Stader Schiffswerft

Die Stader Schiffswerft GmbH war ein Schiffbauunternehmen in Stade an der Schwinge, dessen Schwerpunkt in der Produktion von Küstenmotorschiffen (Kümos) lag.

Geschichte

Die Emma Johanna wurde 1913 bei Ropers als Schoner Amanda gebaut

Die Ursprünge der Stader Schiffswerft reichen ins Jahr 1758 zurück. Damals siedelte sich die erste Werft, bei der es sich um ein öffentliches Unternehmen handelte, auf dem Gelände der Stader Salztorvorstadt an. Die staatliche Werft wurde 1855 privatisiert und vom Schiffbauer Jacob Ropers erworben, der das Unternehmen später an seinen Sohn Detlef Ropers übergab.[1] Auf der Ropers-Werft entstanden anfangs fast ausschließlich Ewer, später auch einige Schoner. Nach dem Tod von Detlef Ropers im Jahr 1906 führte dessen Witwe die Werft weiter. Während des Ersten Weltkriegs ruhte das Neubaugeschäft. In den 1920er Jahren nahm man die Produktion wieder auf und lieferte unter anderem den 1926 gebauten Motorschoner Carlshütte ab.

1927–1971

© S.J. de Waard / CC-BY-SA-4.0 (via Wikimedia Commons)
Die Prins 1 wurde 1969 als B 41 gebaut

Die Stader Schiffswerft GmbH wurde 1927 zunächst als reine Reparaturwerft gegründet. Erst nach dem Kauf der ehemaligen Ropers-Werft im Jahr 1937 wurde auf deren Gelände damit begonnen, auch Schiffsneubauten zu fertigen. Das 1937 abgelieferte Küstenmotorschiff (Kümo) Hanseat gehörte zu den ersten Neubauten des Unternehmens, das für die Dauer seines Bestehens fast ausschließlich Kümos herstellte. Der zivile Schiffsbau kam während des Zweiten Weltkriegs zum Erliegen. Die Werft lieferte im Jahr 1947 mit dem Fischereischiff Goden Wind ihren ersten Nachkriegsneubau ab. Nachdem die Westalliierten das 1945 erlassene generelle Schiffbauverbot teilweise gelockert hatten, konnte die Werft ab 1950 die Fertigung von Kümos wieder aufnehmen. In den frühen 1950er Jahren liefen jährlich etwa drei bis vier Schiffe vom Stapel. Daneben führte das Unternehmen weiterhin Reparaturen und Umbauten durch. Die auf der Werft gebauten Kümos wurden mit maximal 499 BRT vermessen. Zur Ausstattung des Betriebs gehörten mehrere Slipanlagen.

Nach der erfolgreichen Umstellung auf die Sektionsbauweise geriet die Werft Ende der 1960er Jahre in finanzielle Bedrängnis. Am 22. August 1967 lieferte sie ihren letzten kompletten Kümo-Neubau, die mit 499 BRT und einer Tragfähigkeit von 1360 Tonnen vermessene Rebena ( 205), an den Eigner Heinz Schultz aus Stade ab. Als letzte Komplettbauten folgten 1968 der von einem iranischen Eigner bestellte Hecktrawler Matragh (№ 206) und 1969 das mit 820 BRT vermessene Baggerschiff B 41 (№ 209). Gleichzeitig begann das Unternehmen damit, Kaskos für andere Werften herzustellen. Im Auftrag der Mützelfeldtwerft entstanden 1969 die Kaskos für das Fährschiff Niedersachsen und den Hafentanker Kurt. Für die Peterswerft liefen von Februar 1970 bis Januar 1971 drei Kümo-Schiffsrümpfe vom Stapel. Im Jahr 1971 meldete die Stader Werft erstmals Konkurs an.

1971–1976

(c) George Robinson, CC BY-SA 2.0
Der Rumpf der 1976 bei Hugo Peters gebauten Irina Trader (zuvor Boknis) entstand auf der Stader Schiffswerft

Kurz nach dem Konkurs der ursprünglichen Stader Schiffswerft GmbH übernahm die Stader Schiffswerft Otte & Co. KG den Betrieb. Es gelang erneut, ein gutgehendes Repararaturgeschäft aufzubauen. Darüber hinaus konnte das Unternehmen auch wieder eine ganze Reihe von Unteraufträgen für Kaskos der Peterswerft sowie zusätzlich der Husumer Schiffswerft hereinnehmen. Das Unternehmen beschäftigte unter Otte noch rund 85 Mitarbeiter und verfügte über eine Neubauhelling sowie zwei Slips. Eines der berühmtesten Schiffe, die in der Werft gelegen hatten, war der historische Gaffelschoner Großherzogin Elisabeth, der 1974 in Stade restauriert wurde.[2]

Die Stader Schiffswerft Otte & Co. KG geriet im Sommer 1976 in eine finanzielle Schieflage, woraufhin am 20. Juli 1976 das Konkursverfahren eröffnet werden musste. Der im Auftrag der Husumer Werft im Bau befindliche Rumpf für den 999-BRT-Kümo Voline musste unter Federführung der Husumer Schiffbauer fertiggestellt werden.

Folgen und spätere Nutzung

Da die 1970er Jahre in Stade und seinem Umland durch eine starke wirtschaftliche Wachstumsphase gekennzeichnet waren, löste der Konkurs der Stader Schiffswerft nur geringfügige soziale Folgen aus.[3]

Nachdem das Gelände der Werft anfangs noch für kleinere Arbeiten und als Liegeplatz genutzt wurde, lag es bis ins Jahr 2009 brach. Zusammen mit dem benachbarten Gelände der 1960 geschlossenen Norddeutschen Lederfabrik überbaute man das Gesamtareal zu einem neuen Wohn- und Geschäftsviertel mit dem Namen Salztorsvorstadt.[4]

Galerie

Siehe auch

  • Bauliste der Stader Schiffswerft

Artikel über Schiffe, die auf der Stader Schiffswerft gebaut worden sind:

Weblinks

Commons: Stader Schiffswerft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 53° 36′ 17,1″ N, 9° 28′ 58,4″ O

Literatur

  • Gert Uwe Detlefsen: Vom Ewer zum Containerschiff. Die Entwicklung der deutschen Küstenmotorschiffe. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1983, ISBN 3-7822-0321-6.

Einzelnachweise

  1. German Classic Yacht Club, Übersicht der Ex-Werften, abgerufen am 9. November 2019
  2. Chronik der Großherzogin Elisabeth (Memento des Originals vom 12. April 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.grossherzogin-elisabeth.de, abgerufen am 2. Juli 2010.
  3. Arbeitsgemeinschaft Geschichte der beiden Stader Gymnasien Athenaeum und Vincent-Lübeck-Gymnasium
  4. Artikel im Hamburger Abendblatt vom 24. Januar 2007@1@2Vorlage:Toter Link/www.abendblatt.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.

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General cargo ship VATERLAND (IMO 5377197) built at Stader Schiffswerft GmbH, Stade (yard № 166, launched: 29-07-1954, delivered: 02-10-1954), later names: 1966 JAN FUNCK, 1975 APOLLONIA II, 1982 ANNA P., 1994 ANASTASIA V, 1997 LIBERTA, foundered off Cap de Ses Salines, Mallorca (39.10N/3.11E), 28-08-1997; collection J. Robert Boman (1926 - 2002) owned by Sjöhistoriska museet.
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German coaster RITA (IMO 5617181) built at Stader Schiffswerft, Stade, in 1950 (yard № 157), wrecked off Oxelosund 11-12-1961; collection of Boman, J. Robert (1926 - 2002), owned by Sjöhistoriska museet.
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Coastal motor vessel HANSEAT built at Stader Schiffswerft GmbH, Stade/Germany (yard № 137, launched: 18-02-1937, delivered: 24-03-1937), later names: 05-1947 RONÆS, 12-1947 SUSANNE S, 05-1948 BRITANNIA, 07-1952 LANGEVÅG, foundered off Helnæs, Denmark, 30-10-1975; collection J. Robert Boman (1926 - 2002) owned by Sjöhistoriska museet.
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General cargo ship SLEIPNER II (IMO 5331882) built at Stader Schiffswerft GmbH, Stade/Germany (yard № 172, launched: 27-03-1956, delivered: 05-1956), later names: 1965 NAVIGARE, 1977 PAMIR, ran aground off Ile d'Yeu 15-03-1980, BU Aviles 31-10-1980; collection J. Robert Boman (1926 - 2002) owned by Sjöhistoriska museet.
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Coastal motor vessel CARLHÜTTE (IMO 5064221) built at Schiffswerft D. Ropers, Stade/Germany (yard № 118, completed: 1926) as three-masted motor schooner, lengthened and converted to coastal motor vessel at Stader Schiffswerft 1953, later names: 1965 NIKE, 1972 AGIOA GEORGIOS I, deleted from Lloyd's Register 1985/86, photo after lengthening by J. Robert Boman (1926 - 2002), copyright owned by Sjöhistoriska museet.
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General cargo ship RITA HOLST (IMO 5296965) built at Stader Schiffswerft, Stade (yard № 174, launched: 06-1955, delivered: 1955), renamed SEEADLER K. in 1969; ran aground and wrecked Carriacou 01-1995.
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Coastal motor vessel EMMA JOHANNA built at Schiffswerft D. Ropers, Stade, in 1913 as schooner AMANDA, later names: 1930 EMMA JOHANNA, lengthened and equipped with new engine in 1952, 1956 PERLE, 1974 GANGA J No.II, photo by J. Robert Boman (1926 - 2002), copyright owned by Sjöhistoriska museet.
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German coaster HANNGRID (IMO 5141794) built at Stader Schiffswerft GmbH, Stade/Germany (yard № 181, launched: 07-08-1956 as yard № 179, delivered: 10-1956, lengthened: 1967), later names: 1974 VANIA H., 1982 ASPA III, 2002 CHRISTOS H., BU Aliaga 19-03-2012; collection J. Robert Boman (1926 - 2002) owned by Sjöhistoriska museet.
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Coastal motor vessel MARTHA AHRENS built at Stader Schiffswerft GmbH, Stade/Germany (yard № 139, delivered: 1939), sank after collision with vessel EL FAYOUM (IMO 6504759) Elbe River 1969, raised and broken up Cuxhaven 1971; collection J. Robert Boman (1926 - 2002) owned by Sjöhistoriska museet.
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General cargo ship GUNDA (IMO 5138187) built at Stader Schiffswerft, Stade (yard № 167, launched: 28-09-1954, delivered: 27-11-1954, lengthened: 02-1960), later names: 1966 ELLA OLTMANN, 1988 ELLA, port of registry and nationality deleted from Lloyd’s Supplement 05-1996, vessel reported "dead" 30-01-2001; photo before lengthening, collection J. Robert Boman (1926 - 2002) owned by Sjöhistoriska museet.
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General cargo ship ANNELIES (IMO 5019056) built at Stader Schiffswerft GmbH, Stade (yard № 196, launched: 01-12-1961, delivered: 23-01-1962), lengthened and deepened at Schiffswerft Grube, Hamburg, 1968, later names: 1978 VEGA V., 1985 HORNE, 1987 HYDRA, converted to suction dredger 1988, 2000 VERTROUWEN; photo by J. Robert Boman (1926 - 2002), copyright owned by Sjöhistoriska museet.
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General cargo ship KIEFERNBERG (IMO 7015286) built at Schiffswerft Hugo Peters, Wewelsfleth/Germany (yard № 539, delivered: 04-04-1970), hull subcontracted to Stader Schiffswerft, Stade/Germany (yard № 211, launched: 06-02-1970), later names: 1987 GARDWIND, 06-2002 WARDWIND, 10-2002 GRENLAND, wrecked off Aviles/Spain, 21-02-2006, photo by J. Robert Boman (1926 - 2002), copyright owned by Sjöhistoriska museet.
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General cargo ship SLEIPNER I (IMO 5331870) built at Stader Schiffswerft GmbH, Stade (yard № 189, launched: 04-02-1958, delivered: 12-04-1958, lengthened: 1961), later names: 1969 EDITH HOLST, 1974 CHIEMSEE, 1980 AMSEL, 1982 PARAGUAY RANGER, 1985 TREASURE, 01-01-1989 laid up at Esbjerg and broken up 09-1989.
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German coaster PAULA (IMO 5272165) built at Stader Schiffswerft, Stade, in 1951 (yard № 159), collection J. Robert boman (1926 - 2002) owned by Sjöhistoriska museet.
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De PRINS 1 aan het werk op de Nieuwe Maas.
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General cargo ship ESTE (IMO 5108833) built at Stader Schiffswerft, Stade/Germany (yard № 191, launched: 06-08-1959, delivered: 10-1959), renamed BREITENBURG in 1969, leaked and beached off Spurn Point 02-09-1978 (52.21.45N/00.03.12E).
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General cargo ship SLEIPNER (IMO 5272919) built at Stader Schiffswerft GmbH, Stade (yard № 140, launched: 04-1940, delivered: 09-1940), lengthened at Jadewerft, Wilhelmshaven, 02-1951, later names: 1958 PEGASUS I, 1964 HYDRA, 1972 FYRIS, 1987 DILANI, 1989 FYRIS, 1991 RIO BONITO, BU Denmark 01-01-2002; collection J. Robert Boman (1926 - 2002) owned by Sjöhistoriska museet.