St.-Jakobi-Kirche (Peine)

Die St.-Jakobi-Kirche 2012, aus dem Winkel fotografiert
Die „neue“ St.-Jakobi-Kirche in einer Aufnahme von 1904[1]
Die St.-Jakobi-Kirche 2004 vom Echternplatz gesehen, davor moderne Bebauung

Die St.-Jakobi-Kirche ist die evangelisch-lutherische Hauptkirche der niedersächsischen Kreisstadt Peine. Die neugotische Saalkirche wurde von 1896 bis 1899 nach Plänen von Eberhard Hillebrand erbaut. Die reiche Ausmalung und die Bildfenster entwarf Alexander Linnemann.

Geschichte

Spätestens im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts entstand die erste Peiner Jakobus-Kirche am Marktplatz. Wie die Pfarrkirchen der Stadt Hildesheim, deren Rat Peine damals unterstand, wurde St. Jakobi 1542 lutherisch.

Beim großen Stadtbrand von 1557 wurde die alte Kirche vernichtet. Beim Wiederaufbau der Stadt beschloss man, den Marktplatz zu vergrößern. Die neue Jakobikirche wurde einige hundert Meter südöstlich am heutigen Standort errichtet.[2] Bis auf den Turm musste auch dieses Gebäude schon 1692 durch einen Neubau ersetzt werden, eine schlichte Barockkirche mit Tonnengewölbe, die aus statischen Gründen 1726 vierzehn Stützpfeiler erhielt. Wegen Baufälligkeit, aber auch aus Repräsentationswillen,[3] wurde diese Kirche 1895 abgerissen. In den folgenden Jahren entstand der heutige Bau, der am 19. März 1899 feierlich eingeweiht wurde.

Architektur

St. Jakobi ist ein Sandsteinquaderbau in klaren, der frühen Gotik nachempfundenen Formen. Das einschiffige, dreijochige Langhaus wird von einem kurzen, niedrigeren Querhaus gekreuzt und mündet in den gleich breiten, gerade schließenden Altarraum, in dessen Wand ein rundes Maßwerkfenster eingefügt ist. An diesen ist die Sakristei wie eine niedrige Apsis angebaut. Beherrschend ist der hohe quadratische Turm über dem säulengefassten Portal. Er trägt vier Giebel, ein Kreuzdach und darauf einen hohen, schlanken Dachreiter. Vier romanisch anmutende oktogonale Treppentürme – niedriger an den Portalflanken, höher am Chor – geben dem Gebäude einen zusätzlichen Reiz.

Ausstattung

Beim Betreten der Kirche fällt als erstes der Farb- und Figurenreichtum der Ausmalung und der Bleiglasfenster ins Auge. Die Wandbilder wurden nach Übermalungen von 1937 und 1962 in den Jahren 1992–1994 originalgetreu wiederhergestellt. Biblische Bilderreihen sind mit floralen und gobelinartigen Ornamentfeldern und Spruchbändern kombiniert. Alexander Linnemanns Entwurf, der vom Wienhausener Nonnenchor inspiriert ist und von seinem Sohn Otto ausgeführt und vollendet wurde, gilt heute als besonders gelungenes Beispiel historistischer Kirchenmalerei. Altarretabel und Kanzel, aus hellem Sandstein mit reichem Bild- und Fialenwerk gestaltet, fügen sich harmonisch in den Raum. Aus der Vorgängerkirche stammen das von dem dänischen Feldherrn und Amtmann von Peine Daniel Rantzau gestiftete reliefgeschmückte Bronzetaufbecken von 1561 sowie mehrere Grabdenkmäler, darunter als bedeutendstes das große Renaissance-Epitaph des Curt von Schwicheldt von 1575.

Orgel

Hammer-Orgel von 1963

Für die alte Kirche ist bereits im Jahr 1376 eine Orgel belegt, die nahe beim Altar errichtet war.[4] Ernst Heinrich Schöne (Holzminden) baute 1642 eine Orgel mit 17 Registern zwei Manualen und Pedal, die in den Kirchenneubau von 1692 überführt wurde. Im Jahr 1699 wurde eine Orgelempore errichtet. Dies Orgel wurde 1747 vom hannoverschen Hof-Orgelbaumeister Christian Vater ersetzt, der ein dreimanualiges Instrument mit 32 Registern schuf. 1848 erfolgte durch Eduard Meyer (Hannover) ein Erweiterungsumbau auf III/P/36. Nachdem Kirche und Orgel 1895 abgerissen worden waren, bauten Furtwängler & Hammer (Hannover) 1899 als opus 390 eine neue Orgel in derselben Größe wie 1848, aber mit pneumatischer Traktur und Taschenladen, die 1927 auf III/P/41 erweitert wurde.[4]

Die heutige Orgel ist ein Werk der Firma Hammer aus dem Jahr 1963. Das Schwellwerk wurde zunächst zum Ausbau vorbereitet; 1974 folgte der Einbau von acht Registern. Die Orgel wurde 2011 von der Orgelbaufirma Christoph Grefe (Ilsede) umfassend renoviert, der Spieltisch erneuert und das Schwellwerk vervollständigt. Das Schleifladen-Instrument hat seitdem 50 klingende Register auf vier Manualen und Pedal, zehn Koppeln, drei Tremulanten und zwei Schweller (für Brustwerk und Schwellwerk). Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Koppeln elektrisch (realisiert durch Ventilmagnete mit speicherprogrammierbarerer Steuerung). Für die Registersteuerung steht eine elektronische Setzeranlage mit mehreren zehntausend Speicherplätzen zur Verfügung. Die Disposition lautet wie folgt:[5]

I Hauptwerk C–g3
1.Bordun16′
2.Prinzipal08′
3.Rohrflöte08′
4.Oktave04′
5.Koppelflöte04′
6.Quinte0223
7.Oktave02′
8.Mixtur V–VII
9.Terzzymbel III
10.Trompete16′
11.Trompete08′
II Oberwerk C–g3
12.Gedackt08′
13.Quintatön08′
14.Prinzipal04′
15.Spitzflöte04′
16.Waldflöte02′
17.Quinte0113
18.Sesquialtera II
19.Scharff IV–V
20.Dulcian08′*
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
21.Prinzipal08′*
22.Spitzgedackt08′
23.Gambe08′*
24.Oktave04′
25.Blockflöte04′
26.Nasat0223
27.Oktave02′
28.Terzflöte0135
29.Sifflöte01′
30.Mixtur III–IV*
31.Trompete08′*
32.Oboe08′*
Tremulant
IV Brustwerk C–g3
33.Sing, Gedackt08′
34.Rohrflöte04′
35.Gemshorn02′
36.Oktave01′
37.Terzian II
38.Zimbel III
39.Vox humana08′
Tremulant
Pedal C–f1
40.Prinzipal16′
41.Subbaß16′
42.Oktave08′
43.Gedackt08′
44.Metallflöte04′
45.Nachthorn02′
46.Mixtur VI
47.Posaune16′
48.Trompete08′
49.Klarine04′
50.Sing. Cornett02′
  • Koppeln: II/I, III/I*, III/I Sub*, III/II, III/III Sub, IV/I, IV/II, I/P, III/P, IV/P

* Neu eingebaut bei der Orgelrenovierung 2011.

Fotos

Literatur

  • Eberhard Hillebrand: Die neue St. Jakobikirche in Peine. In: Zeitschrift für Bauwesen. Jg. 54 (1904), Nr. 10 (Text im Netz), S. 537–546.
    • Dazu Abbildungen im ZfB-Atlas des Jahrgangs 1904 (Text im Netz), Blatt 53–55.
  • Ulrich Pfeil: Peine. St.-Jakobi-Kirche, Weick-Kunstführer, Passau 1994, ISBN 3-930602-04-0

Einzelnachweise

  1. Entnommen aus Eberhard Hillebrand: Die neue St. Jakobikirche in Peine. In: Zeitschrift für Bauwesen. Jg. 54, 1904, Nr. 10, S. 537–546.
  2. Der alte Standort ist im Pflaster des Marktplatzes markiert, vgl. Pfeil, Peine. St.-Jakobi-Kirche, Passau 1994, S. 4.
  3. Dabei spielte auch der Bau der katholischen Kirche 1868 eine Rolle: Pfeil Peine. St.-Jakobi-Kirche, Passau 1994, S. 5.
  4. a b Kirchengemeindelexikon: Peine, St. Jacobi, abgerufen am 8. August 2019.
  5. Informationen zur Orgel, abgerufen am 8. August 2019.
  6. a b Atlas zur Zeitschrift für Bauwesen, hg. im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Jg. 54, Berlin (Wilhelm Ernst & Sohn) 1904, Bl. 53–55.

Weblinks

Commons: St.-Jakobi-Kirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 52° 19′ 20,1″ N, 10° 13′ 38,5″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

Peine St. Jacobi Innen-2.jpg
Autor/Urheber: , Lizenz: CC0
Peine, St.-Jakobi-Kirche, Inneres
Peine St. Jacobi Orgel.JPG
Autor/Urheber: Rabanus Flavus, Lizenz: CC0
Peine, St.-Jakobi-Kirche, Orgel
Das Innere der St. Jakobikirche, 1904.png
Autor/Urheber:

Urheber des Bauwerkes: Eberhard Hillebrand

, Lizenz: Bild-PD-alt

Das Innere der St. Jakobikirche in Peine, Blick in den Chor und das Querschiff, Photo von 1904

Jakobikirche innen, Querschiff, 1904.png
Autor/Urheber:

(Rudolph) Eberhard Hillebrand (* 30. April 1840 in Osnabrück; † 18. März 1924 in Hannover) war ein deutscher Architekt, Bauunternehmer und Stadtbauinspektor.

, Lizenz: Bild-PD-alt

Das Innere der St. Jakobikirche in Peine, Blick in das Querschiff, Photo von 1904

St.-Jakobi-Kirche von 1899 in Peine IMG 2557.jpg
Autor/Urheber: Losch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die St.-Jakobi-Kirche ist die evangelisch-lutherische Hauptkirche von Peine in Niedersachsen. Die neugotische Saalkirche wurde 1896–1899 als Sandsteinquaderbau errichtett.
Peine St. Jacobi Seite.JPG
Autor/Urheber: Rabanus Flavus, Lizenz: CC0
Peine, St.-Jakobi-Kirche, Inneres nach links
Peine Echternplatz Jakobi-2.jpg
Autor/Urheber: , Lizenz: CC BY-SA 2.5
Die St.-Jakobi-Kirche in Peine mit dem Echternplatz im Vordergrund.
Die neue St. Jakobikirche, 1904.png
Autor/Urheber:

Eberhard Hillebrand († 18. März 1924)

, Lizenz: Bild-PD-alt

Die neue St. Jakobikirche in Peine, Ansicht von Westen, Photo von 1904

Peine St. Jacobi Gewölbe.JPG
Autor/Urheber: Rabanus Flavus, Lizenz: CC0
Peine, St.-Jakobi-Kirche, Gewölbefeld mit Pflanzenornamentik