Stefan Polónyi

© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Stefan Polónyi im Interview auf einer Gedenkveranstaltung 2013 zum vierten Jahrestag des Einsturzes des Historischen Archivs Köln
Doppelbogenbrücke im Nordsternpark von Gelsenkirchen
St. Suitbert in Essen-Überruhr, gemeinsamer Entwurf mit dem Architekten Josef Lehmbrock (Foto: 2008)

Stefan Polónyi (* 6. Juli 1930 in Gyula/Ungarn; † 9. April 2021 in Köln[1]) war ein deutscher Bauingenieur und Autor. Er wurde vor allem durch seine Faltwerk- und Schalenkonstruktionen und seine Bogentragwerke bekannt.

Leben und Werk

Stefan Polónyi studierte Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Budapest und ging 1956 nach einer vierjährigen Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Budapest nach Köln. 1957 eröffnet er dort ein eigenes Büro (Stefan Polónyi & Partner, später Polonyi und Fink, dann IPP Prof. Polonyi + Partner). 1965 wurde er als Professor für Tragwerkslehre an die TU Berlin berufen und baute dort das Institut für Modellstatik auf. 1971 folgte der Ruf an die Universität Dortmund, dort war er maßgeblich an der Gründung der Abteilung Bauwesen und der Entwicklung des „Dortmunder Modells“ beteiligt, einer gemeinsamen Ausbildung von Ingenieuren und Architekten. Polónyi wurde 1995 in Dortmund emeritiert.

1997 ehrte ihn der Architektur- und Ingenieurverband (AIV) Köln mit der AIV-Plakette „Für Verdienste um unsere gebaute Umwelt“.[2] 1999 verlieh ihm die TU Berlin die Würde eines „Dr.-Ing. E. h.“. Es war der dritte Ehrendoktortitel für ihn, nachdem die Technische Universität Budapest und die Universität Kassel ihm diesen bereits zuvor verliehen hatten.[3]

„Polónyi verstand dabei die Arbeit des Ingenieurs nie als die eines technokratischen Handlangers, sondern als konstruktiven Ingenieurbau. Der temperamentvolle Querdenker verwies stets auf die kulturelle Verpflichtung des Ingenieurs und setzte dies konsequent bei seinen Entwürfen um. Dieses Verschmelzen der naturwissenschaftlichen und intuitiven Einflüsse zeigt sich etwa bei der Glashalle auf der Leipziger Messe oder bei der Kirche St. Suitbert in Essen-Überruhr, die er zusammen mit dem Architekten Josef Lehmbrock entwarf.“[3]

Stefan Polónyi lebte bis zu seinem Tod im Alter von 90 Jahren im April 2021 in Köln.[1]

Bauwerke

Schriften

  • Schalen in Beton und Kunststoff: Entwurf, Bemessung, Ausführung. Bauverlag, Wiesbaden/Berlin 1970, ISBN 3-7625-0447-4.
  • Einige Gedanken zum wissenschaftlichen Stand der Baustatik. In: Bautechnik. 1981, Heft 1.
  • Der Tragwerksingenieur und seine Wissenschaft. In: Bautechnik. Band 59, 1982, S. 289–295.[8]
  • Mit zaghafter Konsequenz: Aufsätze und Vorträge zum Tragwerksentwurf 1961–1987. Vieweg, Braunschweig/Wiesbaden 1987, ISBN 3-528-08781-1.
  • mit Hans Kollhoff, F. Neumeyer, Manfred Klinkott: Über Tektonik in der Baukunst. Vieweg, Braunschweig 1993, ISBN 3-528-08862-1.
  • Die neue Stahlbetonkonzeption. In: Bautechnik. Band 73, 1996, S. 753–765.
  • S. Polónyi, F. Kind-Barkauskas, B. Kauhsen: Beton Atlas – Entwerfen mit Stahlbeton im Hochbau. Verlag Bau und Technik, Düsseldorf 2001, ISBN 3-7640-0425-8.
  • mit W. Walochnik: Architektur und Tragwerk. Ernst, Berlin 2003, ISBN 3-433-01769-7.

Literatur

  • Ursula Kleefisch-Jobst (Hrsg.): Stefan Polónyi. Tragende Linien – tragende Flächen. Katalog. Ed. Menges, Fellbach 2012, ISBN 978-3-936681-58-1 (mai-nrw.de [PDF; abgerufen am 15. Dezember 2012] Leseprobe).
  • Michael Kuhlemann (Red.): Stefan Polónyi. (= Baumeister im Ruhrgebiet, Band 2, herausgegeben vom Bund Deutscher Architekten). Klartext, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0352-4.
  • Ulrike Stark (Red.): Ingenieure – Stefan Polonyi. IRB-Verlag (Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau), Stuttgart, 3., erw. Aufl. 1995, ISBN 3-8167-2633-X.
  • Prof. Dr.-Ing. E. h. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Stefan Polónyi. In: Valentin Wehefritz (Hrsg.): Lebensläufe von eigener Hand. Biografisches Archiv Dortmunder Universitäts-Professoren und -Professorinnen. Nr. 16, 2. Dortmund 2010 (tu-dortmund.de [PDF; abgerufen am 28. Mai 2014]). Darin S. 42–74: Liste der wichtigeren Bauten (Stand: Juni 1999).
  • Kleinschmidt, Walochnik, Reyer: Festschrift. Stefan Polónyi. Zu seinem sechzigsten Geburtstag. Müller, Köln, Juli 1990
  • Ulrich Conrads (Hrsg.): Stefan Polónyi. Mit zaghafter Konsequenz. Aufsätze und Vorträge zum Tragwerksentwurf 1961–1987" Vieweg & Sohn, Braunschweig 1987, ISBN 3-528-08781-1.
  • Klaus Stiglat: Bauingenieure und ihr Werk. Ernst & Sohn 2003
Commons: Stefan Polónyi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Traueranzeigen Stefan Polónyi auf lebenswege.faz.net vom 17. April 2021.
  2. Baunetz: Ein Ingenieur mit Profil – AIV-Auszeichnung für Stefan Polonyi, Meldung, 19. Juni 1997.
  3. a b TU Berlin:TU Berlin ehrt ihre ehemaligen Hochschullehrer Professor Oswald Mathias Ungers und Professor Stefan Polónyi mit der Ehrendoktorwürde (Memento vom 22. Januar 2000 im Internet Archive), Medieninformation Nr. 203, 15. Oktober 1999.
  4. Buchkiosk Baabe. In: structurae, aufgerufen am 27. Juni 2020.
  5. Datenblatt: Kiosk, Baabe, 1971. In: Müther-Archiv. aufgerufen am 27. Juni 2020.
  6. 0010 2.56. bplus, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 7. November 2020 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/bplus.xyz (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. Stefan Polónyi (* 1930). In: baukunst-nrw
  8. Wiederabgedruckt mit Kommentar von Karl-Eugen Kurrer. In: Bautechnik Band 91, 2014, Heft 1.

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Gedenkfeier zum 4. Jahrestag des Einsturzes des Historischen Archivs Köln-6897.jpg
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Gedenkfeier zum 4. Jahrestag des Einsturzes des Historischen Archivs Köln
Foto: Gedenkveranstaltung der Initiative „Köln kann auch anders“. Der Bauingenieur Prof. Stefan Polónyi vertritt dort die Meinung, dass die Errichtung des Besichtigungsbauwerks für die Staatsanwaltschaft überflüssig sei, weil der Einsturz des Archivs „nur durch zu viel Pumpen“ verursacht worden sein könnte (lt. Artikel des Kölner Stadtanzeigers).
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St. Suitbert-Kirche in Essen-Überruhr