Sondergut

Als Sondergut bezeichnet die literarkritische Forschung zum Neuen Testament jene Texte der drei synoptischen Evangelien, die nur in einem einzigen Evangelium vorkommen, also ohne Paralleltext sind.

Statistische Angaben: A. M. Honoré, 1968[1]

Sondergut im Markusevangelium

Das markinische Sondergut besteht aus jenen Texten, die gemäß Zweiquellentheorie von Mt und Lk nicht übernommen worden seien (4,9 % des Textes bzw. 549 Wörter).[2] Zum Sondergut gehören:

  • Sabbat-Spruch (Mk 2,27 )
  • Das Urteil der Verwandten über Jesus (Mk 3,20–21 )
  • Gleichnis von der selbstwachsenden Saat (Mk 4,26–29 )
  • Heilung eines Taubstummen (Mk 7,31–37 )
  • Heilung eines Blinden (Mk 8,22–26 )
  • Zitat aus Jesaja 66,24 (Mk 9,48 )
  • Vom Salz (Mk 9,49 )
  • Notiz vom nackt fliehenden Jüngling (Mk 14,51–52 )
  • Verwunderung des Pilatus über den raschen Tod Jesu (Mk 15,44 )

Die Heilung eines Taubstummen und eines Blinden geschehen unter Einsatz von Speichel. Ihre Weglassung bei Mt und Lk wird meist psychologisch – als christologisch anstößig – erklärt. Sie kann mit der Zweiquellentheorie nicht erklärt werden.

Sondergut im Matthäusevangelium

Das matthäische Sondergut umfasst etwa ein Fünftel des gesamten Matthäusevangeliums. Zum Sondergut gehören:

Sondergut im Lukasevangelium

Das lukanische Sondergut umfasst etwa ein Drittel des gesamten Lukasevangeliums; zählt man auch einzelne Verse dazu, die inmitten anderer Texte stehen, sind es rund 45 Prozent. Darunter finden sich:

  • Die Verheißung der Geburt des Täufers (Lk 1,5–25 ), Der Besuch Marias bei Elisabet (Lk 1,39–56 ), Die Geburt des Täufers (Lk 1,57–80 )
  • Reise nach Betlehem, aufgrund einer Volkszählung, Geburt im Stall (Lk 2,1–8 )
  • Die Geschichte der Hirten (Lk 2,9–20 )
  • Das Zeugnis des Simeon und der Hanna über Jesus (Lk 2,21–40 )
  • Der zwölfjährige Jesus im Tempel (Lk 2,41–52 )
  • die gegenüber den beiden anderen Evangelisten stark ausgearbeitete Thematik der „Zöllner und Sünder“ (7,34 ; 7,36–50 ; 18,9-14 ; 19,1–10 ; 15,1–2 und die folgenden Gleichnisse vom verlorenen Groschen (Lk 15,8–10 ), vom verlorenen Sohn (Lk 15,11–32 ))
  • Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter (Lk 10,30–35 )
  • die Episode vom Schächer am Kreuz (Lk 23,39–43 )
  • die Emmaus-Erzählung (Lk 24,13–35 )
  • das Motiv der verachteten Samaritaner (Lk 10,29–37 ; 17,11–19 )
  • aber auch die besondere Rolle der Frau (vgl. die Notizen zu Maria Lk 2,19 ; 2,34 ; 8,1–3 u.ö.)

Siehe auch

Anmerkungen

  1. A. M. Honoré: A Statistical Study of the Synoptic Problem. Nov. Test. 10 (1968), S. 95–147. Probleme dieser Statistik werden diskutiert von John J. O’Rourke: Some Observations on the Synoptic Problem and the Use of Statistical procedures. In: David E. Orton (Hrsg.): The Synoptic Problem and Q: Selected Studies from Novum Testamentum. Brill: Leiden 1999, S. 134, ISBN 90-0411342-8.
  2. Eta Linnemann: Gibt es ein synoptisches Problem?, VTR, Nürnberg 1999, S. 86.

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Diagramm der Beziehungen der Synoptischen Evangelien, diagramm of synoptic relations. Source of data: Honoré, A. M. (1968), A statistical study of the synoptic problem. Nov. Test. (No. 10), p. 95–147.