St. Vigil unter Weineck am Virgl
St. Vigil unter Weineck am Virgl ist ein Südtiroler hochmittelalterlicher Sakralbau, gelegen auf dem südlich der Altstadt von Bozen liegenden Hausberg Virgl und damit auf dem Gebiet der ehemals selbständigen Landgemeinde Zwölfmalgreien. Die Kapelle ist dem Diözesanpatron der Diözese Trient, dem hl. Vigilius, dediziert.
Der einfache romanische Bau mit flachem Giebel, gekehlter Spitzbogentür, kleinen Viereckfenstern und Rundapsis ist erstmals im Jahr 1275 erwähnt und eine Stiftung der Herren von Weineck, deren von Graf Meinhard II. von Tirol-Görz wenig später zerstörte Burganlage Burg Weineck unmittelbar darüber gelegen war. Im Jahr 1346 erscheint die Kirche als „capella sancti Vigilii de Purchstal plebatus Bozani“.[1] 1455 erteilte Nikolaus von Kues der „capella sancti Vigilii in Weyneck“ einen Ablass.[2] 1480 wird mit Ludwig Hugk ein eigener Kirchpropst der „sandt Vigilien capelln vnder Weinegkh“ genannt.[3]
Sowohl an der Fassade wie im Innenraum ist der Sakralbau mit vielfach stark beschädigten Fresken der sog. Bozner Schule aus der Zeit um 1390/1400 ausgeschmückt. Die Darstellung der Vigiliuslegende (Überführung des Leichnams des hl. Vigilius) könnte von dem zwischen 1387 und 1406 in Bozen nachweisbaren Conrad von Ingolstadt stammen.[4]
Aus den Jahren 1685 bis 1806 sind 15 Rechnungsbücher von St. Vigil im Stadtarchiv Bozen überliefert (Hss. 1782–1797), die von den jeweiligen Kirchpröpsten geführt wurden.[5]
Bei Ausgrabungen im Kirchenbereich wurden Bestattungsfunde getätigt, die aus dem 8. Jahrhundert stammen und deren Artefakte den Awaren zugeordnet wurden.[6]
Die Kapelle wurde nach dem Bau der darunter liegenden Heiliggrabkirche 1685 profaniert und 1977 unter Denkmalschutz gestellt.
Literatur
- Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler Südtirols. Band 2: Bozen und Umgebung, Unterland, Burggrafenamt, Vinschgau. 7. Auflage, bearb. von Magdalena Hörmann-Weingartner. Bozen-Innsbruck-Wien: Athesia-Tyrolia 1991. ISBN 88-7014-642-1, S. 57–58.
- Sigrid Popp: Die Fresken von St. Vigil und St. Zyprian. Studien zur Bozner Wandmalerei um 1400. Tectum, Marburg 2003, ISBN 3-8288-5169-X.
- Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler Bolzanos. Wien-Augsburg: Hölzel 1926, S. 136 f. (online)
Einzelnachweise
- ↑ Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S. 309, Nr. 607.
- ↑ Johannes Helmrath, Thomas Woelki (Hrsg.): Acta Cusana. Quellen zur Lebensgeschichte des Nikolaus von Kues. Band II, Lieferung 4. Felix Meiner Verlag, Hamburg 2018. ISBN 978-3-7873-3344-8, S. 1160–1161, Nr. 4678.
- ↑ Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 176–177, Nr. 1195.
- ↑ Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler Südtirols. Band 2: Bozen und Umgebung, Unterland, Burggrafenamt, Vinschgau. 7. Auflage, bearb. von Magdalena Hörmann-Weingartner. Bozen-Innsbruck-Wien: Athesia-Tyrolia 1991. ISBN 88-7014-642-1, S. 58.
- ↑ Hannes Obermair: Multiple Vergangenheiten – Sammeln für die Stadt? Das Bozener Stadtarchiv 3.0. In: Philipp Tolloi (Hrsg.): Archive in Südtirol: Geschichte und Perspektiven / Archivi in Provincia di Bolzano: storia e prospettive (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs 45). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2018, ISBN 978-3-7030-0992-1, S. 222–223, Bezug: S. 214.
- ↑ Lorenzo Dal Ri: Die Ausgrabungen in der Kirche St. Vigilius am Virgl, Bozen, und eine Bestattung aus dem 8. Jahrhundert. In: Falko Daim (Hrsg.): Die Awaren am Rand der byzantinischen Welt. Studien zu Diplomatie, Handel und Technologietransfer im Frühmittelalter (Monographien zur Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie 7). Innsbruck: Wagner 2000. ISBN 3-7030-0349-9, S. 249–252.
Weblinks
- Eintrag im Monumentbrowser auf der Website des Südtiroler Landesdenkmalamts
Koordinaten: 46° 29′ 22,5″ N, 11° 20′ 58,1″ O
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