Spondyloarthritis

Die Spondyloarthritis (auch Spondylarthritis oder Spondarthritis, abgekürzt SpA) ist eine entzündliche Erkrankung von Wirbelsäule und Gelenken. Als Spondyloarthritiden werden aufgrund ähnlicher Genetik und Beschwerdebilder fünf rheumatische Krankheiten zusammengefasst:[1]

Wie bei allen entzündlich-rheumatischen Krankheiten handelt es sich um Autoimmunerkrankungen: Gelenke sind entzündet (Arthritis, Arthro- von altgriechisch ἄρθρονarthron, deutsch ‚Gelenk‘), ohne von einem Krankheitserreger infiziert zu sein. Die namensgebenden Wirbelgelenke (Spondylo- von altgriechisch σπὁνδυλοςspondylos, deutsch ‚Wirbel‘) können bei allen genannten Krankheiten betroffen sein; typisch ist dieses Symptom aber nur für die ankylosierende Spondylitis. Neben Gelenken können sich Sehnen, Bänder, Haut und Augen entzünden. Spondyloarthritiden haben in Europa eine Prävalenz von ca. 1 %.[1] Im Gegensatz zu vielen anderen Autoimmunerkrankungen sind beide Geschlechter etwa gleich häufig betroffen.

Terminologie

Spondylarthropathie bezeichnet als Oberbegriff alle chronischen Gelenkerkrankungen der Wirbelsäule; hierzu zählen neben den entzündlichen Spondylarthritiden auch die wesentlich häufigeren degenerativen Spondylarthrosen. Im englischen Sprachraum ist die Unterscheidung zwischen entzündlichen Arthritiden einerseits und nicht entzündlichen Arthrosen andererseits unüblich; die in diesem Artikel behandelten Spondyloarthritiden werden daher meist als (seronegative) spondylarthropathies bezeichnet.

Laborbefunde

Patienten mit Spondyloarthritis weisen oft die genetische Variante HLA-B27 auf.[1] Der Rheumafaktor ist nicht höher als in der Normalbevölkerung, also meist negativ („seronegativ“).[1] Bei Krankheitsaktivität können allgemeine Entzündungsmarker wie BSG und CRP erhöht sein.

Leitsymptome

Je nachdem, ob Beschwerden am Rücken (dem Achsenskelett) oder an Armen und Beinen (den peripheren Gelenken) überwiegen, spricht man von einer axialen oder einer peripheren Spondyloarthritis. Die ankylosierende Spondylitis verläuft definitionsgemäß immer als axiale Spondyloarthritis. Axiale Spondyloarthritis wird zunehmend als Diagnosebezeichnung verwendet, da ankylosierend (versteifend) dank besserer Therapie und der Erfassung anderer Verlaufsformen die Krankheit oft nicht mehr treffend beschreibt.

Oligoarthritis

Während die rheumatoide Arthritis typischerweise viele stammferne Gelenke symmetrisch befällt (Polyarthritis), die Finger- und Zehenendgelenke aber stets ausspart, sind bei den Spondyloarthritiden eher weniger und größere Gelenke betroffen (Oligoarthritis), oft das Kniegelenk.[1] Finger können im Strahl, d. h. mit allen drei Gelenken befallen werden, woraus sich das Bild des „Wurstfingers“ (Daktylitis) ergibt.[1]

Entzündlicher Rückenschmerz

Entzündlicher Rückenschmerz zeigt einen charakteristischen tageszeitlichen Verlauf mit Schmerzzunahme im Schlaf, Morgensteifigkeit und Besserung im Tagesverlauf.[1] Die Betroffenen wachen teilweise in der zweiten Nachthälfte auf und erfahren Linderung durch Umhergehen. Die Beschwerden sprechen gut auf entzündungshemmende Schmerzmittel (wie Ibuprofen) an,[1] bessern sich aber über Monate nicht. Rückenschmerzen, die plötzlich einsetzen, mit neurologischen Ausfällen einhergehen oder erst im Alter über 40 auftreten, sind dagegen eher nicht als entzündlich,[1] sondern als degenerativ („Verschleiß“) zu werten. Die dem entzündlichen Rückenschmerz zugrundeliegende Entzündung von Iliosakralgelenken (Sakroiliitis) und Wirbelbogengelenken (Spondylarthritis) lässt sich im Frühstadium am besten per Magnetresonanztomographie nachweisen. Sind bereits Schäden eingetreten, lassen sich diese gut im konventionellen Röntgen darstellen.

Weitere

Entzündungen der Sehnen treten im Bereich der Knochenansätze auf (Enthesiopathie), am häufigsten an der Achillessehne. Tritt eine Entzündung der mittleren Augenhaut (Uveitis anterior) auf, muss diese sofort behandelt werden. Die Beteiligung innerer Organe ist selten.

Therapie

In leichteren Fällen können entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAR) genügen. In schwereren Fällen kann die (vorübergehende) Einnahme von Glucocorticoiden wie Prednisolon angezeigt sein, ggf. sind stattdessen Spritzen ins Gelenk möglich. Als Basistherapeutika zum langfristigen Erhalt der Entzündungsfreiheit eignen sich unter anderem Sulfasalazin und TNF-Blocker.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Gerd Herold und Mitarbeiter: Innere Medizin 2019. Eigenverlag, Köln 2018, ISBN 978-3-9814660-8-9, S. 669.