St. Aegidius (Buschdorf)
Die katholische Pfarrkirche St. Aegidius im Bonner Ortsteil Buschdorf gehört seit dem Jahr 2013 zur Katholischen Kirchengemeinde St. Thomas Morus. Der Entwurf zu dem außergewöhnlichen Kirchenbau war eines der letzten Projekte des Architekturprofessors und Kirchenbauspezialisten Johannes Krahn. Das Bauwerk entstand Ende der 1970er Jahre und ersetzte die bis dahin genutzte Aegidiuskapelle in Buschdorf als Pfarrkirche.
Geschichte
Vermutlich war Buschdorf (damals ein Weiler) bereits zur Zeit der ersten urkundlichen Nennung der Graurheindorfer Pfarrgemeinde im Jahr 1131 ein Sprengel dieser Pfarrei. Bis zur Erlangung der pfarrlichen Eigenständigkeit im Jahr 1977 erfolgte die Ablösung schrittweise. Im Jahr 2002 erzwang der Priestermangel der katholischen Kirche die Zusammenlegung von vier Pfarreien, darunter die Buschdorfer St.-Aegidius-Gemeinde, zum Pfarrverband Bonner Nordwesten. 2012 folgte dann der Zusammenschluss von Buschdorf und weiteren sieben Pfarreien zur Pfarrei St. Thomas Morus.
1974 kam es zur Ausschreibung eines Architekturwettbewerbs zu einem Kirchenneubau in Buschdorf, den das Architektenteam Hausen-Rave aus Hiltrup gewann. Der realisierte Entwurf von Johannes Krahn entstand ebenfalls 1974, seinem Todesjahr. 1977 erfolgte der Abriss leerstehender Gebäude des Buschdorfer Klosterhofs, um Bauland für die neue Kirche und das Pfarrzentrum zu schaffen. Der Bau wurde in den Jahren von 1978 bis 1980 durch eine Frankfurter Architektengemeinschaft (Krahn, Lorenz und Sauer) unter Beteiligung des Krahn-Sohnes (ebenfalls: Johannes Krahn) ausgeführt. Die Kirchweihe erfolgte am 30. März 1980 durch den Weihbischof Josef Plöger.
Seit Fertigstellung der neuen Pfarrkirche wird die vormals genutzte gleichnamige Kapelle zur Unterscheidung als Alt St. Aegidius bezeichnet.[1]
Architektur und Ausstattung
Die Architektur des Kirchenbaus ist im Äußeren wie im Inneren auffällig. Der Grundriss der Kirche symbolisiert in der Form eines eher organischen Kreuzes den Opfertod Christi. Alle vier Außenwände sind einwärts (konkav) geschwungen, die Lichtführung schafft einen eigenwilligen Raumeindruck. Die massiven Betonwände sind innen wie außen mit Bruchstein verkleidet. Durch horizontale und vertikale Fensterbänder wirken diese Wände außen filigraner; im Innenbereich sorgen sie für Licht und Weite. Der ovale aus zwei Betonschalen bestehende Kirchturm steht an einer der vier Ecken des Gebäudes, welches mit einem Flachdach ausgestattet ist. Dem Zeitgeist entsprechen auch zwei moderne Flachdachbauten die zum Pfarrei-Ensemble gehören. Im Lexikon Religion in Geschichte und Gegenwart wird dem Kirchenbau eine „Rückbesinnung auf die transzendente Qualität“ sowie eine Anmutung durch „klare geometrische Formen, ausgesuchte Materialien und Techniken und subtile Lichtwirkungen“ bestätigt.[2]
Für den Kircheninnenraum fertigte Bildhauer Sepp Hürten 1980 die Ausstattung in Bronze und Stein: das zweiseitige Altarkreuz (mit Motiven zum toten und zum auferstandenen Christus), der Zelebrationsaltar, der Tabernakel auf einer Stele, der Taufstein, 14 Kreuzwegreliefs sowie ein fünfarmiger Marienleuchter mit einem Rosenmotiv. Aus der Buschdorfer Aegidius-Kapelle stammt die hölzerne Pietà eines unbekannten Künstlers aus dem 20. Jahrhundert. Ab 1986 schuf Hürten auch das Eingangsportal aus Bronze[3] mit Reliefs zum apostolischen Glaubensbekenntnis.
Die Orgel stammt aus dem Jahr 1981 und wurde von der Firma Klais aus Bonn gebaut.[4] Der ungewöhnliche Orgelturm ist sechseckig, um der Raumstruktur gerecht zu werden. Die Orgel verfügt über zwei Manuale und 22 Register. Konstrukteur war Hans Gerd Klais.[5] Zum 25-jährigen Orgeljubiläum spielte der Organist des Bonner Münsters, Markus Karas, im Dezember 2006 in der Buschdorfer Pfarrkirche.[6]
Das Geläut entstand in der Firma Rincker in Sinn im Jahre 1979. Die vier den Evangelisten geweihten Glocken erklingen in den Tönen gis1, ais1, cis2 und dis2.
Die Kopie eines 1964 in der Nähe gefundenen Matronensteins wurde auf dem Kirchengelände südostwärts des Pfarrhauses aufgestellt; das Original befindet sich im Rheinischen Landesmuseum. Ebenso erhielt ein historischer Grenzstein aus Basaltlava mit Bonner Stadtwappen und Datierung (1549) aus Dransdorf auf dem Kirchvorplatz seine Aufstellung.[7]
Weblinks
Literatur
- Peter Jurgilewitsch, Wolfgang Pütz-Liebenow: Die Geschichte der Orgel in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis, Bouvier Verlag, Bonn 1990, ISBN 3-416-80606-9, S. 74–76. [noch nicht für diesen Artikel ausgewertet]
- Christel Diesler, St. Aegidius - Kirche und Kirchenausstattung, in: Diesler u. a., Weihnachtskrippen in 63 Bonner Kirchen und Kapellen, ISBN 978-3-931739-63-8, Katholisches Bildungswerk Bonn (Hrsg.), 2014, auf der Website der Katholischen Kirchengemeinde St. Thomas Morus
Einzelnachweise
- ↑ Kirche Alt St.-Aegidius in: Tag des offenen Denkmals: Bonn und Siebengebirgsraum, Arbeitsgemeinschaft der Bonner Geschichtsvereine, Denkmalbehörde der Stadt Bonn, Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek, Werkstatt Baukultur Bonn, 9. September 2012, S. 14
- ↑ Hans Dieter Betz u. a. (Hrsg.): Religion in Geschichte und Gegenwart: I-K, Band 4: Religion in Geschichte und Gegenwart: Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. Mohr Siebeck, Tübingen 1998, ISBN 978-3-16146-9-442, S. 1141
- ↑ Gabriele Zabel-Zottmann, Skulpturen und Objekte im öffentlichen Raum der Bundeshauptstadt Bonn. Aufgestellt von 1970 bis 1991. Mit Betrachtung einer Auswahl vorher sowie anschließend aufgestellter Werke (Dissertation Universität Bonn), Teil 2: Katalog, Anlage: Alphabetisches Künstlerregister, Bonn 2012, S. 4
- ↑ Opusliste von Orgelbau Klais Bonn, Opus Nr. 1590
- ↑ Werkverzeichnis, Stand September 2012, Orgelbau Klais
- ↑ 25 Jahre Klais Orgel, Website von Orgelbau Klais, Bonn
- ↑ Inschriftenkatalog der Stadt Bonn, Nr. 67
Koordinaten: 50° 45′ 29″ N, 7° 3′ 7,6″ O
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Autor/Urheber: Jotquadrat, Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Kopie eines Matronensteins (2. Jh) nahe der Aegidiuskirche in Bonn-Buschdorf. Das Original (1964 unter der Buschdorfer Straße entdeckt) steht im Rheinischen Landesmuseum. Die Abkürzung am Ende steht für Votum Solvit Libens Merito, eine gebräuchliche Floskel auf Weihesteinen: „Das Gelübde hat [er oder sie] gern nach Verdienst erfüllt.“
- Gabin[i]s sa
- crum ex
- im[p]erio ip
- sar[u]m L(ucius) Fo
- nte[ius] Fir
- mus v(otum) [s(olvit) l(ibens) m(erito)
- Übersetzung: „Den Gabinischen Matronen gewidmet auf deren Geheiß, L. Fonteius Firmus hat [sein] Gelübde gern nach Verdienst erfüllt.“
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Sepp Hürten: Mariä Verkündigung, Detail am Bronzeportal der Aegidius-Kirche in Bonn-Buschdorf (entstanden 1989)
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Buschdorf (Bonn), St. Aegidiuskirche, Luftaufnahme (2015)