Stammheim (Diskothek)

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Sven Väth im Stammheim

Das Stammheim war ein deutschlandweit bekannter Techno-Club in Kassel.[1][2][3]

Geschichte

Das Stammheim, bis 1996 Aufschwung Ost, zählte neben den Berliner Clubs Tresor und E-Werk, den Frankfurter Etablissements Dorian Gray und Omen und den in München ansässigen Clubs Ultraschall, KW – Das Heizkraftwerk und Natraj Temple in den 1990er Jahren zu den bekanntesten Clubs der Technokultur in Deutschland.[4][5][6] Deutschlandweite Bekanntheit erlangte der Club unter anderem durch die Werbung mit der vom Künstlerduo Bringmann & Kopetzki entwickelten Comicfigur Ravelinde.[7]

Ursprünge und Veranstaltungsort

Die Diskothek wurde am 11. Februar 1994 zunächst unter dem Namen Aufschwung Ost gegründet, die Umbenennung erfolgte 1996.[2] Bis zur Schließung im Jahre 2002 befand sie sich in der Kulturfabrik Salzmann in Kassel.[8] Die Größe wurde je nach Veranstaltung angepasst und erstreckte sich auf bis zu drei Stockwerke des historischen Fabrikgebäudes (circa 1660 Quadratmeter pro Stockwerk).

Auch für seine avantgardistischen Dekorationen war das Stammheim bekannt. Diese wurden unter anderem von Künstlern wie Stellmacher & Jensen[9][10] und Jim Avignon gestaltet.

Musik und DJs

Party im Stammheim

Viele international bekannte DJs und Musiker traten im Stammheim auf, darunter Paul van Dyk, Dr. Motte, Richie Hawtin, DJ Karotte, Carl Cox, Jeff Mills, Laurent Garnier, DJ Rush, Ricardo Villalobos, Armand van Helden, Anthony Rother, Westbam und Sven Väth. Zu weiteren Live-Acts gehörten unter anderem Kruder und Dorfmeister, Toktok und Der dritte Raum. Auch House- und Techno-Größen wie Marshall Jefferson, Blake Baxter, Joey Beltram, Josh Wink, und Cristian Vogel traten dort regelmäßig auf. Der DJ und Autor Finn Johannsen (u. a. de:bug, Groove) beschreibt dies als Konzept der Stammheim-Residents und vergleicht die Bedeutung der Diskothek für Kassel mit der der documenta[11]

Es fanden zahlreiche Radioübertragungen im Rahmen der hr3 clubnight statt, zudem gab es organisierte Großveranstaltungen (unter anderem im Vorfeld der Berliner Loveparade und auf Festivals wie der Nature One[12]).

Das Stammheim ging mehrfach auf Deutschland-Tournee (darunter Tresor/Berlin, Ultraschall/München, Dorian Gray/Frankfurt). 1998 nennt das Magazin Der Spiegel das Stammheim in einem Atemzug mit diesen Discotheken[1] – ein Vergleich der auch später immer wieder gezogen wird.[2][3] Auch gab es Veranstaltungen im Ausland (u. a. in London, Sydney und Detroit).[2]

Ende des Clubs

Dem Club wurde im Februar 2002 der Mietvertrag gekündigt aufgrund von Beschwerden der Nachbarn wegen Lärm, Müllbergen, parkenden Autos aus ganz Deutschland und Drogenmissbrauchs rund um das Gelände (1,5 km im Umkreis). Seit der Schließung finden unter dem Namen Stammheim nur noch gelegentliche Veranstaltungen an verschiedenen Veranstaltungsorten statt.

Comic-Werbung und Rezeption

Die Comic-Werbung des Clubs wurde von den Comickünstlern Bringmann & Kopetzki realisiert, und erhielt durch deren bekannte Comicserie Hotze im Musikmagazin Groove deutschlandweit große Aufmerksamkeit.[13]

Das Stammheim wurde von den Lesern verschiedener Musikmagazine, z. B. den Zeitschriften Frontpage und Groove, mehrfach zum besten Club Deutschlands gewählt und wurde zweimal mit dem Dance Music Award ausgezeichnet.[14]

2009 kam die Dokumentation Zeitgeist Stammheim in die deutschen Kinos.[15]

Diskografie (Auswahl)

Veröffentlicht über das Plattenlabel Hör-Spiel-Musik:

  • Aufschwung Ost – Heile Welt Tour – Die Kompilation (1996)
  • Heimfidelity Vol. 1 (mixed by DJ Pierre) (1998)
  • Heimfidelity Vol. 2 (mixed by Oliver Huntemann) (1998)
  • Heimfidelity Vol. 3 (mixed by DJ-Marky)
  • Heimfidelity Vol. 4 (mixed by DJ-Marky)
  • Heimfidelity Vol. 5 (mixed by DJ-Pierre)
  • Heimfidelity Vol. 6 ExPIERREments (DJ Pierre vs. DJ Pierre)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Jung ist die Nacht. In: Der Spiegel. 1. August 1998, abgerufen am 5. September 2016.
  2. a b c d Doku-Donnerstag: Zeitgeist Stammheim. In: Vice. 17. März 2016, abgerufen am 21. Februar 2019.
  3. a b 25 Sadly Closed Clubs That Made German Nightlife What It Is Today. In: Electronic Beats. 2. Juni 2017, abgerufen am 21. Februar 2019 (englisch).
  4. Vergl. Ronald Hitzler, Michaela Pfadenhauer: Eine posttraditionale Gemeinschaft: Integration und Distinktion in der Techno-Szene. In: Frank Hillebrandt, Georg Kneer, Klaus Kraemer (Hrsg.): Verlust der Sicherheit? Lebensstile zwischen Multioptionalität und Knappheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften 1998 / Springer-Verlag 2013, ISBN 978-3-531-13228-0, S. 85, 4. Fn., doi:10.1007/978-3-322-83316-7.
  5. Anthems From The ’90s Club That Put Kassel On Germany’s Techno Map. In: Electronic Beats. 24. November 2017, abgerufen am 25. Februar 2019 (englisch).
  6. Jan-Peter Wulf: Mix der Woche: Carl Cox. Sportlich wie Hessen Kassel, 1995 im Aufschwung Ost. In: Das Filter. 14. März 2017, abgerufen am 25. Februar 2019.
  7. 20 legendäre Clubs, die es leider nicht mehr gibt. In: Faze Magazin. 11. November 2016, abgerufen am 25. Februar 2019.
  8. Stammheim: Der alte Kasseler Techno-Club verfällt. In: HNA Online. 7. Januar 2014, abgerufen am 5. September 2016.
  9. Stellmacher & Jensen @ Stammheim. Stellmacher & Jensen, abgerufen am 5. September 2016.
  10. Kunst in der Technoszene. In: Eve & Rave. Abgerufen am 25. Februar 2019.
  11. Finn Johannsen: Anthems: Aufschwung Ost / Stammheim, Kassel (1994-2002). 29. November 2017, abgerufen am 21. Februar 2019 (englisch).
  12. Nature One 2007/Die Clubs/Stammheim. (Nicht mehr online verfügbar.) Nature One, archiviert vom Original am 13. September 2016; abgerufen am 5. September 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nature-one.de
  13. Bringmann & Kopetzki – 10 Stammheim Favourites. In: Groove. 10. März 2016, abgerufen am 5. September 2016.
  14. Die Gewinner der deutschen Dance Awards. In: Intro. Abgerufen am 25. Februar 2019.
  15. Zeitgeist Stammheim in der Internet Movie Database (englisch)

Koordinaten: 51° 18′ 34″ N, 9° 31′ 25″ O

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