St.-Petri-Kirche (Westerstede)

Die St.-Petri-Kirche in Westerstede
Ansicht vom Alten Marktplatz

Die St.-Petri-Kirche ist die größte Kirche von Westerstede, Ammerland, bei Oldenburg und das Wahrzeichen der Stadt.

Kirche

Die St.-Petri-Kirche ist eine evangelisch-lutherische Kirche im romanischen, teilweise aber auch im gotischen Baustil. Sie hat einen 46 Meter hohen Kirchturm und ein Kirchenschiff mit Chor. Der Turm ist mit rötlichem Backstein gemauert, der untere Teil besteht aus Granitquadern. Am Spitzdach des Turms befinden sich vier kleine Ecktürme, ebenfalls mit Spitzdächern. Ein Glockenturm neben der Kirche hat zwar drei Torbögen, kann aber aufgrund der Lage kein Eingangstor gewesen sein.

Geschichte

Die erste romanische Kirche wurde im Jahr 1123 von den Freiherrn von Fikensholt gestiftet. Die mit Feldsteinen errichtete Kirche hatte einen eingezogenen Chor mit einer halbrunden Apsis. 1232 wurde auf den gleichen Fundamenten der ersten romanischen Kirche eine neue Kirche gebaut. Diese Kirche wurde in Granitquaderbauweise errichtet. Zu Beginn gab es eine flache Holzbalkendecke, in die später ein Gewölbe eingearbeitet wurde. Im 13./14. Jahrhundert trug man den Chor und die Apsis ab und es entstand der jetzige Choranbau. Mit dieser Baumaßnahme hat man auch das Gewölbe im Langschiff erneuert. Das Untergeschoss des Westturmes wurde als Halle angelegt und ist begehbar.

Der zunächst eingeschossige Westturm wurde im gleichen Zeitraum um zwei Geschosse in Backsteinbauweise zu seiner jetzigen Monumentalform erhöht. Der Turmhelm war zunächst mit Ziegelsteinen gemauert und erhielt später ein Holzdach mit Kupferabdeckung. Der wuchtige, achteckige, unten gefaltete Spitzhelm trägt eine Kugel mit Kreuz und Schwan. Außen hängen die 1604 und 1728 gegossenen Glocken, die als Schlagwerk für die Turmuhr dienen.

Im 19. Jahrhundert gab es noch kleinere Anbauten. In den Jahren 1955 und 1956 wurde die Kirche grundrenoviert und innen umgestaltet. Der Chorraum wurde freigelegt und erhöht. An der Nordseite wurden Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert freigelegt. 1979 musste der Westturm aufwändig stabilisiert werden. Die äußeren Granitquaderwände wurden abgetragen, neu vermauert und mit der rückwärtigen Schale kraftschlüssig verbunden.

Die Läuteglocken hängen im abseits stehenden Glockenturm, dessen Erbauungszeit in baugeschichtlichen Abhandlungen in das 13. Jahrhundert gelegt ist. Die zwischen den Turmscheiben hängenden Glocken stammen aus den Jahren 1626 und 1794. Beide Glocken sind aus Umgüssen entstanden.

Ausstattung

Kayser-Ahrend-Orgel

Der Passionsaltar mit seinen zwölf Seitentafeln und den beiden Haupttafeln ist zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstanden. Die Bemalung ist zum Teil zeitgenössisch und aus dem 16. Jahrhundert. Die Triumphkreuzgruppe, 1996 zusammengestellt, zeigt links Maria, rechts Johannes und in der Mitte Christus am Kreuz. Die Figuren Maria und Johannes sind Nachbildungen von den Originalen aus dem 15. Jahrhundert, die sich im Landesmuseum Oldenburg befinden. Die Taufe aus dem Jahr 1648 ist eine Stiftung einer ammerländer Familie. An der Ostwand des Chorraumes sind Reste einer Freskenmalerei zu sehen. Es handelt sich augenscheinlich um die eher seltene Darstellung des Volto santo von Lucca, Italien. Man spricht auch von der Darstellung der Kümmernis oder Wilgefortis (ausgehendes 14. Jahrhundert). Ein monumentales Ölgemälde von Spanman Bremae 1772 stellt das Jüngste Gericht dar.

Orgel

Joachim Kayser schuf 1687 eine Orgel mit 22 Registern, von der nur noch der Prospekt des Hauptwerks mit dem originalen Praestant erhalten ist. Im Jahr 1972 rekonstruierten Jürgen Ahrend und Gerhard Brunzema die Orgel nach dem historischen Klangkonzept der norddeutschen Barockorgel. Es war das letzte Gemeinschaftsprojekt der beiden Orgelbauer. Das neue Rückpositiv wurde nicht historisierend nachgebaut, sondern ist als spätere Ergänzung erkennbar. Das Instrument hat 22 Register auf zwei Manualen und Pedal und ist mit einem Gesamttremulanten ausgestattet.[1]

I Hauptwerk C–f3
1.Praestant8′
2.Rohrflöte8′
3.Oktave4′
4.Spitzflöte4′
5.Quinte223
6.Oktave2′
7.Mixtur III–IV
8.Trompete8′
II Rückpositiv C–f3
9.Gedackt8′
10.Praestant4′
11.Rohrflöte4′
12.Oktave2′
13.Waldflöte2′
14.Sesquialtera II
15.Scharf II–III
16.Dulzian8′
Pedal C–f1
17.Subbass16′
18.Oktave8′
19.Oktave4′
20.Flöte2′
21.Fagott16′
22.Trompete8′

Siehe auch

Literatur

  • Edgar F. Warnecke: Alte Kirchen und Klöster im Land zwischen Weser und Ems. Verlag H. Th. Wenner, Osnabrück 1990, ISBN 3-87898-319-0, S. 165 f.
  • Wilhelm Gilly: Mittelalterliche Kirchen und Kapellen im Oldenburger Land. Baugeschichte und Bestandsaufnahme. Isensee Verlag, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-126-6, S. 166 ff.
  • Festschrift St.-Petri-Kirche Westerstede, 1123 - 1998. Märkischer Kunst- und Heimatverlag, Bismark/Altmark 1998, ISBN 3-929743-05-1.
  • Ernst Andreas Friedrich: Die Peterskirche zu Westerstede. In: Wenn Steine reden könnten. Band IV, Landbuch-Verlag, Hannover 1998, ISBN 3-7842-0558-5, S. 108–110.
  • Uwe Möller: Die Kirchen der Evangelisch lutherischen Kirchengemeinde Westerstede. Isensee Verlag, Oldenburg 2011, ISBN 978-389995-821-8.

Weblinks

Commons: St.-Petri-Kirche (Westerstede) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nähere Informationen zur Orgel, gesehen 11. Mai 2013.

Koordinaten: 53° 15′ 27″ N, 7° 55′ 40,4″ O

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WesterstedeStPetriKirche.jpg
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Turm der St.-Petri-Kirche in Westerstede
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Orgel in St. Petri, Westerstede, Niedersachsen