St. Jakobus (Rüdesheim)

St. Jakobus vom Marktplatz aus gesehen
St. Jakobus, Ostansicht

Die ehemalige, katholische Pfarrkirche St. Jakobus ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude in Rüdesheim am Rhein. St. Jakobus ist heute eine Filialkirche der Pfarrei Heilig Kreuz Rheingau, einer Pfarrei neuen Typs. Seit 2015 ist der sogenannte Rheingauer Dom in Geisenheim auch Pfarrkirche von Rüdesheim.[1]

Geschichte

Die ältesten Gebäudeteile befinden sich im Untergeschoss des Nordturmes. Die frühromanische Kapelle stammt aus dem 11. Jahrhundert.

Die Kirche wurde um 1400 von Johann Brömser gestiftet und als langgestreckter Saalbau errichtet. Eingewölbt wurde sie 1489, gleichzeitig wurde das nördliche Seitenschiff angebaut. Im Jahr 1912 wurde sie nach Osten und Süden erweitert. Bei einem schweren Luftangriff während des Zweiten Weltkriegs auf Rüdesheim brannte die Kirche am 25. November 1944 aus. Ein großer Teil des Inventars fiel dem Feuer zum Opfer. Die Westfassade mit ihren achteckigen Ecktürmchen sowie das nördliche Seitenschiff mit dem Turm aus dem 12. Jahrhundert und seiner barocken Haube sind erhalten geblieben. Von 1946 bis 1956 wurde die Kirche in veränderter Form wieder aufgebaut und 1959 der Turmhelm aufgesetzt.

Ausstattung

  • Der Marienaltar von 1600 aus Sandstein mit gemäldeartig behandeltem Relief zeigt die Rückkehr der heiligen Familie von Jerusalem. Er wurde gestiftet von Hans Richard Brömser und seiner Frau Anna Margareta von Kronberg zur Erinnerung an ihre Hochzeit im Jahre 1587.
  • Spätrenaissance-Grabmal von 1597 für Heinrich Engelhard Brömser. Brömser wird liegend dargestellt.
  • Epitaph aus dem 16. Jahrhundert aus der Nachfolge des Hans Backoffen.[2]

Orgel

Orgel

Die Orgel wurde 1964 von der Orgelbaufirma Wagenbach (Limburg) erbaut. Das Instrument hatte zunächst 40 Register auf drei Manualen und Pedal. Nach einer Veränderung der Disposition im Jahre 1975 wurde die Orgel 1996 durch die Werkstatt Oberlinger renoviert, umfassend umgestaltet und erweitert. Mehrere Erweiterungen und klangliche Überarbeitungen erfuhr das Instrument ab 2012 durch die Werkstatt Karl Göckel, 2014 wurde eine Contraposaune 32´ hinzugefügt, 2019 wurde eine originale spanische Trompeteria eingebaut, deren Register aus der Vorgängerorgel der Basílica del Pilar stammen. Damit sind die Orgel der Abtei Marienstatt (Westerwald) und die Orgel in St. Jakobus Rüdesheim die beiden einzigen Orgeln außerhalb der Iberischen Halbinsel, die über originale (d. h. in Spanien gefertigte) Spanische Trompeten verfügen. Das Schleifladen-Instrument hat seitdem 61 Register auf drei Manualwerken und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind elektrisch.[3]

I Rückpositiv C–g3
Gedackt8′
Pommer8′
Salicional8′
Flötenprincipal4′
Rohrflöte4′
Prinzipal2′
Quinte113
Sesquialtera II 0
Scharf IV1′
Cormorne8′
Tremulant

Chamade8′
II Hauptwerk C–g3
Rohrpommer16′
Principal08′
Spitzgamba08′
Holzflöte08′
Quintadena08′
Flute harmonique 008′
Octave04′
Gemshorn04′
Quinte0223
Superoctave02′
Nachthorn02′
Cornett V08′
Mixtur V02′
Trompete16′
Trompete08′
Clairon04′
III Schwellwerk C–g3
Bourdon08′
Weidenpfeife08′
Vox coelestis08′
Italienisch Principal 004′
Blockflöte04′
Nasard0223
Schwiegel02′
Terz0135
Octävlein01′
Mixtur IV0113
Basson16′
Trompete08′
Solotrompete08′
Oboe08′
Vox humana08′
Schalmey04′
Tremulant
Trompeteria
Trombona16′
Trompeta08′
Trompeta de batalla08′
Clarin04′
Pedalwerk C–f1
Basse acoustique32′
Principal16′
Untersatz16′
Flötenbaß16′
Quintbaß1023
Octave08′
Gedecktbaß08′
Choralbaß04′
Rohrflöte04′
Mixtur III0223
Contraposaune32′
Posaune16′
Pedaltrompete08′
Kopftrompete04′
  • Koppeln I/II, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P

Glocken

Die älteste Glocke ist die kleinste aus dem 13. Jahrhundert, die als einzige beide Weltkriege überstand. Sie besitzt als schwerrippige Glocke weder Verzierungen noch Inschriften. Die ursprünglich vier Hauptglocken des Geläutes wurden 1960 in Heidelberg vom Meister Friedrich Wilhelm Schilling gegossen. Bis zum Spätherbst 2018 bildeten sie das bisher fünfstimmige Ensemble der St. Jakobuskirche. Bereits im Jahr 2017 wurden Planungen über eine Erweiterung des bisherigen Glockenbestandes auf insgesamt neun Glocken nachgedacht. So sollten die zwei Nachkriegsglocken von 1956 aus der Gießerei Feldmann & Marschel in Münster, welche zuvor in der profanierten katholischen St. Marienkirche im benachbarten Geisenheim hingen, mit in das Geläut integriert werden. Dazu plante man einen Neuguss von zwei weiteren Glocken, die in der Glocken- und Kunstgießerei Rincker in Sinn durchgeführt werden sollte. Nach zahlreichen Spenden wurde das Projekt der Gemeinde im Jahr 2018 verwirklicht. Die zwei neuen Glocken konnten bei Rincker, unter der Leitung des ansässigen Glockengießers Hanns Martin Rincker, am 14. September 2018 erfolgreich gegossen werden. Um die insgesamt vier zusätzlichen Glocken in den bisherigen Glockenbestand integrieren zu können, mussten vier der fünf Glocken im Turm etwas verschoben werden. Nach mehrtägigen Arbeiten in der Glockenstube konnten alle neun Glocken pünktlich zum 1. Dezember 2018 erstmals gemeinsam geläutet werden.

Nr.NameNominal
(16tel)
GussjahrGießer & GussortGewicht
(kg)
Durchmesser
(cm)
1Jakobusc1 +21960Friedrich Wilhelm Schilling (Heidelberg)2720150,3
2Martind1 +31700133,2
3Mariaf1 +31100116
4Katharinag1 +3780102
5Josefb1 +81956Feldmann & Marschel (Münster)38081
6Maria & Johannesc2 +828073
7Urbanes2 +82018Rincker (Sinn)27260
8Christophorusf2 +720955
9as2 +813. Jahrhundertunbekanntca. 25057,7

Literatur

  • Reclams Kunstführer Deutschland III, Denkmäler, Rheinlande und Westfalen, 1975, ISBN 3-15-008401-6
  • Werner Schäfke: Der Rhein von Mainz bis Köln, Dumont Reiseverlag, Ostfildern, 4. Auflage 2006, S. 297f, ISBN 978-3-7701-4799-1
Commons: St. Jakobus (Rüdesheim) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. https://heilig-kreuz-rheingau.de/beitrag/die-13-kirchorte-der-pfarrei-heilig-kreuz-rheingau/
  2. Reclams Kunstführer Deutschland III, Denkmäler, Rheinlande und Westfalen, 1975, ISBN 3-15-008401-6, Seite 633
  3. Heilig Kreuz Rheingau, 23. September 2019: Orgel mit original spanischen Trompeten wird geweiht

Koordinaten: 49° 58′ 45,2″ N, 7° 55′ 26,3″ O

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St. Jakobus Rüdesheim, Orgel KSG 8210 pK.jpg
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St. Jakobus Rüdesheim

Orgel
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St. Jakobus Rüdesheim

Ehrenmal für die Opfer der Weltkriege
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St. Jakobus Rüdesheim

Marienaltar
St. Jakobus Rüdesheim, Innenansicht Detail KSG 8213 pK.jpg
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St. Jakobus Rüdesheim

Innenansicht Detail
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St. Jakobus Rüdesheim

Reliquiar der Heiligen Klara von Assisi
St. Jakobus Rüdesheim, Blick nach hinten KSG 8211 pK.jpg
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St. Jakobus Rüdesheim

Innenansicht mit Blick nach hinten
RüdesheimRheinStJakobusSW.JPG
Die nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wieder aufgebaute katholische Pfarrkirche St. Jakobus am Marktplatz in Rüdesheim am Rhein, Blick von Südwesten
RüdesheimRheinStJakobusO.JPG
Die nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wieder aufgebaute katholische Pfarrkirche St. Jakobus am Marktplatz in Rüdesheim am Rhein, Blick von Osten
St. Jakobus Rüdesheim, Eingangsportal KSG 8204 pK.jpg
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St. Jakobus Rüdesheim

Eingangsportal
St. Jakobus Rüdesheim, Innenansicht Blick nach vorne KSG 8206 pK.jpg
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St. Jakobus Rüdesheim

Innenansicht mit Blick auf Altar