St. Ulrich (Regensburg)
Die ehemalige Dompfarrkirche St. Ulrich in Regensburg steht in gut 10 m Abstand südöstlich des Regensburger Doms am Domplatz, der sich an ihrer Südseite ostwärts bis an den Herzogshof erstreckt. Die Ulrichskirche und die Ausstellungen in der Kirche sind heute Teil der Bistumsmuseen Regensburg.
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Kirche im Jahr 1238. Schriftquellen über die Errichtung gibt es nicht, jedoch sprechen die unmittelbare Nähe zur damaligen bayerischen Herzogspfalz und mehrere weitere Fakten dafür, dass die Kirche um das Jahr 1225 zunächst als Pfalzkapelle der bayerischen Herzöge erbaut wurde. Fresken aus der Entstehungszeit sind an der Ostseite vorhanden. Damit zählt das Gebäude zu den ältesten Bauwerken der Gotik in Deutschland, nach dem Magdeburger Dom (ab 1209) und dem Dekagon von St. Gereon (Köln) (1219–1227), deren beider Gotik schon ausgeprägter ist.
Nachdem der westlich benachbarte romanische Regensburger Dom im Jahr 1273 durch Brand zerstört worden war, übernahm die Ulrichskirche bis 1456 die Funktion einer Pfarrkirche für das gesamte Stadtgebiet. Nach der dann erfolgten Aufteilung des Sprengels in zwei Stadtgebiete, gehörten nur noch die östlichen Stadtteile zur Dompfarrei. Zur Zeit der Reformation wies die Kirche schwere bauliche Schäden auf, über deren Umfang und Beseitigung nur spärliche Nachweise vorhanden sind. Im Jahr 1571 erfolgten Ausbesserungsarbeiten, die im Auftrag des Domkapitels mit einer Ausmalung des Mittelraums der Kirche verbunden waren. Im Jahr 1688 wurden die Fenster der Seitenschiffe zu querovaler Form vergrößert, die mittelalterliche Vorhalle durch einen barocken Neubau ersetzt, Wandmalereien übertüncht und die Decke des Mittelraumes weiß gefasst, um die Kirche heller erscheinen zu lassen.[1]
1824 wurde die Ulrichskirche profaniert und die Dompfarrei zog um in die Niedermünsterkirche. 1859 wurde die barocke Vorhalle entfernt. Dem Engagement von König Ludwig I. ist es zu verdanken, dass die Kirche erhalten blieb.[2] Jedoch wurde der südwestlich an die Kirche angebaute Kirchturm um 1860 wegen Baufälligkeit abgetragen.[3] Auf alten Fotos ist der ehemalige Kirchturm noch zu sehen.[4] Der vierstöckige, östlich an die Kirche angebundene, sog. Römerturm gehört nicht zur Kirche und steht auch nicht auf dem Domplatz.
Von 1880 bis 1936 diente der Kirchraum als Museum für Sammlungen des Historischen Vereins Regensburg. Als während dieser Zeit ein Teil der Decke einstürzte, wurde eine Kassettendecke eingebaut. In den Folgejahren bis 1975 wurden noch weitere Bausicherungsmaßnahmen und 1973 auch Ausgrabungen durchgeführt.
in den Jahren 1975 bis 1984 erfolgte eine grundlegende Innenrenovierung mit Freilegung, Reinigung und Fixierung der Wand- und Deckenmalereien, sowie die Rekonstruktion der Farbigkeit der Raumschale. Im Zuge dieser Arbeiten stieß man an der Ostwand auch auf bedeutende gotische Wandmalereien aus der Entstehungszeit der Kirche. 1986 wurde die Kirche erneut konsekriert, dient seither den Bistumsmuseen Regensburg als Ausstellungsraum und ist zugleich Stationskirche des Regensburger Domkapitels.[1] Im heutigen Museum sind mittelalterliche Goldschmiedekunst wie auch Exponate aus der Renaissance, dem Barock und dem Rokoko zu sehen.
Nach 2000 fanden jahrelange Sanierungsmaßnahmen der stark verschmutzten, pechschwarzen Außenfassaden statt. Die Reinigungsarbeiten führten zu einer drastischen Aufhellung der Fassade. 2018 wurde die Kirche erneut profaniert.
Eine Glocke, gegossen um 1230 aus dem abgebrochenen Turm der Kirche hängt in einem Holzgerüst im Inneren des Kirchengebäudes.
Literatur
Zur Architektur
- Christof Hangkofer: St. Ulrich in Regensburg. Architektur im Umbruch einer Stadt. Diss., Lindenberg 1998, ISBN 3-931820-95-5.
- Achim Hubel: Die Ulrichskirche in Regensburg. Überlegungen zum Stand der Forschung. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg. 140 (2000), S. 85–104 (online; PDF).
Zum Bildprogramm
- Christine Riedl-Valder: Die ehemalige Dompfarrkirche St. Ulrich in Regensburg und ihr Bildprogramm. In: Verhandlungen des Historischen Vereins Regensburg. 151, Verlag des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 2011, ISSN 0342-2518, S. 71–108.
Zum Museum
- Achim Hubel, Genoveva Nitz, Friedrich Fuchs: Museum St. Ulrich Regensburg (= Kleine Kunstführer. 1587). 2., neu bearb. Auflage. Schnell und Steiner, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-5295-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Christine Riedl-Valder: Die ehemalige Dompfarrkirche St. Ulrich in Regensburg und ihr Bildprogramm. In: Verhandlungen des Historischen Vereins Regensburg. Band 151. Verlag des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, 2011, ISSN 0342-2518, S. 71–80.
- ↑ Hubert Schmid: Stadtplanung in Regensburg in der Zeit von 1800 bis 1914. In: M. Dallmeier, H. Reidel, Eugen Trapp (Hrsg.): Denkmäler des Wandels, Produktion, Technik, Soziales. Regensburger Herbstsymposium zur Kunst, Geschichte und Denkmalpflege, 2000. Scriptorium Verlag für Kultur und Wissenschaft, Regensburg 2003, ISBN 3-9806296-4-3, S. 9.
- ↑ Achim Hubel: Die Ulrichskirche in Regensburg. Überlegungen zum Stand der Forschung. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg. 140 (2000), S. 85–104, hier S. 101 f. (online; PDF).
- ↑ Flyer zur Ausstellung 150 Jahre Domtürme, PDF, abgerufen am 16. Oktober 2019
Koordinaten: 49° 1′ 9,3″ N, 12° 5′ 56,9″ O
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Autor/Urheber: Manuel Strehl, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Regensburg, Kirche St. Ulrich
Photo - Regensburg - St. Ulrich - römische Fundstücke des Historischen Vereins
Autor/Urheber: Cm95, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Fensterrose an der Westfassade der Kirche St. Ulrich in Regensburg
(c) Reinhold Möller, CC BY-SA 4.0
Kirche St.Ulrich in Regensburg
Regensburg, Dom St. Peter und Alte Dompfarre St. Ulrich, Kupferstich um 1600