Sowremenny-Klasse

Projekt 956
Die Okryljonny im Jahr 1989.
Die Okryljonny im Jahr 1989.
Schiffsdaten
LandSowjetunion Sowjetunion
Russland Russland
SchiffsartLenkwaffenzerstörer
Bauzeitraum1976 bis 2004
Gebaute Einheiten21
Dienstzeitseit 1980
Schiffsmaße und Besatzung
Länge156,37 m (Lüa)
Breite17,19 m
Tiefgangmax. 7,79 m
VerdrängungStandard: 6.500 t
Einsatz: 7.940 t
 
Besatzung350 Mann
Maschinenanlage
Maschine4 × Dampfkessel,
2 × Getriebeturbinensätze
Maschinen­leistung2× 49.750 PS (36.591 kW)
Höchst­geschwindigkeit33,4 kn (62 km/h)
Propeller2
Bewaffnung

Projekt 956 Saritsch (russisch Сарыч) (deutsch: Bussard), von der NATO als Sowremenny-Klasse bezeichnet, ist eine Bauserie von Lenkwaffen-Zerstörern der Sowjetischen und heute Russischen Marine. Die Schiffe dieser Klasse entstanden im Rahmen der sowjetischen Aufrüstung im Kalten Krieg. Die Volksrepublik China verfügte 2008 über vier von Russland gekaufte Schiffe dieser Klasse.

Einsatzprofil

In den 1970er Jahren entwickelt, begann ab 1981 der Zulauf dieses Überwasserkampfschifftyps in der Größenordnung der bisher gebauten Flugkörperkreuzer der Kynda/Kresta-Klassen. Mit neuen Waffensystemen ausgerüstet, waren die Flugkörperzerstörer noch ganz nach den Erfordernissen des Kalten Krieges für den ozeanischen Langzeiteinsatz mit Einsatzschwerpunkt gegen Überwasserstreitkräfte konzipiert. Die starke Artilleriebewaffnung hätte zudem eine wirksame Landzielbekämpfung, zum Beispiel zur Unterstützung amphibischer Operationen, ermöglicht.

Technische Beschreibung

Bewaffnung

Auf Back und Schanz steht jeweils ein 130-mm-Zwillings-Geschützturm des Typs AK-130, die gleichermaßen gegen See- und Landziele eingesetzt werden können. Die Reichweite beträgt 22 km und die Kadenz 30 Schuss pro Minute und Rohr. Die Feuerleitung erfolgt über das Kite-Screech-Feuerleitradar, das auf dem Brückendach installiert ist. Es arbeitet im Suchmodus im X-Band und in der Zielverfolgung im Ka-Band. Die Reichweite soll 75 km betragen.

An kleinkalibrigen Rohrwaffen sind zur Flugabwehr vier 30-mm-Gatling-Geschütze AK-630M vorhanden. Die sechsrohrigen Geschütze haben eine Kadenz von 5.000 Schuss pro Minute und eine Reichweite von 5.000 Meter. Sie sind beidseitig mit je einer Anlage vor der Kommandobrücke und im Bereich des Landedecks für Bordhubschrauber eingebaut. Zwei Feuerleitradare Bass Tilt in den vorderen Aufbauten dienen hier der Feuerleitung.

Die beiden Vierfachstarter für den Seezielflugkörper SS-N-22 Sunburn prägen maßgeblich das Aussehen des Vorschiffs. Der Flugkörper hat eine Einsatzreichweite von 120 km. Die Flughöhe liegt zwischen sieben und 20 Meter und seine Geschwindigkeit beträgt 780 m/s (Mach 2,6).

Zur Luftzielbekämpfung ist vorne und achtern jeweils ein System des Schiff-Luft-Flugkörpers SA-N-7 Gadfly vorhanden. Dieser Flugkörper hat bei 830 m/s (3 Mach) Geschwindigkeit eine Reichweite von 3,5 bis 30 km und ist mit einem Gefechtskopf von 70 kg bestückt. Die Lenkung erfolgt über einen semi-aktiven Radarsuchkopf. Für jeden Starter sind 24 Flugkörper an Bord vorhanden. Sechs Front Dome-Feuerleitradars dienen als Zielbeleuchter für die SA-N-7-Flugkörper. Zur U-Boot-Jagd sind eine Bugsonaranlage sowie achtern zwei sechsrohrige Raketenwerfer RBU 1000 vorhanden. Sie haben eine Reichweite von 1.000 Meter und eine Einsatztiefe von 500 Meter. Darüber hinaus kann ein U-Jagd-Hubschrauber mitgeführt werden. Dies ist in der Regel ein Kamow Ka-27PL "Helix". Für dessen Unterbringung steht in den achteren Aufbauten hinter dem Schornstein ein teleskopartig verlängerbarer Hangar zur Verfügung. Zwei 533-mm-Doppel-Torpedorohrsätze sind beidseitig auf dem Hauptdeck in Höhe des vorderen Mastes eingerüstet. Im vorderen Masttop ist unübersehbar die große Antenne aus der Fregat MAE-Serie zu erkennen. Hierbei handelt es sich um ein 3D See- und Luftraumüberwachungsradar, das auch als Top Plate bezeichnet wird. Die Anlage arbeitet im E-Band (2–3 GHz) mit einer Wellenlänge von 12 oder 15 cm und hat eine Reichweite von 300 km. Gegenüber Flugzeugen beträgt die Erfassungsreichweite 230 km und gegenüber Flugkörpern 50 km.

Antrieb

Projekt 956 ist mit zwei Hochdruck-Dampfturbinen ausgerüstet, die bei einer Gesamtleistung von etwa 75 MW eine Höchstgeschwindigkeit von rund 33 kn erlauben. Bei 18 kn Geschwindigkeit wird eine Reichweite von 4.500 sm angegeben. Der Vortrieb erfolgt über zwei Wellen mit Festpropeller. Zwei Dampfturbinen-Generatoren (je 1.250 kW) und vier Dieselgeneratoren (je 600 kW) erzeugen die elektrische Energie für das Bordnetz. Die Einsatzdauer beträgt 30 Tage und die Besatzung besteht aus rund 350 Personen.

Schiffe des Projekts 956

Nastoitschiwy im Juni 2005
KennungNameName
Englisch
Übersetzt
IndienststellungAußerdienststellungSonstiges
431Sowremenny (Современный)Sovremennyy
Der Moderne
19801998Abgewrackt 2003
417Ottschajanny (Отчаянный)Otchayannyy
Der Verwegene
19821998
474Otlitschny (Отличный)Otlichnyy
Der Ausgezeichnete
19831998
730Osmotritelny (Осмотрительный)Osmotritelnyy
Der Überlegte
19841997
439Besupretschny (Безупречный)Bezuprechnyy
Der Tadellose
19852003
720Bojewoi (Боевой)Boyevoy
Der Kämpferische
19862010[1]Pazifikflotte
743Stoiki (Стойкий)Stoykiy
Der Standhafte
19861998
415Okryljonny (Окрылённый)Okrylennyy
Der Beschwingte
19871998Abgewrackt 1999
778Burny (Бурный)Burnyy
Der Stürmische
1988Pazifikflotte
404Gremjaschtschi (Гремящий)Gremyashchiy
Der Donnernde
19882006[1]Nordflotte
715Bystry (Быстрый)Bystryy
Der Schnelle
19892022Pazifikflotte
420Rastoropny (Расторопный)Rastoropnyy
Der Behende
19892012[1]Nordflotte, 2021 in St Petersburg verschrottet[2]
754Besbojasnenny (Безбоязненный)Bezboyaznennyy
Der Unerschrockene
19902016[1]Pazifikflotte
406Besuderschny (Безудержный)Bezuderzhnyy
Der Ungehemmte
19912013[1]Nordflotte
405Bespokoiny (Беспокойный)Bespokoynyy
Der Unruhige
19922018[1]Baltische Flotte
610Nastoitschiwy (Настойчивый)Nastoychivyy
Der Beharrliche
1993Baltische Flotte
434Besstraschny (Бесстрашный)Besstrashnyy
Der Furchtlose
1994Baltische Flotte, 2004 in "Admiral Uschakow" umbenannt und zur Nordflotte versetzt

China Volksrepublik Volksrepublik China

Die Taizhou im Jahr 2005 in Sankt Petersburg.
KennungNameWerftKiellegungStapellaufIndienststellungBemerkungen
Projekt 956E
136Hangzhou (杭州)Severnaya Verf,
Sankt Petersburg
4. November 198827. Mai 199425. Dezember 1999Aktiv (Ostflotte), ursprünglich als Waschny (Важный) für die sowjetische/russische Marine gebaut
137Fuzhou (福州)22. April 198916. April 199920. November 2000Aktiv (Ostflotte), ursprünglich als Wdumtschiwy (Вдумчивый) für die sowjetische/russische Marine gebaut
Projekt 956EM
138Taizhou (泰州)Severnaya Verf,
Sankt Petersburg
3. Juli 200227. April 200428. Dezember 2005Aktiv (Ostflotte)
139Ningbo (宁波)15. November 200223. Juli 200427. Dezember 2006Aktiv (Ostflotte)

Literatur

  • С.С. Бережной: Советский ВМФ 1945-1995 Крейсера – большие противолодочные корабли, эсминцы (etwa: S.S. Berezhnoi: Sowjetische Marine 1945–1995 Kreuzer, große U-Jagdschiffe, Zerstörer). Moskau, 1995

Weblinks

Commons: Sowremenny-Klasse – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Stephen Saunders: ‘’Jane’s Fighting Ships, Edition 2015–2016’’. 2015. S. 696.
  2. http://www.shipspotting.com/gallery/photo.php?lid=3332384

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Nastojtshiwij DD610.jpg
Russian destroyer RFS Nastojtshiwij (Natoychiviy) (DD 610) is currently underway off the coast of Ventspils, Latvia, on June 6, 2005, participating in Baltic Operations (BALTOPS) 2005. In its 33rd year, BALTOPS is a maritime and land international exercise, co-hosted by Latvia and the United States, which includes 11 nations, 4,100 people, 40 ships, 28 aircraft and two submarines in the spirit of "Partnership for Peace (PFP)." BALTOPS 2005 improves interoperability with allies and PFP countries by conducting peace support operations at sea to include a combined amphibious landing and a scenario dealing with potential real world crisis.
Naval Ensign of the Soviet Union (1950-1991).svg
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Taizhou2005Sankt-peterburg.jpg
(c) Astrowikizhang aus der englischsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0
DDG 138 Taizhou -- the third of four Sovremenny class destroyers sold to China -- was delivered to the Chinese Navy in St. Petersburg in December 2005.