Stadtmauer Neubrandenburg

Stadtmauer mit Wiekhaus (Feldseite)

Die Stadtmauer Neubrandenburg in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) wurde im 13. und 14. Jahrhundert gebaut. Sie ist die besterhaltene Stadtbefestigung der Backsteingotik in Europa.

Mauer, Fangelturm und die Stadttore stehen unter Denkmalschutz.[1]

Geschichte

Nordblick 1943: Das runde Zentrum mit Wallanlage und Friedländer Tor
Fangelturm

Neubrandenburg, die Vier-Tore-Stadt mit 63.761 Einwohnern (2019), wurde 1248 gegründet. Als wichtiger Zentralort gelangte sie 1298 mit der Herrschaft Stargard in die Hand der Mecklenburger.

Stadtbefestigung

Die mittelalterliche Stadtbefestigung mit der äußeren, weitgehend als Grünanlage erhaltenen Wallanlage, der kreisförmigen Stadtmauer, den einst 57, heute 25 rekonstruierten Wiekhäusern, den zwei Wehrtürmen und den vier Stadttoren wurde ab dem 13. Jahrhundert angelegt. Zunächst bestand die Verteidigungsanlage ab 1260 aus Palisaden umgeben von einem Wall und Wallgräben. Ab der Zeit um 1300 wurde diese durch Mauern ersetzt, die zuletzt eine Gesamtlänge von 2,3 Kilometer und eine Höhe von bis zu 7,50 Meter erreichte. Der erhaltene nördliche Fangelturm (früher auch Mönchenturm genannt) wurde bis ins 19. Jahrhundert als Stadtgefängnis genutzt.

Zunächst entstanden drei Stadttore, viele Wiekhäuser und vor der Mauer die Wallgräben. Die Tore erhielten Vortore und der Wallgraben wurde ausgebau. Ein viertes Stadttor kam im 15. Jahrhundert hinzu, das als einziges Tor nicht zu einer wehrhaften Torburg ausgebaut wurde.

Als die Bedeutung der Wallanlage als Teil der Befestigung abnahm, durfte hier ab dem 16. Jahrhundert auch Viehhaltung betrieben werden. 1631 nahm der kaiserliche Heerführer Tilly die Stadt unter grausamem Gemetzel ein. Als Befestigungsanlage wurde die Stadtmauer aufgegeben und sie diente nun als Zollgrenze. 1864 erhielt die Stadt einen Eisenbahnanschluss und zum Bahnhof entstand ein Durchbruch, volksmundlich „Eisenbahntor“ genannt. Es folgten weitere Durchgänge sowie Durchfahrten (Turmstraße, Große Wollweberstraße) zum Wall und zum Friedrich-Engels-Ring.

Stadttore

Die vier zwei- bis viergeschossigen backsteingotischen Neubrandenburger Stadttore mit Vortor (nicht beim Neuen Tor), Zwingermauern und Haupttor:

  • Das Friedländer Tor im Nordosten aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts führt nach Friedland und ist 88 Meter lang.
  • Das Neue Tor im Osten stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, war das letzte Tor und erhielt deshalb seinen Namen. Der Zingel verschwand 1631 bei der Belagerung Tillys, das Vortor wurde 1852 abgerissen.
  • Das Stargarder Tor im Süden aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts führt nach Stargard, heute Burg Stargard, und ist innen 40 Meter lang.
  • Das Treptower Tor im Westen aus der Mitte des 14. Jahrhunderts führt nach Treptow, heute Altentreptow, ist 31,8 Meter hoch und erhielt im 15. Jahrhundert das Vortor.

Wiekhäuser

Im Verbund mit der Mauer wurden 57 steinerne Wiekhäuser gebaut. Nachdem die Stadtbefestigung ihre Bedeutung verloren hatte, fand seit dem 17. Jahrhundert ein Umbau der steinernen, wehrhaften Wiekhäuser zu Fachwerk-Wohnhäusern statt, sodass der mittelalterliche Mauerring intakt blieb und zugleich Wohnraum geschaffen wurde für Angehörige unterer sozialer Schichten. Ab Ende des 19. Jahrhunderts gerieten viele Wiekhäuser zunehmend außer Nutzung, verfielen und wurden abgerissen.

Seit den 1970er Jahren entstanden zumeist durch Neubrandenburger Baubetriebe an der Stadtmauer neue Wiekhäuser der 3. Generation; Fachwerkbauten, die sich nur bedingt an den Vorgängerbauten orientierten; oft etwas zu groß und nicht einmal grob ähnlich den historischen Bauten. Die 25 neuen Wiekhäuser stehen jedoch an den historischen Standorten.

Neuere Entwicklungen

Im Rahmen der Städtebauförderung wurden ab 1993 Teile der Mauer, der Fangelturm und die 1. bis 5. Ringstraße saniert.[2] 2010 gab es Bestrebungen, die mittelalterliche Wehranlage Neubrandenburgs mit Stadtmauer und -toren für das UNESCO-Weltkulturerbe vorzuschlagen. Diese wurden nach einer knappen Analyse mit Rücksicht auf die Bewerbung des Schweriner Schlosses zunächst zurückgestellt.[3]

Literatur, Bilder

  • Anna Saur, Bilder: Stadtmauer mit Wiekhäusern am Treptower Tor, Stargarder Tor mit Mond.
  • Peter Maubach: Neubrandenburg – so wie es war. Droste-Verlag, Düsseldorf 1997. ISBN 3-7700-1083-3.
  • Stadtbauatelier Stuttgart (Prof. Michael Trieb) + Architekten bsr Neubrandenburg: Neubrandenburg Stadtbildplanung. Hg. BIG Städtebau Mecklenburg-Vorpommern, 2000, ISBN 3-00-006458-3.

Weblinks

Commons: City walls of Neubrandenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: City gates of Neubrandenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise, Hinweise

  1. Liste der Baudenkmale in Neubrandenburg
  2. Fangelturm, Befestigungsanlage. In: BIG Städtebau (Hrsg.): Neubrandenburg – Städtebauförderung 1991–1996.
  3. Neubrandenburg nimmt Abstand vom Weltkulturerbe, Hamburger Abendblatt, 22. Oktober 2010

Koordinaten: 53° 33′ 25,2″ N, 13° 15′ 39,6″ O

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Neubrandenburg city walls 1912.jpg
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SKC4775

Innanför stadsmuren i Neubrandenburg, 1912.

Inside the city walls, Neubrandenburg, 1912.

Photo: Sigurd Curman
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Der Zingel vor der Doppeltoranlage des Friedländer Tores in Neubrandenburg. Im 30-jährigen Krieg, sollte dieses Bauwerk die Toranlage zusätzlich schützen. Mauern, die heute nicht mehr vorhanden sind, verbanden den Zingel mit dem Vortor. Der kleine Sühnestein (Bruchstück) am Zingel ist Heinrich Prillwitz, einem Bürgermeister der Stadt gewidmet.
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Rekonstruktion (19.Jh.)eines Wiekhauses in der Neubrandenburger Stadtmauer.
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Das Stargarder Tor (Haupttor) in Neubrandenburg.
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(c) Bundesarchiv, Bild 183-1986-0106-017 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Neubrandenburg, Stadtmauer, Wiekhaus ADN-ZB Bartocha 6.1.86 Neubrandenburg: Das elfte Wiekhaus in der Neubrandenburger Stadtmauer wurde vor einiger Zeit fertiggestellt. Drei dieser ehemaligen Wehrhäuser befinden sich zur Zeit im Wiederaufbau. Insgesamt verfügt die 2,3 km lange mittelalterliche Stadtbefestigung über 56 ehemalige Wiekhäuser in den Nischen. Betriebe und Einrichtungen der Stadt, die von Fachleuten der Denkmalpflege beraten werden, rekonstruieren die kleinen Häuschen mit Fachwerkaufbau in der Form, die sie ursprünglich nach dem Dreißigjährigen Krieg hatten. - siehe 18n -
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Stadtmauer mit Wiekhäusern in Neubrandenburg
Friedländer Tor Neubrandenburg Haupttor Stadtseite-Carschten.jpg
Das Friedländer Tor (Haupttor, Stadtseite) in Neubrandenburg, Mecklenburg-Vorpommern. Typisches Beispiel für ein mittelalterliches Stadttor der Backsteingotik.
Bundesarchiv Bild 183-1990-0328-006, Neubrandenburg, Wallanlage, Stadtmauer, Wiekhäuser.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1990-0328-006 / CC-BY-SA 3.0
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Neubrandenburg, Wallanlage, Stadtmauer, Wiekhäuser ADN-Bartocha 28.3.90-Neubrandenburg-Wallanlage. Tummelplatz für Neubrandenburger Kinder ist bei schönem Wetter die Wallanlage um die Innenstadt, die ebenso wie die Stadtmauer und die vier Tore auf der zentralen Denkmalliste der DDR steht. Bereits im 17. Jahrhundert begann die Bepflanzung des über 18 Hektar reichenden Walles. Heute stehen hier pro Hektar 130 Bäume, eine für städtische Grünanlagen hohe Zahl. Ornithologen registrieren rund 30 Vogelarten. pst
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Die Wallanlage in Neubrandenburg.
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(c) Bundesarchiv, Bild 183-34615-0008 / CC-BY-SA 3.0
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Neubrandenburg, Stadtmauer, Wiekhäuser ADN-ZB Klein We-Schr. 26.11.1955 Wiederaufbau der Stadt Neubrandenburg Zu einem großen Bauplatz ist die Bezirksstadt Neubrandenburg geworden, die im Krieg durch amerikanische Bomber zu 80 Prozent zerstört wurde. Allein für den Wohnungsbau in dieser über 700 Jahre alten Stadt stellte unsere Regierung bisher zehn Millionen DM zur Verfügung.. 430 moderne Wohnungen konnten bereits bezogen werden.
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Wieckhäuser in Neubrandenburg
Neubrandenburg Luftbild historisch Altstadt 1943.jpg
Historisches Luftbild der Altstadt von Neubrandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland. Historisches Foto um 1943. Es wurde im Zuge der von Albert Speer geleiteten Generalbauinspektion automatisch von einem Flugzeug aus aufgenommen.
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Der Mönchsturm (heute Fangelturm genannt). Das daneben befindliche Tor ist ein Bauwerk aus neuerer Zeit. In die Neubrandenburger Stadtmauer wurden ab dem 19. Jh., neben drei großen Durchbrüchen für Straßenführungen, mehrere kleine Durchgänge eingebaut. Der ursprüngliche Turm mit dem Namen "Fangelturm" befand sich am Ende der Turmstraße. Er stürzte 1899 ein.
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Ruine eines Wiekhauses in der Stadtmauer Neubrandenburgs
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Wiekhaus (Feldseite) in Neubrandenburg
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Das Treptower Tor (Haupttor, Stadtseite) in Neubrandenburg (Mecklenburg). Das Treptower Tor ist das prächtigste Tor der norddeutschen Backsteingotik und beherbergt seit über 100 Jahren ein Museum.