Spatenstich

Spatenstich für das neue Städelmuseum in Frankfurt am Main am 6. September 2009.

Spatenstich (oder Erster Spatenstich) ist ein feststehender Ausdruck für den Beginn der Arbeiten auf einer Baustelle. Der Spatenstich wird oft in einem Festakt als symbolische Handlung ausgeführt.

Ablauf

Der oberste Vertreter des Bauherrn oder ein Prominenter, Bürgermeister, Minister etc. macht den Spatenstich; häufig sind mehrere Verantwortliche gleichzeitig (jeder mit einem Spaten) beteiligt. Das Fest ist eine Veranstaltung mit geladenen Gästen, ähnlich einer Grundsteinlegung, dem Richtfest, der Einweihung oder auch zur Verkehrsübergabe mit feierlichem Durchschneiden eines Bandes. Zu diesem Anlass werden Reden gehalten und es folgt manchmal ein Festakt, zum Beispiel in einem Festzelt. Die Presse wird zu dieser Gelegenheit eingeladen. Ein Schweizer Politiker sagte, dass seine Medienpräsenz um 30 bis 40 Prozent zugenommen habe, seit er als Baudirektor für Spatenstiche zuständig sei.[1]

Der Spatenstich wird häufig bei öffentlichen Gebäuden, Verkehrswegen, großen Bauwerken oder Anlagen veranstaltet.

Mitunter wurde diese Veranstaltung für politische Zwecke instrumentalisiert, indem beispielsweise vor lokalen Wahlen Bauvorhaben begonnen wurden, obwohl absehbar ist, dass es bis zum eigentlichen Baubeginn noch lange dauern wird. Als ein prominentes Beispiel dafür gilt der Spatenstich zur Waldschlößchenbrücke am 29. November 2000 (ein halbes Jahr vor der Dresdner Stadtratswahl, ungeachtet der zu diesem Zeitpunkt fehlgeschlagenen Planfeststellung) durch den damaligen Oberbürgermeister Herbert Wagner. Der tatsächliche Baubeginn erfolgte erst am 19. November 2007.

Konkrete Ausführung

Früher benutzte man Spaten, Hacke und Schaufel zum Ausheben einer Baugrube und begann so tatsächlich mit einem Spatenstich. Heute hat der Spaten nur noch symbolische Bedeutung, da meist Bagger die Arbeit fortführen. Der wirkliche Beginn der Bauarbeiten ist oft früher, da mit vorbereitenden Arbeiten schon vorher angefangen wurde oder der Terminplan der geladenen Gäste zwingt, die Zeremonie zu verschieben. Je nach den unterschiedlichen technischen Mitteln, mit denen die als erste inszenierte Bauhandlung durchgeführt wird, gibt es mittlerweile auch „erste Rammschläge“, „erste Baggerbisse“[2] und Ähnliches. Auch zum Beginn eines Umbaus kann es eine symbolische Handlung geben, dabei wird z. B. der erste Stein aus einer Mauer entfernt. Bei Umbauten von Bahnanlagen wird häufig ein Gleisjoch abgetrennt und mit einem Kran ausgehoben.

Der Spatenstich entspricht dem Tunnelanschlag beim Tunnelbau sowie der Kiellegung beim Schiffbau; im Bergbau spricht man vom Rampenschlag[3].

Königin Maria II. und König Ferdinand II. von Portugal beim „ersten Spatenstich“ anlässlich des Beginns der Arbeiten für die erste Eisenbahn in Portugal 1853

Geschichte

Der erste dokumentierte Spatenstich habe im Jahr 113 v. Chr. im alten China stattgefunden.[4] Ähnliche Traditionen tauchten später unter anderem in hinduistischen, buddhistischen, daoistischen, shintoistischen und Feng-Shui-Traditionen auf. Die Idee des Spatenstichs stamme aus dem Akt des physischen „Aufbrechens“ der Erde, um das Land vorzubereiten und eine heilige Ablagerung im Austausch für ein solides und dauerhaftes Fundament zu leisten, wodurch der Baustandort symbolisch geweiht werde.

Ein bildlich dokumentierter Spatenstich hat 1853 in Portugal stattgefunden.[1] Portugals Königspaar hat damit den Baubeginn für die erste Eisenbahnstrecke des Landes markiert. Auf einer Darstellung sieht man die Königin mit Schubkarre und den König mit einem Spaten in der Hand.

Fotogalerie

Fotos zeigen, dass Spatenstiche in vielen Ländern der Welt durchgeführt werden.

Weblinks

Commons: Spatenstich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Spatenstich – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b Stefan von Bergen: Ritual zum Baubeginn – Warum sich die Politik mit blauen Schaufeln abmüht. In: bernerzeitung.ch. 13. April 2023, abgerufen am 8. Mai 2023 (hinter Paywall).
  2. Strabag - Rathaus Essen (1975). Abgerufen am 8. Mai 2023 (deutsch).
  3. Wirtschaft: Das Erzgebirge liefert wieder Erz (Memento vom 22. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) Das Erzgebirge liefert wieder Erz
  4. The History and Importance of Groundbreaking Ceremonies. In: perlo.biz. 18. Januar 2022, abgerufen am 8. Mai 2023 (englisch).

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Nikolaus Schweickart, Vorsitzender der Administration des Städelschen Kunstinstituts, am 6. September 2009 in Frankfurt am Main
Bundesarchiv Bild 183-H04560, Österreich, Reichsautobahn, Adolf Hitler, Spatenstich.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-H04560 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
IV. 1938. Der Führer beim ersten Spatenstich zur ersten Autobahn Österreichs am Walser Berg bei Salzburg.

UBz: der Führer vollzieht den ersten Spatenstich. Hinter ihm der Generalinspekteur für das deutsche Straßenwesen Dr. Todt.

Hs. (Scherl-Text)
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Inicio de las obras de la nueva Línea 6 del Metro de Santiago, el 13 de septiembre de 2012, que fue atendida por Sebastián Piñera (cuarto desde la izquierda).
Início dos trabalhos de construção do caminho-de-ferro (1853-05-07) - António Joaquim de Santa Bárbara (Museu Nacional Ferroviário).png
"Commencement of the construction works of the railroad", drawn from life on 7 May 1853 by António Joaquim de Santa Bárbara; it was the groundbreaking ceremony of the works of the first railway in Portugal, presided by Queen Maria II and her husband King Ferdinand II.
Yeo Tiong Min operating a jackhammer at the ground-breaking ceremony for the new School of Law building, Singapore Management University - 20140120-02.JPG
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Professor Yeo Tiong Min, Dean of the School of Law, operating a hydraulic jackhammer mounted on a mechanical excavator at the ground-breaking ceremony for the new School of Law building, Singapore Management University.
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The start of digging the foundations of the Union House of Culture in Rakovski, 1986