921 ist als Pächter ein Wölle angegeben,[10]. ebenfalls für 1923.[11] 1929 ist der Pächter mit vollständigem Namen Ferdinand Wölle genannt. Das Rittergut Sternthal hatte eine Gesamtwirtschaftsfläche von 200 Hektar, davon waren 180 Hektar Acker und 20 Hektar Wiesen. In den Ställen standen 22 Pferde, 81 Stück Rindvieh, davon 41 Kühe und 21 Schweine. Der Grundsteuerreinertrag ist auf 2756 Mark festgesetzt.[12] Ferdinand Wölle war 1914 Pächter des benachbarten Ritterguts Wiedebusch gewesen.
Das Gut wurde in der Bodenreform von 1946 enteignet. 1978 hatte die LPG Wichmannsdorf in Sternthal einen Stützpunkt.
Sternthal bildete während seiner Geschichte nie eine eigenständige kommunale Einheit, sondern gehörte zum Gutsbezirk Lindensee. Mit der Einführung der Amtsbezirke im Jahr 1874 wurde der Gutsbezirk Lindensee mit Sternthal dem Amtsbezirk Nr. 3 Boitzenburg zugewiesen.[4]
1928 wurde der Gutsbezirk Lindensee mit dem Gemeindebezirk Wichmannsdorf zur Gemeinde Wichmannsdorf vereinigt. 1931 und 1950 wurde Sternthal als Wohnplatz von Wichmannsdorf bezeichnet. 1964 und 1971 war Sternthal Ortsteil. 1992 schloss sich Wichmannsdorf mit neun anderen Gemeinden zum Amt Boitzenburg (Uckermark) zusammen. Zum 31. Dezember 2001 bildeten die amtsangehörigen Gemeinden die Gemeinde Boitzenburger Land, und das Amt Boitzenburg (Uckermark) wurde aufgelöst. Seither ist Wichmannsdorf ein Ortsteil der Gemeinde Boitzenburger Land, Sternthal ist Wohnplatz im Ortsteil Wichmannsdorf.[13]
Literatur
- Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VIII: Uckermark. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1986, S. 952.
Einzelnachweise
- ↑ Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Stück 25, vom 18. Juni 1824, S. 142.
- ↑ a b Wolf Nitschke: Adolf Heinrich Graf v. Arnim-Boitzenburg (1803–1868). Eine politische Biographie. 462 S., Duncker und Humblot, Berlin 2004 Vorschau bei Google Books
- ↑ a b Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871. II. Provinz Brandenburg. Verlag der Königlichen Statistischen Bureaus (Dr. Engel), Berlin 1873. Online bei Google Books, S. 14/15.
- ↑ a b Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Extrablatt vom 6. Juni 1874, S. 180 Online bei Google Books
- ↑ a b Paul Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. Mit Angabe der Besitzungen, ihrer Grösse (in Culturart), ihres Grundsteuer-Reinertrages, ihrer Pächter, Industriezweige und Poststationen. I. Das Königreich Preußen. I. Lieferung Die Provinz Brandenburg. 311 S., Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, PDF, S. 210–211.
- ↑ Paul Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. Mit Angabe sämmtlicher Güter, ihrer Qualität, ihrer Grösse (in Culturart); ihres Grundsteuerreinertrages; ihrer Besitzer, Pächter, Administratoren etc.; der Industriezweige; Poststationen; Züchtungen specieller Viehraçen, Verwerthung des Viehbestandes etc. I. Das Königreich Preussen.I. Lieferung: Provinz Brandenburg. 2. verbesserte Auflage, 340 S., Berlin, Nicolaische Verlagsbuchhandlung, 1885, S. 278/79.
- ↑ Paul Ellerholz, Ernst Kirstein, Traugott Müller, W. Gerland und Georg Volger: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. Mit Angabe sämmtlicher Güter, ihrer Qualität, ihrer Grösse und Culturart; ihres Grundsteuerreinertrages; ihrer Besitzer, Pächter, Administratoren etc.; der Industriezweige; Post-, Telegraphen- und Eisenbahn-Stationen; Züchtungen spezieller Viehrassen; Verwerthung des Viehbestandes etc. I. Das Königreich Preussen. I. Lieferung: Provinz Brandenburg. 3. verbesserte Auflage, 310 S., Berlin, Nicolaische Verlagsbuchhandlung, 1896, S. 264/65.
- ↑ a b c Paul Niekammer (Hrsg.): Güter-Adressbuch der Provinz Brandenburg. Verzeichnis sämtlicher Güter mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen, des Viehbestandes, aller industriellen Anlagen und der Fernsprechanschlüsse, Angabe der Besitz, Pächter und Verwalter, der Post-, Telegraphen- und Eisenbahnstationen und deren Entfernung vom Gute, der evangelischen und katholischen Kirchspiele, der Standesamtsbezirke, der Stadt- bzw. Amtsbezirke, der Kammer-, Land- und Amtsgerichte, der Landwehrbezirke sowie einem alphabetischen Orts- und Personenregister und einem Handbuch der Königlichen Behörden der Provinz. 271 S., Leipzig, Paul Niekammer, Stettin, 1907, S. 90/91.
- ↑ a b Ernst Seyfert (Hrsg.): Güter-Adreßbuch für die Provinz Brandenburg. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrags, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen, des Viehbestandes, aller industriellen Anlagen und der Fernsprechanschlüsse, Angabe der Besitz, Pächter und Verwalter, der Post-, Telegraphen- und Eisenbahnstationen und deren Entfernung vom Gute, der evangelischen und katholischen Kirchspiele, der Standesamtsbezirke, der Stadt- und Amtsbezirke, der Oberlandes-, Land- und Amtsgerichte, einem alphabetischen Orts- und Personenregister, dem Handbuch der Königlichen Behörden sowie einer Karte der Provinz Brandenburg im Maßstabe 1:1000000. XLV, 433 S., Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig, 1914, S. 160 f.
- ↑ R. Stricker, unter Mitwirkung der Behörden und Landwirtschaftskammern (Hrsg.): Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. Provinz Brandenburg. Vollständiges Adressbuch sämtlicher Rittergüter, Güter und grösseren Höfe mit Angabe der Eigentümer, Pächter und Verwalter, der Post-, Telegraphen- und Eisenbahnstationen und deren Entfernung vom Gute, sowie der Fernsprechanschlüsse, der Gutseigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen, des Viehstandes, der Vieh-Verwertung, Tierzuchten und besonderen Kulturen, der industriellen Anlagen, der Gerichte und Amtsbezirke, nebst einem alphabetischen Orts- und Personenregister, einem Überblick über die landwirtschaftlichen und statischen Verhältnisse des betreffenden Landesteiles, einem Verzeichnis der landwirtschaftlichen Behörden und Vereine, Genossenschaften und industriellen Betriebe, sowie einer genauen Karte. 6. gänzlich umgearbeitete Auflage, 296 S., Nicolaische Verlags-Buchhandlung, Berlin, 1921, S. 248.
- ↑ Oskar Köhler (Bearb.), Kurt Schleising (Einleitung): Niekammer’s landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Landwirtschaftliches Güter-Adressbuch der Provinz Brandenburg: Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und grösseren Bauernhöfe der Provinz von ca. 30 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen, des Viehbestandes, aller industriellen Anlagen und der Fernsprechanschlüsse, Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Post-, Telegraphen- und Eisenbahnstationen und deren Entfernung vom Gute, der evangelischen und katholischen Kirchspiele, der Standesamtsbezirke, der Stadt- und Amtsbezirke, der Oberlandes-, Land- und Amtsgerichte, einem alphabetischen Orts- und Personenregister, dem Handbuch der Königlichen Behörden und einer Landkarte im Maßstabe 1:175.0000. I-XXXII, 343 S., Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig, 1923, S. 92.
- ↑ Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, Ludwig Hogrefe (Hrsg.): Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg: Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen, des Viehbestandes, der eigenen industriellen Anlagen und Fernsprechanschlüsse, Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Post-, Telegraphen- und Eisenbahnstationen und deren Entfernung vom Gute, der Land- und Amtsgerichte, einem alphabetischen Orts- und Personenregister, einem Verzeichnis der wichtigsten staatlichen Behörden und Dienststellen, der landwirtschaftlichen Vereine und Körperschaften. 4. vermehrte und verbesserte Auflage, 464 S., Leipzig, Verlag von Niekammer’s Adressbüchern, Leipzig, 1929 (Niekammer’s Güter-Adressbücher Band VII), S. 125.
- ↑ Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg: Gemeinde Boitzenburger Land (Memento des Originals vom 2. April 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Koordinaten: 53° 13′ 17″ N, 13° 37′ 23″ O
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