Steinbloßstil
Der Steinbloßstil, auch als Steinbloß-Bauweise bezeichnet, ist ein typischer Baustil von alten Dreiseithöfen im oberösterreichischen Mühlviertel. Fälschlicherweise wird der Baustil als Bloßstein-Stil bezeichnet. Kerngebiet ist das Untere Mühlviertel, insbesondere in Ottenschlag wurden in den späten 1990er Jahren zahlreiche Bauernhäuser renoviert. Man findet den Baustil noch immer vielfach im Mühlviertel, wenngleich bei vielen alten Bauernhäusern die Fassaden modernisiert und somit der Steinbloß-Stil überdeckt wurde. In jüngster Zeit wird der Baustil bei Renovierungen wiederhergestellt.
Die Steinbloß-Bauweise ist nicht nur auf Bauernhäuser beschränkt, sondern auch andere bäuerliche Bauwerke, wie Kapellen oder wirtschaftliche Nebengebäude, weisen diesen Stil auf.
Bauweise
Die Wände der Bauernhäuser bestehen aus großteils unbehauenen Granit- und Gneis-Feldsteinen,[1] die zu doppelwandigen Mauern übereinander geschichtet sind. Die flache Seite der Steine zeigt dabei nach außen. Die Zwischenräume sind mit Sand, Erde oder Lehm aufgefüllt und verfugt. Weil die größeren Steine außen unverputzt bleiben, bekommen die Fassaden die typische Optik aus hellen und dunklen Stellen.
Der Grund für diese Bauweise war, dass in dieser Gegend, dem Österreichischen Granit- und Gneishochland (Böhmische Masse), der Baukalk rar und teuer war, und die Bauern somit größere Steine in das Mauerwerk einfügten und diese nicht verputzten. Der Unterschied zu anderen Bauten ist, dass die Behandlung der Steine ausschließlich von Bauernhand erfolgte und nicht durch Steinmetze.
Die Häuser wurden in früheren Zeiten mit Stroh gedeckt.
Bildergalerie
- Steinbloß-Ensemble in Stiftung, Gemeinde Neumarkt im Mühlkreis
- Bauernhaus im Steinbloßstil mit Strohdach nahe Freistadt
- Freilichtmuseum Großdöllnerhof nahe Rechberg
- Bauernhof im Steinbloßstil bei Bad Zell
- Schiefersedergut in Linz-Pöstlingberg
- Kammererkapelle in Weitersfelden
- Marienkapelle in Mötlas
Sehenswürdigkeiten des Baustils
- Der Ort Ottenschlag als Ganzes, dort beginnt auch die 21 km lange „S23 Steinbloß Runde“.
- Die Dorfkapelle Wienau in Weitersfelden
- Der „1. Steinbloß-Mauer-Weg“ ist ein 12,5 km langer Rundwanderweg, der in Hirschbach im Mühlkreis beginnt.[2]
- Reichenau im Mühlkreis: Steinbloß gemauerte Bauernhäuser in „Hof“ von 1594
- Katzing (Gemeinde Rohrbach-Berg)
Siehe auch
- Liste von Steinbloß-Gebäuden im Mühlviertel
Literatur
- Maria Rennhofer, Brigitte Hilzensauer, Manfred Horvath: Österreich: Landschaft, Kultur, Geschichte. Christian Brandstätter, 1999, ISBN 3-85447-988-3.
Weblinks
- Steinbloß - einfach typisch Mühlviertel. Eine Reise auf den Spuren der steinernen Schätze auf dem Reiseportal zum Mühlviertel.
- Die Steinbloß-Bauweise. Eine Mühlviertler Architektur-Tradition. In: strasser-steine.at. 14. September 2021, abgerufen am 1. Januar 2023.
Einzelnachweise
- ↑ Friedrich Schwarz: Nach Linz hinaus - Aussichtsreich und dicht besiedelt - Wanderung von Linz-Auhof nach Altenberg. In: ÖKO.L Zeitschrift für Ökologie, Natur- und Umweltschutz. Linz 2013, S. 8 (zobodat.at [PDF]).
- ↑ 1. Steinbloß-Mauer-Weg. In: muehlviertel.at. Abgerufen am 1. Januar 2023.
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Ortschaft Stiftung, Gemeinde Neumarkt im Mühlkreis, Oberösterreich: Gebäudeensemble im Steinbloß-Stil
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Die in Steinbloß-Bauweise errichtete Kammererkapelle stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist der hl. Dreifaltigkeit geweiht. Am Dreifaltigkeitssonntag finden jedes Jahr Bittprozessionen zur Kapelle statt, weshalb sie auch eine Wallfahrtskirche ist. Seit 1937 befindet sich der neugotische Holzaltar aus der Pfarrkirche Weitersfelden in der Kammererkapelle. Die Kapelle zählt zu den Sehenswürdigkeiten des Johannesweges.[1]
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Ein Bauernhaus im Steinbloß-Stil in Walchshof (Gemeinde Lasberg in OÖ)
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Die Dorfkapelle oder auch Marienkapelle in Mötlas wurde am 15. August 1868 geweiht. Seit 1890 besitzt sie eine 70 kg schwere Glocke. 1976 wurde der Turm neu mit Kupferblech eingedeckt und von 1992 bis 1994 wurde die Kapelle renoviert. (Quelle: oberoesterreich.at)
Bauernhaus im Steinbloß-Stil nahe Bad Zell, Oberösterreich
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Der Großdöllnerhof ist ein etwa 400 Jahre alter Mühlviertler Dreiseithof, der bis 1968 bewirtschaftet wurde. 1994 erwarb die Gemeinde den Hof und adaptierte ihn als Bauernmuseum und Veranstaltungszentrum.
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Blick durch Katzing, mittig der Hof Katzing (Nr. 2)