Spitex

Die Bezeichnung Spitex, Abkürzung für «spitalexterne Hilfe und Pflege», ist eine im deutschschweizerischen Sprachraum verwendete allgemeine Bezeichnung für die Hilfe und Pflege zu Hause. Es entspricht dem Begriff ambulante Pflege in Deutschland. Spitex Schweiz ist der nationale Dachverband von Spitex-Kantonalverbänden und weiteren Organisationen für professionelle Pflege und Unterstützung zu Hause.

Zum Grundangebot der Spitex gehören Gesundheitspflege, hauswirtschaftliche Unterstützung sowie Beratung und sozialbetreuerische Begleitung. Die weiteren Angebote unterscheiden sich je nach lokaler Spitex-Organisation, zum Teil werden sie ergänzend von Partnerorganisationen erbracht. Die Kerndienstleistungen sind: Abklärung, Beratung, Koordination (kassenpflichtige Leistungen gemäss KVG), Krankenpflege (kassenpflichtige Leistungen gemäss KVG), Körperpflege, Akut- und Übergangspflege (kassenpflichtige Leistungen gemäss KVG) Beratung in Gesundheitsfragen, Prävention, Hauswirtschaft (Unterstützung im Haushalt), Betreuung, soziale Begleitung

In der Schweiz fördern, unterstützen und ermöglichen Spitex-Organisationen mit ihren Dienstleistungen das Wohnen und Leben zu Hause für Menschen aller Altersgruppen, die der Hilfe, Pflege, Betreuung, Begleitung und Beratung bedürfen. Die Idee ist, dass Personen bis zu einem gewissen Grad zu Hause in einem vertrauten Umfeld von ausgebildetem Krankenpflege- und Hauswirtschaftspersonal unterstützt, betreut und versorgt werden können und so die Selbständigkeit und Unabhängigkeit der betreuten Person gefördert wird. Ein Vorteil wird in der Kostenersparnis gegenüber einer stationären Versorgung im Pflegeheim gesehen. Die Kosten für die Dienstleistungen werden zu einem Teil vom Patienten (bzw. von dessen Krankenkasse) getragen und zu einem Teil von der öffentlichen Hand (in der Regel von der Gemeinde) subventioniert.

Anbieter sind gemeinnützige (Nonprofit-) und private Organisationen.

Nonprofit (NPO)-Spitex

Logo Spitex Verband Schweiz

Die Nonprofit-Spitex wird im Auftrag der Gemeinde bzw. des Kantons tätig. Bevor die Betreuung einer Person aufgenommen wird, findet eine Bedarfsabklärung für Pflegeleistungen gemäss Krankenversicherungsgesetz (KVG) statt, damit die betroffene Person weder unter- noch überversorgt wird. Dazu wird das Abklärungsinstrument RAI-Home-Care verwendet.[1] Basierend auf Leistungsverträgen mit den Kantonen und Gemeinden tragen neben der öffentlichen Hand die Kranken-, Unfall-, Invaliden- und Militärversicherungen sowie die Klienten zur Finanzierung bei. Die gesetzlichen Auflagen verpflichten die Spitex-Organisationen zu wirksamen, zweckmässigen und wirtschaftlichen Pflegeleistungen. Wird die Pflege zu Hause im Vergleich zu einer stationären Betreuung deutlich teurer, ist unter Umständen ein Wechsel ins Heim nötig. Die NPO-Organisationen sind verpflichtet, Gewinne nicht auszuschütten, sondern in der Organisation zu belassen.[2]

Der Dachverband der Nonprofit-Spitex Spitex Schweiz mit Sitz in Bern wurde 1995 gegründet.[3]

Private Spitex-Organisationen

Pflegebedürftige können eine private Spitex-Organisation mit ihrer Versorgung beauftragen, doch werden nicht alle Dienstleistungen von der öffentlichen Hand subventioniert. Private Anbieter sind unter anderen Vereine, Stiftungen, GmbH oder Aktiengesellschaften. Die 2005 gegründete Association Spitex privée Suisse (ASPS) vertritt 75 %[4] der privaten Spitex-Organisationen. Sie entwickelte ein eigenes Gütesiegel.[5]

Statistik

Die Spitex-Leistungen bilden einen wesentlichen Teil des schweizerischen Gesundheits- und Sozialwesens. Gemäss Spitex-Statistik des Bundesamtes für Statistik widmeten sich im Jahr 2015 in der Schweiz rund 46'000 Personen mit umgerechnet rund 20'249 Vollzeitstellen der Pflege und Betreuung von rund 309'000 Personen. Über 80 % der Beschäftigten und der Klienten entfallen auf 572 gemeinnützige Organisationen (meist privatrechtlich-gemeinnützige Vereine oder Stiftungen), weniger als 20 % auf 348 erwerbswirtschaftliche Unternehmen und 836 selbständige Pflegefachpersonen.[6]

0,7 % der Vollzeitstellen sind mit Pflegefachpersonen mit Fachhochschuldiplom besetzt, 28 % haben eine Höhere Berufsbildung (HF), weitere 24 % haben eine berufliche Grundbildung im Bereich Pflege und Betreuung, 1 % ein sozial-therapeutisches Diplom, 7 % eine kaufmännische Ausbildung. 38 % sind Praktikanten, haben Pflege- und Betreuungskurse besucht oder sind ganz ohne spezifische Spitex-Ausbildung.[7]

Literatur

  • Robert Fluder, Sabine Hahn, Jonathan M. Bennett, Matthias Riedel, Thomas Schwarze: Ambulante Alterspflege und -betreuung. Zur Situation von pflege- und unterstützungsbedürftigen älteren Menschen zu Hause. Seismo Verlag, Zürich 2012, ISBN 978-3-03777-125-9.
  • Pascale Gmür: Puzzeln mit Ananas. Menschen der Spitex erzählen. Verlag Hier und Jetzt, Baden 2019, ISBN 978-3-03919-477-3.
  • Markus Lischer: Spitex. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Rahel Gmür, Philip Steiner: Spitex. In: Gesundheitswesen Schweiz 2015–2017. Hogrefe, Bern 2015, ISBN 978-3-456-85552-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. RAI-Home-Care Schweiz; abgerufen am 11. Februar 2019.
  2. Einsatz der Spitex. Abgerufen am 11. Februar 2019.
  3. Spitex Schweiz: Unsere Geschichte.
  4. spitexprivee.swiss
  5. Association Spitex privée Suisse ASPS (Verband der privaten Spitex-Organisationen)
  6. Bundesamt für Statistik Spitex-Statistik abgerufen am 29. April 2017.
  7. Rahel Gmür, Philip Steiner: Spitex. In: Willy Oggier (Hrsg.): Gesundheitswesen Schweiz 2015–2017. Hogrefe, Bern 2015, ISBN 978-3-456-85552-3, S. 413–424.

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