Steinmeister

Die ursprünglich aus Thüringen stammende,[1] später in Westfalen ansässige Familie Steinmeister wird urkundlich erstmals mit Heinrich Steinmeister erwähnt, der 1350 als Bürger von Arnstadt genannt wird.[2] Zwar gliedert sich die Familie heute in verschiedene Zweige, doch können alle auf Henrich den Älteren als jüngsten gemeinsamen Vorfahren zurückverfolgt werden, der 1683 Bürger von Iserlohn wurde.[1] Zahlreiche Mitglieder der Familie schlugen die preußische Beamtenlaufbahn ein oder waren unternehmerisch tätig. Der Großteil der Steinmeisters lebt in Deutschland. Andere Mitglieder der Familie leben in Südamerika, Kanada und Namibia.

Geschichte

Steinmeister & Wellensiek-Denkmal, Bünde. Rechts: August Steinmeister

Die Geschichte der Familie Steinmeister lässt sich bis zu Heinrich Steinmeister zurückverfolgen, der im Jahr 1350 als Bürger der Stadt Arnstadt dem nahegelegenen Kloster Georgenthal seinen "Hof bei dem Wachsenburger Thore"[3] als Seelgerät vererbte. In Arnstadt entwickelten sich die Steinmeister bereits im 14. Jahrhundert zu einer Ratsherrenfamilie. So wird beispielsweise Heinrichs Nachfahre Cyriacus Steynmeister 1393 als Ratsherr der Stadt erwähnt.[4]

Zur Zeit des Bauernkrieges und des Dreißigjährigen Krieges verliert sich die Spur. Es wird jedoch angenommen, dass die Familie im Zuge des Dreißigjährigen Krieges nach Westfalen auswanderte.[1] Die nächste urkundliche Erwähnung findet so erst mit Henrich dem Älteren statt, der 1683 Bürger von Iserlohn wurde.[1] Sein Urenkel Friedrich Steinmeister trat in die preußische Beamtenlaufbahn ein und erreichte den Posten des stellvertretenden Vorstehers des märkischen Bergamtes in Hagen. Friedrich Steinmeisters Enkel August Steinmeister (1820–1874) zog gegen 1857 nach Bünde, wo er als Teilhaber der Zigarrenfabrik Steinmeister & Wellensiek zu beträchtlichem Wohlstand gelangte.

Der Ehe von August Steinmeister mit seiner Frau Ottilie, geb. Menne (1829–1900), entsprangen sieben Söhne und zwei Töchter:

Gut Menkhausen, Oerlinghausen

August Steinmeister (1851–1914) und sein Bruder Karl Steinmeister (1861–1923) traten in die väterliche Fabrik ein, Hugo Steinmeister (1865–1913) arbeitete als Kaufmann in Siegen, Clemens Steinmeister (1866–1925) hatte wiederum die Beamtenlaufbahn eingeschlagen und war als Oberregierungsrat in Berlin tätig. Ebenso waren auch seine Brüder Otto v. Steinmeister (1860–1937) und Alexander v. Steinmeister (1858–1941), denen 1917 und 1901 der preußische Verdienstadel verliehen wurde, in den Staatsdienst eingetreten. Ein weiterer Sohn, Emil Steinmeister (1862–1939), leistete Militärdienst beim 2. Westfälischen Husaren-Regiment Nr. 11 in Düsseldorf, bevor er 1911 das Gut Menkhausen bei Oerlinghausen übernahm, das seine Mutter Ottilie Steinmeister erworben hatte. Ferner erwarb Emil Steinmeister 1911 das Rittergut Gröpperhof in der Nähe von Blomberg, wodurch er 1912 in die Lippische Ritterschaft aufgenommen wurde.[5]

Seiner Ehe mit Marie Steinmeister, geb. Schürmann (1871–1953), entsprangen keine Kinder, so dass er das Gut Menkhausen an seinen Neffen Erwin Steinmeister vererbte, dessen Vater Hugo dort bei einer Jagdpartie an einer Lungenentzündung erkrankt und 1913 gestorben war. Das Rittergut Gröpperhof vererbte Emil Steinmeister währenddessen an seinen Neffen Otto Steinmeister (1887–1963). Beide Güter befinden sich noch heute im Besitz der Nachkommen von Erwin und Otto Steinmeister

August Steinmeister sen., Detail Steinmeister & Wellensiek-Denkmal, Bünde

Wappen

Wappen v. Steinmeister, 1917

Im Jahr 1901 wurde Alexander mit der Erhebung in den Adelsstand ein Wappen verliehen. Es zeigt einen in rot aus dem linken Schildesrand hervorgehenden, silber-bekleideten Arm, der in der bloßen Hand einen hölzernen Steinmetzklöppel schlagbereit hält. Aus dem Helm mit rot-silbernen Decken wächst ebendieser Arm.

Als auch sein Bruder Otto 1917 den Verdienstadel erhielt, wurde das nun für beide geltende Wappen verändert: In Rot geht aus dem linken Schildrand ein nackter silberner Arm hervor, in der Hand einen silbernen Hammer schlagbereit haltend. Aus dem Helm mit rot-silbernen Decken wächst ein rot-bezüngtes silbernes Ross mit schwarzen Hufen.

Sowohl die Familie Otto von Steinmeisters als auch die Alexander von Steinmeisters ist heute in männlicher Linie ausgestorben.

Familienmitglieder

August Steinmeister

August Steinmeister (1820–1874) war Zigarrenfabrikant und Teilhaber der 1856 gegründeten Zigarrenfabrik Steinmeister & Wellensiek.[6]

Alexander von Steinmeister

Alexander Steinmeister (1858–1941) war nach seinem Jura-Studium als Oberregierungsrat in Potsdam und als Landrat des ehemaligen Landkreises Osthavelland tätig und heiratete Frau Charlotte v. Bredow. Des Weiteren war er unter einem Pseudonym als Schriftsteller tätig. 1901 erhielt Alexander den preußischen Verdienstadel.

Otto von Steinmeister

Otto Steinmeister (1860–1937) studierte Jura und war mit seinem Bruder Clemens im Corps Vandalia Heidelberg aktiv. Er war Landrat des Landkreises Höchst, Polizeipräsident von Hannover, Regierungspräsident von Köln und wurde als Nachfolger von Wolfgang von Kries Verwaltungschef des Regentschaftskönigreichs Polen. Im Jahr 1917 erhielt er den preußischen Verdienstadel.

Literatur

  • B. Koerner/ B. Thümmel (Hg.): Ravensbergisches Geschlechterbuch, Bd. 1 (DGB 82), Goerlitz 1934.
  • Otto Gerlach (Hg.): Kösener Corps-Listen, o. O. 1930, S. 722 ff.
  • C. A. H. Burkhardt (Hg.): Urkundenbuch der Stadt Arnstadt 704-1495 (Thüringische Geschichtsquellen, Bd. IV [= Neue Folge, Bd. 1]), Jena 1883.
  • Walter v. Hueck (Hg.): Genealogisches Handbuch des Adels – Adelslexikon. Bd. XIV Stae-Tra, Limburg a. d. Lahn 2003, S. 80.
  • Roland Linde: Das Rittergut Gröpperhof, Norderstedt 2005.
  • Jörg Militzer: Die Bünder Familie Steinmeister – ein Familienalbum, Bünde 2016

Einzelnachweise

  1. a b c d B. Koerner/ B. Thümmel (Hg.): Ravensbergisches Geschlechterbuch, Bd. 1 (DGB 82), Goerlitz 1934, S. 493.
  2. C. A. H. Burkhardt (Hg.): Urkundenbuch der Stadt Arnstadt 704-1495 (Thüringische Geschichtsquellen, Bd. IV [= Neue Folge, Bd. 1]), Jena 1883, S. 96–97.
  3. C. A. H. Burkhardt (Hg.): Urkundenbuch der Stadt Arnstadt 704-1495 (Thüringische Geschichtsquellen, Bd. IV [= Neue Folge, Bd. 1]), Jena 1883, S. 96.
  4. C. A. H. Burkhardt (Hg.): Urkundenbuch der Stadt Arnstadt 704-1495 (Thüringische Geschichtsquellen, Bd. IV [= Neue Folge, Bd. 1]), Jena 1883, S. 159.
  5. Roland Linde: Das Rittergut Gröpperhof, Norderstedt 2005.
  6. Dorothea Arnold: Zigarrenmanufaktur in Bünde am Beispiel des Unternehmers August Steinmeister und der Minden-Ravensberger Zigarrenarbeiter. Shaker Verlag, Aachen 2017, ISBN 978-3-8440-5646-4, S. 54–90.

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Wappen der Familie Steinmeister
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Bünde, Kreis Herford, Nordrhein-Westfalen: Denkmal Steinmeister und Wellensiek in der Bünder Fußgängerzone. Die Zigarrenfabrikanten haben maßgeblich zum Ruf der Stadt als Zigarrenstadt beigetragen. Neben den beiden Fabrikanten ist auch ein Schubwagen abgebildet, der mit einem Tabakbündel beladen ist. Während Steinmeister wie ein typischer vornehm gekleideter Fabrikant seiner Zeit abgebildet ist, erscheint Wellensiek als fast schon einfach gekleideter Arbeiter, obwohl er auch zu den reichsten Männern Ostwestfalens gezählt haben dürfte. Beide rauchen Zigarre.


1843 begann der in Bremen in der Kunst des Zigarrenmachens ausgebildete Zigarrenmacher Tönnies Wellensiek mit der Herstellung von Zigarren in Ennigloh. Der Legende nach ging der junge Tönnies Wellensiek mit einer Kiepe nach Bremen ging und kehrte von dort mit 75 Pfund Tabak beladen zu Fuß nach Bünde zurück. Beim Zigarrendrehen unterstützte ihn anfangs seine Ehefrau. Später wurde Friedrich August Steinmeister Partner seiner 1856 gegründeten Zigarrenfabrik Steinmeister & Wellensiek.
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Das Steinmeister und Wellensiek Denkmal in Bünde, Kreis Herford, Nordrhein-Westfalen. Hier August Steinmeister.
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Grabmal der Familie Steinmeister auf dem Bünder Feldmark-Friedhof.