Spitlight

Spitlight 2021
Der Spitlight vor dem Museum Enter in Solothurn im Juli 2021
Vorbeifahrt des Spitlight in Derendingen beim künftigen Standort des Museums Enter
Der renovierte Spitlight bei seiner ersten Präsentation an den Solothurner Filmtagen im Januar 2020
Innenansicht: Der Innenraum wird ausgefüllt durch die Kohlenbogen-Lampe und die Optik und bietet Platz für 3–4 Personen.
Im Cockpit des Spitlights. Von hier aus lassen sich die Aktionen des Projektors steuern.
Höhepunkt in der Geschichte des Spitlight: Projektion bei den Olympischen Winterspielen in Cortina d’Ampezzo 1956.

Spitlight, gelegentlich auch Andreoli-Spitlight genannt, ist ein Outdoor-Projektor, der vom Schweizer Ingenieur Gianni Andreoli (1919–1971) in den Jahren 1955/56 gebaut wurde und an den Olympischen Winterspielen 1956 zum ersten Mal eingesetzt wurde. 1985 wurde er als grösster Projektor der Welt im Guinness-Buch der Rekorde eingetragen. Der Projektor steht heute im Museum Enter in Solothurn. 2020 wurde die erste Phase der Restauration abgeschlossen.

Funktionsweise

Im Innern verband sich aufwändige Starkstrom-Technik. Herzstück war eine starke Kohlebogenlampe. Sie erzeugte eine Lichtstärke von 375‘000 Lumen. Es handelt sich um eine so genannte Super-Ventarc-Lampe, die von der Schweizer Firma Dr. Edgar Gretener AG entwickelt und hergestellt wurde, unter anderem für den Einsatz im TV-Projektionssystem Eidophor.[1] Eine Projektion von normalen Diapositiven war aufgrund der grossen Hitze-Entwicklung nicht möglich. Verwendet wurden Metallschablonen, so genannte Gobos. Damit konnten einfache Grafiken für jeweils 40 Sekunden über eine Distanz von bis zu 6 Kilometern etwa auf Felswände oder Wolken projiziert werden. Die Seitenlänge des Bildes betrug dann 1 Kilometer. Ein Trommelmechanismus ermöglichte das Wechseln der Metallschablonen. Damit konnten einfache Animationseffekte wie etwa ein Countdown erzielt werden. Die Kohlestäbe der Lampe mussten alle 15 Minuten gewechselt werden. Zur Bedienung war ein Team von 4 Personen notwendig.

Geschichte

Der Schweizer Ingenieur Gianni Andreoli hatte bereits für die Weltausstellung der Photographie 1952 einen ersten grossen Projektor gebaut. In den Jahren 1955/56 baute er unter dem Namen P.300.S Spitlight eine verbesserte Version und meldete verschiedene Patente an.[2] Im Gegensatz zum Vorgängermodell war sie mobil und wurde auf einem Bedford-Lastwagen montiert. Auf einem Anhänger wurde ein elektrischer Generator mitgeführt. Das Fahrzeug war auffällig durch sein Aussehen, denn es erinnerte an eine Rakete. Der Aufbau konnte mittels Drehgestell in alle Richtungen gedreht werden.

Der Spitlight wurde erstmals an den Olympischen Winterspielen 1956 in Cortina d’Ampezzo eingesetzt. Später kam er für andere Grossanlässe zum Einsatz. Es gelang dem Erfinder jedoch nicht, aus seinen Entwicklungen einen finanziellen Nutzen zu ziehen. Um es vor dem Zugriff von Geldgebern zu schützen, wurde das Gerät über Jahre versteckt.

Nach dem Tod des Erfinders schenkte es seine Witwe dem Technorama in Winterthur. Dies war ursprünglich als Technik-Museum konzipiert, wandelte sich aber in ein Science-Center, das keinen Bedarf mehr das Gerät. Ein privater Verein[3] um den Winterthurer Techniker Mark Ofner[4] übernahm das Gerät. Mark Ofner führte mit dem Spitlight eine Reihe von Veranstaltungen durch.[5] Er übergab den Spitlight 2019 dem Museum Enter für Computer und Unterhaltungselektronik in Solothurn, das zunächst nur den Bedford-LKW restaurierte. Das Projektionssystem blieb unverändert. Seinen ersten Auftritt hatte der renovierte Spitlight an der Eröffnung der 56. Solothurner Filmtage am 20. Januar 2021. Er wird eines der zentralen Objekte im neuen Museum Enter sein, das 2023 in Derendingen eröffnet wird.

Literatur

  • Claude Settele: Coca-Cola in den Wolken. In: Luzerner Neuste Nachrichten, Magazin. 26. Februar 1983, S. 4–8.
  • Dominik Landwehr: Der frühe Traum vom Kinofernsehen. In: NZZ am Sonntag. 3. April 2021.Online
  • Dominik Landwehr: Eidophor und Spitlight. Zwei helle Lichter aus der Schweiz. In: Sternenjaeger vom 10. April 2021 Online
  • Martin Gysi: Sektion Winterthur rettet Weltrekord-Projektor. In: Schweizerische Technische Zeitschrift (STV). 1986, Nr. 2, 29. Januar 1986, S. 9–14
  • Felix Wirth, Jan Liechti, Dominik Landwehr, Felix Kunz, Vision of a Visionary. Die unglaubliche Geschichte des Spitlight P.300.S. The Incredible Story of the Spitlight P.300.S, 220 S., Stiftung ENTER, Solothurn 2022 ISBN 978-3-9525683-0-9

Weblinks

Commons: Spitlight – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Edgar Gretener: Physical Principles, Design and Performance of the Ventarc High-Intensity Projection Lamps. Hrsg.: Journal of the Society of Motion Picture and Television Engineers. Band 4, Nr. 55. IEEE, Oktober 1950, S. 391–413 (ieee.org).
  2. Europäisches Patentamt. Abgerufen am 18. Juni 2020.
  3. Verein zur Erhaltung und zum Betrieb des Projektors Spitlight. Abgerufen am 18. Juni 2020.
  4. Mark Ofner, Winterthur. Abgerufen am 18. Juni 2020.
  5. Dominik Landwehr: Das Androli-Spitlight - der erste Wolkenprojektor. In: Digital Brainstorming - Plattform für digitale Kultur und Medienkunst. Migros-Kulturprozent, 15. Februar 2019, abgerufen am 26. Januar 2021.

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Museum Enter Spitlight 1K4A7440.jpg
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Der Spitlight ist ein Outdoor-Projektor. Das Fahrzeug befindet im Besitz des Museums Enter, und ist in der Regel nicht ausgestellt. Die Fotos entstanden auf dem Vorplatz des Museums.
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Das Cockpit des Andreoli Spitlight
Spitlight front, Jan 2021.jpg
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Wolkenprojektor Spitlight erfunden und gebaut von Schweizer Ingenieur Gianni Andreoli (1919-1971). Frisch restauriert und präsentiert an den Solothurner Filmtagen durch das ENTER Museum
Spitlight projection to Dolomites.jpg
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Wolkenprojektor Spitlight erfunden und gebaut von Schweizer Ingenieur Gianni Andreoli (1919-1971) projieziert Bild an die Dolomiten, Olympische Spiele in Cortina d'Ampezzo 1956
Spitlight Vorbeifahrt Derendingen 2021.webm
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Spitlight in Derendingen, Solothurn
Spitlight-innen-2019.jpg
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Im Innern des Andreoli Spitlight. Der grösste Teil des Raumes wird von der gigantischen Kohlenbogen-Lampe und der Optik des Projektors gefüllt.