St. Norbert (Berlin)
St. Norbert ist eine römisch-katholische Kirche in der Dominicusstraße im Berliner Ortsteil Schöneberg.
Geschichte
Die Kirche wurde unter Carl Kühn von 1913 bis 1918 errichtet und 1915 als neue Pfarrei aus der Gemeinde St. Matthias ausgegliedert. Geweiht ist sie dem heiligen Norbert von Xanten. Wie für die Zeit üblich, wählte man einen historisierenden Hybridstil. Gewählt wurde eine neoromanische Formensprache. Die Doppelturmfassade war in die Hauswand der heutigen Dominicusstraße integriert. Der noch erhaltene überkuppelte Kirchenraum zitierte den byzantinischen Rundbau. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche beschädigt. Im Zuge der Umgestaltung der Dominicusstraße als verkehrsgünstige Ost-West-Achse wurde die gesamte nördliche Straßenwand abgerissen, darunter auch die noch gut erhaltene Doppelturmfassade der Kirche. Der Berliner Senat entschädigte die katholische Kirche finanziell, sodass die Kirche zwischen 1958 und 1962 von den Architekten Hermann Fehling und Daniel Gogel grundlegend umgestaltet werden konnte. Neuer und alter Teil der Kirche sind denkmalgeschützt.[1]
Die Architekten bauten die Kirche gleichzeitig mit dem benachbarten Neubau der im Krieg völlig zerstörten evangelischen Paul-Gerhardt-Kirche um, sodass ein Gesamtensemble mit dezidiertem Kontrast zur ebenfalls nahen Dorfkirche Schöneberg entstand. Bis zum Zweiten Weltkrieg lag das St.-Norbert-Krankenhaus direkt neben der Kirche, seit den 1950er Jahren befindet sich an dieser Stelle das St.-Josef-Altenheim.
Die benachbarte ehemalige Pfarrei St. Konrad wurde 2004 aufgehoben und in die Pfarrei St. Norbert eingegliedert. Zum 30. November 2016 errichtete Erzbischof Heiner Koch den Pastoralen Raum Schöneberg-Tiergarten Süd, der die beiden Gemeinden St. Matthias und St. Norbert mit ihren fünf Kirchen und allen Orten kirchlichen Lebens umfasst. Nach einer Dauer von drei Jahren auf Probe soll danach eine neue Pfarrei auf dem Territorium der beiden Gemeinden errichtet werden.
Wegen zahlreicher Schäden an der Gebäudehülle wurde 2015 ein Sanierungskonzept für die Grunderneuerung der Fassaden und Dächer auch unter Beachtung energetischer Erfordernisse erstellt und mit dem Denkmalamt abgestimmt. Dies sollte in einzelnen Bauabschnitten realisiert werden.[2]
Beschreibung
Das Kirchengebäude von St. Norbert ist eine Kombination von Gebäudeteilen der Kirche von 1918 und modernen Gebäudeteilen aus den 1960er Jahren. Anstelle der wegen des Straßenausbaus abgetragenen Doppelturmfassade bildet eine zur Straße hin geschlossene modern geformte Wand den hinteren Abschluss des Kirchengebäudes. Der Turm ist ebenfalls in dieser Formensprache gestaltet. Verschiedene Anbauten lassen kaum erkennen, dass der zentrale säulenlose und überkuppelte Kirchenraum mit seiner Ausrichtung auf den tonnenüberwölbten Altarraum erhalten geblieben ist. Kanzel, Beichtstühle und Kirchenbänke aus dunkel gebeiztem Eichenholz stammen noch aus der ursprünglich erbauten Kirche.
Orgel
Die St.-Norbert-Kirche erhielt 1970 eine neue Orgel der Firma Schuke Orgelbau, deren Opus 249 über 27 Register auf drei Manualen und Pedal verfügt. Der Prospekt aus Metall-Orgelpfeifen und glatten Holzflächenen sitzt asymmetrisch auf einer eigens neu eingezogenen Emporen.[3]
Glocken
Im modernen Kirchturm aus Beton mit dreieckigem Grundriss, auf den eine quaderförmige Glockenstube aufgesetzt ist, hängen vier Gussstahlglocken, die 1961 vom Bochumer Verein gegossen wurden.[4]
Glocke | Name | Gewicht | Durchmesser | Schlagton |
---|---|---|---|---|
1 | Christusglocke | 1560 kg | 1594 mm | cis'-7 |
2 | Marienglocke | 1300 kg | 1449 mm | e'-5 |
3 | Matthiasglocke | 640 kg | 1196 mm | fis'- 7 |
4 | Norbertsglocke | 455 kg | 1047 mm | gis'-9 |
Literatur
- Katholische Kirchengemeinde St. Norbert: 100 Jahre St. Norbert. Tagebuch einer Berliner Gemeinde. Festschrift zur Feier an Weihnachten 2016. Selbstverlag, Berlin 2016
- Die neuen katholischen Kirchen in Friedenau und Schöneberg. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Jg. 38 (1918), urn:nbn:de:kobv:109-opus-52246, S. 349–351 (Teil 1) und urn:nbn:de:kobv:109-opus-52253, S. 361 (Teil 2). (12 Abb., Baubeschreibung von St. Norbert und St. Marien in Berlin-Friedenau, beide von Carl Kühn entworfen)
Weblinks
- Website der katholischen Pfarrgemeinde St. Norbert
- Beitrag zur Orgel auf orgel-verzeichnis.de, abgerufen am 28. Dezember 2021
- Chronik St. Norbert von 1962 (PDF)
- Eintrag im Werkverzeichnis der Architekten Fehling+Gogel
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste
Einzelnachweise
- ↑ Denkmalliste Tempelhof-Schöneberg, 2002. (Memento vom 1. April 2010 im Internet Archive; PDF) S. 22
- ↑ Kunat & Haack, Architekten und Ingenieure
- ↑ orgel-verzeichnis.de: Berlin/Schöneberg – St. Norbert mit Disposition und zahlreichen Abbildungen von Kirche und Orgel
- ↑ createsoundscape.de/glocken-finder: Kath. Pfarrkirche St. Norbert in Berlin-Schöneberg
Koordinaten: 52° 28′ 58,2″ N, 13° 20′ 49,6″ O
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Autor/Urheber: Dirk Ingo Franke, Lizenz: CC BY 3.0
Catholic St. Norbert church, Berlin-Schöneberg
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Katholische Kirche St. Norbert Berlin-Schöneberg, Deutschland
Autor/Urheber: OTFW, Berlin, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Gedenktafel, St. Norbert Krankenhaus, Dominicusstraße 15-17, Berlin-Schöneberg, Deutschland
(c) Wolfgang Reich – CC-BY-SA-4.0
Karl-Schuke-Orgel (III/P/27, 1970, op. 249) der katholischen Kirche St. Norbert Berlin-Schöneberg, Deutschland