St. Martin (Garmisch-Partenkirchen)

Die Pfarrkirche St. Martin mit renovierter Außenfassade und Zwiebelhaube
St. Martin, Kirchenschiff mit Blick zur Apsis

St. Martin ist die katholische Pfarrkirche von Garmisch im oberbayerischen Markt Garmisch-Partenkirchen. Sie ist ein Beispiel des süddeutschen Barock und wurde 1730 bis 1734 von Joseph Schmuzer erbaut. Die Deckengemälde stammen von Matthäus Günther, die Fresken neben der Orgelempore von Franz Seraph Zwinck. Sie ist auf Basis des Denkmalschutzgesetzes vom 1. Oktober 1973 ein Baudenkmal, die Akten-Nummer lautet D-1-80-117-172.

Geschichte

Um 750 bekehrten irische und schottische Mönche das bayerische Oberland zum Christentum. Es wird vermutet, dass auch in dieser Zeit eine Holzkirche in Garmisch errichtet wurde. Ihr Patron ist der heilige Martin, der bedeutendste Heilige im Frankenreich. Im Zeitalter der Romanik musste sie einem steinernen Neubau weichen. Im 18. Jahrhundert war die Kirche für die Gemeinde zu klein geworden. Daher entschloss man sich zu einem Neubau südlich der Loisach am Rande des Loisachgries auf dem Nikolausanger. Nach der Grundsteinlegung am 15. August 1730 durch Prälat Patritius, dem Propst von Rottenbuch, wurde die neue Pfarrkirche in den Jahren 1730–34 durch den Wessobrunner Baumeister Joseph Schmuzer errichtet. Die anstelle einer Nikolauskapelle erbaute geostete Saalkirche ist im typischen süddeutschen Barock gehalten. Der Dachstuhl konnte am 22. Oktober 1732 aufgestellt werden. Ein Jahr später wurden die Gerüste abgebrochen. Die Deckengemälde erstellte Matthäus Günther und die Freskobilder stammen von Franz Zwinck.[1] Am 23. September erfolgte die Weihe der neuen Pfarrkirche. Als Patrozinium wählten die Erbauer wie bei der Alten Kirche die Schutzherrschaft des Heiligen Martins aus. Von den ursprünglich zwei geplanten Kirchtürmen wurde nur einer errichtet, da der Freisinger Fürstbischof und Landesherr über Garmisch und der Grafschaft Werdenfels nur einen Turm genehmigte. Die gesamten Baukosten beliefen sich auf 12.000 Gulden. Außerdem erbrachte die Bevölkerung umfangreiche freiwillige Leistungen in Form von Hand- und Spanndiensten. Die Steine für den Neubau kamen von der 1730 abgebrochenen Burg Werdenfels.[2]

Seit 2007 wurde die Kirche umfangreich saniert. Nach der Dach- und Fassadensanierung folgte die Sanierung des Innenraums mit den Decken- und Wandfresken sowie der technische Ausstattung im Jahre 2010. Dabei stellten die Sanierer massive Schäden des Holzfußbodens unter den Kirchenbänken fest. Der Abschluss der Sanierungsmaßnahmen erfolgte im Jahr 2011[3]

Die Kosten der Renovierung belaufen sich auf etwa 4 Millionen Euro. Das Erzbistum München und Freising trägt mit 3,1 Millionen Euro den Hauptanteil. Die Pfarrgemeinde St. Martin in Garmisch beteiligt sich mit 750.000 Euro. Der Fehlbetrag wird mit Spenden ausgeglichen.[4]

Orgel

St. Martin, Blick zur Orgelempore

Die Orgel wurde 1978 von dem Orgelbaumeister Gerhard Schmid (Kaufbeuren) errichtet. Das Schleifladen-Instrument hat 29 Register über drei Manualwerke und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[5]

I Rückpositiv C–g3
1.Holzgedackt8′
2.Quintade8′
3.Prinzipal4′
4.Kleinpommer2′
5.Oktave1′
6.Cymbel III12
7.Messingkrummhorn8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
8.Gedacktpommer16′
9.Prinzipal8′
10.Spitzflöte8′
11.Oktave4′
12.Waldflöte2′
13.Mixtur V113
14.Trompete8′
III Schwell-Brustwerk C–g3
15.Koppelflöte8′
16.Spitzgamba8′
17.Blockflöte4′
18.Nasat223
19.Prinzipal2′
20.Terz135
21.Septime87
22.Scharf III1′
Tremulant
Pedalwerk C–f1
23.Subbass16′
24.Quintbass1023
25.Oktavbass8′
26.Großterz625
27.Choralbass4′
28.Rauschpfeife223
29.Posaune16′
  • Koppeln: I/II, III/II, I/P, II/P, III/P

Geläut

Der Kirchturm beherbergt ein monumentales Geläut, bestehend aus acht Bronze-Glocken. Sieben wurden 1958 von Karl Czudnochowsky in Erding gegossen, Glocke 6 ist eine historische Glocke von 1513.[6]

Glocke 1Glocke 2Glocke 3Glocke 4Glocke 5Glocke 6Glocke 7Glocke 8
Durchmesser1896 mm1510 mm1255 mm1120 mm980 mm795 mm648 mm
Gewicht4040 kg2062 kg1095 kg785 kg590 kg600 kg325 kg175 kg
Schlagtonas′+2c′-1es′+0f′+0as′+3b′+2c″+2es″+1

Siehe auch

Literatur

  • Josef Brandner: Farchanter Drei-Föhren-Chronik. selbstverl., Farchant 1979.
  • Wilhelm Neu, Volker Liedke: Oberbayern. Hrsg.: Michael Petzet, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (= Denkmäler in Bayern. Band I.2). Oldenbourg, München 1986, ISBN 3-486-52392-9.

Einzelnachweise

  1. Spaziergang durch Garmisch. (PDF; 684 kB) Fremdenverkehrsverein Garmisch-Partenkirchen, abgerufen am 5. Juni 2019.
  2. Über den Verein. (Nicht mehr online verfügbar.) Kirchenbauverein St. Martin-Garmisch, archiviert vom Original am 13. Februar 2012; abgerufen am 5. Januar 2012.
  3. Architekturbüro Wolfgang Utz, abgerufen am 5. Juni 2019.
  4. Ein großes Gemeinschaftswerk. (Nicht mehr online verfügbar.) Kirchenbauverein St. Martin-Garmisch, archiviert vom Original am 13. Februar 2012; abgerufen am 5. Januar 2012.
  5. Informationen zur Orgel auf organindex.de, abgerufen am 5. Juni 2019.
  6. https://createsoundscape.de/glocken-finder-2/detail/glockenfinder/id/4041-kath-pfarrkirche-st-martin-in-garmisch-partenkirchen/?cb-id=68122 createsoundscape.de/glocken-finder: Kath. Pfarrkirche St. Martin in Garmisch-Partenkirchen

Weblinks

Commons: St. Martin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 47° 29′ 36,7″ N, 11° 5′ 12,7″ O

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Autor/Urheber: Christian Allinger, Lizenz: CC BY 2.0
Die Pfarrkirche St. Martin in Garmisch. Jetzt mit neuer alter Farbgebung.
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St. Martin (Garmisch-Partenkirchen), Blick zur Orgelempore
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St. Martin (Garmisch-Partenkirchen), Kirchenschiff mit Blick zur Apsis