Stereozilie

Stereozilien oder Stereovilli aus dem Innenohr eines Frosches

Stereozilien (lateinisch stereocilia) heißen lange Fortsätze auf der Oberfläche epithelialer Zellen. Die Bezeichnung kann irreführen, da diese Fortsätze funktionell keine echten Zilien sind. Deshalb werden Stereozilien heute auch als Stereovilli bezeichnet. Stereozilien bzw. Stereovilli werden – im Gegensatz zu Zilien – nicht aus Mikrotubuli gebildet, sondern aus Aktinfilamenten. Darüber hinaus besitzen sie kein Basalkörperchen.

Stereovilli (Stereozilien) sind die beweglichen Teile der Mechanorezeptoren der Wirbeltiere, also spezieller Sinneszellen, die Haarzellen genannt werden. Sie traten evolutionär zunächst im Seitenlinienorgan auf und reagieren dort auf Strömungen und Druckwellen des Wassers; danach traten sie auch im Gleichgewichtsorgan auf und registrieren eigene Lage- und Bewegungsänderungen und letztlich traten sie im Innenohr auf und reagieren dort auf Schall.

Die Büschel der Stereovilli (Haarbündel) im Innenohr der Landwirbeltiere haben neben ihrer Funktion als Mechanorezeptoren auch die Funktion von Motoren (Motilität). Sie verstärken damit die Schallwellen, von denen sie angeregt werden. Diese Identität von Sensor- und Motorfunktion der Stereozilien dient der Verbesserung der Frequenz-Abstimmung und damit der Frequenzauflösung des Hörorgans.[1]

Ferner kommen sie vor im Nebenhodengang (Ductus epididymidis) und im Samenleiter (Ductus deferens). Hier wird ihnen jedoch keine Funktion in Mechanorezeption, sondern in Aufnahme (Resorption) und Abgabe (Sekretion) von Stoffen zugeschrieben.[2]

Literatur

  • H.-G. Liebich: Funktionelle Histologie der Haussäugetiere. 4. Auflage. Schattauer, Stuttgart 2003, ISBN 3-7945-2311-3.
  • U. Welsch: Sobotta Lehrbuch Histologie. Urban & Fischer, München 2002, ISBN 3-437-42420-3.

Einzelnachweise

  1. James O. Pickles: An Introduction to the Physiology of Hearing. Emerald Group Publishing, Bingley 2012, ISBN 978-1-78052-166-4, S. 135.
  2. Thomas Heinzeller, Carl M. Büsing: Histologie, Histopathologie und Zytologie für den Einstieg. Georg Thieme, 2001, ISBN 3-13-126831-X, S. 240.

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Stereocilia of frog inner ear.01.jpg
High-resolution micrograph of beautifully delicate, staircase-shaped structures of the inner ear, called stereocilia, has graced the covers of many high-profile scientific journals. Stereocilia are miniscule hair-like protrusions on the surface of sensory cells (also called hair cells) found deep within the cochlear and labyrinth structures of the inner ear. They serve as the key mechanosensors, responding to fluid motion for various functions, including hearing and balance. Emphasizing how sensitive these structures are, Kachar describes being able to hear a pin drop from across a room: the sound wave from the pin dropping produces an increase in pressure within the fluid contained in the inner ear, resulting in a shear force that presses the stereocilia against each other. The stereocilia then convert this mechanical movement into electrical signals, which are sent to the brain—all within a matter of milliseconds