Spantenwagen
Die Spantenwagen waren Personenwagen der Österreichischen Bundesbahnen, die nach dem Zweiten Weltkrieg durch Umbauten von älteren Personenwagen mit hölzernem Wagenkasten entstanden sind.
Geschichte
Wie bei den deutschen Umbau-Wagen fand durch dieses Umbauprogramm eine in der Not der Nachkriegszeit dringend notwendige Erneuerung des überalterten und abgewirtschafteten Wagenparks statt. Die ersten Spantenwagen wurden im Jahr 1948 in der Hauptwerkstätte Knittelfeld entwickelt. Als Vorbild dienten im Wesentlichen die äußerlich ähnlichen Vorkriegswagen vom Typ N 28.
Die meisten Wagen wurden in der Hauptwerkstätte St. Pölten (Normal- und Schmalspur) oder Simmering (Normalspur) umgebaut. Durch dieses Umbauprogramm ist in den 1950er Jahren eine große Zahl von Wagen entstanden, es umfasste sowohl zweiachsige als auch vierachsige Wagen auf Normalspur und Schmalspur. Bei der letzten Serie von vierachsigen Spantenwagen handelte es sich aber bereits um vollständige Neubauten. Die zweiachsigen Normalspurwagen mit offenen Bühnen wurden Anfang der 1980er-Jahre außer Dienst gestellt, nur einige Exemplare, die mit blau-weißem Anstrich versehen als Anhänger von Triebwagen deklariert waren, gelangten noch bis 1988 zum Einsatz. Vierachsige Wagen waren noch in den 1990er Jahren weit verbreitet. Die vierachsigen Schmalspurwagen kamen im Plandienst zuletzt noch auf der Mariazellerbahn zum Einsatz. Die schmalspurigen Zweiachser bilden heute das Rückgrat des Nostalgiezug-Angebotes auf mehreren Schmalspurstrecken.
Nach dem Ende ihrer Dienstzeit gelangten zahlreiche Fahrzeuge zu Museums- und Touristikbahnen, auch außerhalb Österreichs.
In den Jahren 1982 bis 1984 wurden in den Hauptwerkstätten Knittelfeld und Simmering 56 Spantenwagen der Serie Bi 35700–35759 in Fahrverschubwagen (Begleitwagen für geschobene Fahrten) der Serie Dgho 75100–75155 umgebaut. Im Inneren befinden sich mehrere Räume die durch Abteilwände mit Flügeltüren voneinander getrennt sind:
- Tankraum im ehemaligen WC-Vorraum mit einem Heizöltank, samt dazugehörigen Bedienungs- und Schutzeinrichtungen
- Aufenthaltsraum mit Tisch und Bank für fünf Personen
- Vorraum mit Kochgelegenheit (Propangaskocher), Anrichte und Kühlschrank
- Umkleideraum mit drei Kleiderkästen
- Bestehende WC-Anlage mit einem vergrößerten Wassertank in der Decke
An beiden Stirnseiten wurden Zugspitzen- und Zugschlusssignale angebracht, die Übergangsbrücke entfernt und die Stirngittertürgeländer verschlossen.[1] Einige Personen und Gepäckwagen wurden auch anderen Bahndienstwagen wie z.b. Werkstättenwagen umgebaut und stehen bis heute (2024) bei den ÖBB im Einsatz.
Spantenwagen sehen ähnlich aus wie in Deutschland die zweiachsigen Personenwagen der Baujahre 1921 bis 1931, die sogenannten Donnerbüchsen, von denen einige Stücke auch in Österreich verwendet wurden.
Aufbau und Ausstattung
Bei einem Spant handelt es sich um eine geschlossene Winkeleisenform, aus einheitlichen Walzprofilen, welche dem Kastenquerschnitt entspricht. Je zwei Spanten wurden in einer besonderen Vorrichtung zu einem Fensterelement verbunden, wodurch die Fensterelemente untereinander gleich und somit auch auswechselbar waren. Diese Fensterelemente wurden auf die alten Fahrgestelle gesetzt, miteinander durch Einschweißen mit Winkeleisen verbunden. Anschließend wurde mittels Lochschweißung ein 2 Millimeter dünnes Bekleidungsblech sowie ein 1,5 mm starkes Dachblech angeschweißt. Die Innenauskleidung erfolgte mittels verleimter Hartfaserplatten. Weiters erfolgte die Ausstattung mit Leichtbaustahltüren, 850 mm breiten Leichtmetallfenstern sowie einer Trittbrettbeleuchtung, die beim Öffnen der Eingangstür eingeschaltet wurde.
Die Inneneinrichtung bestand aus gepolsterten Sitzen in Gegenüberanordnung und längs bzw. quer angeordneten Gepäckträgern. Die Normalspurwagen verfügten außerdem über Kopfstützen. Als Sitzbezug kam hauptsächlich grünes Kunstleder zum Einsatz, später erhielten die ins Jaffa- bzw. Valousek-Design umlackierten Vierachser die, zum damaligen Zeitpunkt, bei modernen Fahrzeugen üblichen roten Stoffbezüge.
Bei vielen Fahrzeugen wurden die ursprünglichen Ganzfenster später durch Halbfenster ersetzt.
Bilder
- Innenraum eines Schmalspur-Spantenwagens
- Schmalspur-Dienstwagen
- Vierachsiger Schmalspur-Spantenwagen der Mariazellerbahn in touristischer Lackierung
- Normalspur-Zweiachser mit sechs Fenstern (2007)
- Triebwagenanhänger BT 71.39.61
- Innenraum mit Kopfstützen und Gepäckgittern
- Zweiachser mit geschlossenen Plattformen
- 1046.001 mit einem vierachsigen Spantenwagen 1992 in Sigmundsherberg
Literatur
- Maximilian Rabl, Johann Stockklausner: Österreichische Personenwaggons. Entwicklung, Konstruktion und Betrieb seit 1832, 2. Auflage, Slezak-Verlag, Wien, ISBN 3-85416-066-6.
- E. Doleschal, W. Saliger: Der Bau von Spantenwagen in der Hauptwerkstätte St. Pölten. In: Schienenverkehr Aktuell. 9/1984, S. 3–5, Verlag Pospischil, Wien
- Markus Inderst: Tiroler Verkehrsschriften, Band 1, Verzeichnis der schmalspurigen Wagen der Österreichischen Bundesbahnen, 1953–1956. Verlag Railway-Media-Group, Wien 2016, ISBN 978-3-902894-40-3.
- Der neue Stahl-Spantenwagen. Eisenbahn, 5/1949, S. 141–143, Verlag Ployer & Co., Wien
Weblinks
Einzelnachweise
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Eisenbahnwagen am Gelände des Eisenbahn- und Bergbaumuseums in der oberösterreichischen Marktgemeinde Ampflwang.
Der Personenwaggon wurde 1912 von der AG für Fabrikation von Eisenbahnmaterial in Görlitz (Waggonbau Görlitz) hergestellt und 1957/58 von der ÖBB-Hauptwerkstätte Simmering umgebaut. Der zweiachsige Waggon hat 44 Sitzplätze und wiegt rd. 15 Tonnen. Der betriebsfähige Waggon, im Eigentum der „Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte“ (ÖGEG), hat die Nummer 5081 0211 021-2P und hatte in der Vergangenheit die Nummern: DR 65844, DR 110799, 6999, 39764: [1].
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Innenansicht des Bi/s 3876 welcher auf der Steyrtalbahn (Museumsbahn) im Einsatz ist
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Flascherlzug: touristische Nutzung der Schmalspur-Eisenbahnlinie zwischen Stainz und Preding-Wieselsdorf in der Steiermark, Österreich. Der Zug trägt seinen Namen nach den Fahrgästen, die in den Jahren um 1920/30 zum Urinbeschauer Johann Reinbacher ("Höllerhansl") in Marhof bei Stainz reisten und diese Bahnlinie benutzen.
Die Züge werden in der Regel von Dampflokomotiven gezogen, die keine ausreichenden Einrichtungen für die Energieversorgung der Wagen (Beleuchtung, Heizung, Buffetbetrieb) besitzen. Zu diesem Zweck ist in diesem Wagen ein Generator eingebaut, der den Zug mit Strom versorgt.
Das Schild links außen an der Unterkante des Wagens besagt, dass der Wagen an ein externes Stromnetz angeschlossen ist (z. B. zum Betrieb des Buffets, ohne den Generator einzuschalten und damit Lärm zu vermeiden). Der Wagen darf daher nicht bewegt werden, an Kupplungen und Steckdosen ist bereits Vorsicht geboten.Autor/Urheber: Peter Rabijns, Lizenz: CC BY 2.0
ÖBB 1046 001-2 mit einem Regionalzug auf der Franz-Josefs-Bahn im Bahnhof Sigmundsherberg.
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The exterior of a Spantenwaggon.
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Bih 37711 am 07.03.2007 in Wien Ost
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Spantenwagen mit in den Fünfzigern auf einen alten Bodenrahmen aufgebauten Stahlwagenkasten. Die Wagen bei den Waldviertler Schmalspurbahnen laufen mit Saugluftbremse, Lichtstromversorgung durch die Zuglok, einseitig verlegten Leitungskupplungen und ohne Zugheizung.
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Spantenwagen der EFZ, dem Süddeutschen Eisenbahnmusem Heilbronn leihweise überlassen
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ÖBB BT 7139.61 (ex 34744) am alten Bhf. Perchtoldsdorf.
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The interior of a Spantenwagen waggon.
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Transportwagon 40 81 9471 337-1 am train station Pöchlarn