Sprachförderung

Mit Sprachförderung wird die Gesamtheit der Methoden bezeichnet, Kinder und Jugendliche auf den sprachlichen Entwicklungsstand Gleichaltriger zu bringen, indem man ihnen mit angemessenen Methoden hilft, allgemeine Fortschritte in der Beherrschung einer Sprache zu machen, d. h. im engen Sinne, Fortschritte in der Beherrschung der Landessprache zu machen.

Sprachförderung und sprachliche Entwicklung

Am häufigsten trifft man den Begriff in der vorschulischen Erziehung an, aber auch in der Pädagogik der Primarstufe des Schulsystems und in den Förderschulen Sprache (vgl. Tatjana Kolberg, 2007). Grundsätzlich aber ist Sprachförderung eine Bemühung, die heute von allen Bildungseinrichtungen – und neuerdings auch von Familien – gefordert wird. Sprachförderung ist dann von großer Bedeutung, wenn Kinder im Verlaufe ihrer Entwicklung Defizite im Sprachverständnis oder Ausdruck haben (im Vergleich mit den Gleichaltrigen); sinnvoll ist es dann, dem Kind durch gezielte sprachliche Interaktionen zu helfen, diese Defizite auszugleichen. Dabei ist die Aktivität des Kindes gefragt – zusätzliches passives Konsumieren von Sprache (z. B. vor dem Fernsehgerät) ist ohne (Förder-)Effekt. So zeigt eine Studie aus dem Jahr 2009, dass Kinder unter drei Jahren auch von speziell für Kleinkinder konzipierten Fernsehsendungen oder Videos „zur Förderung der Sprachbildung“ kaum profitieren: Kleinkinder waren nur dann in der Lage, neue Verben zu erlernen, wenn ein Erwachsener sie dabei aktiv unterstützte.[1]

Zielgruppen der Sprachförderung

Die Ergebnisse von Sprachstandserhebungen zeigen, dass Kinder, die Deutsch als Zweitsprache sprechen, signifikant mehr Sprachprobleme haben als Kinder mit Muttersprache Deutsch. Relevante Faktoren für das Sprachvermögen der Kinder sind neben der Mehrsprachigkeit das soziale Umfeld von Kind und Familie. Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, sowie Kinder aus sozial schwachen Familien haben daher besonderen Bedarf an Sprachförderung. Dementsprechend spielt Sprachförderung eine Rolle bei der Integration von Zugewanderten.[2] Dabei stellt die Bildungssprache besondere Anforderungen.[3][4]

Die einzelnen Bundesländer haben unterschiedliche Konzepte zur Sprachförderung von Vorschul- und Schulkindern.[5] Auch besteht ein enger Bezug zu Leseförderung.[6]

Wissenschaftliche Grundlagen der Sprachförderung

Die Sprachförderung in Kindergärten und in Grundschulen ist eine interdisziplinäre Aufgabe, an der verschiedene Wissenschaften beteiligt sind, so Lern- und Entwicklungspsychologie, Neurophysiologie, Neurobiologie, Linguistik. Die pädagogische Praxis hat dabei die Aufgabe, neueste Erkenntnisse der Wissenschaft im Alltag von Kindergarten und Schule zu realisieren und konkret anzuwenden.[7]

Vor allem im Bereich vorschulischer Sprachförderung und der der Grundschulpädagogik gibt es eine reichhaltige Literatur, die Eltern und Lehrern das Fördern leicht macht[8].

Siehe auch

Literatur

  • Herbert Günther: Sprachförderung konkret: mit Kopiervorlagen für Beobachtung, Förderung und Elternarbeit; [für Kinder von 5 bis 10 Jahren]. Beltz Verlag, Weinheim und Basel 2006, ISBN 978-3-407-62564-9.
  • Sabine Schmölzer-Eibinger, Magdalena Dorner, Elisabeth Langer, Maria-Rita Helten-Pacher: Sprachförderung im Fachunterricht in sprachlich heterogenen Klassen. Fillibach bei Klett, Stuttgart [2013], ISBN 978-3-12-688058-9.
  • Tatjana Kolberg (Hrsg.): Sprachtherapeutische Förderung im Unterricht. Stuttgart: Kohlhammer 2007.
  • Rita Zellerhoff: Vielfalt der sprachlichen Bildung. Handlungsorientierte und erfahrungsoffene Wege zur Sprachkultur. Vom elementaren Austausch bis zur Konzeptionalisierung abstrakter Begriffe. Peter Lang Edition, Frankfurt/M. 2013, ISBN 978-3-631-62983-3.

Einzelnachweise

  1. S. Roseberry, K. Hirsh-Pasek, J. Parish-Morris, R. M. Golinkoff: Live action: can young children learn verbs from video? In: Child development. Band 80, Nummer 5, 2009 Sep-Oct, S. 1360–1375, doi:10.1111/j.1467-8624.2009.01338.x, PMID 19765005, PMC 2759180 (freier Volltext).
  2. Marielle Reyhn: Sprachförderung in Ganztagsschulen: Hamburg und Straßburg im Vergleich. Waxmann Verl., Münster u. a. 2014 [zugl. Diss. Univ. Hamburg 2012], ISBN 978-3-8309-3021-1, S. 85.
  3. Angela Groskreutz: Kinder sprechen über (ihre) Mehrsprachigkeit: theoretische Überlegungen und eine qualitative Studie zu Perspektiven mehrsprachig aufwachsender Grundschülerinnen und Grundschüler. Verl. Peter Lang, Frankfurt a. M. u. a. [2016] [zugl. Diss. Europa-Univ. Flensburg 2015], ISBN 978-3-631-67380-5, Kap. 3.3.4 „Zur Herausforderung Bildungssprache in der Primarstufe“: S. 192–197.
  4. Marielle Reyhn: Sprachförderung in Ganztagsschulen: Hamburg und Straßburg im Vergleich. Waxmann Verl., Münster u. a. 2014 [zugl. Diss. Univ. Hamburg 2012], ISBN 978-3-8309-3021-1, S. 12.
  5. Karin Jampert, Petra Best u. a.: Schlüsselkompetenz Sprache: Sprachliche Bildung und Förderung im Kindergarten. 2. Aufl., Deutsches Jugendinstitut, München 2007, S. 65.
  6. Myra Thürsam: Multikulturelle Bibliotheksarbeit. Dinges & Frick, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-934997-21-9, S. 33.
  7. Herbert Günther: Sprachförderung konkret: mit Kopiervorlagen für Beobachtung, Förderung und Elternarbeit; [für Kinder von 5 bis 10 Jahren]. Beltz Verlag, Weinheim und Basel 2006, ISBN 978-3-407-62564-9, S. 25
  8. Vgl. u. a. Florian Hartnack: Kleiner Kater Kugelrund: Bewegende Geschichten zur Sprachförderung. Shaker Media, [Düren] 2014, ISBN 978-3-95631-201-4. Oder: Renate Zimmer: Handbuch Sprachförderung durch Bewegung. 6. Aufl., Herder Verl., Freiburg i.Br. 2013, ISBN 978-3-451-32160-3.