Spülsaum

Zwei nacheinander entstandene, pflanzlich geprägte Spülsäume aus Seetang und Seegras.
Von Muscheln dominierter Spülsaum

Der Spülsaum bezeichnet trocken liegende Ablagerungen aus pflanzlichen und tierischen Bestandteilen, die, bei höchstem Wasserstand, im Uferbereich von Flüssen, Seen oder Meeren angespült wurden. Im Wechsel der Gezeiten wird der Spülsaum auch als Markierung unterschiedlicher Flutstände herangezogen.[1]

Für die von organischem Material dominierten Spülsäume der Ostsee wird auch die Bezeichnung „Treibsel“ verwendet. Die pflanzlichen Bestandteile bestehen überwiegend aus Seegras sowie Braun-, Rot- und Grünalgen, die durch Seegang vom Meeresboden losgerissen und an Küsten und Stränden angespült wurden. Oft finden sich auch Muschelschalen, tote Meerestiere und Zivilisationsabfälle in den Spülsäumen.[2]

Der Spülsaum folgt der Küste des Gewässers und tritt durch Wasserstandsschwankungen mehrfach auf, wobei sich versetzte Formationen ergeben. Nach Tankerunglücken lagern sich auch Ölrückstände sichtbar im Spülsaum ab.

Funktionen

Wo der Strandfloh sich wohl fühlt, sind oft Watvögel zu finden[1]

Natürliche Strandsäume aus Seetang bewirken eine natürliche Düngung des Standorts.[1] Durch den Nährstoffreichtum von Strandsäumen bildet sich dort häufig eine Ruderalvegetation, die an der Ostseeküste z. B. aus Melden und Meerkohl bestehen kann.

Pflanzliches Treibgut kann Sandabträge vor Küsten von naturbelassenen Stränden und Steilküsten hemmen und diese so vor Erosion schützen.[2]

Neben dieser wichtigen Funktion für den Küstenschutz wertet ein pflanzlicher Spülsaum auch das Nahrungsangebot für Tiere auf, da sie oft von Strandflöhen und Flohkrebsen als Lebensraum genutzt werden, die wiederum Watvögel anziehen.[1]

Den Kommunen in Norddeutschland wird daher empfohlen, Treibsel nur dort zu entfernen, wo es wirklich notwendig ist. Folgende Entscheidungshilfe zur weiteren Nutzung bzw. Entsorgung wird angeboten:[2]

  • wurde überwiegend Seegras angespült, so kann dieses zu Düngemitteln oder Dämmstoffen weiterverarbeitet werden
  • falls Sandknappheit besteht, wird mit abtransportierter Sand ausgesiebt und zurückgebracht
  • die Verwendung im Garten- und Landschaftsbau ist auch mit Rückständen von Sand kein Problem
  • die Verbrennung ist laut Umweltministerium Schleswig-Holstein unerwünscht

Bestandteile und deren Bedeutung

Das Kali-Salzkraut Salsola kali ist eine typische Spülsaumpflanze

Tiere und Pflanzen

Sturmfluten sorgen über die Wintermonate dafür, dass organisches Pflanzenmaterial vor den Küsten angespült wird, aus dem in den darauf folgenden Monaten ein natürlicher Kompost entsteht. Für salztolerante Pflanzen bieten Spülsäume als Standort daher gute Wachstumsbedingungen. Je nachdem, ob unter dem Spülsaum ein Boden aus Sand oder Klei oder Kies liegt, siedeln sich unterschiedliche, meist einjährige Pflanzen an.[3]

Zu den häufigsten Spülsaumpflanzen zählen:[3]

Vom Meersenf sind nicht nur unterschiedliche Insekten abhängig, die ihn als Futter- und Nektarpflanze nutzen,[4] als Kreuzblütler bildet er auch ölhaltige Samen, die von durchziehenden Zugvögeln als Nahrungsquelle genutzt werden.

Im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer wird der Spülsaum der Nordsee daher auch herangezogen, um festzustellen, welche Tiere ihn als Nahrungsangebot nutzen. Je nachdem von welchen Spülsaumpflanzen er Samen enthält, profitieren unterschiedliche Überwinterungsgäste von dem Nahrungsangebot, wie z. B. Schneeammer, Berghänfling und Ohrenlerche. Während Ranger bestätigen können, dass Verunreinigungen durch Öl und Teerklumpen seltener werden, nimmt der Anteil an Plastikmüll immer noch zu.[10]

Eine Auswertung eines Spülsaums an der Nordküste der nordfriesischen Insel Föhr ergab dagegen folgende Bestandteile: Seetang, Treibholz, Kunststoffabfälle, Schneckengehäuse der Wattschnecke, Schalen von Herzmuscheln sowie leere Gelege der Wellhornschnecke und der Schulp eines Tintenfischs.[11]

Müll-Monitoring

Die Kommission HELCOM und das Meeresschutzabkommen OSPAR sammeln die Ergebnisse des sogenannten Spülsaum-Monitorings, um Aussagen über den Zustand des Ökosystems sowie den aktuellen Grad der Verschmutzung machen zu können. Über mehrere Jahre untersuchte der NABU auf der Ostseeinsel Fehmarn die Spülsäume der Naturschutzgebiete Wallnau, Krummsteert-Sülsdorfer Wiek und Grüner Brink gezielt auf angespülte Abfälle. Der Anteil an Abfällen aus Kunststoff lag zwischen 62 und 76 Prozent. Saisonal werden in Bereichen, die im Sommer touristisch genutzt werden, vermehrt Zigarettenstummel, Verpackungen von Süßigkeiten und Plastikschraubdeckel angeschwemmt.[12]

Galerie

Commons: Spülsäume – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c d Lexikon der Biologie: Spülsaum. Spektrum der Wissenschaft, abgerufen am 23. Februar 2022.
  2. a b c d Treibselentsorgung und -verwertung an der Ostküste Schleswig-Holsteins. Universität Kiel, abgerufen am 24. Februar 2022.
  3. a b Die Spülsaumvegetation. Schutzstation Wattenmeer, abgerufen am 23. Februar 2022.
  4. a b Die Würze des Spülsaums: der Meersenf. BUND, abgerufen am 23. Februar 2022.
  5. a b Dünen der Ostseeküste. Universität Rostock, abgerufen am 23. Februar 2022.
  6. Der Meersenf (Cakile maritima). Schutzstation Wattenmeer, abgerufen am 23. Februar 2022.
  7. Das Kali-Salzkraut (Salsola kali). Schutzstation Wattenmeer, abgerufen am 23. Februar 2022.
  8. Die Strandkamille (Matricaria maritima). Schutzstation Wattenmeer, abgerufen am 23. Februar 2022.
  9. Die Strandmelde (Atriplex litoralis). Schutzstation Wattenmeer, aufgerufen am 23. Februar 2022.
  10. Was der Spülsaum des Meeres über Vögel und Ökosystem verrät. NDR vom 28. Februar 2021, abgerufen am 23. Februar 2022.
  11. Die Ökologie des Wattenmeeres. Spülsaum und Küstenlinie. Lebensraum Wattenmeer, abgerufen am 23. Februar 2022.
  12. Knapp 200 Müllteile auf 100 Metern Strand. Ergebnisse des NABU-Spülsaum-Monitorings auf Fehmarn und Rügen. NABU, 3. September 2014, abgerufen am 23. Februar 2022.

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Spülsaum am Strand von Cuxhaven
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Black sand beach north of Kaikoura, Canterbury, New Zealand
Atrina pen shell bivalves on marine shoreline (Algiers Beach, Sanibel Island, Florida, USA) 1.jpg
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Atrina pen shell bivalves on a marine beach in Florida, USA (December 2012).

Sanibel Island is one of dozens of barrier islands in the West-Central Florida Barrier Chain. This 191-mile long, slightly sinuous stretch of islands is located along the Gulf of Mexico coast of southern Florida. The southern-most island in the chain is Cape Romano Island. The northern-most islands are the Anclote Keys.

Sanibel Island is located between Captiva Island and mainland Florida, just offshore from the towns of Fort Myers and Cape Coral, Florida. Much of Sanibel Island is developed, but significant tracts have been allowed to become wilderness - especially Ding Darling National Wildlife Refuge.

Sanibel is on the southern side of Pine Island Sound, a large lagoon just south of Charlotte Harbor. A tidal inlet occurs on the island's western side - Blind Pass (a man-made construct). To the east of Sanibel is a moderately broad waterway - San Carlos Pass.

Sanibel Island and nearby Captiva Island, North Captiva Island, and Cayo Costa Island are Holocene barriers that rim the southern and western sides of a Late Miocene depression that is now Pine Island Sound. Middle Miocene limestone bedrock was subject to significant dissolution and karst/cave development. The Pine Island Sound area was a large karst depression in the Late Miocene. It is now filled with sediments - most of modern Pine Island Sound is significantly shallow.

Sanibel is famous for its shell-rich marine beaches. The Sanibel Island area has the 3rd-richest seashell beaches on Earth and the # 1 richest shell beaches in the Western Hemisphere. Shell collecting is best after a storm. The beach shown above is Algiers Beach, which is part of Gulfside City Park on the southern shoreline of Sanibel Island. About 99% of the shells on Sanibel Island beaches are bivalves (clams). Relatively few snails (gastropods) are present, but they are more common and conspicuous after storm events. Other marine remains observed on these beaches include sea urchins (echinoids), starfish (asteroids), crabs (decapods), horseshoe crabs (xiphosurans), sponges (poriferans), stony corals (anthozoan cnidarians), sea squirts (tunicates), sea hares (anaspidean opisthobranch gastropods), worm tubes, fish & fish skeletons, and stingray barbs.

The dark-colored shells shown above are Atrina pen shells, which are distinctive bivalves having thin, brittle, brownish-colored shells.

Classification: Animalia, Mollusca, Bivalvia, Pteriomorphia, Pterioida, Pinnidae

Locality: Algiers Beach, southern shore of Sanibel Island, Gulf of Mexico coast of southwestern Florida, USA (vicinity of 26° 25' 27.64" North latitude, 82° 03' 56.17" West longitude)


West-Central Florida Barrier Chain geologic info. synthesized from:

Evans et al. (1985) - Bedrock controls on barrier island development: west-central Florida coast. Marine Geology 63: 263-283.

Davis (1989) - Morphodynamics of the West-Central Florida barrier system: the delicate balance between wave- and tide-domination. Proceedings, Koninklijk Nederlands Geologisch Mijnbouwkundig Genootschap Symposium, 'Coastal Lowlands, Geology and Geotechnology', 1987: 225-235.

Evans et al. (1989) - Quaternary stratigraphy of the Charlotte Harbor estuarine-lagoon system, southwest Florida: implications of the carbonate-siliciclastic transition. Marine Geology 88: 319-348.
Salsola kali 01.jpg
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Kali turgida (Dumort.) Guterm., (Syn. Salsola kali L.) (sodaurt) in Ersvika, Hurum, Norway
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Fort Kochi beach. Since Kochi Corporation did not clean up the garbage after Onam last year, the beach has become quite dirty
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Hangabrutsch an der Steilküste Stoltera
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Seaweed, Broadsands beach, Torbay The acid green weed is not welcomed by the tourist industry or the tourists. The Council scrapes it all together with large machines then transports it away. I hope it gets composted, as it is rich in plant nutrients.
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Talitrus saltator (puce de mer) dans des algues
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Lepidium latifolium: Habitat at the coast of Kattegat.