Stadttöchterschule I (Hannover)
Die Stadttöchterschule I,[1] anfangs auch Töchterschule der Residenz[2] oder kurz Stadttöchterschule genannt, war die erste in Hannover gegründete Höhere Töchterschule.[1] Sie wurde später auch Höhere Töchterschule I[3] und zuletzt Deutsche Oberschule für Mädchen genannt.[4]
Geschichte
Die Stadttöchterschule wurde 1802 gegründet in einem Gebäude an der Köbelingerstraße Ecke Bullenstraße (seitdem: Schulstraße benannt), südöstlich der späteren Markthalle,[1] etwa in der Verlängerung der Röselerstraße auf dem (heutigen) Köbelinger Markt.[5] Die Schule war anfänglich für Töchter von Angestellten des Hofstaates vorgesehen und wurde noch im Königreich Hannover 1853 von der Stadt übernommen.[6] 52° 22′ 11,9″ N, 9° 44′ 13,1″ O
In den Jahren von 1869 bis 1871 errichtete der Architekt Ludwig Droste unter der damaligen Adresse Aegidiendamm 4 Ecke Hildesheimer Straße einen Neubau der Stadttöchterschule I,[7] der laut einem späteren Adressbuch der Stadt Hannover dann unter der Hausnummer 6 zu finden war.[8] 52° 22′ 2,4″ N, 9° 44′ 41″ O
Zum 1. April 1897 wurde hier Léon Wespy zum Direktor der Schule berufen. Er erreichte für die Emanzipation der Frauen schon 1908 – und noch im Deutschen Kaiserreich – die gleichwertige Anerkennung der Stadttöchterschulen mit den Höheren Knabenschulen.[9] 52° 21′ 40,4″ N, 9° 44′ 47,7″ O
In der Zeit der Weimarer Republik hatte die Stadttöchterschule I in der Meterstraße 47 auch ein Hilfskrankenhaus.[10]
1928 wurde Hannovers älteste Mädchenschule in eine Mittelschule umgewandelt, durfte sich aber weiter Stadttöchterschule nennen.[11] Im Folgejahr wurde die Schule 1929 in Deutsche Oberschule für Mädchen umbenannt[4] und nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 geschlossen.[12]
Das im Besitz der Stadt Hannover befindliche Gebäude, Hausmeister war zuletzt G. Niemeyer, diente noch während des Zweiten Weltkrieges und vor 1942 und den Luftangriffen auf Hannover als Gewerbliche Berufsschule.[8]
Persönlichkeiten (unvollständig)
Direktoren
- Erster Direktor war Hermann Dieckmann (* 18. November 1818 in Clausthal; † 28. Dezember 1887 in Hannover), nach dem die Dieckmannstraße in der Südstadt benannt wurde.[13]
- 1864: Direktor war 1864 Wilhelm Nöldeke, der im Programm der Schule auch einen Beitrag über Sophie, die Kurfürstin von Braunschweig-Lüneburg verfasste.[14] Dieser folgte 1873 einem Ruf nach Leipzig.[15]
- 1873: In der Nachfolge von Nöldeke[15] tritt der neue Direktor Julius Tietz am 17. Februar 1873 sein Amt an.[16]
- 1897–1926: Léon Wespy (1858–1933), war vom 1. April 1897 bis 1. April 1926 Direktor der Schule[9]
- Adolf Pohlmann, verfasste in den 1920er Jahren eine Schrift über die Schule[17]
Lehrkräfte
- 1802 Johann Heinrich Meier, 1806 nach Lübeck abgeworben und dort Gründer und Direktor einer privaten Bildungsanstalt für höhere Töchter
- 1802 Andreas Wilhelm Hagemann (1745–1825), Pastor an der Marktkirche
- 1805 wurde Schulinspektor Friedrich Krancke hier tätig.[18]
- Georg C. W. Gläser († 1840)[19]
- August Marahrens (Pädagoge) (1842–1910), Vater des späteren Landesbischofs August Marahrens[20]
- Auguste Metz (1836–1922), erhielt 1856 die Erlaubnis vom Magistrat der Stadt Hannover, in der Schule am Aegidientor Privatunterricht im Turnen zu erteilen.[21]
- Wilhelm Bünte (1828–1913), 1879–1898 Musiklehrer an der Schule
Schülerinnen
- Anna Mosolf (1895–1974), besuchte 1912 bis 1916 die Höhere Mädchenschule[22]
- Elly Beinhorn (1907–2007)[23]
Schriften
- Jahrbuch / Deutsche Oberschule i.E. (Ursprünglich: „Töchterschule der Residenz“, dann „Stadttöchterschule I“), Hannover: Eichhorn Verlag, (nachgewiesen für 1931 und 1932)
- Tätigkeitsbericht / Hilfskrankenhaus Stadttöchterschule I, Meterstr. 47, Hannover, Abschrift, Hannover: Hilfskrankenhaus Stadttöchterschule I, nachgewiesen für 1926 (1927); damit Erscheinen eingestellt
Literatur
- Julius Tietz: Die Stadttöchterschule (seit Ostern 1862 Stadttöchterschule 1) zu Hannover während des Zeitraums von 1802 bis 1902 dargestellt in Veranlassung ihres 100jährigen Bestehens am 6.5.1902 von Julius Tietz, Hannover: Wilhelm Riemenschneider, 1902
- Stadttöchterschule in der Hannover Chronik
- Adolf Pohlmann: Aus einer deutschen Schule. Bilder in Reden und Ansprachen aus 15-jähriger Direktortätigkeit an der Stadttöchterschule I zu Hannover (mit 4 Schulhaus- und 6 Direktorbildern), Hannover: Hellwingsche Verlagsbuchhandlung, 1925
- Harold Hammer-Schenk: Ludwig Droste, Stadttöchterschule I, Hannover, Aegidiendamm / Hildesheimer Straße, 1869–1871, in Harold Hammer-Schenk, Günther Kokkelink (Hrsg.): Laves und Hannover. Niedersächsische Architektur im neunzehnten Jahrhundert. (revidierte Neuauflage der Publikation Vom Schloss zum Bahnhof...) Ed. Libri Artis Schäfer, 1989, ISBN 3-88746-236-X, S. 378f.
- M. Sauer: Die Entwicklung des höheren Schulwesens in Hannover vom 19. Jahrhundert bis nach dem 2. Weltkrieg. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 43 (1989), S. 1–30
- Léon Wespy: Festschrift der höheren Töchterschule I (am Graben) zur Feier des 50-jährigen Bestehens unter städtischem Patronate hrsg. im Namen des Kollegiums der Anstalt, Hannover: Gebrüder Jänecke, 1903
- Hans-Hermann Groothoff (Hrsg.) Martin Stallmann: Neues pädagogische Lexikon, 5., vollständig neu bearb. Auflage, 14. – 20. Tsd., Stuttgart; Berlin: Kreuz-Verlag, 1971, ISBN 3-7831-0373-8
- Hans Kammel: Höhere Töchterschulen. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 302.
Archivalien
Archivalien von und über die Schule finden sich beispielsweise
- im Stadtarchiv Hannover, Fach 61, Mappe 10: „Bauplan der Stadttöchterschule an der Hildesheimer Straße, Hannover, Façade am Aegidiendamm“, als farbig aquarellierte Federzeichnung auf dünnem Karton, auf Leinen aufgezogen, 58,7 × 71 cm, bezeichnet als Blatt VI, beschriftete „Droste inv., gez. L. Hellner 1869“, mit einem Stempel vom Städtischen Hochbauamt; alte Signatur: Schr. D, Fach 18, Nr. A. b. 12[24]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Hannover Chronik (siehe Literatur), S. 109
- ↑ Jahrbuch / Deutsche Oberschule i.E. (siehe Abschnitt Schriften)
- ↑ Léon Wespy: Festschrift der höheren Töchterschule I (siehe Literatur)
- ↑ a b Hannover Chronik, S. 167
- ↑ Vergleiche etwa diesen Stadtplan Hannover von 1895 mit aktuellen Stadtplänen
- ↑ Hans Kammel: Höhere Töchterschulen (siehe Literatur)
- ↑ Reinhard Glaß: Droste, Ludwig in seiner Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902), zuletzt abgerufen am 12. Januar 2017
- ↑ a b Vergleiche beispielsweise Seite 3 vom II. Teil des Adressbuchs von 1942
- ↑ a b Klaus Mlynek: WESPY, Léon. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 386.
- ↑ Tätigkeitsbericht / Hilfskrankenhaus Stadttöchterschule I, Meterstr. 47, Hannover : Abschrift
- ↑ Hannover Chronik, S. 125
- ↑ Hannover Chronik (siehe Literatur), S. 173f.
- ↑ Helmut Zimmermann: Dieckmannstraße, in ders.: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 60
- ↑ Siehe diese Angaben bei europeana.eu
- ↑ a b R. Hartmann: Geschichte Hannovers von den ältesten Zeiten bis in die Gegenwart. Mit besonderer Rücksichtnahme auf die Entwicklung der Residenzstadt Hannover, Hannover: Ernst Kniep, 1880, S. 649; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Reinhold Jenne: Mushacke's deutscher Schul-Kalender für 1876. II. Teil: Historisch-statistische und Personal-Nachrichten über die Unterrichts- und Prüfungs-Behörden und die höheren Unterrichts-Anstalten in Deutschland, Luxemburg und der Schweiz ..., Leipzig: B. G. Teubner Verlag, 1876, S. 231; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Vergleiche diese Angaben im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ↑ Hannover Chronik (siehe Literatur), S. 114
- ↑ Personeneintrag (GND) zu Gläser, Georg C. W. im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ↑ Personeneintrag (GND) zu Marahrens, August im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ↑ Dirk Böttcher: METZ, (1) Auguste. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 251
- ↑ Klaus Mlynek: MOSOLF, Anna. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 260f.
- ↑ Christoph Frilling: Die Pilotin und der Rennfahrer – Elly Beinhorn und Bernd Rosemeyer auf Gratwanderung im Nationalsozialismus. Verlag W. Dietrich, 2009, S. 21.
- ↑ Harold Hammer-Schenk: Ludwig Droste, Stadttöchterschule I, Hannover, Aegidiendamm / Hildesheimer Straße, 1869–1871, in Harold Hammer-Schenk, Günther Kokkelink (Hrsg.): Laves und Hannover. Niedersächsische Architektur im neunzehnten Jahrhundert. (revidierte Neuauflage der Publikation Vom Schloss zum Bahnhof...) Ed. Libri Artis Schäfer, 1989, ISBN 3-88746-236-X, S. 378f.
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Im Lichtdruck vervielfältigte Fotografie aus dem Jahr 1906 als Ansichtskarte mit der fortlaufenden Nummer 389 aus dem Verlag von Georg Kugelmann, betitelt
Die in den Jahren von 1869 bis 1871 von dem Architekten Ludwig Droste errichtete Mädchenschule unter der ehemaligen Adresse Aegidiendamm 4 Ecke Hildesheimer Straße ist hier mit geöffneten Fenstern links neben der Pferdekutsche zu sehen. Im Vordergrund fand sich ein Gebäude im Rundbogenstil, in dem die Bauklempnerei Edmund Dietrich sowie Möbelfabrik Eilers & Hermann ihre Produkte anboten. Auf der Straße sind keinerlei Automobile zu sehen, sogar die kleinen Menschen tragen einen Hut oder eine Mütze. Zwischen den Radfahrern nähert sich in Richtung stadtauswärts eine hannoversche Straßenbahn. Die Glasplatte des Fotografen gab hier einen Blick in Richtung des im Hintergrund schemenhaft zu erkennenden Aegidientorplatz wieder ...
Ansichtskarte aus dem Verlag des Papier- und Schreibwaren- sowie Büroartikel-Einzelhändlers Friedrich Wilhelm Eichhorn, Hildesheimer Straße 4, Hannover, mit den Brustbildern und Daten der 5 Schulleiter bis etwa 1910 sowie deren Vor- und Zunamen und ihrer Titel, untertitelt
...„Die Direktoren der Stadttöchterschule I zu Hannover von 1851 an“