Star-Schwärmerei

Unter Star-Schwärmerei (engl. Celebrity Crush[1]) versteht man umgangssprachlich die Verliebtheit eines Menschen in eine prominente Persönlichkeit mit starker Medienpräsenz („Star“). Das Phänomen wird landläufig meist mit Pubertät und Adoleszenz in Verbindung gebracht.[2] Mit dem Internet sind jedoch Webforen entstanden, auf denen sich in zunehmendem Umfange auch Erwachsene zu vernetzen und auszutauschen suchen, die in Stars verliebt sind.[3] Mädchen und Frauen bekennen sich weitaus häufiger zu Star-Schwärmereien als Jungen und Männer.[4]

Obwohl Star-Schwärmerei in der Westlichen Welt und auch darüber hinaus[5] weithin verbreitet ist, existiert zu diesem Phänomen bis heute kaum Forschung.[4]

Begriffsabgrenzung

Star-Schwärmerei fällt oft mit Fantum zusammen, unterscheidet sich von diesem jedoch insofern, als beim Fantum Bewunderung und Verehrung, bei der Star-Schwärmerei dagegen romantische und sexuelle Sehnsucht nach Vereinigung mit dem Star in einer Liebesbeziehung im Vordergrund stehen. Während Groupies offensiv Sex mit Stars suchen, handelt es sich bei Star-Schwärmerei in erster Linie um Tagträume bzw. eine Aktivität der Fantasie, die Individuen dabei hilft, die eigene Sexualität auszuloten.[6]

Star-Schwärmerei bei Kindern und Jugendlichen

Verliebtheit in einen Star ist ein alltägliches Phänomen besonders bei Kindern und Jugendlichen und eine typische Sorge, die von dieser Altersgruppe in E-Mail-Beratungsstellen wie z. B. www.nummergegenkummer.de vorgetragen wird.[7]

In den meisten Fällen freilich entstehen aus der Star-Schwärmerei überhaupt keine Probleme. Wie im Jahre 2005 eine Studie über 142 jungen Amerikanerinnen gezeigt hat, weisen Mädchen, die sehr in männliche Stars verliebt sind, sogar erhöhte soziale Aktivität auf; ihre Beziehungen zu gleichaltrigen Jungen sind besser als die von Mädchen, die sich für Stars nicht interessieren.[4]

Geschichte

Star-Schwärmereien sind keine Erscheinung der Neuzeit. Bereits die Kastraten der barocken Oper (17./18. Jh.) hatten zahlreiche weibliche Bewunderer, die ihnen Liebesbriefe schrieben.[8]

Aus Goethes Briefwechsel mit einem Kinde (1835) ist bekannt, dass Johann Wolfgang von Goethe Verehrerinnen hatte, deren Anhimmelei von Verliebtheit nicht zu unterscheiden war: hier die junge Bettina Brentano. Komponisten und Musiker wie Ludwig van Beethoven, Johann Strauss und Franz Liszt („Lisztomanie“) wurden von ihren Verehrerinnen immer wieder um Locken von ihrem Haar gebeten.[9]

1926 löste der überraschende Tod des amerikanischen Stummfilmstars und Liebhaberdarstellers Rudolph Valentino bei seinen zahlreichen weiblichen Fans regelrechte Massenhysterien aus.[10]

Adolf Hitler hat im Laufe seiner Kanzlerschaft von Verehrerinnen rund 8000 Liebesbriefe erhalten.[11]

1964 erschien in London eine Sammlung von Liebesbriefen an die Beatles.[12] (Siehe auch: „Beatlemania“)

Dass auch Männer – vereinzelt sogar obsessive – Star-Schwärmereien entwickeln, hat im Jahre 1981 John Hinckleys Versuch gezeigt, durch ein Attentat auf Ronald Reagan die Aufmerksamkeit von Jodie Foster auf sich zu ziehen. 1989 wurde die Schauspielerin Rebecca Schaeffer von einem obsessiven Stalker ermordet. 1993 entging die isländische Sängerin Björk dem Mordanschlag eines Stalkers, der dabei hoffte, im Jenseits mit seinem Opfer vereinigt zu werden. Jedoch werden solche Taten keineswegs ausschließlich von Männern verübt; bereits 1949 hatte eine Stalkerin auf den Baseballspieler Eddie Waitkus (Philadelphia Phillies) geschossen und ihn dabei fast getötet.[13]

Anfang der 2010er Jahre waren sehr viele weibliche amerikanische Teenager in den jungen Popsänger Justin Bieber verliebt. Das „Bieber Fever“ wurde in dieser Zeit sogar von Wissenschaftlern beachtet.[14] Heute fördert das Internet Star-Schwärmereien in zweierlei Hinsicht. Erstens erlaubt es verliebten Fans, jederzeit auf intime Detailinformationen über ihre Stars zuzugreifen. Zweitens erlaubt es ihnen, sich untereinander auszutauschen und mit Personen, die sie unterstützen, zu vernetzen.[6]

Star-Schwärmerei in Literatur und Film

Manche Romane und Filme bieten Popstarverehrerinnen Narrative, in denen ihre Liebesträume erfüllt werden:

Romane
  • Stephen King: Sie (1987)
  • Kristen Callihan: Idol – Gib mir die Welt (VIP-Reihe). 4. Auflage. LYX, 2018, ISBN 978-3-7363-0696-7.
  • Abbi Glines: Bad For You – Krit und Blythe. Piper, 2015, ISBN 978-3-492-30808-3.
Filme

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Celebrity Crush. Abgerufen am 11. Juni 2019 (Urban Dictionary).
  2. Star-Schwärmerei sollte nicht in Hysterie umschlagen. Abgerufen am 11. Juni 2019. "Justin, ich liebe dich!" Wenn Teenies für einen Star schwärmen. Abgerufen am 11. Juni 2019.
  3. Als Erwachsene verliebt in einen Star? Abgerufen am 11. Juni 2019. Unglücklich verliebt in einen Star. Abgerufen am 11. Juni 2019. verliebt in unerreichbare Person/Promi. Abgerufen am 11. Juni 2019.
  4. a b c Yuna Engle, Tim Kasser: Why do Adolescent Girls Idolize Male Celebrities? In: Journal of Adolescent Research. 1. März 2005, doi:10.1177/0743558404273117.
  5. Top 10 Most Popular K-Pop Boy Groups (2019). Abgerufen am 12. Juni 2019.
  6. a b Hannah-Rose Yee: Why We Thirst After Celebrities. Abgerufen am 11. Juni 2011.
  7. Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum Kinder und Jugendtelefon Wiesbaden e.V. Abgerufen am 11. Juni 2019 (S. 17).
  8. Why castrati made better lovers. Abgerufen am 12. Juni 2019.
  9. Rainer Schmitz, Benno Ure: Wie Mozart in die Kugel kam: Kurioses und Überraschendes aus der Welt der klassischen Musik. Pantheon, 2018, ISBN 978-3-641-23636-6, S. 560 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Remembering Rudolph Valentino. Abgerufen am 11. Juni 2019.
  11. Helmut Ulshöfer (Hrsg.): Liebesbriefe an Adolf Hitler: Briefe in den Tod. 2. Auflage. VAS-Verlag für Akademische Schriften, 2008, ISBN 978-3-88864-066-7. Benjamin Maack: Liebesbriefe an Hitler: "Ich küsse Dich auf Deine vier Buchstaben". In: Spiegel Online, 15. April 2008. Abgerufen am 11. Juni 2019.
  12. Bill Adler (Hrsg.): Love Letters to the Beatles. Anthony Blond Limited, London 1964.
  13. Ruth Ann Steinhagen Is Dead at 83; Shot a Ballplayer. Abgerufen am 12. Juni 2019.
  14. Julie Miller: Scientists Have a Perfectly Logical Explanation for Bieber Fever. In: Vanity Fair, 26. Juni 2012. Abgerufen am 11. Juni 2019.
  15. Ein unheimlich starker Abgang. Abgerufen am 11. Juni 2019.