St. Mariä Himmelfahrt (Jülich)

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St. Mariä Himmelfahrt in Jülich
Der Turm der Kirche

St. Mariä Himmelfahrt in Jülich ist die wichtigste und älteste römisch-katholische Kirche der Stadt und seit 2013 Pfarrkirche der Großpfarre Heilig Geist Jülich. In ihr befindet sich das Grab der seligen Christina von Stommeln.

Geschichte

Allgemeines

Das Bauwerk geht vermutlich auf römische Wurzeln zurück, der heutige Kirchenbau steht zum Teil auf den Fundamenten der römischen Stadtmauer aus dem 4. Jahrhundert und richtet sich auch nach ihr aus, vermutlich war der erste Kirchenbau innen an die Kastellmauer angelehnt. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Kirche 945. In dieser Urkunde schenkt Erzbischof Wichfried dem Ursulastift in Köln das Patronat. Sie war Zentrum des Dekanats Jülich, das im 13. Jahrhundert einundsiebzig Kirchen in der Grafschaft Jülich und den angrenzenden Landstrichen umfasste. 1147 predigte Bernhard von Clairvaux vor der Kirche für die Teilnahme am Kreuzzug, und nicht wenige Jülicher Ritter folgten dem Ruf ins Heilige Land. Graf Wilhelm III. von Jülich starb auf dem Fünften Kreuzzug 1219 in Ägypten. Bis zum 15. Jahrhundert war das Gotteshaus dem hl. Martin von Tours geweiht, erst dann wurde sie unter den Schutz der Aufnahme Mariens in den Himmel gestellt.

Zum 1. Januar 2013 wurde die bis dahin eigenständige Propsteipfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt mit 13 weiteren ehemaligen Pfarreien zur neuen Großpfarre Heilig Geist Jülich fusioniert. Seitdem ist St. Mariä Himmelfahrt die Pfarrkirche dieser neuen Pfarrgemeinde.[1]

Kirchengebäude

Die 945 erwähnte Kirche war eine schlichte Saalkirche. Teile dieser Kirche wurden in einem Neubau des 12. Jahrhunderts, von dem heute die drei unteren Geschosse des Glockenturms erhalten sind, mit einbezogen. An das dreischiffige, romanische Langhaus des 12. Jahrhunderts wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein Chor mit halbkreisförmiger Apsis angebaut. Zu dieser Zeit besaß das Gotteshaus noch keine Gewölbe, sondern eine einfache Holzdecke. Erst im 13. oder 14. Jahrhundert wurde das Mittelschiff überwölbt. Die Einwölbung der Seitenschiffe erfolgte erst im 15. Jahrhundert. Gleichzeitig wurden die bis dahin rundbogigen Arkaden zwischen Mittelschiff und den Seitenschiffen erhöht und erhielten einen Spitzbogen und an der Nordseite des Chores wurde eine Sakristei angebaut. 1785 erhielten die Seitenschiffe neue rundbogige Fenster und das Mittelschiff ein neues Gewölbe, da es vorher eingestürzt war. Des Weiteren wurde das Dach erneuert. An der Nordseite des Glockenturms wurde das zweistöckige Beinhaus mit einem Mansarddach angebaut. In diesem Zustand existierte das Gotteshaus bis 1878. In diesem Jahr wurde das dreischiffige und sechsjochige Langhaus abgebrochen.

Nach den Plänen des Kölner Architekten Heinrich Wiethase wurde 1878 ein neues, ebenfalls dreischiffiges Langhaus im Baustil der Neuromanik errichtet und der Glockenturm restauriert. 1899 wurde schließlich auch der Chor niedergelegt und nach Plänen des Kölner Architekten Heinrich Renard neu errichtet. Jedoch wurden einige Steine wiederverwendet.[2] Den neuromanischen Bau kennzeichnete vor allem der Stützenwechsel in den Arkaden zwischen Mittel- und Seitenschiffen und darüber die Gliederung durch zweibahnige Blendarkaden. Die gesamte Kirche überspannte ein Kreuzrippengewölbe.

Am 16. November 1944 wurde beim Angriff auf Jülich auch die Propsteikirche fast vollständig zerstört. Lediglich die unteren drei Geschosse des Turmes und die Außenmauern der neuromanischen Apsis blieben erhalten.[3]

1952 wurde schließlich die heutige Kirche nach Plänen des Aachener Architekten Peter Salm unter Einbeziehung des Glockenturms, der zwei neue Obergeschosse erhielt, und der Chormauern neu errichtet.[4] Am 14. Dezember 1952 fand die Konsekration des neuen Gotteshauses statt.[5]

Seit 1998 steht auf dem Platz nördlich der Kirche die von der auf von der auf Burg Engelsdorf bei Aldenhoven lebenden Künstlerin Maria Jesús Ortíz de Fernández (* 1954, Santiago de Chile) gestaltete antikisierende Mariensäule, deren spiralförmig angelegte Bilderzier an antike Vorbilder wie die Trajanssäule gemahnt.[6]

Grab der seligen Christina

Der Herzog von Jülich, Wilhelm II., brachte 1386 die Gebeine der Mystikerin Christina von Stommeln, die er bisher an seinem Stammsitz Nideggen hatte bestatten lassen, in seine Residenzstadt Jülich. Das Grabmal blieb bei der Zerstörung der Kirche weitestgehend unbeschädigt.[7]

Orgel

Vleugels-Orgel von 1998

Die Orgel wurde 1998 von der Orgelbaumanufaktur Vleugels (Hardheim) mit 40 spielbaren Registern auf Schleifladen erbaut. Das Instrument hat mechanische Spiel- und Registertrakturen und besitzt trotz deutsch-spätromantischer Disposition keine Spielhilfen wie Kombinationen oder einen Setzer. Die Orgel wurde zur Zeit der Landesgartenschau in Jülich fertiggestellt und verfügt daher über einige Effektregister, die an die Klänge der (örtlichen) Natur erinnern. Einige Register fehlen noch. Die Orgel ist für derer späteren Einbau vorbereitet. Im Oktober 2021 wurden zwei Register ergänzt, so dass jetzt 42 Register spielbar sind.[8]

I Hauptwerk C–g3
01.Bourdon16′
02.Praestant08′
03.Viola di Gamba 008′
04.Tibia08′
05.Flaut Amabile08′
06.Octave04′
07.Spitzflöte04′
08.Quinte0223
09.Superoctave02′
10.Mixtur IV0113
11.Cornet V08′(v)
12.Trompete08′
13.Clairon04′(v)
II Positiv C–g3
14.Gedacktflöte 08′
15.Principal4′
16.Querflöte4′(2021)
17.Unda maris4′(2021)
18.Quintflöte223
19.Doublette2′
20.Terzflöte135
21.Sifflet1′
22.Tuba8′
23.Clarinette8′
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
24.Großgambe16′
25.Geigenprincipal08′
26.Bourdon08′
27.Salicional08′
28.Vox coelestis08′
29.Viola04′
30.Traversflöte04′
31.Nasard0223
32.Flageolet02′
33.Violine02′
34.Terz0135
35.Mixtura aetherea IV02′
36.Basson16′(v)
37.Trompette harmonique 008′
38.Hautbois08′
Tremulant
Pedal C–f1
39.Contrabass16′
40.Subbass16′
41.Violinbass08′
42.Gedacktbass08′
43.Tenoroctave04′
44.Posaunbass16′
45.Trompetbass 008′
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
  • Nebenregister:
    • Tympanon (Donnergrollen)
    • Imber Iuliaci (Regenmaschine)
    • Mutkrat (Ortsgebundene Jülicher Morastkröte)
  • Spielhilfen: Schwelltritt, Koppeltritte, Zungen- und Mixturentritt
  • Anmerkungen
    • (v) = vakant, Instrument für späteren Einbau vorbereitet
    • (2021) = im Oktober 2021 ergänzt

Glocken

Nr.NameDurchmesserMasseSchlagton
(HT-1/16)
GießerGussjahr
1Maria Königin1.6072.800h0 +6Wolfgang Hausen-Mabilon, Fa. Mabilon & Co., Saarburg1963
2Josef1.4831.900cis’ +6Wolfgang Hausen-Mabilon, Fa. Mabilon & Co., Saarburg1508
3Anna1.3401.500dis’ +5Gregor van Trier, Aachen1963
4Christina1.073780fis’’ +7Wolfgang Hausen-Mabilon, Fa. Mabilon & Co., Saarburg1963
5Katharina913420gis’’ +9Gregor van Trier, Aachen1508

Motiv: „Veni creator spiritus[9]

Pfarrer

Folgende Priester wirkten bislang als Propst an St. Mariä Himmelfahrt, seit 2013 Pfarrkirche der Pfarre Heilig Geist:[10]

von – bisName
1922–1933Johannes Brandts
1934–1946Karl Bechte
1946–1964Josef Breuer
1964–1984Leonhard Esser
1984–2012Heinrich Bongard
2013–2022Josef Wolff
Seit 2022Vakant

Weblinks

Commons: St. Mariä Himmelfahrt (Jülich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ein Jahrhundertereignis. Fusion der Pfarre Heilig Geist Jülich als Festmarathon gefeiert. In: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Ausgabe 03/2013, 5. Dezember 2015.
  2. Karl Franck Oberaspach, Edmund Renard: Die Kunstdenkmäler des Kreises Jülich. In: Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 8. Düsseldorf 1902, S. 104 ff.
  3. obib.de 5. Dezember 2015
  4. Propsteikirche. Internetseite Jülicher Pilgerweg, 5. Dezember 2015
  5. Internetseite Kirchenmusik in der Region Düren, 5. Dezember 2015
  6. Jülicher Geschichtsverein widmet sich der Mariensäule. In: Das Jülicht, 7. Dezember 2005; abgerufen am 21. April 2017.
  7. Festschrift 2007. (Memento desOriginals vom 28. Dezember 2015 im Internet Archive; PDF; 1,1 MB)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.st-mariae-himmelfahrt-juelich.de st-mariae-himmelfahrt-juelich.de; abgerufen am 28. Dezember 2015.
  8. Zur Vleugels-Orgel
  9. Norbert Jachtmann: Glocken in der Region Düren. S. 153.
  10. Bischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Handbuch des Bistums Aachen. 3. Ausgabe. Aachen 1994, S. 375.

Koordinaten: 50° 55′ 18″ N, 6° 21′ 31″ O

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Turm der Propsteikirche in Jülich
  • Sonstiges: nix
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Propsteikirche St. Maria Himmelfahrt, Bauzeit: Ab 12. Jh., Adresse: Kirchplatz in Jülich (OT Jülich), Eintrag in die Denkmalliste:
Jülich Probsteikirche - Vleugels Orgel.JPG
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Ansicht der Vleugels-Orgel in der Probsteikirche in Jülich