St. Nikolai (Altenau)

St.-Nikolai-Kirche
St. Nikolai von Südwesten

St. Nikolai von Südwesten

Daten
OrtAltenau
BaumeisterThomas Eckhardt
BauherrKirchengemeinde
BaustilBarock
Baujahr1669
Bauzeit1 Jahr
Höhe35 m
Grundfläche469 m²
Koordinaten51° 48′ 11,7″ N, 10° 26′ 47,4″ O
Besonderheiten
Holzkirche mit Kanzelaltar und Taufengel

Die Sankt-Nikolai-Kirche ist eine evangelisch-lutherische Kirche in Altenau, Landkreis Goslar.

Geschichte

alternative Beschreibung
Erste Kirche auf dem Merian-Stich von Altenau, von 1650 (Ausschnitt)

Vorgängerkirche (1520–1668)

Erste Gottesdienste in Altenau wurden in einem alten Zechenhaus von 1520[1] durch Geistliche aus Clausthal gehalten.[2] Im Jahr 1579 ist in der Kirchenvisitation des Herzberger Schlosspredigers Johannes Schellhammer von einem Pastor uff der Altenaw die Rede. Er habe nicht viel uber 50 leichte gülden und bitte um eine Wiese, um sich nebenerwerblich Vieh halten zu können.[2] Auf seine Bitte hin wurden ihm Weideplätze an der heutigen Schützenklippe, Am Hang des Mühlenberg in Richtung der Kleinen Oker und an der Straße nach Sankt Andreasberg gewährt.[3] 1582 hat der Pastor der Gemeinde Geld zu 4 Gulden Zins geliehen. Wenn die Schuldiger pro Quartal 5 Gulden zahlen, will er den Zins streichen.[4] 1588 wird urkundlich erstmals eine Kirche in Altenau erwähnt.[5] Für die Baukosten nahm die Gemeinde bei der clausthaler Knappschaft ein Darlehen in Höhe von 20 Gulden auf.[6] Dieser Bau war zunächst ohne Wetterschutz ausgeführt. Die Wände des Gebäudes bestanden lediglich aus zusammen getrockneten Baumstämmen, das Dach war mit Holzschindeln gedeckt und der Dachreiter war kaum höher als der Dachfirst.[3] Pastor Brennecke ließ 1592 zwei in Altenau verfasste Bergpredigten in Wittenberg drucken.[3] Der bauliche Zustand der Kirche änderte sich 1603 mit einer notdürftigen Verkleidung, nachdem die Forstverwaltung zinsfrei Bauholz vom Schwarzenberg zur Verfügung gestellt hatte.[7] Der Maler Heinrich Schwieger aus Zellerfeld verzierte von 1603 bis 1605 den Innenraum mit biblischen Motiven, die Aegidienkirche zu Osterode schenkte im selben Jahr eine Altarplatte.[2] 1606 erhielt der Kirchturm die erste Uhr. Das Ziffernblatt und die Uhr wurden um 1630 erstmals erneuert.[3] Der Kirchturm wurde 1642 abgerissen und ein neuer Turm für 600 Gulden errichtet.[7] Die Gemeinde bekam 1603 ein Zechenhaus geschenkt, das 1644 nach einem Brandschaden neu gebaut wurde und bis in die 1960er Jahre als Schulgebäude diente.[2] Der Vorgängerbau der St.-Nikolai-Kirche, der auf einem Stich von Caspar Merian aus dem Jahre 1654 zu sehen ist, wurde aufgrund der steigenden Einwohnerzahl Altenaus sowie seines schlechten Erhaltungszustandes 1668 abgerissen.[2] Unterhalb der Kirche verlaufen die Gruben Lustgarten, Berg Zion und Georg der 3., welche dem Kirchberggang zuzuordnen sind und die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in Betrieb waren.[8]

Errichtung der jetzigen Kirche (1669)

An derselben Stelle, auf einer Terrasse in der Okerschleife über dem Stadtzentrum, entstand der Neubau. Ausgangslage des Standortes war die damalige Siedlungssituation Altenaus. Damals existierten zwei Siedlungen, eine an der Oberstraße, wo Bergbau in der Grube Schatzkammer und Rose betrieben wurde, und ein anderer Siedlungskern existierte an der damaligen Silberhütte. Bewohner beider Ortsteile hatten so einen ähnlich weiten Kirchweg zurückzulegen.[9] Für die geplante Baumaßnahme baten Richter und Kirchenvorstand am 24. Mai 1668 beim Landdrosten in Osterode um Spenden. Am 8. Juni gleichen Jahres wurde die am Altenauer Bergbau beteiligte Witwe Herzogin Dorothea Sophie vom verstorbenen Herzog Christian Ludwig von Braunschweig-Lüneburg um Gaben gebeten. Am 26. September 1668 ging man auch den Landesherren um eine Beihilfe an.[2] Im Mai 1669 vereinbarten Richter und Rat mit dem Zimmermeister Thomas Eckhard, dass die neue Kirche 80 Fuß lang (25 Meter[10]), 40 Fuß (13,4 Meter[10]) breit und bis zur Saumschwelle 24 Fuß (24 Meter[10]) hoch sein sollte.[11] Als Tageslohn für den Zimmermeister vereinbarte man 18 Groschen, für den Gesellen 9 und für den Lehrling 6 Groschen.[11] Das neue Gebäude wurde an Pfingsten 1670 geweiht. Der alte Name St. Nikolai wurde beibehalten.[12]

Die Holzkirche wurde aus Fichten- und Eichenholz in Fachwerkbauweise (Ständerwerk) mit senkrecht verschalter Fassade sowie mit Sprossenfenstern, abgewalmtem Dach und dreiseitigem Chor konstruiert. Das Dach ist als Kehlbalkendach mit liegendem Stuhl ausgeführt.[13] Die Kirche hat drei Eingänge, die mit Portalen versehen sind.[11] Der Haupteingang liegt am Übergang von Oberstraße zu Bergstraße. Ein weiterer Eingang befindet sich in einem Vorbau am Uhrturm und der letzte Eingang liegt gegenüber dem Haupteingang an den Treppen zum Marktplatz. Somit ergeben die Eingänge eine Art Querschiff, ein Kreuz, dessen Mitte in der Vierung liegt.

Umbauten und Instandsetzungen

Bereits 1684 musste der Zimmermann Elias Heinemann die Kirche mit 16 Eichenstämmen unterschwellen und ein Jahr später das Dach mit 200 Schindeln neu eindecken.[14] 1689 wurde die Außenseite mit neuer Fassade versehen und 1700 musste der Turm mit 20 neuen Eichenstämmen renoviert werden. Die Reparaturen, welche 232 Taler kosteten, verzögerten sich bis 1735. Der Westgiebel wurde 1742 für 139 Taler neu verschalt, was 1820 abermals geschah und 136 Taler kostete. Erst 1857 bekam die Kirche ihren ersten Innenanstrich.[7] 1858 wurde der Turm für 118 Taler instand gesetzt. 1866 wurde das Dach erstmals mit Dachziegeln neu gedeckt. 1905 bekam das Kirchenschiff die erste Heizung und 1910 wurde ein Blitzableiter installiert. 1951 und 1961 erhielt die Kirche einen neuen gelben Außenanstrich.[7][11] Die Heizung von 1905 ist 1955 durch eine Warmluftheizung der Firma Kori (Berlin) ersetzt worden.[7]

Die Kirche wurde zuletzt 1953–1957 (mit Festgottesdienst zum Abschluss der Bauarbeiten am 15. Dezember mit Landesbischof Hanns Lilje), 1999 (Turm und Fassade)[15] sowie 2006 instand gesetzt.[2] Bei der Instandsetzung von 2006 mussten tragende Holzbalken sowie das Fundament und die Empore saniert gesetzt werden, nachdem das Kirchenschiff abgesackt war. Zudem erhielt das Gebäude seinen derzeitigen weinroten Außenanstrich.[16]

Denkmalschutz

Die St. Nikolai-Kirche mit ihrem historischen Gestühl[17] steht zusammen mit dem ehemaligen Pfarrhaus in der Bergstraße 1 und dem ehemaligen Küsterhaus in der Oberstraße 1 unter Denkmalschutz und bildet das Gruppendenkmal „Kirchhof“ (Kennziffer 153001Gr0006).

Inneres

Der recht schlicht gehaltene Innenraum, welcher einen oliv grauen und violettfarbenen Anstrich von 1957 hat, ist tonnengewölbt und verfügt über eine Vierung, von der aus das Langhaus mit Mittelschiff, Seitenschiffen und Altar abgeht. Das Mittelschiff verfügt über ein Kirchengestühl mit 22 Laienbänken und das Seitenschiff über Prichen, welche nun jedoch ebenfalls für Gottesdienstbesucher zur Verfügung stehen. Von der Vierung geht weiteres Chorgestühl in nördliche Richtung ab. Von der Vierung aus führen Treppen zur dreiseitigen, U-förmigen Empore, welche mit dreireihigen Sitzbänken versehen ist. Gestützt wird die Empore durch Pfeiler, die auch das Tonnengewölbe tragen. Die Empore wurde 1730 verlängert. Insgesamt bietet das Gebäude 800 Plätze.[18]

Die Sankt Nikolai Kirche trägt das Signet der verlässlich geöffneten Kirche, womit es Interessierten während der Sommermonate täglich für Besichtigungen offen steht.[19]

Altar

Auffallend ist der große barocke Altar. Ausgestattet im Knorpelstil mit Engelsköpfen und Voluten wurde er 1674 vom Pastor Bernhard Bertram (1624–1695) und seiner Frau Katharina der Gemeinde gestiftet.[20] 1730 wurde der Altar zum Kanzelaltar umgebaut. Man nahm hierfür die zentrale Kreuzigungsgruppe heraus und setzte die heutige Kanzel samt nebenstehenden Figuren ein.[21] Dies erfolgte, nachdem die vorherige Kanzel baufällig geworden war und der im selben Jahr eingebauten Empore im Weg stand.[2] Der Altar zeigt in der Predella das Abendmahl nach Da Vinci. Rechts und links davon erheben sich zwei geschnitzte Sockel, darauf aufbauend zwei korinthische Säulen, deren Schaft in Gold gefasst und mit Ranken und Weinblättern verziert ist, die den Schalldeckel der Kanzel tragen. Das Kapitell der linken Säule zeigt das Wappen und den Schriftzug Bernhard Bertrams (ein Kleeblatt), das Kapitell der rechten Säule zeigt das Wappen und den Schriftzug seiner Frau Katharina (ein durch Diagonalen in vier Dreiecke geteiltes Quadrat). Die Kanzel präsentiert in ihren fünf Feldern als Holzschnitzereien die vier Evangelisten Johannes (außen links), Markus (links), Jesus (mittleres Feld), Matthäus (rechts), Lukas (außen rechts) und seitlich neben den Säulen stehend die Apostel Petrus (links) mit Schlüssel und Paulus (rechts) mit Schwert. Der Schalldeckel der Kanzel präsentiert neben einer Tafel, welche Aufschluss über den Spender des Altars gibt auch eine weiße Friedenstaube. Als Abschluss des Altars steht das Bildnis der Auferstehung Christi mit der Siegesfahne, der in weiß gekleidet einem von zwei Wachen bewachten Sarg entsteigt und in den Himmel aufährt, über dem ein Engel seine vergoldeten Flügel ausbreitet. Neben dem Bildnis steht linkerhand die Figur Johannes und rechterhand die von Maria.[12]

Lateinische Inschrift der Tafel des Altares:

ALTARE HOC IN HONOREM CRVCIFIXI IESV ERIGI FECERE R.D. BERNHARDVS BERTRAMS PASTOR HVIVS ECCLESIAE. ET HO= NESTA MATRONA CATHARINA SCHVLTZEN CONIVGES: ANNO D(OMI)NI.M.D.C.LXXIV

Übersetzt:

Diesen Altar zur Ehre des gekreuzigten Jesus hat der hochwürdige Herr Bernhard Bertram, Pastor dieser Kirche zusammen mit seiner ehrenhaften Ehefrau Katharina Schultze aufgerichtet im Jahr des Herrn 1674.

Das Altarkreuz stammt aus dem Jahr 1640 und wurde von Heinrich Beier gestiftet. 1889 ersetzte man das alte Altarkreuz durch ein neueres, stellte aber seit 1951 das alte Kreuz auf den Altar.[11] Hinter dem Altar befindet sich die Sakristei, durch die der Aufstieg zur Kanzel erfolgt.

Taufengel und Taufbecken

Im Altarraum befindet sich zudem ein Taufengel im Barockstil aus Buchenholz, der 1730 gestiftet wurde, jedoch nicht mehr für Taufen genutzt wird, da ein herablassen des Engels zu aufwendig ist.[22] Stattdessen wird ein sechseckiges, hölzernes Taufbecken von 1674 genutzt. Dieses ist in Kelchform aus einem Stamm geschnitzt und hat eine bauchig gestreckte Cuppa, die mit goldenen Volutenbändern versehen ist. Bemerkenswert sind die Medaillons auf den Seiten der Kuppa, die jeweils eine Weintraube, einen Apfel, einen Stern zeigen oder gar unverziert sind.[23]

Weiterhin steht seitlich eine Kredenz und davor ein schlichtes hölzernes Pult, gerahmt von zwei freistehenden Kerzenleuchtern aus Metall. Bei den Arbeiten für die Installation einer Heizung im Jahr 1905 entdeckte man das Grab des Pastors Bertram, welcher 1695 vor dem Altar der Kirche beigesetzt wurde.[7] Ebenfalls vor dem Altar liegt der 1766 gestorbene Pastor Henning Calvör.

Liturgisches Gerät und weitere Ausstattung

Für das Abendmahl stehen drei Kelche in drei Größen zur Verfügung. Der große Kelch wurde nach Inschrift 1730 für 32 Gulden aus vergoldetem Silber in Goslar hergestellt. Der Hersteller Mügger nahm dafür einen kleinen Silberkelch von 1613 in Zahlung. Der mittlere Kelch, welcher ebenfalls vergoldet ist, stammt aus dem Jahr 1697 und wurde vom Hüttenmeister Johann Georg Kern, vom Ratsmitglied Hans Martin Hille und vom Forstamtsmann Henrich Valentin Schumach gestiftet. Der kleine Silberkelch, welcher innen vergoldet ist, wurde vom Zellerfelder Büttnermeister Müller 1860 gestiftet. Eine silberne Weinkanne stammt aus dem Jahr 1600 und eine vergoldete Patene von 1637.[24]

An der Vierung stehen zwei hölzerne Prozessionskreuze, welche reich verziert sind und auf das Jahr 1715 datiert werden.[11]

Am südlichen Vorbau befindet sich die Grabplatte für den Kirchenvorsteher und Ratsverwandten Martin Hillen (* 16. November 1651, † 22. Dezember 1706), welche von seiner zweiten Ehefrau Sara Maria Lüders gestiftet worden ist.[20]

Orgel

1648 beschaffte die Kirchengemeinde ein gebrauchtes Positiv mit fünf klingenden Stimmen, das 1658 durch den Zimmermann Zahn und 1660 vom Orgelbauer Holst renoviert wurde. Das mittlerweile defekte Instrument nahm man 1670 mit in die neue Kirche. 1690 kam es zum Verkauf der Orgel an die Hüttenherren von Sieber.

1687 wurde von Johann Andreas Vetter (Nordhausen) innerhalb von 24 Wochen für rund 600 Taler eine neue Orgel mit 12 Registern auf einem Manual und Pedal gebaut, welche 1728 um ein Register ergänzt wurde.[14] Eine Reparatur des Instruments fand 1797 statt und wurde vom Ellricher Johann Hofmeister für 177 Taler durchgeführt.[2]

1855 baute die Firma Carl Giesecke aus Göttingen für 1023 Taler eine Orgel mit zwei Manualen (Haupt- und Oberwerk) und Pedal, welche über 15 Register verfügte. 1933 wurde das Instrument von der Werkstatt Furtwängler & Hammer renoviert und die Disposition geändert. Es wurde in zwei Bauabschnitten 1966–1970 und 1973–1975 durch eine neue Orgel aus der Werkstatt Schmidt und Thiemann hinter dem historischen Prospekt ersetzt.[25] Die Einweihung der neuen Orgel fand am 8. Mai 1975 statt.[4] Das Instrument verfügt über 16 Register, die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind. Die Trakturen sind mechanisch,[10] die Windladen als Schleifladen[2] ausgeführt. Die Disposition lautet wie folgt:[26]

I Hauptwerk C–
Prinzipal8′
Singend Gedackt8′
Oktave4′
Spitzflöte4′
Gemshorn2′
Mixtur IV–V1′
II Rückpositiv C–
Gedackt8′
Rohrflöte4′
Prinzipal2′
Siffflöte113
Sesquialtera II
Scharff III12
Tremulant
Pedal C–
Subbass16′
Oktave4′
Mixtur III
Trompete8′

Kirchturm und Glockenhaus

Das Kirchengebäude selbst ist mit einem zunächst mit Schiefer verkleideten Uhrturm ausgestattet, der 1642 noch an den Vorgängerbau gebaut worden war und mit offener Laterne sowie Welscher Haube aus Blei versehen ist. Der Uhrturm verfügt über ein Uhrwerk der Firma Weule aus Bockenem von 1902, das seit 1964 elektrifiziert ist.[7][13] Auf dem Uhrturm befindet sich eine Wetterfahne, die ebenfalls aus dem Jahr 1642 stammt und folgende Inschriften trägt:

Oben: ICB
Mitte: MTL
Unten: CHR mit Jahreszahl.

Neben der Inschrift zeigt die Wetterfahne eine Meerjungfrau und Christus auf der Spitze.[11]

Der große Knauf erhielt 1870 und 1984 eine neue Vergoldung.[27]

Aufgrund des umwundenen Tales, in dem Altenau liegt, gab es Zweifel, ob Glocken vom Standort der Kirche aus in der ganzen Stadt zu hören sind. Daher baute man 1648 ein separates Glockenhaus etwa hundert Meter entfernt auf dem Glockenberg. 1806 erfolgte ein Neubau an selber Stelle. Das Glockenhaus hat drei Läutglocken. Die erste Glocke wurde 1603 genannt.

1644 kaufte die Kirchengemeinde in Braunschweig für 195 Reichstaler eine neue Glocke[3], die 1806, 1849 und 1873 umgegossen wurde. Diese Glocke musste zur Einschmelzung für Rüstungszwecke 1917 abgegeben werden. Eine weitere Glocke aus Bronze wurde 1693 von Nikolaus Greve in Hannover hergestellt und in den 1670ziger Jahren angegossen. Sie trug auf der Vorderseite die Inschrift:

Im ersten Jahr anno 1639 der Regierung Ernst Augusti zu Braunsch. und Lüneb. Bischof zu Osnabrück ist diese Glocke gegossen von RIC. Greven in Hannover. Und auf der Rückseite die Namen: Bernhard Bertram, Pastor. Henrich Hintrichs, Richter. Hans Georg Mengler und Jul. Schlamilch.[28]

1921 wurden die Glocken durch zwei, jeweils sechs und Zwölf Zentner schwere Klanggussglocken der Firma Schilling&Lattermann aus Apolda ersetzt. Die größere Glocke trug die Inschrift: In eiserner Zeit -1921", und die kleinere Glocke: Dem Frieden geweiht -1921".[28] Eine Schlagglocke von 1735 wurde 1942 für Rüstungszwecke eingeschmolzen.[2]

Jetziger Bestand

Der jetzige Bestand gliedert sich in drei Läutglocken im Glockenhaus in den Tönen h1(Bronze, Gießjahr 1962 von Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); cis2 (Bronze, Gießjahr 1961, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); e2 (Bronze, Gießjahr 1982, Glockengießerei Heidelberg) sowie zwei Schlagglocken in der Laterne des Uhrenturmes in den Tönen f2 (Bronze, Gießjahr 1950) sowie b2 (Gießjahr 1735, Peter Johann Gretel, Braunschweig).[29] Die Uhr schlägt alle 15 Minuten. Der Zugang zum Uhrturm befindet sich auf der Orgelempore.

In der Turmkugel der Sankt-Nikolai-Kirche wurden Urkunden hinterlegt, die bei Renovierungen des Turmes eingesehen werden konnten. Die älteste Urkunde stammt aus dem Jahr 1870 und wurde von August Rögener verfasst. Die Urkunde gibt Aufschlüsse, welche Einwohnerzahl Altenau damals hatte sowie über die Infrastruktur der Stadt.[27]

Friedhof

Ein erster Friedhof ist 1603 in der Bergstraße genannt, der ab 1851 zur Bergwiese Rose verlegt wurde. Das dortige Kapellenhaus wurde um 1900 mit einem Dachreiter erbaut. Der Glockenträger wurde 1983 errichtet und verfügt über eine ehemalige Läutglocke (Schlagton e″, Eisen, Gießjahr 1950, Firma Weule) aus der Kirche.[2] Auf dem Friedhof befindet sich eine Kriegsgräberstätte für drei deutsche Soldaten und sechs Zivilbedienstete des Ersten Weltkrieges sowie für 52 Soldaten verschiedener Truppengattungen des Zweiten Weltkriegs und 10 zivile Opfer eines alliierten Luftangriffes auf Altenau vom 29. März 1945. Für 15 sowjetische Kriegsgefangene befindet sich am südlichen Ende des Friedhofs eine Grabreihe;[30] zudem liegen der Künstler Karl Reinecke-Altenau, sowie die Pastoren Georg Schreiber, Wilhelm Kiel und Georg Schulze auf dem Friedhof.

Weitere Gebäude

Die Kirchengemeinde besaß von 1606 bis 2014 ein Pfarrhaus in der Bergstraße, das verkauft wurde. Nebenliegend befindet sich ein 1977 errichtetes Gemeindehaus (Haus der Kirche).

Pastor Bertram ließ 1686 auf dem Platz des abgerissenen Rathauses auf eigene Kosten ein Pfarrwitwenhaus errichten. Dieses Gebäude erfüllte nur acht Jahre seinen vorher gesehenen Zweck und wurde 1831 im verfallenen Zustand verkauft.[11]

1966 und 1971 gab es Pläne für den Bau einer Kapelle im Stadtteil Torfhaus, welche jedoch nicht umgesetzt worden sind.[20]

Gemeinde

Die Gemeinde, welche etwa 1000 Mitglieder aufweist,[31] umfasst die Bergstadt Altenau sowie den Ort Schulenberg im Oberharz mit der dortigen Sankt-Petrus-Kapelle und gehört zum Kirchenkreis Harzer Land.

Drei Mal pro Monat wird Sonntags Gottesdienst gefeiert. In der Gemeinde wurde 1996 ein Gospelchor gegründet.

Pastoren

  • 1583–1597 Hermann Brennecke, geboren in Herford, später Hofprediger bei Herzogin Christine in Kiel. † 1610
  • 1591–1602 Engelhard Kleipmeyer[23]
  • 1601–1610 Jakob Kahle,[23][32] später in Wildemann tätig
  • 1611–1633 Valentinus Schneider[23]
  • 1633–1643 Wolfgang Calenius[23]
  • 1644–1664 Johannes Robertus[23] * 19. Februar 1599 in Wundersleben, 1664 nach Schlaganfall emeritiert, † 7. April 1669
  • 1664–1695 Bernhard Bertram, * 1624 in Köln als Sohn des Bergheimer Vogtes Erato Bertram und seiner Frau Katharina, † 1695 war von 1647 bis 1660 katholischer Priester in Meinz und bei Boppard am Rhein, ehe er in Unna die Konfession wechselte und sich zum evangelischen Glauben bekannte. Anschließend studierte er an der Julius-Universität in Helmstedt. Unter dem Vorsitz des Dekans der Theologischen Fakultät verteidigte er öffentlich am 24. Juli 1661im großen Hörsaal seine Thesen zum Heiligen Abendmahl. Am 24. August 1664 wurde er in Celle ordiniert und trat im Auftrag des Herzog Christian zu Hannover am 29. September 1664 als Nachfolge des Ruperti seinen Dienst in der Vorgängerkirche Altenaus an. Den Einführungsgottesdienst leitete der Superintendant Henning Bente aus Osterode, mit anschließendem Festessen. Bertrams Jahresgehalt betrug 143 Gulden. Am 22. Februar 1666 heiratete er Katharina Schulze, die Ehe blieb kinderlos. Verdient machte sich Bertram durch sein Engagement für die Gemeinde, der er ein Pfarrwitwenhaus und eine wertvolle Bibliothek vermachte. Er wurde vor der nördlichen Wand des jetzigen Heizkellers beigesetzt.
  • 1695–1729 Christoph Heinrich Walther[23]
  • 1729–1766 Henning Calvör
  • 1766–1767 Heinrich Kraft
  • 1767–1776 August Helmkampf[33] * 1. Mai 1733 in Gandersheim, studierte ab 1756 in Göttingen und Helmstedt und wurde anschließend Hauslehrer beim Berghauptmann von Bülow in Clausthal, ehe für drei Jahre ins Kloster Riddagshausen aufgenommen wurde. Nach seiner Zeit in Altenau wurde er Pastor in Dorsten, wo er am 11. Mai 1814 starb.[34]
  • 1776–1801 Johann Samuel Heddewig geboren als Sohn des Predigers Johann Andreas Heddewig in Nordhausen. Er studierte in Leipzig und wurde 1765 Pastor in Eldagsen. Er starb am 10. August 1806 in Clausthal.[35]
  • 1801–1841 Johann Brüggemann
  • 1842–1863 Georg Schulze, auf königlichen Befehl nach Scharzfeld versetzt
  • 1863–1873 Friedrich Bock (* 20. März 1825 in Coppenbrügge), studiert in Göttingen und zunächst Hilfsprediger in Stöcken und Vorsitzender einer Privatschule in Stolzenau, ehe er für 4 Jahre Pflanzenlehrer in Leopoldiner/Brasilien wurde und dann nach Altenau kam, wo er auch seine Frau heiratete. Nach 1874 ging er nach Gronau und wurde zwei Jahre später nach Banteln versetzt, wo er am 1. August 1885 starb.[36]
  • 1874–1876 Heinrich Busse
  • 1877–1880 Heinrich Siebel, * 1. November 1848 in Einbeck, † 7. Januar 1920 ebenda, später Pastor in Göttingen.[37]
  • 1881–1888 Jakob Kiel
  • 1889–1932 Georg Schreiber, * 19. Februar 1861 in Zellerfeld, studierte von 1882 bis 1885 in Göttingen, legte im selben Jahr noch die erste theologische Prüfung ab und nach zweijähriger Lehrtätigkeit in Sarstedt die zweite theologische Prüfung. Im Februar 1889 wurde er in Altenau ins Amt eingeführt und setzte sich für eine Verbesserung des Schulwesens in der Bergstadt ein und für die Beschaffung einer neuen Kirchturmuhr. Auch erreichte er die Verlegung des damaligen Friedhofs in der Bergstraße zum jetzigen Standort auf der Rose. Weiterhin setzte er sich als Deputierter für die Verlängerung der Innerstebahn von Clausthal-Zellerfeld nach Altenau ein. Georg Schreiber starb am 22. März 1932 in Altenau.[38]
  • 1932–1937 Wilhelm Wenzel
  • 1938–1949 Herbert Wöldecke (1910–1985), war nach seiner Tätigkeit in Altenau noch als Pastor in Abbensen, Edemissen und Limmer aktiv.[10]
  • 1949–1954 Erich Rau[10]
  • 1954–1965 Bruno Janz[10]
  • 1967–1971 Klaus Eichhofer[10]
  • 1972–1986 Dietrich Walsdorf[10]
  • 1987–1996 Christoph Jebens[39]
  • 1996–2004 Michael Kalla, ab 2004 Studieninspektor im Kloster Loccum
  • 2004–2010 Mark Trebing, * 1973 in Dahlhausen bei Staufenberg, seit 2010 Pastor in Bodenfelde.[40]
  • 2010–2018 Helmut Fiedler-Gruhn, * 8. Juni 1959 in Hildesheim, 1988–1991 Pastor in Ahlden, anschließend in Sarstedt und Süderneuland[41]
  • 2018–2022 Walter Merz
  • seit 2022 Louisa Frederking (* 1991 in Northeim), studiert in Marburg und Tübingen.[42]

Sage

In Altenau sah ein Nachtwächter die Kirche nachts hell erleuchtet. Sie war besucht von weiß gekleideten Männern und einem weiß gekleideten Prediger. Dies sah der Nachtwächter mehrere Nächte. Daraufhin informierte er den Altenauer Pastor und als beide, der schwarz gekleidete Geistliche und der Wächter, das Gotteshaus betraten, verschwand der weiß gekleidete Prediger. Als der Altenauer Pfarrer nun aus der Bibel las, löste sich die gesamte Versammlung auf.

Der Pastor wurde daraufhin krank und unfähig zu predigen. So starb dieser kurz darauf.[43]

Weblinks

Commons: St. Nikolaikirche (Altenau im Oberharz) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Calvör: Historische Nachricht von der Unter-und gesamten Ober-Harzerischen Bergwerke.
  2. a b c d e f g h i j k l Altenau. In: Kirchengemeindelexikon. 18. Dezember 2018, abgerufen am 15. Februar 2020.
  3. a b c d e Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte (Hrsg.): Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte. Band 21. W. Rhin, 1916, S. 167.
  4. a b Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte. Band 54, 1956.
  5. Heinrich Mohr: Altenau – einst blühende Bergstadt. In: Wikisource. Allgemeiner Harzer Bergkalender 1950, 1950, abgerufen am 15. Februar 2020.
  6. Georg Marx (Hrsg.): Die Geschichte des Fürstentums Grubenhagen. Band 2, Nr. 2, S. 235.
  7. a b c d e f g Die Sankt Nikolai Kirche Altenau, Festschrift von Pastor Janz
  8. Dennert-Tanne am Marktplatz Altenau
  9. Lars Michel, Samtgemeinde Oberharz: Voruntersuchung Bergstadt Altenau zur städtebaulichen Eigenart und Gestalt sowie Erhaltungsmöglichkeiten der historischen Altstadt. 2014, abgerufen am 8. März 2020.
  10. a b c d e f g h i Lothar Meyer, Die Sankt Nikolai Kirche in Altenau
  11. a b c d e f g h Die Altenauer Kirche. In: Allgemeiner Harz Bergkalender. Clausthal-Zellerfeld 1953.
  12. a b Heinrich Morich: Die Oberharzer Kirchen. In: Allgemeiner Harzer Bergkalender. Piepersche Buchdruckerei, Clausthal-Zellerfeld 1938, S. 35–38.
  13. a b Die historische Kirchturmuhr (1902) der Altenauer Kirche Sankt Nikolai. In: Pension Grüne Insel. 29. Oktober 2017, abgerufen am 16. Februar 2020.
  14. a b Landeskirchenarchiv
  15. Kirchensanierung kostete 1,5 Millionen DM. Goslarsche Zeitung, 28. Oktober 2001.
  16. Kirche wird angehoben. Goslarsche Zeitung, 5. November 2006.
  17. Denkmalgeschützte Bänke der Altenauer St.-Nikolai-Kirche sind frisch gestrichen. In: goslarsche.de. Goslarsche Zeitung, Karl Krause GmbH & Co. KG, 23. Februar 2021, abgerufen am 2. Oktober 2021.
  18. Lothar Meyer: Die St-Nikolai-Kirche in Altenau. Piepersche Verlagsreihe, Clausthal-Zellerfeld.
  19. St. Nikolai-Kirche. In: kirche-altenau.wir-e.de. Evangelische Medienarbeit | EMA, abgerufen am 2. Oktober 2021.
  20. a b c Altenau. In: Kirchengemeindelexikon.de. 18. Dezember 2018, abgerufen am 15. Februar 2020.
  21. Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Bremen Niedersachsen. Deutscher Kunstverlag, 1992, ISBN 978-3-422-03022-0 (google.de [abgerufen am 5. November 2021]).
  22. Kirchenlandschaft Harz. Band 1, S. 12.
  23. a b c d e f g Henning Calvör: Historische Nachricht von der Unter- und gesamten Ober-Harzerischen Bergwerke.
  24. Wolfgang Scheffler: Goldschmiede Niedersachsens: Daten -Werke. Band 1, S. 278.
  25. Landeskirchenarchiv (Hrsg.): Bericht über die Orgelrevision Altenau. Bl25b, 7. Dezember 1965.
  26. Johannes Schäfer: Klingt wohl ihr Pfeifen all- aus der Geschichte der Orgel in Altenau. In: Albert Humm (Hrsg.): Harz Bergkalender. ed. Piepersche Buchdruckerei, 1976, S. 34–35.
  27. a b 11. Altenauer Heimatfest 1985, Festschrift
  28. a b Oberharzer Glockeninschriften – Wikisource. Abgerufen am 13. Juni 2021.
  29. Die Kirche der Bergstadt Altenau (Hrsg.): Allgemeiner Harzer Bergkalender. 1953, S. 33–37.
  30. Altenau (Friedhof), Stadt Clausthal-Zellerfeld, Landkreis Goslar, Niedersachsen. Abgerufen am 29. April 2021.
  31. Bevölkerung der Bergstadt Altenau, Zensus 2011. In: Zensus 2011. destatis, 9. Mai 2011, abgerufen am 17. Februar 2020.
  32. Sankt Nikolai Gemeinde feiert 400 Jahre Pfarrhaus. Goslarsche Zeitung, 21. August 2005.
  33. Heinrich Wilhelm Rotemund: Das Gelehrte Hannover. Band 2, S. 317.
  34. https://books.google.de/books?id=HjxcAAAAcAAJ&pg=PA317&lpg=PA317&dq=August+Helmkampf+altenau&source=bl&ots=Olhz9NUsHX&sig=ACfU3U1yi7XFnLj38BrpEJJpCBZBTJmXFQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjS88zDrdHyAhWngf0HHdySDd0Q6AF6BAgNEAI#v=onepage&q=August%20Helmkampf%20altenau&f=
  35. Dr. Heinrich Wilhelm Rotemund: Das Gelehrte Hannover. Band 2. Bremen 1823, S. 285.
  36. https://www.vennekohl.de/genealogy/getperson.php?personID=I37988&tree=Vennekohl
  37. name = https://www.geni.com/people/Heinrich-Siebel/6000000014832078186
  38. Axel Wellner: Altenau in alten Ansichten. Band 2.
  39. Haus der Kirche nach umfangreichen Umbauarbeiten eingeweiht. Goslarsche Zeitung, 31. Dezember 1999.
  40. https://www.hna.de/lokales/uslar-solling/harz-weser-863836.html
  41. Spillner: Kirchengemeinde verabschiedet Pastor. Goslarsche Zeitung, 21. Mai 2018.
  42. Julia Fricke: Eine frischgebackene Pastorin für Altenau. Goslarsche Zeitung, 19. März 2022.
  43. Der Pastor zu Altenau. In: Harzer Sagen. 1886.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Altenau St. Nikolai 01.jpg
Autor/Urheber: ErwinMeier, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Innenraum Panorama der Holzkirche Sankt Nikolai Altenau
Altenau St. Nikolai 03.jpg
Autor/Urheber: ErwinMeier, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Kanzelaltar der Holzkirche Sankt Nikolai Altenau
Merian Altenau.JPG
Altenau, Bergstatt auff dem Hartz, Stich von Merian aus dem Jahr 1650
Altenau St. Nikolai 02.jpg
Autor/Urheber: ErwinMeier, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Orgel von Heinrich Carl August Giesecke (Göttingen) von 1855 in St. Nikolai Altenau, II/P 15 [1]
AltenauHolzkirche.jpg
Autor/Urheber: Kassandro, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Holzkirche St. Nikolai in Altenau