Steppenfenchel

Steppenfenchel

Steppenfenchel (Seseli annuum)

Systematik
Ordnung:Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie:Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie:Apioideae
Tribus:Selineae
Gattung:Bergfenchel (Seseli)
Art:Steppenfenchel
Wissenschaftlicher Name
Seseli annuum
L.

Der Steppenfenchel (Seseli annuum), auch Steppen-Sesel[1] genannt, ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie Doldenblütler (Apiaceae).

Beschreibung

Illustration aus Sturm

Vegetative Merkmale

Der Steppenfenchel ist eine ein- oder zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 60 Zentimetern erreicht. Er stirbt nach der Fruchtreife ab. Der Stängel ist meist violett überlaufen, ziemlich gleichmäßig beblättert und nur im oberen Teil unterhalb der Dolden (wie auch der Doldenstiele) kurz flaumig behaart. Die Laubblätter sind doppelt bis dreifach gefiedert, deren Blattzipfel sind lineal, etwa 1 Zentimeter lang und unter 1 Millimeter breit.

Generative Merkmale

Der doldenförmige Blütenstand besitzt einen Durchmesser von bis zu 8 Zentimetern und 12 bis 40 Doldenstrahlen. Die Blüten sind weiß (bis hellviolett). Die Frucht ist 1 bis 2,5 Zentimeter lang, länglich-eiförmig und besitzt scharf hervortretende Kanten. Die Blütezeit beginnt in der zweiten Augusthälfte und reicht bis zum Teil in den November hinein.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16 oder 22.[2]

Ökologie

Beim Steppen-Sesel handelt es sich um einen skleromorphen, mesomorphen Hemikryptophyten.[1]

Die Bestäubung erfolgt durch Insekten oder Selbstbestäubung.[1]

Die Ausbreitung der Diasporen erfolgt durch den Wind oder Klettausbreitung.[1]

Der Steppenfenchel kann frühe Mahd vertragen und noch zur Blüte kommen.

Vorkommen und Gefährdung

Der Steppenfenchel kommt in der submediterranen und gemäßigten Zone Europas, südwärts bis Südfrankreich, Oberitalien, Jugoslawien und Bulgarien und nordwärts bis Nordfrankreich vor. In Russland dringt er bis etwa zum 56. nördlichen Breitengrad vor. Der Steppenfenchel dürfte in Mitteleuropa erst mit dem Menschen eingewandert sein und kommt in Mitteleuropa recht selten vor.

Seseli annuum kommt ziemlich selten in Ost-, Mittel- und Süddeutschland vor. Die nordwestlichsten Vorkommen in Deutschland befinden sich in Nordrhein-Westfalen, in Magerrasen der Briloner Hochfläche. Der Steppenfenchel wurde 1996 in Deutschland in die Gefährdungskategorie 3 = gefährdet eingestuft.

Der Steppen-Sesel tritt in Österreich zerstreut bis selten in allen Bundesländern in der collinen bis montanen Höhenstufe auf. Sie gilt in Österreich als gefährdet, im westlichen Alpengebiet und nördlichen Alpenvorland stark gefährdet.[3]

Seseli annuum wächst einzeln, doch meist gesellig an sonnigen, warm-trockenen, kalkreichen und basischen Standorten. Sie ist kennzeichnend für Halbtrockenrasen. Gelegentlich kommt sie auch in Staudengesellschaften der Waldränder vor. Sie ist ein Charakterart der Klasse Festuco-Brometea und kommt besonders in Gesellschaften der Verbände Cirsio-Brachypodion, Mesobromion und Geranion sanguinei vor.[2]

Systematik

Die Erstveröffentlichung von Seseli annuum erfolgte 1753 durch Carl von Linné.

Bei manchen Autoren gibt es von Seseli annuum zwei Unterarten:[4]

  • Seseli annuumL. subsp. annuum: Sie kommt in Spanien, Frankreich, Italien, Deutschland, in der Schweiz, Österreich, Liechtenstein, Tschechien, Polen, Slowakei, Kroatien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, in der Ukraine, Moldawien, Russland und Weißrussland vor.[4]
  • Seseli annuum subsp. carvifolium(Vill.) P.Fourn. (Syn.: Seseli carvifoliumVill.): Sie kommt in Frankreich, Italien und Sardinien vor.[4]

Bilder

Einzelnachweise

  1. a b c d Seseli annuum L., Steppen-Sesel. FloraWeb.de
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 713.
  3. Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 844.
  4. a b c Ralf Hand, 2011: Apiaceae. Datenblatt von Seseli annuum In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2011.

Literatur

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Mit Berücksichtigung der Grenzgebiete. Bestimmungsbuch für die wildwachsenden Gefässpflanzen. Begründet von August Binz. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
  • Konrad von Weihe (Hrsg.): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Begründet von August Garcke. 23. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1972, ISBN 3-489-68034-0.

Weblinks

Commons: Steppenfenchel (Seseli annuum) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Seseli annuum sl1.jpg
Autor/Urheber: Stefan.lefnaer, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Habitus

Taxon: Steppen-Sesel, Seseli annuum (sensu Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9)
Fundort: Naturdenkmal Stetter Berg, Bezirk Korneuburg, Niederösterreich - ca. 275 msm

Standort: Halbtrockenrasen
Seseli annuum Sturm17.jpg

Seseli annuum L.

Original Description
Gemeines Sesel, Seseli annuum
Seseli annuum eF.jpg
Seseli annuum in Unterfranken
Seseli annuum Herbar.jpg
Seseli annuum, eigener Herbarbeleg von 1986, Unterfranken (Die Art sollte wegen ihrer Gefährdung und Seltenheit nicht gesammelt werden!)