St. Marien (Gunzenhausen)

Die Kirche von Westen aus im Dezember 2011

Die Pfarrkirche St. Marien ist eine römisch-katholische Pfarrkirche in Gunzenhausen, einer Stadt im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und wurde 1960 nach Plänen des Ingolstädter Architekten Josef Elfinger errichtet. Das Gebäude hat die Adresse Nürnberger Straße 34 und ist unter der Denkmalnummer D-5-77-136-223 als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen.[1] Sie hat das Patrozinium Mariä unbefleckte Empfängnis und gehört zum Pfarrverband Gunzenhausen im Bistum Eichstätt.

Geschichte und Baubeschreibung

Erbaut wurde die Kirche von 1959 bis 1960 aus Kalkstein des Altmühljuras. Sie löste einen neugotischen Vorgängerbau ab, der an gleicher Stelle erst 1875 errichtet, aber für die nach dem Zweiten Weltkrieg stark angewachsene katholische Bevölkerung zu klein geworden war. Am 1. Mai 1960 wurde die Kirche durch den Eichstätter Bischof Joseph Schröffer eingeweiht.[1]

Das Gebäude ist eine klar gegliederte Saalkirche und ist als quadratischer Raum von 25 Metern Seitenlänge konzipiert. Im Osten liegt ein halbrunder Apsis an, der den Chor, eine Sakramentskapelle, eine Taufkapelle, die Sakristei und Nebenräume umfasst. Im Westen ist ein offenes Atrium mit einem markanten, freistehenden Glockenturm zur Straße hin angefügt. Kirchenschiff und Chor besitzen dieselbe Höhe und werden mit einer schräg gestellten Decke aus Betonrippen überspannt. Ein Oberlicht beschränkt sich auf den Chorbereich, der dadurch besonders hervorgehoben wird. Die Raumwirkung ist geprägt durch das Zusammenwirken von Stahlbeton und Kalkstein sowie durch die Lichtführung aus Oberlicht und großer Fensterfläche mit Glasmalereien an der Südseite. Der Naturstein stammt aus Gundelsheim.

Glocken

In der Glockenstube des Kirchturms hängt ein vierstimmiges Glockengeläut aus Bronze. Die Glocken wurden von der neugotischen Vorgängerkirche von 1867/68 übernommen. Zur heute kleinsten Glocke von 1924 des Gießers Karl Heller aus Rothenburg ob der Tauber kamen 1950 drei neue Glocken der Erdinger Glockengießerei, da die Vorgängerglocken während des Zweiten Weltkriegs beschlagnahmt und vermutlich zur Rüstungsproduktion eingeschmolzen worden waren.[2]

GlockeNameGießerGussjahrDurchmesserGewichtSchlagton
1MarienglockeErdinger Glockengießerei19501010 mm0640 kgg′
2WillibaldglockeErdinger Glockengießerei1950845 mm354 kgb′
3WalburgisglockeErdinger Glockengießerei1950740 mm246 kgc″
4JosephglockeKarl Heller, Rothenburg1924635 mm145 kges″

Ausstattung

Innenraum (2022)
Innenraum, Blick zur Orgel

Der Hochaltar von Blasius Gerg ist aus einem Muschelkalkblock herausgearbeitet und mit einem Tiefenrelief verziert, das Christus im Symbol des Osterlamms darstellt. Über dem Altar hängt ein spätgotisches Holzkruzifix (um 1520) eines fränkischen Meisters in neuer Fassung. Die Chorwand schmückt ein 14 Quadratmeter großer Wandteppich mit Szenen aus dem Leben Mariens. Ein vergoldeter Tabernakel ist mit ungeschliffenem Bergkristall und grünem Diabas in Kreuzform verziert, ein symbolischer Hinweis auf den verklärten Christus. Blasius Gerg gestaltete auch einen Doppelengel an der Nordwand der Kirche. Auf der Innenseite hält er einen Fisch, auf der Außenseite der Kirche Ähren in seinen Händen. Ebenfalls von ihm stammt Ambo aus Eisenguss, der den predigenden Christus zeigt.

Die große Glaswand im Süden ist ein Werk von Max Wendl und stellt Szenen aus dem Kreuzweg dar. Die beiden Fensterfelder im Südwesten, die Kreuzigung und Auferstehung darstellen wurden 1977/1978 von Alpheda Puluj-Hohenthal ergänzt. Alle Glasfenster stammen aus der Waldsassener Glashütte Lamberts & Co. Max Wendl schuf auch die Glasbilder für die Nordwand mit Bezügen zur Lauretanischen Litanei, für die Sakramentskapelle mit Bezügen zur Eucharistie und in der Taufkapelle mit Bezügen zum Taufgeheimnis.

Die Orgel aus der Werkstatt von Orgelbau Sandtner mit 20 Registern auf zwei Manualen und Pedal stammt von 1974.[3] Darunter ist etwas versteckt eine Kriegergedächtniskapelle eingefügt.[4][5][6]

Pfarrzentrum

Pfarrzentrum

Das katholische Pfarrzentrum wurde im Jahr 1994 nach einem Wettbewerb nach Plänen der Eichstätter Architekten Diezinger & Kramer[7] errichtet und fotografisch von dem international tätigem Architekturfotografen Jens Weber dokumentiert.[8]

Literatur

  • Johann Schrenk und Karl Friedrich Zink: GottesHäuser. Kirchenführer Landkreis Weißenburg-Gunzenhause. wek-Verlag, Treuchtlingen, Berlin 2008, S. 88–89.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Bayern III – Franken. Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 2008, ISBN 978-3-422-03116-6, S. 335.
  • Gotthard Kießling: Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band V.70/1). Karl M. Lipp Verlag, München 2000, ISBN 3-87490-581-0.
  • Karl Gröber, Felix Mader: Bezirksamt Gunzenhausen (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken 6). R. Oldenburg, München 1937, DNB 366496220, S. 99–101.

Weblinks

Commons: St. Marien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Katholische Pfarrkirche St. Maria in der Denkmalliste der Stadt Gunzenhausen des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (PDF, abgerufen am 21. Mai 2022).
  2. Bistum Eichstätt: Glockenanlage der Pfarrkirche Unbefleckte Empfängnis Mariens in Gunzenhausen
  3. Informationen zur Orgel auf Organ index. Abgerufen am 6. November 2022.
  4. Festschrift 100 Jahre Katholische Pfarrgemeinde St. Marien zu Gunzenhausen 1997, hrsg. Katholisches Pfarramt Gunzenhausen.
  5. Kunstführer Nr. 745, hrsg. Schnell und Steiner, München und Zürich 1961.
  6. Schrenk/Zink, Gotteshäuser, 88.
  7. "Kein Haus steht für sich alleine". (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 21. Mai 2021; abgerufen am 21. Mai 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.donaukurier.de
  8. Diezinger Architekten. Abgerufen am 7. November 2021.

Koordinaten: 49° 7′ 8,2″ N, 10° 45′ 29,1″ O

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