Sprengschnur

Eine Sprengschnur

Eine Sprengschnur (auch: detonierende Zündschnur, Detonationszündschnur, Knallzündschnur; engl.: detonating fuse, detonating cord) besteht aus einer kunststoff- oder gewebeummantelten Seele aus brisantem Sprengstoff. Sie detoniert bei der Zündung entlang ihrer gesamten Länge mit der Detonationsgeschwindigkeit des enthaltenen Sprengstoffes – in Unterscheidung zur nicht sprengkräftigen Zündschnur, die langsamer abbrennt.

Im Regelfall wird PETN als Sprengstoff verwendet, es gibt jedoch auch Sprengschnüre mit einer Füllung aus Hexogen oder Octogen sowie Fulminatschnüre, Sprengschnüre aus Paraffin mit einer Seele aus Quecksilberfulminat.

Eigenschaften

Sprengschnüre gibt es mit unterschiedlichem Ladungsgewicht. Die gängigsten Ladungsgewichte sind 5 g/m, 12 g/m, 20 g/m, 40 g/m und 100 g/m. Aufgrund der als Ladung verwendeten Sprengstoffe haben Sprengschnüre ein sehr brisantes Sprengverhalten, ähnlich den militärischen Sprengstoffen.

Chemische Zusammensetzung
Sprengkräftige Bestandteile
  • pulverförmiges PETN
Physikalische Eigenschaften
Dichte in g/cm³1,7
Sauerstoffbilanz in %−10
Explosionswärme in kJ/kgca. 6000
Schwadenvolumen in l/kg800
Spezifische Energie in l·MPa/kg1200
Detonationsgeschwindigkeit in m/svon 6500 bis 7200
Explosionstemperatur in Kunbekannt
Eigenschaftsvergleich
Brisanzhoch
Zündempfindlichkeithoch
Schwadenvolumengering
Preismittel
Referenzen: [1][2]

Anwendung

Während Sprengschnüre mit einem Ladungsgewicht von 5 g/m zum Verbinden von Schlauchzündsystemen verwendet werden, nutzt man die Sprengschnüre mit einem etwas höheren Ladungsgewicht von 12 g/m oder 20 g/m meist zur Verbindung von mehreren Sprengladungen, die gleichzeitig bzw. in einem geringen, aber wohldefinierten Zeitabstand detonieren sollen. Bei der Sprengung von Gebäuden kann so das Einsturzverhalten gesteuert werden. Diese Art der Zündung von Sprengladungen wird auch als Leitfeuerzündung bezeichnet.

Die größeren Sprengschnurtypen mit 40 g/m und 100 g/m werden häufig selbst als Sprengladungen eingesetzt, vor allem dort, wo linienhafte Ladungen nötig sind.

Häufige Einsatzgebiete sind:

Sprengschnur im Kabinendach der Red Arrows (siehe grüner Pfeil)
  • Leitfeuerzündung von herkömmlichen Sprengladungen
  • Auslösung von Sprengungen im Großbohrlochbereich zur Detonation von ANFO-Sprengstoffen (Steinbruch)
  • angelegte oder im Bohrloch eingebrachte Ladungen bei Bauwerkssprengungen
  • Metallsprengungen (anstatt Schneidladungen)
  • Holzsprengungen (z. B. von Bäumen zur Errichtung von Fahrzeugsperren oder zur Sturmholzbeseitigung in gefährlicher Lage)
  • Sprengung von Mastlöchern
  • Sprengung des Kabinendaches vor dem Schleudersitz-Ausstieg[3]
  • Terroristen des IS benutzten um den Hals ihrer Geiseln gewickelte Sprengschnüre zu deren Enthauptung.[4][5]

Handelsnamen

Sprengschnüre werden unter den folgenden Handelsnamen vertrieben:

  • Dynacord von Orica, Troisdorf
  • Sprewacord von sprewa Sprengmittel, Nördlingen
  • Nitrocord von Westspreng, Finnentrop
  • Octocord und Hexacord von Dynawell, Troisdorf

Weblinks

Commons: Sprengschnur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Thomas Enke: Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik. Walhalla Fachverlag, 4., aktualisierte Auflage, Regensburg, 2023, ISBN 978-3-8029-6198-4, S. 341

Einzelnachweise

  1. Orica GmbH (Hrsg.): Datenblatt Dynacord. Troisdorf (orica-germany.com).
  2. Josef Köhler, Rudolf Meyer: Explosivstoffe. Wiley-VCH, ISBN 978-3-527-28864-9.
  3. Geschlossenes Kabinendach mit Sprengschnüren (Memento vom 10. April 2017 im Internet Archive).
  4. Presserat: Veröffentlichung von IS-Hinrichtungsbildern Ethikverstoß. Abgerufen am 30. Oktober 2021.
  5. https://www.presserat.at/rte/upload/entscheidungen_2015/entscheidung_2015_s_004_i_25.08.2015.pdf

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Red.arrows.close.up.arp.DetonatingCord.jpg
Red Arrows Hawk in closeup, taxiing for takeoff at the Royal International Air Tattoo, Fairford, Gloucestershire, England. Registration could be XX264 or XX267. The green Arrow show to Detonating Cord
US Marines 100830-M-DX861-005 detonation cord.jpg
A U.S. Marine Corps explosive ordnance disposal technician prepares a reinforced detonation cord filled with Pentaerythritol Tetranitrate (PETN) for a simulated aerial assault at Marine Corps Air Station Kaneohe Bay, Hawaii, Aug. 30, 2010. PETN is a stable explosive and is detonated by shockwave or heat.