Stadtschreiber von Bergen
Stadtschreiber von Bergen (Titel des Stadtschreibers in Bergen-Enkheim[1]) ist ein Literaturpreis für deutschsprachige Autoren, der von 1974 bis 1976 – vor der Eingemeindung nach Frankfurt – von der ehemaligen Stadt Bergen-Enkheim vergeben (seit 1977 einem Stadtteil von Frankfurt am Main) und seitdem durch die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim im Auftrag der Stadt Frankfurt am Main verliehen wird. Die Auszeichnung „gilt als angesehenster Stadtschreiberpreis im deutschsprachigen Raum.“[2]
Der Preis wurde von Franz Joseph Schneider, Bürger von Bergen-Enkheim und Autor der Gruppe 47, begründet. Damit wurde der erste aus einer Reihe von Stadtschreiber-Preisen geschaffen (z. B. Mainz, Dresden). Dieser Literaturpreis ist jedoch deshalb einzigartig geblieben, weil dem ausgezeichneten Schriftsteller keinerlei Verpflichtungen auferlegt werden. Er umfasst einen Geldpreis von 20.000 Euro (Stand 2022/2023) und ein Jahr kostenfreies Wohnen im Stadtschreiberhaus in Bergen-Enkheim, „An der Oberpforte“ 4. Über die Vergabe des Preises entscheidet alljährlich eine neunköpfige Jury.[1]
Die Verleihung erfolgt bis 2019 jedes Jahr am Freitagabend vor dem ersten Dienstag im September im Rahmen des Volksfestes „Berger Markt“. Dabei fanden Schlüsselübergabe, Fest-, Antritts- und Abschiedsrede im Festzelt vor Hunderten von Besuchern statt.
2009 richtete die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim in ihren Räumen ein Stadtschreiberarchiv ein, um Werke und das Wirken der Preisträger dauerhaft zu dokumentieren. Der Katalog enthält außer Primär- und Sekundärliteratur eine umfangreiche Artikelsammlung, Autographen, Tonträger und Dokumente vom ersten bis zum aktuellen Stadtschreiber.
Preisträger
Jury
- Alexandra Weizel, Vorsitzende als (gegenwärtige) Ortsvorsteherin
- der jeweils amtierende Stadtschreiber, Fachjuror
- Marcel Beyer, Fachjuror
- Helmut Böttiger, Fachjuror
- Peter Weber, Fachjuror
- Charlotte Brombach, Bürgerjurorin
- Anna Doepfner, Bürgerjurorin
- Adrienne Schneider, Bürgerjurorin, Programmleiterin Literaturhaus Darmstadt, Tochter von Franz Joseph Schneider
- Ulrich Sonnenschein, Bürgerjuror
Stadtschreiberfeste 2020 bis 2022
Wegen der COVID-19-Pandemie in Deutschland musste 2020 ein von der bisherigen Routine abweichendes Organisationsverfahren für das Stadtschreiberfest konzipiert werden. Dazu wurde die Veranstaltung statt im Zelt im Freien abgehalten und die Teilnehmerzahl auf 250 Personen beschränkt. Es wurden alle Teilnehmer vorher mit ihren Personal- und Adressdaten in einer Teilnehmerliste erfasst und erhielten danach am Eingang des abgegrenzten Geländes entsprechend ihrer Position auf dieser Liste eine handschriftlich nummerierte Eintrittskarte mit rückseitig aufgedruckten Verhaltensregeln. Zusätzlich war auf jedem Tisch ein Blatt zum Eintragen der Eintrittskartennummern der am Tisch weilenden Personen ausgelegt.
2021 fand die Veranstaltung unter ähnlichen Bedingungen und an gleicher Stelle wie 2020 statt (Open Air).
Das Stadtschreiberfest 2022 wurde, aufgrund der Vakanz in der Leitung der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim, dieses Mal allein durch ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger organisiert. Eine Festrednerin oder ein Festredner für die Veranstaltung konnte durch sie jedoch nicht eingeladen werden.[4][5][6][7][8]
Wegen der unbesetzten Geschäftsführerstelle fand 2022 auch kein Berger Markt statt.
Literatur
- Manfred Rüger: Literatur und Öffentlichkeit am Beispiel der „Stadtschreiber von Bergen“. Magisterarbeit zur Magisterhauptprüfung im Fachbereich Germanistik der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 1981.
- Wolfgang Mistereck, Adrienne Schneider (Hrsg.): Zeltreden. Reden zur Verleihung des Literaturpreises „Stadtschreiber von Bergen“ 1974–1998. Wallstein, Göttingen 1998, ISBN 3-89244-322-X.
- Adrienne Schneider (Hrsg.): Zelt-Reden: 40 Jahre Stadtschreiber von Bergen. Kramer, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-86539-706-5.
- Margot Wiesner (Bearb.): „Der schönste Preis“. 40 Jahre Stadtschreiber in Bergen-Enkheim. Bücher, Bilder und Dokumente aus dem Stadtschreiberarchiv. Ausstellung …; Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim, Frankfurt am Main 2014.
- Hans-Joachim Müller: „All diese literarischen Pfeifen“: … über den Stadtschreiber von Bergen-Enkheim. In: Die Weltwoche, 34, 27. August 1975.
- Gerd Lobin: Die Früchte des Feigenbaums. Der Stadtschreiber von Bergen: Eine Idee wächst zur Partnerschaft. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. August 1983.
- Horst Bingel: Stadtschreiber oder: Die angestellten Dichter. In: feder, 02 (1989), S. 42–43.
- Marcus M. Hotze: 25 Jahre Stadtschreiberpreis. Begegnung mit einem literarischen Ort. In: Frankfurter Neue Presse, 12. Juni 1998.
- Arnold Rühle: „Sie lesen nun alle hier Bücher“: 25 Jahre Bergen-Enkheimer Stadtschreiber. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 34, 23. August 1998, S. 25.
- Claudia Schülke: Schlüsselübergabe: 25 Jahre Stadtschreiber-Amt in Bergen-Enkheim. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 69, 28. August 1998, S. 1–2.
- Katharina Deschka-Hoeck: Von tausend Mäzenen beobachtet. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 34, 24. August 2003, S. Kultur R 3.
- Andreas Haupt: Frankfurt, Deine Stadtschreiber. In: Frankfurter Neue Presse, 28. August 2013, S. 12.
Weblinks
- Stadtschreiber von Bergen-Enkheim auf der Website der Stadt Frankfurt am Main abgerufen am 24. Feb. 2020
- Stadtschreiberarchiv der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim
- Richtlinien für den Literaturpreis „Stadtschreiber von Bergen“ (PDF) abgerufen am 24. Feb. 2020
- Stadtschreiber von Bergen-Enkheim auf Kulturpreise.de
- Kultur für ALLE e. V. und der Stadtschreiber von Bergen
Einzelnachweise
- ↑ a b Richtlinien für den Literaturpreis „Stadtschreiber von Bergen“ vom 3. August 2013 (PDF). Abgerufen am 24. Februar 2020.
- ↑ dpa-Meldung, zitiert aus Frankfurter Rundschau (69. Jahrgang, Nr. 141) vom 21. Juni 2013, S. 34
- ↑ Clemens Meyer wird 45. Stadtschreiber von Bergen-Enkheim. 8. Juni 2018, abgerufen am 29. September 2021.
- ↑ Florian Leclerc: Frankfurt: Unruhe in der Kulturgesellschaft. Frankfurter Rundschau, 21. November 2021, abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ Friedrich Reinhardt: Vereine springen mit eigenem Stadtteilfest ein. Frankfurter Neue Presse, 18. August 2022, abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ Florian Balke: Stadtschreiberin Poschmann: Alles für das Buch das entsteht. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. September 2022, abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ Stadtschreiberfest 2022. Buchhandlung Bergen erlesen, abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ Matthias Bischoff: Berger Stadtschreiberfest: Humtata und Hochkultur. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. September 2022, abgerufen am 4. September 2022.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Simsalabimbam, Lizenz: CC BY-SA 4.0
48 Namensschilder der Stadtschreiber seit 1974, am Stadtschreiberhaus in Bergen (bis 2021) in Ffm-Bergen-Enkheim, am 3. September 2021.
Autor/Urheber: Simsalabimbam, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Dorothee Elmiger, am Nachmittag des 3. September 2021, bei der Prüfung nach dem Anschrauben ihres Namensschildes, am Stadtschreiberhaus in Bergen.
Autor/Urheber: Simsalabimbam, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Anne Weber, bei ihrer Abschiedsrede als Stadtschreiberin, auf dem Stadtschreiberfest 2021 auf dem Marktplatz in Bergen.
Eintrittskarte zum Stadtschreiberfest am 28. August 2020 (Rückseite).
Autor/Urheber: Dontworry, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Stadtschreiberhaus, als freiwilliger optionaler Wohnsitz für die/den jeweilige/n Stadtschreiber/in von Bergen in Ffm-Bergen-Enkheim
Eintrittskarte zum Stadtschreiberfest, am 28. August 2020, auf dem Berger Marktplatz (Vorderseite).
Autor/Urheber: Dontworry, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Schlüsselübergabe, am 2. September 2016, zum Stadtschreiberfest im Festzelt auf dem Berger Marktplatz. V.l.n.r.: Ortsvorsteherin Renate Müller-Friese, Ruth Schweikert, Sherko Fatah, Peter Feldmann.
Autor/Urheber: Bigral, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Das Stadtschreiberfestgelände, am 28. August 2020, auf dem Berger Marktplatz mit den pandemiegemäßen Abstands- und Personenanzahlregeln für maximal 250 Besucher, nummerierten Einlasskarten und Besuchereintragsblättern pro Tisch zum Eintragen der Besucher mit ihren Kartennummern.