St.-Christophorus-Kirche (Friedrichstadt)

St. Christophorus-Kirche vom Mittelburgwall aus.
Innenraum mit Ringerink-Kanzel und Ovens-Altargemälde.

Die Sankt-Christophorus-Kirche ist eine evangelisch-lutherische Kirche in Friedrichstadt in Schleswig-Holstein.

Geschichte

Bei der Gründung der Stadt 1620 plante Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf zunächst nur eine Kirche für die von ihm angesiedelten niederländischen Remonstranten. Die Remonstrantenkirche wurde bereits 1625 eingeweiht. Da keine Konfession in der „Toleranzstadt“ dominieren sollte, steht sie nicht am Marktplatz, sondern in einer Seitenstraße. Die zumeist aus der unmittelbaren Umgebung in die neue Stadt gezogenen Lutheraner, die bald den größten Teil der Stadtbevölkerung ausmachten, besuchten zunächst die St.-Leonhard-Kirche im nahegelegenen Koldenbüttel. Erst 1644 wurde die lutherische Kirche gebaut, auch sie abseits des Marktplatzes. Für das Inventar griff der Herzog auf die übriggebliebene Kirchenausstattung von in der Burchardiflut 1634 untergegangener Kirchen zurück: Der erste Altar stammte von Trindermarsch, die Kanzel von Lith und eine Glocke von Königsbüll. 1672 musste die Kirche fast ganz neu aufgebaut werden.[1]

Bau

Die Saalkirche nach niederländischem Vorbild stammt von 1643 bis 1649, der Westturm von 1657, in seiner jetzigen Gestalt ebenso wie die Turmhaube von 1762. Die Kirche besteht zum größten Teil aus Moppen – einer niederländischen, etwas kleineren Variante des Backsteins, die bei bewegten Untergründen weniger leicht reißt. Gelb ist nur das Blendmauerwerk. An Fenstern, Mauerecken und dem Südportal ist Sandstein verbaut. Im Glockenturm hängen drei Glocken, die älteste stammt ursprünglich aus der in der Burchardiflut 1634 zerstörten Kirche in Königsbüll auf Alt-Nordstrand, die beiden jüngeren von 1963. Der Bau des Turms selbst verzögerte sich vor allem wegen des weichen Untergrunds, der den schweren Turm kaum tragen kann. An der Süd- und Westseite wurden zwecks eines Gewichtsausgleichs Granitquader vorgebaut, die aus einer 1630 abgerissenen Schleuse stammen.

Ausstattung

  • Das Altargemälde von 1675 malte der Rembrandt-Schüler Jürgen Ovens, der Hofmaler von Herzog Friedrich III. Es zeigt die Beweinung Christi. Ovens selbst stellte sich in einer Männergestalt, die Figur des Apostel Johannes, oben links dar und fand 1678 seine Grabstätte in der Kirche. Dieses Bild war seine Schenkung an diese Kirche zu Ehren des Erlösers, wie es dem barocken geschnitztem und vergoldeten Rahmen zu entnehmen. Wie das Gemälde in der Kirche zu Tönning sein erstes religiöses Werk war, so ist diese Darstellung der Grablegung Christi sein letztes religiöse Werk gewesen.[2]
  • Die Kanzel fertigte die Flensburger Werkstatt von Heinrich Ringerink um 1600. Die Reliefs der Brüstungsfelder zeigen Szenen aus dem Leben Jesu erläutert mit niederdeutschen Bibelversen. Der Überlieferung nach soll sie aus Lith, einer untergegangenen Kirche Alt-Nordstrands, stammen. Sie ist nicht vollständig erhalten. Die Kanzel ist an der Chorwand im Kirchenschiff angebracht und durch einen Mauerdurchbruch vom Chor her zu betreten. Der an die Gebäudeecke angepasste Schalldeckel kam im 18. Jahrhundert hinzu.
  • Der spätgotische Taufstein aus schwarzem Kalkstein stammt auch aus einer untergegangenen Strander Kirche.
  • Links vom Chorbogen befindet sich das ehemals über der Grabstätte platziertes Epitaph des Stapelholmer Landvogt und Friedrichstädter Ratsherrn Hermann Wetken, seiner Frau und seiner Tochter. Die Porträts sind in einen reich geschnitzten und vergoldeten Rahmen eingelassen.
  • Ein Lehrbild von 1650 stellt alt- und neutestamentliche Szenen dar: Die eherne Schlange (Num 21,6–9 ) symbolisiert das Kreuzesgeschehen mit dem davon ausgehenden Schutz, zwei Jona-Szenen thematisieren Gottes Vergebungswillen, der menschlichem Gerechtigkeitssinn widersprechen kann, Oster- und Himmelfahrtsszene in der Mitte des Gemäldes signalisieren, dass das Bild insgesamt Aussagen über den Christus machen will.
  • Die Verbindung zum Meer zeigt ein Votivschiff von 1738 mit der Aufschrift „Der löblichen Schifferzunft zur Ehre und dieser Kirche zur Zierde. Anno 1738.“

Die übrige Inneneinrichtung wurde nach Beschuss während der schleswig-holsteinischen Erhebung (1850) bis 1861 stark verändert. Im 20. Jahrhundert erfolgten dem Zeitgeschmack entsprechende Modernisierungen. Ihren Namen erhielt die Kirche erst 1989. Mit Bezug auf die zahlreichen Touristen, die Friedrichstadt und die Kirche besuchen, benannte die Gemeinde sie nach dem Heiligen Christophorus, dem Schutzheiligen der Reisenden.[3]

Sonstiges

Die Kirche liegt an der zentralen Gracht Friedrichstadts am Mittelburgwall, ihr Turm bestimmt zusammen mit dem Turm der Remonstrantenkirche in Friedrichstadt die Silhouette des Orts. Als die katholische St.-Knud-Kirche 2003 profaniert wurde, feierten auch die Katholiken Friedrichstadts zeitweise in der St.-Christophorus-Kirche ihre Gottesdienste.

Pastoren

Grab- und Gedenksteine

Obwohl der lutherische Friedhof sich mittlerweile entfernt von der Kirche außerhalb der Altstadt befindet, stehen auf dem Kirchhof noch mehrere bemerkenswerte Grab- und Gedenksteine. Zum einen liegt hier der Dichter Johann Christoph Biernatzki mit seiner Frau, der nach der Sturmflut von 1825 nach Friedrichstadt kam und besonders durch sein Werk Die Hallig bekannt ist. Zum anderen finden sich zwei Gedenksteine für bei der Beschießung Friedrichstadts durch schleswig-holsteinische Truppen am Ende der Schleswig-Holsteinischen Erhebung vom 29. September bis zum 4. Oktober 1850 ums Leben Gekommene. Vor der Kirche steht ein Gedenkstein für die schleswig-holsteinischen Soldaten, hinter der Kirche einer für die dänischen.

Literatur

  • Christiane Thomsen: Friedrichstadt. Ein historischer Stadtbegleiter. Boyens, Heide 2001, ISBN 3-8042-1010-4

Weblinks

Commons: St.-Christophorus-Kirche (Friedrichstadt) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Nicolai Andreas Jensen: Versuch einer kirchlichen Statistik über das Herzogthum Schleswig. Bd. 4 Enthaltend Femern, die unmittelbar unter dem Schleswigschen Generalsuperintendenten, so wie die unter den Bischöfen von Ripen und von Alsen stehenden Kirchen : nebst Zusätzen und Registern. Kastrup, Flensburg 1842, S. 1299.
  2. Gertrud Schlüter-Götsche: Jürgen Ovens. Boyens & Co., 1978, ISBN 3-8042-0179-2, S. 34.
  3. Michael Reiter: Kirchen am Meer. Lutherische Verlagsanstalt, Kiel 2000, S. 40f.

Koordinaten: 54° 22′ 39,1″ N, 9° 5′ 15,8″ O

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lutheran saint christopherus church in Friedrichstadt

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