Stadtpfarrkirche Bad Radkersburg

Stadtpfarrkirche Hl. Johannes der Täufer
Freskenrest Hand mit Kirchengebäude und Schriftfragmente (um 1400) von Johannes Aquila
Die Apsisseite der Stadtpfarrkirche
Das Kirchenschiff

Die römisch-katholische Stadtpfarrkirche Bad Radkersburg steht in der Stadt Bad Radkersburg in der Steiermark. Die Pfarrkirche Hl. Johannes der Täufer gehört zum Dekanat Radkersburg in der Diözese Graz-Seckau. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.

Geschichte

Die Kirche wurde 1402 in einer Urkunde genannt. Es ist eine gotische Pfeilerbasilika aus dem 14. Jahrhundert mit spätgotischen Veränderungen. Im späten 19. Jahrhundert wurden die Gewölberippen zum großen Teil abgeschlagen und das Gewölbe im Chor erneuert. 1972 wurde die Kirche innen und 1980 außen restauriert.

Der Pfarrbereich ging im Jahr 1402 von der Erzdiözese Salzburg an das Bistum Seckau.[1] Eine selbständige Pfarre wird nach der Abtrennung von der 1545 abgetragenen Ruprechtskirche im heute slowenischen Oberradkersburg für das Ende des 15. Jahrhunderts angenommen.

Eine Glaubensvisitation im Jahr 1528 in Radkersburg nannte 15 katholische Priester, aber auch die ersten Protestanten. Überliefert ist, dass am Aschermittwoch 1528 vom Haus des Christoph Eggenberger eine eigenartige Prozession zur Verspottung katholischer Bräuche ausging, in der eine Bahre mit einer ausgestopften Figur mit Kürbiskopf und einer Stange bestückt mit einem Kranz und zwei Heringen mitgetragen wurde. 1582 stellten die Radkersburger in Bruck an der Mur an Erzherzog Karl II. den Antrag auf freie Religionsausübung. Unter dem Druck der Umstände wurde zwar Gesinnungsfreiheit, nicht aber freie Religionsausübung zugestanden. 1582 wurde die protestantische Kirche gebaut. Im Jahr 1600 „machte“ Bischof Martin Brenner Radkersburg wieder „katholisch“ und ließ alle „Ketzerschriften“ verbrennen; die protestantische Kirche wurde samt Mesnerhaus demoliert. Zur Missionierung wurden Kapuziner in die gotische ehemalige Augustiner-Eremiten-Kirche geholt.[1]

Architektur

Die Westfassade der Gründungskirche wurde unmittelbar in die westliche Stadtmauer der Stadtbefestigung[1] eingebunden, der quadratische untere Teil des Turmes war ein ehemaliger Wehrturm des 14. Jahrhunderts und ist der älteste Teil des dreischiffigen vierjochigen Langhauses. Das Mittelschiff hat mächtige Pfeilerarkaden und darüber Lichtgaden unter einer spitzbogigen Stichkappentonne auf halbrunden Wanddiensten. Die niedrigeren Seitenschiffe wurden nach einem Brand im 16. Jahrhundert neu gewölbt. Im südlichen Seitenschiff und im westlichen Joch des nördlichen Seitenschiffes sind die Sternrippengewölbe erhalten. Es nach Norden aus der Achse verschoben schließt im Osten der zweijochige Chor mit Fünfachtelschluss, um 1400 erbaut, an das Langhaus an. Als Baumeister des Chors, des Treppenturmes und der Sakristei wird Johannes Aquila angenommen. In der Chorecke, zwischen dem Hauptportal in das südliche Seitenschiff und dem Chor, ist ein Treppenturm eingefügt. Außen an der Wand des Treppenturm sind Freskenreste von Johannes Aquila erhalten, die eine Hand mit dem Attribut eines Kirchengebäudes (vermutlich eine Darstellung des hl. Wolfgang von Regensburg oder des hl. Virgil von Salzburg) und Schriftfragmente zeigen. Die Strebepfeiler des Chors sind dreifach abgetreppt. Der polygonale Chorschluss zeigt außen eine spätgotische Büste des Baumeisters. Auch um 1400 wurde in der nördlichen Chorecke eine Sakristei gebaut. In der südlichen Chorwand ist eine zierliche gotische Sessionsnische mit Blendarkaden. Im Chorschluss sind drei spitzbogige Sakramentsnischen eingelassen. In der nördlichen Chorwand ist das Sakristeiportal mit einem Kielbogen und spätgotischen Beschlägen der Tür. Im spätgotischen Aufgang zur Empore im südlichen Seitenschiff sind Wappen der Bischöfe Matthias Scheit und Christoph von Zach angebracht. Die Orgelempore aus dem 18. Jahrhundert in den Westjochen ruht im Mittelschiff auf zwei weiteren Säulen. Eine Inschrifttafel aus dem Jahr 1515 bezieht sich auf die Errichtung des Fronbogens mit Niklas Wechsler. Der Westturm mit einem quadratischen Sockelgeschoss mit einem verstäbten Spitzbogenportal hat achteckige Obergeschosse und ein achtteiliges Zeltdach. An der Westseite wurden 1972 zwei vermauerte spätgotische Maßwerkfenster freigelegt. Das südliche Seitenschiff hat ein reich gestaltetes Hauptportal mit Figurenbaldachinen aus Aflenzer Sandstein von 1510.

Einrichtung

Der Hochaltar ist von 1906. Die zwei Seitenaltäre aus der Zeit um 1750 zeigen links ein spätgotisches Kruzifix von etwa 1510. Die Kanzel um 1790. Unter der Orgelempore hängt ein Bild Tod des heiligen Josef von 1750. Auf der Empore steht das Altarblatt Taufe Christi des ehemals barocken Hochaltars von 1720. Der Maler war Alois Bogner; 1855 wurde es von dem Maler Josef Wonsiedler restauriert. In der Kirche gibt es einige spätbarocke Heiligenfiguren, unter anderem steht auf einem kleinen Altar seitlich im Kirchenschiff eine Pietà von Jakob Gschiel von 1882. Das intarsierte Chorgestühl mit dem teilweise erneuerten Kirchengestühl ist aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Das schmiedeeiserne Kommuniongitter zeigt die Angabe JCRB 1746.

Die Orgel wurde 1963 umgebaut. Es gibt eine Glocke von 1836.

Glocken

Im Turm der Kirche hängen fünf Stahlglocken aus dem Jahr 1959, alle wurden vom Bochumer Verein gegossen. Die große Glocke ist in der Durrippe gegossen, die kleineren in der Molloktavrippe. Das Geläut hängt auf zwei Turmgeschosse verteilt: die Glocken 1 und 4 im oberen und die Glocken 2, 3 und 5 im onteren. Früher war das Geläut mit Klöppelfänger ausgestattet. Für das Land Österreich ist der Bochumer Verein eine absolute Rarität. Über die Vorgängergeläute ist wenig bekannt. Das erste bestand aus fünf Glocken, deren größte etwa 2000 kg gewogen haben dürfte. Die Glocken wurden in den Jahren 1505, 1759, 1512 und 1662 gegossen. Zur kleinsten Glocke ist nichts bekannt. Dieses Geläut wurde im 19. Jahrhundert umgegossen, bei den Ablieferungen im Ersten Weltkrieg wurde allerdings das ursprüngliche Gussdatum angegeben.[2]

Nr.NameSchlagtonDurchmesser

(mm)

Gewicht

(kg)

RippeGießer, GussortGussjahr
1Hl. Johannesh018202740Duroktavrippe (V7)Bochumer Verein, Bochum1959
2dis114301080Molloktavrippe (V7)Bochumer Verein, Bochum1959
3fis11180630Molloktavrippe (V7)Bochumer Verein, Bochum1959
4gis11050430Molloktavrippe (V7)Bochumer Verein, Bochum1959
5h1910360Molloktavrippe (V7)Bochumer Verein, Bochum1959

Grabdenkmäler

Außen und innen hat die Kirche Marmorgrabsteine und Epitaphien aus dem 15. bis 18. Jahrhundert.

  • Grabstein zu Hans Eggenberger, gestorben 1481.[1]
  • Grabstein mit einem Relief eines gerüsteten Ritters zu Achatz von Maghnitz 1526.[1]

Literatur

  • Stadtpfarrkirche Johannes der Täufer. S. 52–59. In: Bettina Habsburg-Lothringen, Beatrix Vreča: Bad Radkersburg. Stadt und Region. Tourismusverband Bad Radkersburg und Radkersburg Umgebung, Bad Radkersburg 2009, ISBN 978-3-200-01642-2.
  • Die Kunstdenkmäler Österreichs. Dehio Steiermark (ohne Graz) 1982. Bad Radkersburg, Stadtpfarrkirche hl. Johannes der Täufer, Dechanthof, S. 36–37.

Weblinks

Commons: Pfarrkirche hl. Johannes der Täufer, Bad Radkersburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Kirchen im Lande, Bad Radkersburg. In: Franz Attems, Johannes Koren (Text): Kirchen und Stifte der Steiermark. Pinguin-Verlag, Innsbruck 1988, ISBN 3-7016-2296-5, S. 86–87.
  2. Kath. Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer in Bad Radkersburg. Abgerufen am 12. Februar 2023.

Koordinaten: 46° 41′ 18,2″ N, 15° 59′ 7,7″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

Johannes der Täufer (Bad Radkersburg).jpg
Autor/Urheber: Gliwi, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Apsis der Bad Radkersberger Pfarrkirche.
Stadtpfarrkirche bad radkersburg.JPG
Autor/Urheber: Ueb-at, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Stadtpfarrkirche Bad Radkersburg
20200713 Bad Radkersburg Stadtpfarrkirche innen (II).jpg
Autor/Urheber: Funke, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Innenraum der Stadtpfarrkirche in Bad Radkersburg.
Hand mit Kirchengebäude 01.jpg
Autor/Urheber: Anton-kurt, Lizenz: CC BY-SA 3.0 at
Kath. Pfarrkirche hl. Johannes der Täufer, Außenwand des Treppenturmes, rechts vom Hauptportal, Freskenrest Hand mit Kirchengebäude und Schriftfragmente von Johannes Aquila