Sportwagen-Weltmeisterschaft 1957

Ferrari 290MM
Maserati 450S

Die Sportwagen-Weltmeisterschaft 1957 war die fünfte Saison dieser Meisterschaft. Sie begann am 20. Januar und endete am 3. November 1957.

Meisterschaft

Knapp Zwanzig Kilometer liegen zwischen dem 1914 gegründeten Sportwagenhersteller Maserati und dem 1957 erst zehn Jahre jungen Unternehmen von Enzo Ferrari, den großen Konkurrenten der Weltmeisterschaft 1957. Die Ingenieure beider Rennmannschaften trieben die Entwicklung der Rennfahrzeuge bis an die damals möglichen technologischen Grenzen.

Bei der Scuderia Ferrari kam der schon 1956 erfolgreiche 290MM zum Einsatz. Dazu wurde der 290S und beiden Viernockenwellen-Wunderwagen – 315S und 335S – gefahren. Der 335S war der bis dahin stärkste und schnellste Ferrari-Sportwagen. Der Rennwagen erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 305 km/h. Ein Wert, der erst vom 330P3 zehn Jahre später übertroffen wurde. Der 330P3 war aber ein um 150 kg leichterer Prototyp mit einem 420 PS starken V12-Motor, während das Aggregat im 335S nur 390 PS leistete. Louis Klemantaski – der Fotograf war wie 1957 Beifahrer von Peter Collins bei der Mille Miglia – über die 335S: Ihr Tempo war so viel höher als alles, was ich vorher erlebt hatte. Der Eindruck, wie man noch im zweiten und dritten Gang voranschoss war unvergesslich. Der Druck im Rücken beim Beschleunigen in den Gängen, die Fliehkräfte, die in den Kurven auf mich wirkten wurden bald sehr anstrengend, ganz zu schweigen davon, dass wir vom Fahrwerk ständig durchgerüttelt wurden.[1]

Nicht viel weniger Leistungsstark war der Maserati 450S. Ähnlich den Ferrari-Modellen galt der 450S als schwer zu fahrendes fast brachiales Fahrzeug, das bei ausspielen der vollen Leistung schwer zu bändigen war. Der 400 PS starke Motor sorgte für eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 300 km/h. Die Maserati-Teamführung ließ daher nur die erfahrensten Werksfahrer ans Steuer und war bei der Weitergabe der Wagen an Privatteams sehr zögerlich.

Die Rennsaison begann am 20. Januar mit dem 1000-km-Rennen von Buenos Aires. Die erste Auseinandersetzung zwischen den beiden italienischen Sportwagenherstellern endete mit einem Sieg für Ferrari. Masten Gregory, Eugenio Castellotti und Luigi Musso siegten auf einem von der US-amerikanischen Scuderia Temple Buell gemeldeten Ferrari 290 MM Spider Scaglietti vor dem Werks-Maserati 300S von Jean Behra, Carlos Menditéguy und Stirling Moss. Beim 12-Stunden-Rennen von Sebring siegte dann erstmals Maserati und bei der Mille Miglia, die vom tödlichen Unfall Alfonso de Portago seines Beifahrers und neun unbeteiligten Zuschauern überschattet wurde, erneut Ferrari.

Beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring zeigte sich, dass in der Weltmeisterschaft nicht nur Fahrzeuge von Ferrari und Maserati am Start waren. Tony Brooks und Noël Cunningham-Reid triumphierten in der Gesamtwertung auf einem Werks-Aston Martin DBR1/300. In Le Mans blieb die schottische Ecurie Ecosse erfolgreich und beim Rennen in Schweden erneut Maserati.

Die Entscheidung fiel beim letzten Saisonrennen in Caracas, wo alle Maseratis ausfielen und Peter Collins und Phil Hill das Rennen und die Meisterschaft für Ferrari gewannen.

Rennkalender

Nr.DatumRennname /
Rennstrecke
TeamGesamtsiegerFahrzeugMeisterschaft
120. JanuarArgentinien 1000-km-Rennen von Buenos Aires
(Circuito de la Costanera Norte)
Vereinigte Staaten 48 Scuderia Temple BuellVereinigte Staaten 48 Masten Gregory
ItalienItalien Eugenio Castellotti
ItalienItalien Luigi Musso
Ferrari 290MM Spider ScagliettiMarken
223. MärzVereinigte Staaten 48 12-Stunden-Rennen von Sebring
(Sebring International Raceway)
ItalienItalien Maserati FactoryFrankreich 1946 Jean Behra
Argentinien Juan Manuel Fangio
Maserati 450SMarken
311. – 12. MaiItalienItalien Mille Miglia
(Brescia – Rom – Brescia)
ItalienItalien Scuderia FerrariItalienItalien Piero TaruffiFerrari 315 SportMarken
426. MaiDeutschland 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring
(Nürburgring)
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich David BrownVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Tony Brooks
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Noël Cunningham-Reid
Aston Martin DBR1/300Marken
522. – 23. JuniFrankreich 1946 24-Stunden-Rennen von Le Mans
(Circuit des 24 Heures)
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Ecurie EcosseVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Ron Flockhart
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Ivor Bueb
Jaguar D-TypeMarken
611. AugustSchwedenSchweden 1000-km-Rennen von Kristianstad
(Råbelövsbanan)
ItalienItalien Officine Alfieri MaseratiFrankreich 1946 Jean Behra
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Stirling Moss
Maserati 450SMarken
73. NovemberVenezuela 1954 1000-km-Rennen von Caracas
(Caracas)
ItalienItalien Equipo FerrariVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Peter Collins
Vereinigte Staaten 48 Phil Hill
Ferrari 335 SportMarken

Marken-Weltmeisterschaft für Konstrukteure

Gesamtwertung

PositionKonstrukteur1234567Gesamt
1ItalienItalien Ferrari8(3)86(2)(6)830
2ItalienItalien Maserati683(2)8(1)25
3Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jaguar348217
4Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Aston Martin88
5Deutschland Porsche2327
6ItalienItalien O.S.C.A.11

Literatur

  • Alain Bienvenu: Endurance. 50 ans d’histoire. Band 2: 1964-1981. Éditions ETAI, Boulogne-Billancourt 2004, ISBN 2-7268-9327-9.
  • Peter Higham: The Guinness Guide to International Motor Racing. A complete Reference from Formula 1 to Touring Car. Guinness Publishing Ltd., London 1995, ISBN 0-85112-642-1.

Weblinks

Commons: Sportwagen-Weltmeisterschaft 1957 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karl Ludvigsen: Ferrari vs. Maserati. Unerbittliche Motorsportrivalen. Heel, Königswinter 2008, ISBN 978-3-86852-051-4, S. 205.

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US Flag with 48 stars. In use for 47 years from July 4, 1912, to July 3, 1959.
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Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
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State Flag of Venezuela 1930-2006, New flag was introduced 9 March 2006.
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1956 Maserati 450S Prototype (chassis 4501)
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Ferrari 290 MM Scaglietti Spyder, telaio n. 0628, del 1956