Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm

SWU Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH

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RechtsformGmbH
Gründung1982
SitzUlm, Deutschland
LeitungKlaus Eder
Mitarbeiterzahl1096
Umsatz621 Mio. Euro
BrancheStadtwerke
Websitewww.swu.de
Stand: 31. Dezember 2022

Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH sind eine 1982 gegründete städtische Unternehmensgruppe. Als kommunales Versorgungsunternehmen beliefern die SWU hauptsächlich die Region Ulm und Neu-Ulm mit Strom, Gas, Wasser, Wärme und bieten Telekommunikationsdienste an. Darüber hinaus betreiben die SWU weite Teile des öffentlichen Personennahverkehrs in den Städten Ulm und Neu-Ulm.

In Baden-Württemberg zählen die SWU mit mehr als 200.000 Kunden, einem Konzernumsatz von 621 Millionen Euro und einer Beschäftigung entsprechend 1095,9 Vollzeitäquivalent (Stand 31. Dezember 2022) zu den führenden Energiedienstleistern unter den Stadtwerken. Seit der Neustrukturierung der Stadtwerke zur SWU Unternehmensgruppe 1998 gründeten die SWU verschiedene Tochtergesellschaften und entwickelten Dienstleistungen auch in den Bereichen Telekommunikation, IT-Management und Consulting.[1]

Geschichte

Wasserkraftwerk „Böfinger Halde“

1853 erfolgte der Beschluss des Rates der Stadt Ulm, die Straßen mit Gas zu beleuchten und es begann der Bau des Gaswerkes am Neutor. Um der gestiegenen Nachfrage zu begegnen, wurde 1857 die Städtische Gasfabrik Ulm gebaut. 1871 schloss diese einen Gasvertrag mit der Stadt Neu-Ulm.[2]

Auch die Wasserversorgung wurde ab 1873 in Ulm zentral geregelt. Nach der Erfindung der Elektrizität erfolgte 1895 die Inbetriebnahme des Ulmer Elektrizitätswerks an der Olgastraße. Zwei Jahre später am 15. Mai 1897 fuhr die erste Ulmer elektrische Straßenbahn.

1906 erfolgte die Umstellung der städtischen Straßenbeleuchtung von Gas auf Strom. Gleichzeitig wurde das erste Wasserkraftwerk im Neu-Ulmer Stadtteil Ludwigsfeld fertiggestellt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte 1946 die Umwandlung der einzelnen Gesellschaften in einen städtischen Eigenbetrieb. Wegen des steigenden Strombedarfs wurde 1953 das größte Ulmer Wasserkraftwerk Böfinger Halde in Betrieb genommen.

1982 wurde der städtische Eigenbetrieb Stadtwerke in eine GmbH umgewandelt und ein Jahr später wurde die Stadt Neu-Ulm Gesellschafter der neuen Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH.

Aus wirtschaftlichen Erwägungen wurde 1998 eine Neustrukturierung der Stadtwerke zur SWU-Unternehmensgruppe mit Gründung der SWU Energie GmbH und SWU Verkehr GmbH vorgenommen. Aus dem gleichen Grund erfolgte 1999 die Gründung der Energie Plus Handels- und Servicegesellschaft mbH (Energie Plus) und damit die Einführung der Marke „SchwabenStrom“. Die Energie Plus wurde im August 2008 in SWU Vertrieb GmbH umfirmiert.

Die im Januar 2007 vorgelegte Auswertung zum Preisvergleich deutscher Gasanbieter des Bundeskartellamtes platzierte die SWU unter 35 verglichenen Unternehmen auf Rang 34 und damit zum zweitteuersten Anbieter bundesweit.

Die Historie der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH

  • 1853 Bau des Gaswerkes am Neutor
  • 1857 Bau der „Städtischen Gasfabrik Ulm“
  • 1871 Gasvertrag mit der Stadt Ulm
  • 1873 Inbetriebnahme der ersten zentralen Wasserversorgung in Ulm
  • 1895 Inbetriebnahme des Ulmer Elektrizitätswerkes an der Olgastraße
  • 1897 Fahrt der ersten Ulmer Straßenbahn durch die Hirschstraße
  • 1899 Lieferung des ersten Stroms aus Wasserkraft
  • 1906 Umstellung der Ulmer Straßenbeleuchtung von Gas auf Strom
  • 1906 Fertigstellung des Wasserkraftwerks Ludwigsfeld
  • 1946 Umwandlung in einen städtischen Eigenbetrieb
  • 1953 Inbetriebnahme des größten Ulmer Wasserwerkes „Böfinger Halde“
  • 1982 Umwandlung der Stadtwerke in eine GmbH
  • 1983 Aufnahme der Stadt Neu-Ulm als Gesellschafter
  • 1998 Neustrukturierung der Stadtwerke zur SWU Unternehmensgruppe
  • 1998 Gründung der „SWU Energie GmbH“ und der „SWU Verkehr GmbH“
  • 1999 Gründung der „SWU Vertriebs-Gesellschaft mbH“
  • 1999 Einführung der Marke „SchwabenStrom“
  • 2000 Gründung der „SWU TeleNet GmbH“
  • 2001 Einführung Öko-Audit und ISO 14001
  • 2002 Beschäftigung von mehr als 1.000 Mitarbeitern und rund 50 Auszubildenden
  • 2005 Gründung der SWU Netze GmbH
  • 2007 Jubiläum: 150 Jahre Gasversorgung in Ulm
  • 2008 Einführung von „SWU NaturStrom“
  • 2008 Bau einer der größten Photovoltaikanlagen bei EvoBus in Neu-Ulm
  • 2009 Erweiterung der Straßenbahnlinie 1 bis Böfingen
  • 2009 Inbetriebnahme des Wasserkraftwerkes Kostheim
  • 2010 Staustufenerhöhung am Wasserkraftwerk Böfinger Halde
  • 2010 Einführung von SWU „NaturGas 10“ und „SWU NaturGas 30“
  • 2010 Eröffnung des „ServiceCenter Neue Mitte“ (vereint alle Dienstleistungen der SWU mit den Bürgerdiensten der Stadt Ulm)
  • 2011 Fertigstellung des Holzvergasungs-Heizkraftwerkes in Senden mit 5,0 MWel und 6,4 MWth.[3]
  • 2018 Übergabe des Holzvergasungs-Heizkraftwerks an die Blue Energy Group weil es die "wirtschaftlichen Erwartungen bisher nicht erfüllt hat.”[4]
  • 2018 Inbetriebnahme der Straßenbahnlinie 2
  • 2021 Austausch der vier Erdgas-BHKW-Motoren (BJ 1999) mit je 2,7 MWel und 3,1 MWth in der Bradleystraße[5][6]

Unternehmensstruktur

Die SWU-Unternehmensgruppe besteht aus der übergeordneten Holding SWU Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH, die im Besitz der Städte Ulm (94 Prozent Unternehmensanteil) und Neu-Ulm (6 Prozent) ist und die folgende direkte Beteiligungen hält:[1][7]

  • FUG – Fernwärme Ulm GmbH (50 Prozent)
  • Regionale Energieagentur Ulm gGmbH (6,15 Prozent)
  • Bayerngas Gas GmbH (5 Prozent)

Zur Holding gehören drei operativ eigenständige Tochtergesellschaften (jeweils zu 100 Prozent):

  • SWU Energie GmbH
    • Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm Netze GmbH (100 Prozent)
    • SWU Erneuerbare Energien GmbH (100 Prozent)
      • Windpark Altdorfer Wald GmbH (50 Prozent)
    • WKW Staustufe Kostheim/Main GmbH & Co. KG (50 Prozent)
    • TWB – Technische Werke Blaubeuren GmbH (50 Prozent)
    • TWH – Technische Werke Herbrechtingen GmbH (50 Prozent)
    • GVL – Gasversorgung Langenau GmbH (50 Prozent)
    • Stadtwerke Niederstotzingen GmbH (50 Prozent)
    • Stadtwerke Blaustein GmbH (50 Prozent)
    • Trianel GmbH (4,78 Prozent)
    • Trianel Gaskraftwerk Hamm GmbH & Co. KG (9,36 Prozent)
    • Trianel Kohlekraftwerk Lünen GmbH & Co. KG (5,28 Prozent)
    • Trianel Windkraftwerk Borkum GmbH & Co. KG (5 Prozent)
    • European Energy Exchange AG (0,25 Prozent)
  • SWU Telenet GmbH
    • citysens GmbH (50,1 Prozent)
    • G-Fit Gesellschaft für innovative Telekommunikationsdienste mbH & Co. KG (25 Prozent)

Geschäftsführung

Seit 1. Juli 2015 ist Klaus Eder Vorsitzender der Geschäftsführung der SWU-Unternehmensgruppe und alleiniger Geschäftsführer der SWU Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH, davor hatte fast 20 Jahre Matthias Berz diesen Posten inne.

Aufsichtsratsvorsitzender ist der Oberbürgermeister der Stadt Ulm, Gunter Czisch. Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender ist die Oberbürgermeisterin der Stadt Neu-Ulm, Katrin Albsteiger und als Konzernbetriebsratsvorsitzender der SWU Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH fungiert Claus Jürgen Deyle.[8] Weitere Aufsichtsräte sind verschiedene Stadträte aus Ulm und Neu-Ulm.

FUG – Fernwärme Ulm GmbH

Die 1995 gegründete FUG mit 200 Mitarbeitern gehört jeweils zur Hälfte der EnBW und den Stadtwerken. Das Fernwärmenetz ist 150 km lang, versorgt die Hälfte Immobilien mit Wärme und hat eine maximalen Leistung von 440 MW.[9] Es werden jährlich 599,5 Mio. kWh abgenommen, bei 12 % Netzverlusten.[10] Der Brennstoffeinsatz ist zu 64 % regenerativ, davon sind 55,1 % Biomasse, 15,3 % Müll, welcher zur Hälfte regenerativ gewertet wird, und 1,2 % Biogas.

Versorgungsgebiete

Das Fernwärmenetz teilt sich in zehn Versorgungsgebiete auf:

  • Neu-Ulm/Senden: 38 % erneuerbare Energien. Wärmenetzverluste 9.173 MWh p. a.
  • Wohnen am Illerpark (geplant): 75 % erneuerbare Energien. Wärmenetzverluste 586 MWh p. a.
  • Böfingen: 1 % erneuerbare Energien. Wärmenetzverluste 929 MWh p. a.
  • Donaustetten/Gögglingen: 0 % erneuerbare Energien. Wärmenetzverluste 213 MWh p. a.
  • Einsingen: 0 % erneuerbare Energien. Wärmenetzverluste 399 MWh p. a.
  • Jungingen: 0 % erneuerbare Energien. Wärmenetzverluste 1.468 MWh p. a.
  • Lettenwald: 58 % erneuerbare Energien. Wärmenetzverluste 829 MWh p. a.
  • Lindenhöhe 0 % erneuerbare Energien. Wärmenetzverluste 918 MWh p. a.
  • Ochsensteige: 0 % erneuerbare Energien. Wärmenetzverluste 177 MWh p. a.
  • Wengenholz in Ulm Lehr: 9 % erneuerbare Energien. Wärmenetzverluste 492 MWh p. a.

Heizkraftwerke

  • Müllheizkraftwerk der Thermischen Abfallverwertung Donautal (TAD)
  • Biomasse-Heizkraftwerk I mit 58 MWth und 9,6 MWel
  • Biomasse-Heizkraftwerk II mit ca. 11 MWth und 5 MWel. Dampf mit 480 °C und 79 bar
  • Heizkraftwerk Magirusstraße mit 230 MWth und 18 MWel. Brennstoff ist schwefelarme Kohle, Erdgas und leichtes Heizöl.
  • mehrere Biogasanlagen
  • Blockheizkraftwerk
  • Spitzenlast-Heizwerk Daimlerstraße mit 100 MWth durch Erdgas oder leichtes Heizöl.
  • Spitzenlast-Heizwerk Fort Albeck mit 20 MWth durch leichtes Heizöl.
  • Wärmespeicher Donautal. Heißwasserdruckspeicher mit 140 MWh Wärmekapazität und 2.400 m³ Wasser

Daneben sind diese kleineren Heizwerke mit dem Netz verbunden, die keine Kraft-Wärme-Kopplung bieten:

  • Heizwerk Universität
  • Heizzentrale Ochsensteige

Ein unabhängiges Netz bilden das Heizkraftwerk Neu-Ulm, Heizwerk Ludwigsfelde, Heizzentrale Hallenbad Offenhausen und Heizzentrale AWO.

Daneben gibt es einige Heizzentralen, die nur ein eng begrenztes Gebiet versorgen und keine KWK haben: Heizzentrale Donaustetten, Heizzentrale Lindenhöhe, Heizzentrale Wengenholz, Heizzentrale Böfingen.

SWU Energie GmbH

Das Aufgabengebiet der SWU Energie GmbH mit dem Tochterunternehmen SWU Energie Beteiligungsgesellschaften II mbH ist sowohl die Energieproduktion als auch die Belieferung der Kunden mit Strom, Erdgas, Fernwärme und Trinkwasser. Zudem ist der Vertrieb aller SWU-Produkte hier angesiedelt. Wegen der Vorgaben zum Unbundling ist der Netzbetrieb organisatorisch vom Vertrieb getrennt und in der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm Netze GmbH angesiedelt.

Die SWU verfolgt seit Jahren die Strategie, ihre Erzeugungskapazitäten weiter auszubauen und setzt dabei hauptsächlich auf regenerative Energiequellen. Bis zum Jahr 2020 soll die eigene Erzeugung aus erneuerbaren Energien den Strombedarf der Haushalte vollständig decken. Bis 2050 soll der Bedarf der gesamten Region – einschließlich der Gewerbe- und Industriekunden – selbst erzeugt werden können. Produziert wird in eigenen, regionalen Anlagen sowie in Kraftwerken andernorts, an denen die SWU Beteiligungen hält (siehe Beteiligungen).

Wasserkraftwerke
KraftwerkOrtLeistung [MW]Fallhöhe [m]Anzahl TurbinenRegelarbeitsvermögen [GWh]BaujahrGewässerFlusskilometer
Kraftwerk LudwigsfeldNeu-Ulm0,5824,31906Illerkanal
Kraftwerk WiblingenUlm1,2548,01907Donau
Kraftwerk ÖpfingenÖpfingen3,05,50312,61923Donau
Kraftwerk Neu-UlmNeu-Ulm0,5924,31926Illerkanal
Kraftwerk DonaustettenUlm4,5421,81926Donau
Kraftwerk Böfinger HaldeUlm, Neu-Ulm8,87,02511953Donau2581,5
Kraftwerk SöflingenUlm0,00610,031992Blau
Kraftwerk ErsingenErbach0,05610,312003Donau
Kraftwerk Kostheim (Beteiligung)Ginsheim-Gustavsburg, Hochheim am Main4,960322009Main3,209
Kraftwerk Herbrechtingen (Beteiligung)Herbrechtingen0,1461991Brenz
Pumpspeicherkraftwerk BlautalBlaubeuren(60)(162)2016 eingestellt[11]Blau

SWU TeleNet GmbH

Die SWU TeleNet GmbH ist zu 100 Prozent ein Tochterunternehmen der SWU Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH. Die Kompetenz des Unternehmens liegt sowohl im Bereich der Informationstechnik als auch der Telekommunikation. Die SWU TeleNet GmbH versorgt neben dem Stadtgebiet Ulm/Neu-Ulm zunehmend auch die Ortsteile sowie die Umgebung der beiden Donaustädte mit ihren Lösungen für Kabelfernsehen, Internet und Telefonie. Zu den Kunden zählen sowohl Privat- als auch Geschäftskunden.

SWU Verkehr GmbH

SWU Verkehr GmbH
Basisinformationen
UnternehmenssitzUlm
Webpräsenzwww.swu.de
Bezugsjahr2022
GeschäftsführungRalf Gummersbach
VerkehrsverbundDING
Mitarbeiter319
TochtergesellschaftSWU mobil GmbH
Linien
Straßenbahn2
Bus20
Anzahl Fahrzeuge
Straßenbahnwagen22
Omnibusse63
Statistik
Fahrgäste32 Mio.
Fahrleistung6,183 Mio. km pro Jahr
Länge Liniennetz
Eisenbahnlinien24,3 km
Straßenbahnlinien20,1 km
Buslinien242 km
Combino-Straßenbahn an der Haltestelle Donaustadion

Die SWU Verkehr GmbH betreibt mit 20 Buslinien (darunter 6 Nachtbuslinien) und zwei Straßenbahnlinien den überwiegenden Anteil des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in den Städten Ulm und Neu-Ulm.

Seit dem 1. Januar 2018 ist die SWU Verkehr GmbH als Inhaberin der Linienkonzessionen für den Fahrplan verantwortlich und Partnerunternehmen im Verkehrsverbund DING. Außerdem ist die SWU Verkehr für die Infrastruktur und deren Wartung zuständig. Die Fahrleistungen wurden seit 2006 von der SWU Verkehr GmbH und der Schwaben Mobil Nahverkehr Service GmbH erbracht, bei der die SWU Verkehr GmbH mit einem Anteil von 51 Prozent Mehrheitseignerin war. Seit dem 1. Januar 2018 firmiert die Schwaben Mobil Nahverkehr Service GmbH als hundertprozentige Tochter der SWU Verkehr GmbH unter dem Namen SWU mobil GmbH.

2019 wurden insgesamt 40,8 Millionen Fahrgäste auf einem Liniennetz von 199,1 Kilometern Länge befördert. In den Jahren 2020 und 2021 brachen die Fahrgastzahlen bedingt durch die COVID-19-Pandemie auf unter 27 Millionen Fahrgäste ein. Im Jahr 2022 wurden mit 32 Millionen Fahrgästen wieder knapp 80 % des Wertes von 2019 erreicht, das Streckennetz wurde gleichzeitig auf 262,1 Kilometer Länge ausgebaut.[1]

Der SWU Verkehr gehören darüber hinaus 15 Kilometer Industriegleise in Ulm und Neu-Ulm. Außerdem hat das Unternehmen Mitte 2009 von DB Netz die rund 9 Kilometer lange Bahnstrecke Senden–Weißenhorn gepachtet, auf der zum Übernahmezeitpunkt nur Güterverkehr stattfand.[12] Die Bayerische Eisenbahngesellschaft schrieb daraufhin im Dezember 2012 den Schienenpersonennahverkehr zwischen Weißenhorn und Ulm aus.[13] Gewinner der Vergabe war die DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB). Zum Ausbau der Strecke und zur Erneuerung der Bahnhöfe wurde im Dezember 2011 das Planfeststellungsverfahren eingeleitet. Nach dessen Abschluss sanierte die SWU Verkehr die Strecke im Sommer 2013 und kaufte sie schließlich im darauf folgenden Oktober. Seit Dezember 2013 verkehren zwischen Ulm und Weißenhorn Personenzüge im Stundentakt.[14]

Bis 21. März 2009 war die Straßenbahn Ulm der kleinste Straßenbahnbetrieb in Deutschland. An besagtem Tag wurde die zu diesem Zeitpunkt einzige Ulmer Straßenbahnlinie (Linie 1) um 4,6 Kilometer und sieben Haltestellen bis in den Stadtteil Böfingen erweitert.

Am 30. März 2011 hat der Ulmer Gemeinderat die SWU Verkehr GmbH mit der Entwurfs- und Genehmigungsplanung für die Line 2 – bestehend aus den Streckenästen „Schulzentrum Kuhberg“ und „Wissenschaftsstadt“ – beauftragt. Bei einer Strecken-Gesamtlänge von 10,5 Kilometern waren 9,3 Kilometer Schiene sowie 18 barrierefreie Haltestellen neu zu bauen. Das gesamte Investitionsvolumen betrug etwa 115 Millionen Euro (einschließlich der notwendigen Erweiterung des SWU-Verkehrsbetriebshofes). Nach Abzug der zu erwartenden Fördermittel von Bund und Land beliefen sich die Kosten für die Stadt Ulm noch auf rund 50,2 Millionen Euro.

Im Juli 2014 wurde der Streckenabschnitt vom Schulzentrum Kuhberg zum Hauptbahnhof, und im Januar 2015 der Streckenast vom Hauptbahnhof zur Wissenschaftsstadt vom Regierungspräsidium Tübingen planfestgestellt, wobei sich Bund und Land mit 85,3 Millionen Euro an den aktualisierten Baukosten von 192 Millionen Euro beteiligen. Am 15. Oktober 2015 fand der Spatenstich für den ersten Streckenabschnitt nahe der Wendeschleife am Egginger Weg auf dem Kuhberg statt[15]. Im gleichen Monat fanden vorbereitende Maßnahmen zum Bau der ÖPNV-Brücke über die nördlich des Hauptbahnhofes gelegenen Gleisanlagen zum Kienlesberg statt. Die Inbetriebnahme der neuen Linie 2 erfolgte am 9. Dezember 2018.

Das Straßenbahnnetz soll weiter ausgebaut werden: Hierfür wurden für folgende Streckenführungen Machbarkeitsstudien beauftragt:

  • Hauptbahnhof – Neu-Ulm – Ludwigsfeld
  • Verlängerung Linie 1 Söflingen – Kohlplatte[16]

Zum 1. September 2023 übernehmen die SWU Verkehr den Betrieb des 13 Kilometer langen nördlichen Abschnitts zwischen Gessertshausen und Langenneufnach der Bahnstrecke Gessertshausen–Türkheim von der Bahnbetriebsgesellschaft Stauden. Dazu schlossen sie eine Pachtvereinbarung mit dem Streckeneigentümer Staudenbahn-Schienenweg-Trägerverein ab. Das Unternehmen plant eine Ertüchtigung und Elektrifizierung des Abschnitts für eine Reaktivierung im Personennahverkehr.[17]

Verkehrsleistungen

Von 1947 bis 1963 betrieb die Verkehrsabteilung der SWU außerdem den Oberleitungsbus Ulm.

Die Stadt Ulm hat im Nahverkehrsplan von 2017 feste Angebotsstandards festgelegt, die ab 1. Januar 2020 verbindlich für alle Fahrleistungen der Linien in Aufgabenträgerschaft der Stadt Ulm gelten. So sind bei den eingesetzten Bussen und Straßenbahnen strenge Vorschriften hinsichtlich Alter, technischer Ausstattung und Design einzuhalten. Im Liniennetz ist weiterhin die Bedienhäufigkeit und der Betriebszeitraum festgesetzt.[18]

Durch eine Direktvergabe der Stadt Ulm wurden alle Liniengenehmigungen der SWU Verkehr, die zum 31. Dezember 2019 ausliefen, um 22,5 Jahre verlängert. Weiterhin werden die Liniengenehmigungen aller weiteren im Stadtgebiet Ulm verkehrenden Linien ebenfalls an die SWU Verkehr übertragen.[19]

Fuhrpark

Bis in die 1980er Jahre bestand der Busfuhrpark weitgehend aus den Marken Magirus-Deutz und Setra, deren Hersteller in Ulm ansässig waren. Im historischen Bestand der SWU befinden sich bis heute Fahrzeuge dieser beiden Hersteller als Oldtimer.

Heute besteht der vollständig niederflurige Fuhrpark aus 63 Omnibussen der Marke Mercedes-Benz (davon 62 Gelenkbusse sowie ein Standardbus) sowie zehn Straßenbahnen des Typs Siemens Combino und zwölf des Typs Siemens Avenio M. Weitere 20 Omnibusse anderer Unternehmen werden im Auftrag der SWU Verkehr im Linienverkehr eingesetzt. Alle Busse sind mit Klimaanlage, TFT-Monitoren, WLAN und Videoüberwachung ausgestattet.[20]

Weblinks

Commons: Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c SWU Zahlenspiegel 2022. (PDF) In: swu.de. 2022, abgerufen am 26. September 2023.
  2. Imagebroschüre 2006, S. 10, Seite nicht mehr abrufbar, Archivlink nicht abrufbar am 14. Mai 2022
  3. BioEnergiePark Senden. In: Blue Energy Group. Abgerufen am 7. März 2023.
  4. Jochen Sautter: Blue Energy Europe übernimmt von SWU Holzgas-Heizkraftwerk in Senden – SWU-Chef Eder: „Wirtschaftliche Erwartungen bisher nicht erfüllt“. In: Blue Energy Group. 7. November 2017, abgerufen am 7. März 2023 (deutsch).
  5. FAQ Retrofit BHKW Bradleystraße, Neu-Ulm. SWU, abgerufen am 7. März 2023 (deutsch).
  6. Blockheizkraftwerk Bradleystraße. SWU, abgerufen am 7. März 2023 (deutsch).
  7. SWU-Unternehmensgruppe mit Beteiligungen. In: swu.de. Abgerufen am 26. September 2023.
  8. Konzernabschluss und Konzernlagebericht. (PDF; 4,1 MB) In: www.swu.de. Stadtwerke Ulm, 7. Mai 2019, S. 24, abgerufen am 21. Februar 2020.
  9. Fernwärme Versorgungsgebiete. EnBW, abgerufen am 7. März 2023.
  10. Unternehmen. FUG, abgerufen am 7. März 2023.
  11. Stadtwerke verzichten auf den Bau des Pumpspeicherkraftwerks Blautal. Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH, 6. Juli 2016, abgerufen am 2. November 2019.
  12. SWU Verkehr betreibt Bahnstrecke Senden – Weißenhorn - Pachtvertrag ist unterzeichnet. In: newstix.de. Abgerufen am 17. August 2018.
  13. Freistaat schreibt Regionalverkehre Ulm–Senden–Weißenhorn aus – Zeil: „Täglich Regionalzüge im Stundentakt ab Dezember 2013“. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, 10. Dezember 2012, archiviert vom Original am 16. Dezember 2013; abgerufen am 23. August 2023.
  14. Michael Janjanin: „Was will das Herz mehr?“ In: Südwest Presse. 14. Dezember 2013, abgerufen am 17. August 2018.
  15. Jakob Resch: Offizieller Beginn der Bauarbeiten für die Linie 2 mit dem Verkehrsminister. In: Südwest Presse, 15. Oktober 2015.
  16. Chirin Kolb: Pläne für längere Straßenbahnlinie 1. In: Südwest Presse. 23. August 2018, abgerufen am 27. Dezember 2018.
  17. Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm übernehmen Betrieb der Staudenbahn (Pressemeldung). Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm, 14. August 2023, abgerufen am 20. August 2023.
  18. Nahverkehrsplan Ulm. In: ulm.de. Abgerufen am 4. Februar 2021.
  19. Ulmer Nahverkehr wird weiter von den SWU betrieben. In: B4B Schwaben. Abgerufen am 5. November 2019.
  20. Fuhrpark und Vermietung. In: swu.de, abgerufen am 4. Februar 2021.

Koordinaten: 48° 24′ 15″ N, 9° 59′ 4″ O

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Straßenbahn Ulm, Combino an der Haltestelle Donaustadion.
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Das Wasserkraftwerk Böfinger Halde nordöstlich von Ulm ist das größte Donaukraftwerk in Baden-Württemberg
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