Spike (Panzerabwehrlenkwaffe)
Spike (Panzerabwehrlenkwaffe) | |
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Allgemeine Angaben | |
Typ | Panzerabwehrlenkwaffe |
Heimische Bezeichnung | Gil, Spike, NT-Dandy, Tamuz |
NATO-Bezeichnung | Spike |
Herkunftsland | Israel |
Hersteller | Rafael Armament Development Authority |
Entwicklung | 1970er |
Indienststellung | 1981 |
Einsatzzeit | im Einsatz |
Technische Daten | |
Gefechtsgewicht | Spike LR: 13,5 kg[1] Spike ER: 34 kg[1] Spike NLOS: 71 kg[1] |
Antrieb Erste Stufe Zweite Stufe | Feststoffbooster Feststoff-Raketentriebwerk |
Reichweite | Spike LR: 4 km[1] Spike ER: 8 km[1] Spike NLOS: 25 km[1] |
Ausstattung | |
Lenkung | Spike LR/ER: INS & Lichtleitkabel[1] Spike NLOS: INS & Richtfunk[1] |
Zielortung | Abbildender Infrarotsuchkopf und/oder CCD[1] |
Gefechtskopf | Tandemhohlladung und Splittergefechtskopf |
Zünder | Aufschlagzünder |
Waffenplattformen | Lastkraftwagen, Hubschrauber, Schiffe |
Listen zum Thema |
Spike ist eine Familie von Panzerabwehrlenkwaffen des israelischen Waffenherstellers Rafael Armament Development Authority.
Geschichte
Die Entwicklung der als Spike-NLOS bekannten Variante begann gegen Ende der 1970er Jahre. Sie war für die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) ab 1981 verfügbar und als Geheimsache eingestuft, was erst 2011 gelockert wurde.[2] Wesentlich später, nach knapp 33 Jahren, wurde die Existenz eines Raketenträgers auf der Wanne des Magach 5 bekannt, der seit 2015 bereits die vierte Generation der Waffe verschießen kann.
Vier weitere Varianten (Short Range – SR, Medium Range – MR, Long Range – LR und Extended Range – ER) wurden ab 1987 entwickelt und 1997 in Dienst gestellt. Die Spike kann von einer Bodenstation, einem Fahrzeug oder einem Hubschrauber abgefeuert werden. Es ist möglich, die Waffe im Fire-and-Forget-, im Fire-Observe-and-Update- oder im Fire-and-Steer-Modus abzufeuern. Sie besitzt einen PBF-(Penetration, Blast and Fragmentation)-Gefechtskopf mit Tandemhohlladung. Durch die Datenübertragung per Glasfaserkabel ist es sowohl möglich, während des Fluges die Rakete auf ein anderes Ziel zu lenken, als auch die Rakete ohne Sichtkontakt zum Ziel zu starten und ihr erst während des Fluges ein Ziel zuzuweisen. Auch eine Korrektur des Fluges der Rakete bei Abweichungen ist durch den Bediener möglich. Als Lenksystem kommt dafür ein Infrarot-Sensorsystem zum Einsatz, das je nach Version mit CCD, Infrarotsucher oder beidem ausgestattet ist.
Modellvarianten
- Spike-SR: Fire-and-Forget-Variante mit einer relativ kurzen Reichweite von bis zu 1.500–1.800 Metern. Sie kommt ohne separates Abschussgerät und somit ohne externen Sensor aus. Es wird kein top attack Modus für Spike-SR beworben.
- Spike-Mini: Hat eine Reichweite von rund 1.200 Metern. Die komplette Starteinheit wiegt 12 Kilogramm. Das Startrohr mit der Lenkwaffe wiegt 4 Kilogramm. Das Spike-Mini Projekt wurde eingestellt.
- Spike-MR: (auch bekannt als Gil): Variante mit mittlerer Reichweite. Diese liegt zwischen 200 und 2.500 Metern. Das Gewicht der Rakete beträgt 13,5 Kilogramm. Der Startblock, der Akkumulator und das Stativ (jeweils mit einem Gewicht von neun, einem und drei Kilogramm) werden auch bei anderen landbasierten Varianten der Spike-Familie eingesetzt.
- Spike-LR: Variante mit einer Reichweite von 4.000 Metern. Die Bezeichnung der IDF lautet Gomed.
- Spike-LR 2: Modernisierte Spike-LR, vorgestellt 2017. Mit neuer Elektronik und verschiedenen Gefechtskopf-Optionen, wie ein Mehrzweckgefechtskopf mit verschiedenen Zünderprogrammen. Die Reichweite aus bodengestützten Startern beträgt 5.000 Meter, aus Hubschraubern 10.000 Meter. Der Flugkörper ist rückwärtskompatibel zu allen bereits eingeführten Startern.[3]
- Spike-ER: Variante mit sehr großer Reichweite. Sie war früher auch als NT-Dandy oder NT-D bekannt. Sie hat eine Reichweite von bis zu 8.000 Metern. Sie besitzt einen größeren Durchmesser und ist schwerer als die anderen Varianten. Sie wird in der Regel von Fahrzeugen und Hubschraubern aus eingesetzt. Das Gewicht der Rakete beträgt 34 Kilogramm, das des Startblockes 30 oder 55 Kilogramm für Fahrzeug- und Luftvarianten. Von der IDF wird die Version als Perakh Bar bezeichnet.
- Spike-ER 2: Modernisierte Spike-ER, vorgestellt 2018. Mit neuer Elektronik und verbessertem Suchkopf. Die Reichweite aus bodengestützten Startern beträgt 10.000 Meter, aus Hubschraubern 16.000 Meter. Der Flugkörper ist rückwärtskompatibel zu allen bereits eingeführten Startern.[4]
- Spike-NLOS (Tamuz): Tamuz 2 verfügt über eine Reichweite von 15.000 Metern. Tamuz 4 besitzt eine vergrößerte Reichweite von 30.000 Metern.[2] Zur Zielsuche dient ein Infrarot-Bild-Suchkopf. Das Gewicht beträgt 70 kg.[5] Die Videodaten des Suchkopfes werden über Richtfunk[6][7] an eine Bildschirmkonsole in einem Fahrzeug übertragen. Tamuz 5, die letzte Entwicklung besitzt eine verbesserte Tag-/Nachtsicht und kann über Laser gesteuert werden. Ein HMMWV kann mit bis zu vier Startbehältern ausgerüstet werden. Gemäß der IDF sind ebenfalls Varianten gegen Flugziele verfügbar.
Nachbauten
Der Iran entwickelte mit der Sadid 1 eine Panzerabwehr-Lenkwaffe, die technologisch auf der Spike beruhen soll[8]. Mit ihr wird unter anderem die Shahed-129-Drohne der Iranischen Revolutionsgarden bewaffnet. Auch floss Technik der iranischen Panzerabwehrwaffe Toophan ein.
Nutzerländer
- Australien – Spike-LR 2 für GTK Boxer.[9]
- Aserbaidschan – 100 Spike-LR Raketensysteme.[9]
- Belgien – 240 Spike-MR/LR Raketen.[9]
- Chile – 2800 Spike-LR/ER Raketen.
- Dänemark – Spike LR 2 für Aufklärungs- und Infanterieeinheiten der beiden Kampfbrigaden des Dänischen Heeres[10]
- Deutschland
- Estland[9]
- Ecuador
- Finnland – 700 Spike-MR/LR Raketen.[9]
- Indien [11][12][13][14]
- Israel
- Italien – 990 Spike-MR/LR Raketen.[9]
- Kolumbien – 300 Spike-MR/LR und 15 Spike-ER Raketen.[15] Die Flotte von Sikorsky UH-60 Arpia IV-Hubschraubern ist bewaffnet mit drei Varianten der Spike (ER, LR and NLOS)[16]
- Kroatien [17]
- Lettland [18][19]
- Litauen – 1000 Spike-MR/LR Raketen.[9]
- Niederlande – 2400 Spike-MR/LR Raketen.[9]
- Polen – Wird von Mesko S.A. unter Lizenz hergestellt und von den polnischen Streitkräften verwendet.[20][21]
- Peru – 691 Spike-MR/LR/ER Raketen.[9]
- Philippinen – 120 Spike-ER/NLOS Raketen.[9]
- Rumänien – 3000 Spike-MR/LR/ER Raketen.[9]
- Schweiz – Die Spike-LR 2 wurde 2023 als Boden-Boden-Lenkwaffen-System der Schweizer Armee ausgewählt, und soll die TOW-Lenkwaffe ersetzen.[22]
- Singapur – 500 Spike-SR Raketen.[9]
- Slowenien [23]
- Slowakei [24]
- Spanien – Spike-LR für Infanterie und Fahrzeuge sowie ER für den Tiger HAD. Werden von Santa Bárbara Sistemas unter Lizenz hergestellt.[25][26]
- Südkorea – 127 Spike-NLOS Raketen.[9]
- Tschechien – 500 Spike-MR/LR für Pandur.[9]
- Türkei
- Vereinigte Staaten – Spike-NLOS Raketen für Testzwecke beschafft.[9]
- Vereinigtes Königreich – 600 Spike-NLOS Raketen.[9][18][27]
Einsatz in der Bundeswehr
Im Juni 2009 bestellte die Bundeswehr 311 Werfer des Typs MELLS (Mehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörper-System) für Raketen des Typs Spike-LR im Wert von 35 Millionen Euro. Die Werfer werden auf dem Puma-Schützenpanzer, als Ersatz für Milan auf dem Schützenpanzer Marder bzw. für TOW auf dem Waffenträger Wiesel und im abgesessenen Kampf von Infanteristen eingesetzt werden. Hersteller ist die 1997 gegründete Eurospike GmbH, ein Joint Venture von Diehl BGT Defence, Rheinmetall (jeweils 40 Prozent) und Rafael (20 Prozent). Der Vertrag umfasst zudem eine Option für den Erwerb von 1160 Raketen im Wert von 68 Millionen Euro.[28]
Im Jahr 2019 folgte der Abschluss eines Rahmenvertrags über weitere 214 Werfer und bis zu 11500 Lenkflugkörper. Im Februar 2021 wurden die letzten 82 Werfer aus diesem Vertrag abgerufen sowie 666 Raketen. Damit waren zu diesem Zeitpunkt insgesamt 2166 Raketen aus dem Rahmenvertrag bestellt. Die Gesamtzahl der Werfer in der Bundeswehr erhöht sich durch die Bestellung auf insgesamt 525 Systeme. Die Auslieferung dieser Bestellung ist für die Jahre 2024 und 2025 geplant.[29]
Siehe auch
- ALAS (Lenkwaffe)
- FGM-148 Javelin
- Typ 01 LMAT
Literatur
- Spike – Anti-Armour Missile System. In: www.israeli-weapons.com. Archiviert vom am 20. Januar 2008; abgerufen am 7. August 2009 (englisch).
- Spike Multi-Purpose Anti-Armor Missile. (defense-update.com) 8. Juli 2002, archiviert vom am 28. Oktober 2007; abgerufen am 7. August 2009 (englisch).
- Peter Steinmüller: Bundeswehr modernisiert ihre Panzerabwehrwaffen, auf vdi-nachrichten.com, hier:, abgerufen am 26. Juni 2020
Weblinks
- Website von Rafael Advanced Defense Systems (englisch)
- Website von EuroSpike (englisch)
- Bundeswehr - 60 Sekunden: MELLS (YouTube-Video, 18. Januar 2023)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i Spike Family. (PDF) In: rafael.co.il. Rafael Advanced Defense Systems, abgerufen am 1. September 2017 (englisch).
- ↑ a b Yaakov Lappin: Analysis: IDF breaks 33-year silence on M48 Tamuz missile launcher. In: IHS Jane’s Defence Weekly. IHS Janes, 6. August 2015, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 9. August 2015; abgerufen am 10. August 2015.
- ↑ Rafael Advanced Defense Systems unveils its fifth generation SPIKE LR II Missile. In: armyrecognition.com. Army Recognition, 27. Mai 2017, abgerufen am 1. Juni 2017 (englisch).
- ↑ Gerhard Heiming: Spike ER2 mit neuen Fähigkeiten. In: esut.de. Europäische Sicherheit & Technik, 1. November 2018, abgerufen am 20. Dezember 2018.
- ↑ http://www.flightglobal.com/news/articles/rafael-unveils-new-long-range-spike-missile-335463/
- ↑ http://www.rafael.co.il/Marketing/343-1608-en/Marketing.aspx
- ↑ http://www.military.com/video/guided-missiles/advanced-weapons/israeli-tamuz-spike-nlos-missile/1099584652001/
- ↑ Administrator says: Examining Iranian Drone Strikes in Syria. 29. Februar 2016, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 23. September 2018; abgerufen am 10. Juni 2020 (amerikanisches Englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p Trade Register auf sipri.org, abgerufen am 28. Juli 2020
- ↑ Gerhard Heiming: Dänemark erhält Panzerabwehrraketensysteme Spike LR2. In: ES&T. ES%T Verlag, 16. März 2021, abgerufen am 16. März 2021.
- ↑ Ran Dagoni: Rafael in $1b Indian anti-tank missile deal, Globes – Israel business news, 24. März 2011. Abgerufen am 14. September 2011
- ↑ Israel pips US in anti-tank guided missile supply to India. Times of India, 29. November 2012, archiviert vom am 28. September 2013; abgerufen am 29. November 2012.
- ↑ https://archive.today/2013.11.28-051421/http://www.defensenews.com/article/20131120/DEFREG03/311200016/India-Eyes-Spike-Javelin-Buys
- ↑ India will purchase 8,000 Israeli Spike anti-tank guided missiles and 300 units of launchers ( vom 13. Januar 2015 im Internet Archive) – Armyrecognition.com, 26 October 2014
- ↑ Bewaffnung .. Abgerufen am 26. Juni 2014.
- ↑ http://www.flightglobal.com/news/articles/rafael-sharpens-spike-missile-offering-399815/
- ↑ NT Spike. Tealgroup Corporation, März 2011, archiviert vom am 5. April 2012; abgerufen am 15. August 2013.
- ↑ a b The Military Balance 2014. In: Taylor and Francis (Hrsg.): International Institute for Strategic Studies. United Kingdom 2014, ISBN 978-1-85743-722-5.
- ↑ Ministry of Defence will sign Spike anti-tank missile purchase contract. 28. November 2018, abgerufen am 23. November 2021.
- ↑ Meseko. Abgerufen am 2. Dezember 2014 (englisch).
- ↑ Poland Selects Rafael Spike NT-S Anti-Tank Missile. In: defense-update.com. 8. Juli 2002, archiviert vom am 28. Oktober 2007; abgerufen am 2. Dezember 2014 (englisch).
- ↑ Typenwahl für neue Boden-Boden-Lenkwaffe getroffen. Armasuisse, abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Archivierte Kopie ( vom 29. Dezember 2017 im Internet Archive)
- ↑ https://www.defensenews.com/industry/2020/03/09/slovakia-selects-rafaels-spike-lr-ii-missile-for-anti-tank-capability/
- ↑ Spike Missiles for Spain. 28. Januar 2008, abgerufen am 23. Oktober 2009 (englisch).
- ↑ Defensa recepciona los primeros misiles Spike fabricados en España por Santa Bárbara Sistemas. 8. Juni 2009, abgerufen am 23. Oktober 2009 (spanisch).
- ↑ Jane’s International Defence Review, IHS, November 2011, Rupert Pengelley
- ↑ Rheinmetall: Auftrag im MELLS-Programm im Wert von 35 Mio. Euro. Rheinmetall AG, 26. Juni 2009, abgerufen am 15. Februar 2021.
- ↑ Gerhard Heiming: Panzerabwehrlenkraketen und Waffenanlagen für MELLS. In: esut.de. Europäische Sicherheit & Technik, 12. Februar 2021, abgerufen am 15. Februar 2021.
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