Stagnosol

Stagnosol (ST) (von lat.: stagnare, überschwemmen) ist ein Begriff der Bodenkunde und benennt eine der 32 Referenzbodengruppen der World Reference Base for Soil Resources (WRB). Die Gruppe umfasst jahreszeitlich stauwasserbeeinflusste Böden. Der Wasserstau wird durch zeitweilige Grobporenarmut in Unterboden ausgelöst. Diese kann durch höhere Tongehalte verursacht sein, doch fehlt eine abrupte Zunahme des Tongehalts wie in Planosolen.

Beschreibung

Stagnosole zeigen stagnic Eigenschaften, also die Akkumulation intensiv gefärbter Eisenoxide und meist auch schwarzer Manganoxide im Innern der Aggregate. Die Aggregatoberflächen sind an Eisen und Mangan verarmt und dadurch gebleicht. Im Oberboden können die Bleichfarben dominieren, wenn Eisen und Mangan in reduzierter Form in geneigten Böden lateral abtransportiert wurden. Kleinere Oxidakkumulationen im Aggregatinnern heißen Konkretionen. Größere Flecken und die mit ihnen wechselnden Bleichzonen werden Marmorierung genannt. Die stagnic Eigenschaften entstehen durch reduzierende Verhältnisse, welche durch Wasserstau ausgelöst werden. Der Wasserstau dominiert nach der Schneeschmelze im Frühjahr und verschwindet meist im Laufe des Sommers im Zuge ansteigender Evapotranspiration. Im Profil eines Stagnosols nehmen die Flächenanteile mit Oxidations- und Reduktionsfarben über einen Tiefenbereich von 50 cm hinweg im gewichteten Mittel mindestens 50 % ein – die Originalfarben, die nicht durch Redoxprozesse verändert wurden, bleiben also unter 50 %. Dieser Tiefenbereich beginnt in spätestens 25 cm unter der Bodenoberfläche.

Verbreitung

Stagnosole sind in allen feuchten Klimaten verbreitet, die einen Wechsel von feuchteren und etwas trockeneren Jahreszeiten aufweisen. In den Feuchten Mittelbreiten und der Borealen Zone sind sie am häufigsten. Meist nehmen sie keine großen Flächen ein. Sie sind in Plateau- und Hanglagen zu finden und für Niederungen eher untypisch.

Eigenschaften und Nutzung

Pflanzen auf Stagnosolen leiden oft unter Mangel an Eisen und Mangan, die als nicht pflanzenverfügbare Oxide im Aggregatinnern festgelegt sind. Phosphor ist an die Oxide im Aggregatinnern gebunden und ebenfalls ein Mangelelement. Das Stauwasser ist für Ackerpflanzen (mit Ausnahme von Reis) abträglich. Daher dominieren Weide und Wald, wobei die Baumartenwahl durch das Stauwasser eingeschränkt ist. Eine Drainage ist bei höheren Tongehalten schwierig.

Verwandte Bodentypen

Stauwasserböden mit abrupter Zunahme des Tongehalts gehören in der WRB zu den Planosolen. In der Deutschen Bodensystematik gehören die Stagnosole überwiegend zu den Pseudogleyen, bei starker Bleichung des Oberbodens jedoch auch zu den Stagnogleyen. Stagnosole mit Dominanz von Schluff oder Feinstsand und weitgehend derselben Bodenart im ganzen Profil gehören zu den Haftpseudogleyen.

Weblinks

Literatur

  • IUSS Working Group WRB: World Reference Base for Soil Resources 2014, Update 2015. World Soil Resources Reports 106, FAO, Rome 2015. ISBN 978-92-5-108369-7 (PDF 2,3 MB).
  • W. Zech, P. Schad, G. Hintermaier-Erhard: Böden der Welt. 2. Auflage. Springer-Spektrum, Heidelberg 2014. ISBN 978-3-642-36574-4.
  • W. Amelung, H.-P. Blume, H. Fleige, R. Horn, E. Kandeler, I. Kögel-Knabner, R. Kretschmar, K. Stahr, B.-M. Wilke: Scheffer/Schachtschabel Lehrbuch der Bodenkunde. 17. Auflage. Heidelberg 2018. ISBN 978-3-662-55870-6.

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Soil profile.jpg
Schematisches Bodenprofil. Allgemeiner Aufbau. Schichtung in Horizonten.
  • O ( 0 - 5 cm): Organischer Auflagehorizont.
  • A ( 5 - 25 cm): A-Horizont - Mutterboden.
  • B ( 25 - 75 cm): B-Horizont - Mineralischer Bodenhorizont aus verwitterten und zermahlenem Gestein.
  • C ( 75 - 120 cm): C-Horizont - Mineralischer Bodenhorizont
  • R ( nicht gezeigt): Ausgangsgestein