Spiegelfrequenz

Die Spiegelfrequenz, auch Spiegelempfangsfrequenz, bezeichnet bei Mischstufen, wie sie beim Überlagerungsempfänger Anwendung finden, die unerwünschte zweite Empfangsfrequenz im Abstand der doppelten Zwischenfrequenz fZF zur gewünschten Empfangsfrequenz.

Bei Funkempfängern kann ein meist störender Spiegelfrequenzempfang unterdrückt werden durch

  1. ausreichend geringe Bandbreite beziehungsweise hohe Selektion des Empfangsfrequenzbereichs mittels eingangseitiger Bandpassfilter zwischen Antenne und Mischstufe oder
  2. Kompensation nach dem Phasenverfahren.

Neben Überlagerungsempfängern für den Funkempfang tritt der Effekt der meist unerwünschten Spiegelfrequenzen allgemein bei allen Geräten mit Mischstufen zur Frequenzumsetzung auf. Dazu zählen beispielsweise Messgeräte wie der Spektrumanalysator.

Ursache

Darstellung im Frequenzbereich

Beim Überlagerungsempfänger wird die Empfangsfrequenz mit der Frequenz des Lokaloszillators auf eine meist tiefere Zwischenfrequenz gemischt und dort weiterverarbeitet:

Der Grund ist, dass der Bereich um die niedrigere Zwischenfrequenz einfacher weiter verarbeitet werden kann, da dabei nur ein fixer von der Empfangsfrequenz unabhängiger Frequenzbereich vorliegt. Zur Vermeidung der sogenannten Kehrlage des Spektrums in der Zwischenfrequenz bei der Abwärtsmischung ist die Frequenz des Lokaloszillators kleiner gewählt als die Empfangsfrequenz . Die Mischstufe multipliziert aber auch die symmetrisch unterhalb der Frequenz des Lokaloszillators liegende Empfangsfrequenz (Spiegelfrequenz) und bildet daraus in Kehrlage:

Die beiden Spektren überlagern sich zu dem Summenspektrum der Zwischenfrequenz

und lassen sich nicht mehr trennen. Daher ist es notwendig, die störende Spiegelfrequenz vor der Mischung zu unterdrücken, beispielsweise mit einem vorgeschalteten Bandpassfilter. Die Bandpassfilterung ist in der spektralen Darstellung mit dem gelb hinterlegten Bereich skizziert.

Beispiel
Erzeugt der Lokaloszillator die Frequenz 2,0 MHz, können bei einer Zwischenfrequenz von 455 kHz und fehlender Vorselektion die beiden Frequenzen

und

in Überlagerung empfangen werden. Beide Empfangsfrequenzen unterscheiden sich um .

Spiegelfrequenzabstand

Bei der Abwärtsmischung liegt die Zwischenfrequenz unterhalb der Frequenz des Lokaloszillators. In diesem Fall beträgt der Spiegelfrequenzabstand

und entspricht der doppelten Zwischenfrequenz.

Liegt die Zwischenfrequenz oberhalb der Überlagerungsfrequenz, dies ist bei der Aufwärtsmischung der Fall, beträgt der Spiegelfrequenzabstand

Spiegelfrequenzdämpfung

Das Verhältnis des Signals bei der Empfangsfrequenz und bei der Spiegelfrequenz wird als Spiegelfrequenzdämpfung oder auch Spiegelfrequenzunterdrückung bezeichnet und gehört zur Weitabselektion. Bei professionellen Empfängern sind Werte zwischen 60 und 70 dB üblich, in Geräten der Unterhaltungselektronik können die Werte auch deutlich darunter liegen.

Phasenverfahren

Spiegelfrequenzdämpfung mit Mischerschaltungen

Bei jedem Mischervorgang entstehen zwei Seitenbänder und . Das unerwünschte Frequenzband kann man mit dem IQ-Verfahren mittels komplexwertiger Signalverarbeitung auch ohne Verwendung von Filtern, die aus Schwingkreisen aufgebaut sind, auslöschen. Dazu fügt man dem gemischten Signal noch ein weiteres hinzu, das im zu löschenden Frequenzbereich phasengedreht ist. Dieses wird zum ersten Mischsignal addiert oder subtrahiert – je nachdem, welche der beiden Mischfrequenzen man auslöschen will.

Wie im Bild gezeigt, benötigt man dazu einen Lokaloszillator, der die Lokalfrequenz neben der Referenzphasenlage mit 0° auch noch dazu um 90° gedreht ausgibt – dieser Umstand wird in der Grafik mit den Termen sin(.) und cos(.) ausgedrückt. Weiters sind zwei getrennte Mischstufen nötig. Zusätzlich benötigt man ein Glied zur Drehung der Phase um 90 °. Diese Phasendrehung über das gesamte Spektrum wird mittels einer Hilbert-Transformation realisiert, in der Abbildung als violetter Block dargestellt. Die Addition oder Subtraktion der beiden so gebildeten Mischsignale, sie stellen im Prinzip den Real- und Imaginärteil (I und Q) eines analytischen Signals dar, löscht dann entweder oder aus, vergleichbar mit der konstruktiven oder destruktiven Interferenz im Bereich der Physik. Der abgebildete Single Sideband Mixer findet bei der Aufwärtsmischung und der Image Rejection Mixer bei der Abwärtsmischung Verwendung.[1][2]

Das Verfahren eignet sich aufgrund der dabei nötigen Hilbert-Transformation, welche in guter Näherung als digitaler FIR-Filter realisiert werden kann, besonders für Anwendungen im Bereich der digitalen Signalverarbeitung und findet beispielsweise bei Software Defined Radio (SDR) Anwendung. Ähnliche Verfahren finden auch bei Mischstufen im Bereich einiger 10 GHz bei rauscharmen Signalumsetzern (LNB) Anwendung.

Literatur

  • H. H. Meinke, Friedrich-Wilhelm Gundlach: Taschenbuch der Hochfrequenztechnik. 5. Auflage, Springer, Berlin, 1992, ISBN 3-540-54717-7.
  • H.-J. Pietsch: Kurzwellen-Amateurfunktechnik. Franzis, München, 1979, ISBN 3-7723-6591-4.

Einzelnachweise

  1. Bert C. Henderson, James A. Cook: Image-Reject and Single-Sideband Mixers. WJ Communications, Inc., 2001, abgerufen am 23. Dezember 2020 (englisch).
  2. Single-sideband mixers. Abgerufen am 23. Dezember 2020 (englisch).

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Single-Sideband Mischer und Image Rejection Mischer in einem Bild
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Spiegelfrequenz mit Vorselektion