St. Johannes Evangelist (Gürzenich)

Die Kirche St. Johannes Evangelist
Innenraum mit Orgel

St. Johannes Evangelist ist eine römisch-katholische Pfarrkirche im Dürener Stadtteil Gürzenich im Kreis Düren, Nordrhein-Westfalen.

Das Kirchengebäude ist unter Nummer 6/11 in die Liste der Baudenkmäler in Düren eingetragen und dem hl. Evangelisten Johannes geweiht.

Geschichte

Eine Kirche in Gürzenich wurde erstmals schriftlich im Liber valoris aus dem Jahr 1308 erwähnt, vermutlich hat es aber schon wesentlich früher eine Kirche in Gürzenich gegeben. Zu dieser Zeit war der Ort auch schon eigenständige Pfarrei. Zunächst besaßen die Ritter von Echtz das Kollationsrecht. 1359 wurde die Kirche dem Wilhelmiten-Kloster Zum Paradies in Düren inkorporiert. Nach der Zerstörung des Klosters im Jahre 1543 traten die Schellarts, eine Gürzenicher Familie, als Patronatsherren auf.[1]

Baugeschichte

Bei der im Jahr 1308 erwähnten Pfarrkirche handelte es sich um einen einfachen romanischen Saalbau. 1575 erhielt die Kirche einen neuen Turm, 30 Jahre später wurde ein Chor angebaut. 1729 schenkte Wilhelm von Schellart der Kirche einen neuen Hauptaltar. 1806 wurde ein Anbau an die Kirche angefügt. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche zu klein und außerdem baufällig, sodass der Bau der heutigen Pfarrkirche beschlossen wurde.

Der Grundstein der heutigen Pfarrkirche wurde am 5. September 1856 gelegt. Zwei Jahre später war die neue Kirche fertiggestellt, sodass 1858 die alte, romanisch-gotische Kirche abgerissen wurde. Diese Vorgängerkirche befand sich auf dem Alten Friedhof ungefähr dort, wo heute das Kriegerdenkmal steht. Die feierliche Kirchweihe und Konsekration nahm der Kölner Weihbischof Johann Anton Friedrich Baudri am 7. Oktober 1860 vor. Die Pläne zum Bau der Pfarrkirche stammen aus den Händen des späteren Kölner Diözesanbaumeisters Vincenz Statz.

In den 1920er oder 1930er Jahren wurde der Turm baulich verändert, indem man die Balustrade des vierten Geschosses und die vier Fialtürmchen entfernte. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche stark beschädigt. Insbesondere die Südseite des Langhauses sowie der Turm waren betroffen. So wurden sämtliche Maßwerke der Fenster auf der Südseite zerstört und das Hauptportal im Turm. Nach dem Krieg wurde das Hauptportal verändert wieder aufgebaut, auf einen Einbau neuer Maßwerke der Fenster in der Südseite verzichtete man.[2]

Baubeschreibung

Ansicht von Osten

St. Johannes Evangelist ist eine dreischiffige Hallenkirche aus Backsteinen im Stil der Neugotik. Das Langhaus besteht aus sechs Jochen. Daran schließt sich der einjochige und fünfseitig geschlossene Chor an. Im Westen ist dem Langhaus der viergeschossige Glockenturm vorgebaut. Während die unteren drei Geschosse quadratisch sind, ist das obere Geschoss, in dem auch die Glocken hängen, achteckig und wird von einer achtseitigen Turmhaube bekrönt. Aufgrund der Entfernung von Balustrade und Fialtürmchen um das vierte Geschoss wirkt der Übergang zwischen Quadrat und Achteck (vom 3. zum 4. Geschoss) recht hart. Das Langhaus wird von Kreuzrippen- und der Chor von Sterngewölben überwölbt.

Ausstattung

Besonders zu erwähnen ist der Triptychon-Altar, eine niederländische Arbeit aus dem Jahre 1520, welcher aus der alten Kirche übernommen wurde. Die neugotische Ausstattung wurde 1955 fast vollständig entfernt, sodass die heutige Ausstattung modern ist. Die Fenster sind Werke von Johannes Beeck aus dem Jahr 1955. Während die Fenster im Schiff Ornamente zeigen, stellen die Fenster im Chor Maria, Christus als Weltenrichter, Johannes den Evangelisten und Hubertus von Lüttich dar.

Orgel

Die Orgel ist ein Werk der Orgelbaufirma Karl Kamp aus Aachen aus dem Jahr 1951 und verfügt über 22 Register. Sie ersetzt die im Krieg zerstörte Vorgängerorgel. Das Instrument wurde 1977 durch Orgelbaumeister Peter Berretz aus Eschweiler renoviert und leicht verändert.[3]

I Hauptwerk C–g3
Quintadena16′
Prinzipal8′
Holzflöte8′
Oktave4′
Koppelflöte4′
Nachthorn2′
Mixtur IV113
Trompete8′
II Nebenwerk C–g3
Rohrflöte8′
Holzgedackt8′
Prinzipal4′
Blockflöte4′
Oktave2′
Sesquialter II223
Zimbel III
Krummhorn8′
Tremolo
Pedal C–f1
Untersatz16′
Oktavbass8′
Grobgedackt8′
Choralflöte4′
Hintersatz III
Posaune16′
  • Koppeln: II/I, I/P, II/P
  • Spielhilfen: Handregistratur, Freie Kombination 1, Freie Kombination 2, Tutti, Walze

Glocken

Im Turm befindet sich ein fünfstimmiges Geläut aus Bronze-Glocken. Im Turm befinden sich noch zwei wertvolle historische Glocken von Sifart Duisterwalt aus den beiden Jahren 1445 und 1446, welche aus dem Turm der Vorgängerkirche übernommen wurden. Die restlichen drei Glocken wurden in der Glockengießerei Mabilon in Saarburg in den 1950er Jahren gegossen.

Nr.
 
Name
 
Durchmesser
(mm)
Masse
(kg, ca.)
Schlagton
(HT-1/16)
Gießer
 
Gussjahr
 
1Hubertus1.3501.350es1 -2Wolfgang Hausen-Mabilon; Fa. Mabilon & Co., Saarburg1958
2Große Maria1.120850f1 -4Sifart Duisterwalt, Köln1445
3Mittlere Maria985650as1 -5Sifart Duisterwalt, Köln1446
4Kleine Maria880400b1 -4Wolfgang Hausen-Mabilon; Fa. Mabilon & Co., Saarburg1956
5Barbara710230des2 -3Wolfgang Hausen-Mabilon; Fa. Mabilon & Co., Saarburg1957

Motiv: Idealquartett[4]

Pfarrer

Folgende Priester waren bislang Pfarrer an St. Johannes Evangelist:

von – bisName
–1329Jordan de Egze
–1358Johann von Gürtzenich
–1496Lodewych Cruder
–1636Werner Müller
1687–1688Peter Randerath
1688–1698Martin Koch
1698–1717Johann Adam Koch
1717–1739Johann Wilhelm Fuckard
1739–1776Johann Pütz
1776–1801Ludwig Parren
1801–1824Theodor Boddem
1824–1839Johannes Wolters
von – bisName
1839–1855Franz Joseph Quitter
1855–1895Peter Joseph Zander
1895–1916Josef Eschweiler
1917–1930Paul Hecker
1930–1952Robert Pütz
1952–1962Felix Kaufmann
1962–1966Gerhard Lieben
1967–1970Heinrich Dentel
1971–1998Heinrich Gasper
1998–2011Frank Michael Mertens
Seit 2011Hans Tings

Literatur

  • Werner Schroeder, Josef Werner, Johann Cremer, Hans Gottschalk: Unsere Heimat Gürzenich. Herausgegeben vom Heimatbund Gürzenich. Gürzenich-Köln 1955.
  • Ferdy Hake: Gürzenich und seine Geschichte. Herausgegeben vom Heimatbund Gürzenich. Düren 1987.
  • Kreissparkasse Düren (Hrsg.): Das Dürener Land. Bildatlas der Kreissparkasse Düren. Düren 1971.

Weblinks

Commons: St. Johannes Evangelist (Gürzenich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ferdy Hake: Gürzenich und seine Geschichte. Herausgegeben vom Heimatbund Gürzenich, Düren 1987, S. 211.
  2. Ferdy Hake: Gürzenich und seine Geschichte. Herausgegeben vom Heimatbund Gürzenich, Düren 1987, S. 229 ff.
  3. Frank Grobusch: St. Johannes Evangelist Gürzenich. In: Internetseite Kirchenmusik in der Region Düren. Abgerufen am 9. Juni 2018.
  4. Norbert Jachtmann: Glockenmusik in der Region Düren

Koordinaten: 50° 47′ 38,3″ N, 6° 26′ 46,9″ O

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Innenraum der Pfarrkirche St. Johannes Evangelist in Gürzenich mit Blick zur Orgel der Orgelbaufirma Karl Kamp.