Spontane Symmetriebrechung
Spontane Symmetriebrechung ist ein Konzept der theoretischen Physik, das insbesondere im Standardmodell der Elementarteilchenphysik eine wichtige Rolle spielt (Higgs-Mechanismus). Man spricht von spontaner Symmetriebrechung, wenn der Grundzustand (der Zustand niedrigster Energie) eines physikalischen Systems weniger Symmetrien aufweist als die zugrunde liegenden Bewegungsgleichungen.
Symmetrien sind wichtige physikalische Eigenschaften eines Systems, da sie zum Beispiel die Erfüllung von Erhaltungssätzen oder die Existenz von Elementarteilchen bedingen können.
Das Konzept spielt auch eine Rolle in der Festkörperphysik, wo es seinen Ursprung hat. Kühlt z. B. ein Ferromagnet unter die Curie-Temperatur ab, so entwickelt sich – auch bei beliebig schwachem internem Magnetfeld – eine in dessen Richtung orientierte „spontane Magnetisierung“, was die vorher vorhandene Drehsymmetrie bricht. Durch das schwache Magnetfeld kann also die Richtung der spontanen Magnetisierung vorgegeben werden, während der Betrag davon unabhängig ist.
Beispiel
Das Bild illustriert ein rotationssymmetrisches Potential. Als mechanisches Analogon kann man sich dieses Potential als eine Fläche vorstellen, auf der eine Kugel rollt, beispielsweise den nach innen gewölbten Boden einer Flasche oder einen Sombrero. In diesem Fall hängt das Potential von zwei Ortskoordinaten und ab. In der Teilchenphysik wird statt der Ortskoordinaten ein komplexes Feld (oder auch zwei reelle Felder und ) betrachtet. Ein bestimmter Wert entspricht einer Feldkonfiguration, aus der sich Vorhersagen für im Experiment zu beobachtende Größen machen lassen. Für komplexe Felder
kann man ein solches Potential durch die Gleichung
beschreiben, wobei in der Abbildung gewählt wurde.
Dieses Potential besitzt stabile lokale Minimalwerte auf einem ganzen Kreis um die Symmetrieachse, am „Boden“ des Potentials. Im mechanischen Analogon sind dies die Orte, in denen eine Kugel ruhen kann. In der Teilchenphysik entsprechen die Minimalwerte Konfigurationen, die das Feld im Vakuum annehmen kann; man spricht daher vom „Vakuumkreis“. Die lokalen Minima und Maxima des Feldes liegen dort, wo die erste Ableitung des Potentials (der Gradient) verschwindet:
Dies ist der Fall auf dem Kreis um den Ursprung mit dem Radius :
- .
Zusätzlich gibt es einen instabilen stationären Zustand genau im Zentrum der Potentialfläche, am obersten Punkt der Wölbung. Es sei jetzt angenommen, dass sich die Kugel, bzw. das Feld, zunächst in diesem Zustand befindet. Bei der geringsten Störung wird die Kugel von diesem Punkt wegrollen und schließlich – gebremst durch Reibung – an einem Punkt auf dem Minimumskreis liegenbleiben. Analog wird das Feld aus dem instabilen Zustand (dem so genannten „falschen Vakuum“) spontan in einen stabilen Grundzustand auf dem Vakuumkreis übergehen. Die Konfiguration hat damit allerdings die Rotationssymmetrie verloren („Symmetriebrechung“), da sich das System für eine bestimmte Lage auf dem Kreis entschieden hat, die dadurch gegenüber allen anderen Lagen auf dem Kreis ausgezeichnet ist.
Konsequenzen
Die spontane Brechung globaler kontinuierlicher Symmetrien hat das Goldstonetheorem zur Folge. Dieses besagt, dass zu jedem gebrochenen Generator der Symmetriegruppe ein masseloses skalares Goldstone-Boson existiert.
Für lokale eichsymmetrische Theorien gilt das Goldstonetheorem nicht. Stattdessen gibt es dort das Phänomen des Higgs-Mechanismus, bei dem die Eichfelder mit einem skalaren Higgsfeld wechselwirken. Die Goldstone-Bosonen des spontanen Symmetriebruchs im Higgsfeld werden zu einem zusätzlichen longitudinalen Polarisationsfreiheitsgrad der Eichfelder, die dadurch eine Masse erhalten. Ohne spontane Symmetriebrechung sind die Eichfelder masselos und hätten nur zwei transversale Polarisationen (linkshändige Moden mit Spin antiparallel zur Ausbreitungsrichtung und rechtshändige Moden mit Spin parallel zur Ausbreitungsrichtung).
Nobelpreise
Yōichirō Nambu wurde "für die Entdeckung des Mechanismus der spontanen Symmetriebrechung in der subatomaren Physik" der halbe Nobelpreis für Physik 2008 zuerkannt.[1][2] Bereits 1985 wurde er mit der Max-Planck-Medaille für seine Verdienste ausgezeichnet.[3] Die andere Hälfte des 2008 Nobelpreis teilen sich Makoto Kobayashi und Toshihide Maskawa für "für die Entdeckung des Ursprungs der gebrochenen Symmetrie, die die Existenz von mindestens drei Familien von Quarks in der Natur vorhersagt".[4]
Für den Higgs-Mechanismus erhielten François Englert und Peter Higgs 2013 den Nobelpreis für Physik.[5][6][7][8]
Bedeutung für andere Sparten der Physik
Das Konzept der spontanen Symmetriebrechung spielt auch in anderen Gebieten der Physik eine wesentliche Rolle, insbesondere in der Statistischen Physik (z. B. beim kritischen Verhalten bei Phasenübergängen), in der Festkörperphysik (z. B. in der Theorie der Supraleitung) und in der Teilchenphysik (z. B. beim oben erwähnten Higgs-Mechanismus).[9]
In der klassischen Mechanik zeigt das Konzept, dass in dieser eine meist übersehene Möglichkeit des Indeterminismus innewohnt („Kuppel-Paradox“). Das Heraufrollen eines Balls zum obersten Punkt der „Kuppel“ bzw. des „Sombreros“ (in den Zustand des labilen Gleichgewichts) mit einer kinetischen Energie, die gerade der dafür nötigen potentiellen Energie entspricht, kann – Reibungsfreiheit vorausgesetzt – zeitlich umgekehrt werden. Daher kann der Ball jederzeit spontan die Position des labilen Gleichgewichts verlassen (herabrollen) – völlig in Einklang mit den Gesetzen der klassischen Mechanik.[10] Einen – auch nur minimalen – Anstoß braucht es dazu nicht, obwohl es diesen in der Realität aufgrund der Brownschen Bewegung stets geben wird.
Weblinks
- Ein ausführlicher Artikel mit Hintergrundinformationen zur Bedeutung des Gebietes in der Teilchenphysik.
- Ein kurzer Artikel zur Nobelpreisverleihung 2008
- Dezenter Symmetriebrecher, Panorama Artikel von pro-physik.de zum 100. Geburtstag von Yōichirō Nambu (2021).
Einzelnachweise
- ↑ The Nobel Prize in Physics 2008. Abgerufen am 5. April 2023 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Chris Quigg, Bruce D. Winstein: Respekt für Symmetrie. Hrsg.: Physik Journal. Band 7, Nr. 12. Wiley-VCH, 2008 (pro-physik.de [abgerufen am 5. April 2023]).
- ↑ Y. Nambu: Some Theoretical Problems in Particle Physics. In: Physik Journal. Band 41, Nr. 7, Juli 1985, S. 173–175, doi:10.1002/phbl.19850410705 (wiley.com [abgerufen am 5. April 2023]).
- ↑ The Nobel Prize in Physics 2008 - A Passion for Symmetry (Illustrated Presentation). 2008, abgerufen am 5. April 2023 (amerikanisches Englisch).
- ↑ We have it. In: Nature Physics. Band 8, Nr. 8, August 2012, ISSN 1745-2473, S. 575–575, doi:10.1038/nphys2404 (englisch, nature.com [abgerufen am 5. April 2023]).
- ↑ F. Englert, R. Brout: Broken Symmetry and the Mass of Gauge Vector Mesons. In: Physical Review Letters. Band 13, Nr. 9, 31. August 1964, S. 321–323, doi:10.1103/PhysRevLett.13.321 (englisch, aps.org [abgerufen am 5. April 2023]).
- ↑ Peter W. Higgs: Broken Symmetries and the Masses of Gauge Bosons. In: Physical Review Letters. Band 13, Nr. 16, 19. Oktober 1964, S. 508–509, doi:10.1103/PhysRevLett.13.508 (englisch, aps.org [abgerufen am 5. April 2023]).
- ↑ G. S. Guralnik, C. R. Hagen, T. W. B. Kibble: Global Conservation Laws and Massless Particles. In: Physical Review Letters. Band 13, Nr. 20, 16. November 1964, S. 585–587, doi:10.1103/PhysRevLett.13.585 (englisch, aps.org [abgerufen am 5. April 2023]).
- ↑ Nicholas R. Poniatowski: Superconductivity, broken gauge symmetry, and the Higgs mechanism. In: American Journal of Physics. Band 87, Nr. 6, 1. Juni 2019, ISSN 0002-9505, S. 436–443, doi:10.1119/1.5093291 (englisch, scitation.org [abgerufen am 5. April 2023]).
- ↑ Florian Freistetter: Freistetters Formelwelt: Das bizarre Kuppel-Paradox, auf: Spektrum.de vom 3. Juni 2021, zuletzt aktualisiert am 6. Juni 2021, 7 Uhr.
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This is a graph of the Mexican wavelet function in polar coordinates. It illustrates en:spontaneous symmetry breaking. It is intended to supersede File:Spontaneous symmetry breaking.jpg, which was tagged as a bad jpeg.
This is a surface of revolution obtained by rotating about the y axis.
The script for [:en:gnuplot] follows:
#!/usr/bin/gnuplot -persist # # # G N U P L O T # Version 4.2 patchlevel 4 # last modified Sep 2008 # System: Linux 2.6.28-15-generic # # Copyright (C) 1986 - 1993, 1998, 2004, 2007, 2008 # Thomas Williams, Colin Kelley and many others # # Type `help` to access the on-line reference manual. # The gnuplot FAQ is available from http://www.gnuplot.info/faq/ # # Send bug reports and suggestions to <http://sourceforge.net/projects/gnuplot> # # set terminal wxt 0 # set output unset clip points set clip one unset clip two set bar 1.000000 unset border set xdata set ydata set zdata set x2data set y2data set timefmt x "%d/%m/%y,%H:%M" set timefmt y "%d/%m/%y,%H:%M" set timefmt z "%d/%m/%y,%H:%M" set timefmt x2 "%d/%m/%y,%H:%M" set timefmt y2 "%d/%m/%y,%H:%M" set timefmt cb "%d/%m/%y,%H:%M" set boxwidth set style fill empty border set style rectangle back fc lt -3 fillstyle solid 1.00 border -1 set dummy x,y set format x "% g" set format y "% g" set format x2 "% g" set format y2 "% g" set format z "% g" set format cb "% g" set angles radians unset grid set key title "" unset key unset label unset arrow set style increment default unset style line unset style arrow set style histogram clustered gap 2 title offset character 0, 0, 0 unset logscale set offsets 0, 0, 0, 0 set pointsize 1 set encoding default unset polar unset parametric unset decimalsign set view 52, 253, 1, 1 set samples 40, 40 set isosamples 40, 40 set surface set contour base set clabel '%8.3g' set mapping cartesian set datafile separator whitespace set hidden3d offset 0 trianglepattern 3 undefined 1 altdiagonal bentover set cntrparam order 4 set cntrparam linear set cntrparam levels incremental 0,1.4,1.4 set cntrparam points 5 set size ratio 0 1,1 set origin 0,0 set style data points set style function lines set xzeroaxis linetype -2 linewidth 1.000 set yzeroaxis linetype -2 linewidth 1.000 set zzeroaxis linetype -2 linewidth 1.000 set x2zeroaxis linetype -2 linewidth 1.000 set y2zeroaxis linetype -2 linewidth 1.000 set ticslevel 0.5 set mxtics default set mytics default set mztics default set mx2tics default set my2tics default set mcbtics default set noxtics set noytics set noztics set nox2tics set noy2tics set cbtics border in scale 1,0.5 mirror norotate offset character 0, 0, 0 set cbtics autofreq set title "" set title offset character 0, 0, 0 font "" norotate set timestamp bottom set timestamp "" set timestamp offset character 0, 0, 0 font "" norotate set rrange [ * : * ] noreverse nowriteback # (currently [0.00000:10.0000] ) set trange [ * : * ] noreverse nowriteback # (currently [-5.00000:5.00000] ) set urange [ * : * ] noreverse nowriteback # (currently [-5.00000:5.00000] ) set vrange [ * : * ] noreverse nowriteback # (currently [-5.00000:5.00000] ) set xlabel "" set xlabel offset character 0, 0, 0 font "" textcolor lt -1 norotate set x2label "" set x2label offset character 0, 0, 0 font "" textcolor lt -1 norotate set xrange [ -1.00000 : 1.00000 ] noreverse nowriteback set x2range [ -3.29206 : 3.34697 ] noreverse nowriteback set ylabel "" set ylabel offset character 0, 0, 0 font "" textcolor lt -1 rotate by 90 set y2label "" set y2label offset character 0, 0, 0 font "" textcolor lt -1 rotate by 90 set yrange [ -1.00000 : 1.00000 ] noreverse nowriteback set y2range [ 853.321 : 878.574 ] noreverse nowriteback set zlabel "" set zlabel offset character 0, 0, 0 font "" textcolor lt -1 norotate set zrange [ * : 1.50000 ] noreverse nowriteback # (currently [-1.80000:] ) set cblabel "" set cblabel offset character 0, 0, 0 font "" textcolor lt -1 rotate by 90 set cbrange [ * : * ] noreverse nowriteback # (currently [-10.0000:10.0000] ) set zero 1e-08 set lmargin -1 set bmargin -1 set rmargin -1 set tmargin -1 set locale "C" set pm3d explicit at s set pm3d scansautomatic set pm3d interpolate 1,1 flush begin noftriangles nohidden3d corners2color mean set palette positive nops_allcF maxcolors 0 gamma 1.5 color model RGB set palette rgbformulae 7, 5, 15 set colorbox default set colorbox vertical origin screen 0.9, 0.2, 0 size screen 0.05, 0.6, 0 front bdefault set loadpath set fontpath set fit noerrorvariables set terminal svg set parametric set urange [-pi:pi] set vrange [0:1.25] set xrange [*:*] set yrange [*:*] set zrange [*:*] set hidden3d offset 1 set style line 1 lt rgb "black" lw 1 set style line 2 lt rgb "#bbbbbb" lw 1 splot cos(u)*v, sin(u)*v, (v**2 - 1 )**2 ls 1 # pause -1 # EOF