Steinitz – von Bardeleben, Hastings 1895

Die Partie Steinitz – von Bardeleben, Hastings 1895 ist eine der bekanntesten Schachpartien in der Geschichte des Schachs. Die weißen Steine führte Ex-Weltmeister Wilhelm Steinitz, der Berliner Curt von Bardeleben hatte Schwarz. Sie wurde während eines internationalen Turniers in der englischen Stadt Hastings im Jahr 1895 gespielt.

Steinitz, der diese Partie selbst als die beste seines Lebens ansah, fand eine besonders tiefe und ästhetische Gewinnkombination. Nachdem Schwarz eine unmerkliche Ungenauigkeit in der Eröffnung begangen hatte, blieb sein König unrochiert in der Mitte stehen. Steinitz gelang es, mit glänzenden und seine hohe Meisterschaft dokumentierenden Zügen den Sieg herbeizuführen.

Curt von Bardeleben soll diese Partie nicht durch einen Handschlag aufgegeben haben, sondern durch Verlassen des Spielsaals, wonach die Bedenkzeit auf seiner Schachuhr ablief. Die Preisrichter in Hastings verliehen Steinitz einen Schönheitspreis für die beste im Turnier gespielte Partie.

Diese Partie begeisterte und beschäftigte Generationen von Schachspielern, wie an der unten angefügten Bibliographie zu sehen ist.

Anmerkungen zur Partie

„Die vorliegende Partie kann man als Gipfel der Kombinationskunst der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bezeichnen. Auch uns (...) entzückt die unsterbliche Schönheit dieser Partie.“ (Estrin)

1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 Sb8–c6 3. Lf1–c4 Lf8–c5 4. c2–c3 Sg8–f6 5. d2–d4 e5xd4 6. c3xd4 Lc5–b4+ 7. Sb1–c3

Dies ist die Hauptvariante der Italienischen Partie

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Stellung nach dem 7. Zug von Weiß

7. … d7–d5?!

Die stärkste Fortsetzung an dieser Stelle ist nach Auffassung aller Experten 7. … Sf6xe4, wie Schlechter gegen Steinitz einige Runden zuvor in Hastings spielte. Im modernen Spitzenschach kam die Stellung nach 7. … Sf6xe4 auch 1999 zwischen dem Programm Fritz6 und dem Inder Anand während ihres Schnellschachwettkampfs in Frankfurt aufs Brett.

8. e4xd5 Sf6xd5 9. 0–0! Lc8–e6

Die Annahme des Opfers ist nicht angängig. „Nach 9. … Sxc3 10. bxc3 Le7 11. Lf4 oder 11. Te1 0–0 12. d5 käme Weiß zu einer Stellung mit besseren Aussichten.“ (Estrin)

10. Lc1–g5 Lb4–e7 11. Lc4xd5! Le6xd5 12. Sc3xd5 Dd8xd5 13. Lg5xe7 Sc6xe7 14. Tf1–e1
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Stellung nach dem 14. Zug von Weiß

Dadurch kommt Schwarz nicht zur Rochade, denn der Springer e7 würde einstehen.

14. … f7–f6

Schallopp empfiehlt hier 14. … Kf8, „damit der Springer wieder in Tätigkeit treten konnte.“

15. Dd1–e2?!

Wie sowjetische Analytiker herausgefunden haben, war an dieser Stelle 15. Da4+ ein noch stärkerer Zug (von I. Saizew 1978 angegeben). Auf den naheliegenden Zug 15. … Kf7 fand Geller 1983 den effektvollen Gewinn 16. Se5+ fxe5 17. Txe5 Dd6 18. Dc4+ Kf8 19. Tae1 Sg8 20. Td5 Dc6 21. Db4! Kf7 22. Tc5 Dd6 23. Dc4+ Kf8 24. Txc7 und weißer Gewinnstellung. (nach Estrin und Kasparow)

15. … Dd5–d7 16. Ta1–c1 c7–c6?

„Eben dieser Zug gab Steinitz die Möglichkeit, eine glänzende Kombination auszuführen und damit ein schachliches Kunstwerk zu schaffen. Schwarz sollte hier 16. … Kf7! ziehen, um den Springer von der Fesselung zu befreien und ihn so schnell wie möglich auf d5 aufstellen zu können.“ (Estrin)

17. d4–d5!!

„Ein prachtvolles Bauernopfer, welches den entscheidenden Offizierangriff einleitet.“ (Schallopp)

17. … c6xd5 18. Sf3–d4 Ke8–f7 19. Sd4–e6

Mit der Drohung Tc7. (Kasparow)

19. … Th8–c8 20. De2–g4! g7–g6 21. Se6–g5+! Kf7–e8
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Stellung nach dem 21. Zug von Schwarz

22. Te1xe7+!!

„Eine glänzende Schlußkombination, wie sie nicht oft dagewesen ist. Ein gewöhnlicher Sterblicher hätte sich mit 22. Sxh7 begnügt, was ebenfalls ausgereicht und glänzend genug ausgesehen hätte; aber Steinitz spielt hier eine unsterbliche Partie.“ (Schallopp) Auf 22. … Kxe7 plante Steinitz 23. Te1+ Kd6 (23. … Kd8 24. Se6+ Ke7 25. Sc5+) 24. Db4+ Kc7 25. Se6+ Kb8 26. Df4+ Tc7 27. Sxc7 Dxc7 28. Te8 Matt. Kasparows Computer fand heraus, daß 23. Db4+ hier noch schneller gewinnt: 23. … Ke8 24. Te1+ Kd8 25. Se6+, oder 23. … Dd6 24. Dxb7 Dd7 25. Te1+ Kd6 26. Sf7+. „Die Feinheit der Kombination besteht jedoch darin, daß Schwarz auf das Nehmen des ’frechen’ Turms zu verzichten vermag.“ (Estrin)

22. … Ke8–f8 23. Te7–f7+

Aber nicht 23. Dxd7?? wegen 23. … Txc1 und Schwarz setzt matt.

23. … Kf8–g8

Auf 23. … Dxf7 entscheidet 24. Txc8+.

24. Tf7–g7+ Kg8–h8
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Stellung nach dem 24. Zug von Schwarz

25. Tg7xh7+!

„Schwarz gab hier, indem er sich entfernte und nicht zurückkam, die Partie auf.“ (Schallopp) Steinitz gab folgenden zwingenden Gewinnweg an: 25. … Kg8 26. Tg7+ Kh8 27. Dh4+ Kxg7 28. Dh7+ Kf8 29. Dh8+ Ke7 30. Dg7+ Ke8 31. Dg8+ Ke7 32. Df7+ Kd8 33. Df8+ De8 34. Sf7+ Kd7 35. Dd6 Matt.

Literatur, in der die Partie untersucht wird (Auswahl)

  • Jakow Estrin: Die Italienische Partie : alte Eröffnung wieder modern. - Stuttgart : Franckh, 1985. - ISBN 3-440-05412-8 - (S. 127–131).
  • Garri Kasparow: Moi welikie predschestwenniki [Meine großen Vorgänger], Band 1, Moskau 2003, (S. 114–117).
  • Richard Réti: Die Meister des Schachbretts. - Zürich : Olms, 1989 <Repr. d. Ausg. Mährisch-Ostrau 1930> - ISBN 3-283-00107-3 - (S. 44–47).
  • Emil Schallopp: Das Schachturnier zu Hastings im August, September 1895 : Sammlung sämtlicher Partien mit ausführlichen Anmerkungen. - Zürich : Olms, 1989 <Repr. d. Ausg. Leipzig 1896> - ISBN 3-283-00033-6 - (S. 179–181).

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